Piz Lad (2808 m) - als Dreiländertour geplant

Geplant war eine richtig ausgefeilte Dreiländer-Tour: Aufstieg von Reschen (I) auf den Piz Lad, dann Abfahrt um dessen Nordflanke zum Dreiländerpunkt. Dann weiter an Grün- und Schwarzsee vorbei, also quasi quer durch Österreich, zur Forststrasse, die nach Sclamischot/Strada (CH) hinunterführt.

So fuhr ich erst mit der Bahn nach Scuol und dann mit dem Bus nach Martina und anschliessend via Naufers (A) nach Reschen (I). Die Strecke Martina - Mals wird von einer Südtiroler Firma anscheinend im Auftrag von oder in Zusammenarbeit mit der CH-Post betrieben, CH-Tageskarten sind gültig. Die Hilfsbereitschaft des Fahrers orientierte sich jedoch klar am italienischen Verständnis von öffentlichem Dienst.

Im Unterengadin war der Himmel bedeckt, erst sah es so aus, als wäre eine Bergtour gar nicht möglich. Und die Schneegrenze ist seit der Tour auf den Piz Chavalatsch unglaublich schnell gestiegen.
In Reschen sah das Wetter schon besser aus, aber eine steife Bise drückte ständig Nebel an die Bergflanken. Doch die Nacht war anscheinend bis in grosse Höhen viel zu warm: Der Schnee war nicht nur nicht gefroren, sondern durch und durch nass.

Der Weg zur Reschneralp ist gut markiert. Am Anfang folgt er einem Kreuzweg, dann einer Fahrstrasse. Bis zur Alp scheint die Strasse mit Pistenfahrzeugen befahren zu werden, wo man der Strasse folgt, war die mit Ski noch überall gut zu begehen/befahren.

Ab der Reschneralp folgt man weiter dem markierten Weg, der anfangs fast eben verläuft. Weiter oben ist das Gelände offen und kann (mit Ski) überall begangen werden. Seslat (ca. 2300 .. 2500 m) ist eine hügelige Hochfläche. Auf etwa 2500 m muss man sich entscheiden. Der Sommerweg führt nach rechts durch ein steileres Stück (ca. 35°) auf die Südwestflanke zum Vorgipfel. Der andere nach links durch eine Mulde zu P. 2745 hinauf. Aus den erwähnten Gründen - tiefgründig nasser Schnee mit Tendenz zu entsprechenden Rutschungen - habe ich die Mulde gewählt. Das ging weit einfacher als erwartet.

Auf dem Grat geht es dann zu den drei Gipfeln P. 2789, P. 2808 und P. 2807. Das war stellenweise heikel. Wie dieses Jahr häufig zu sehen, hat es auch hier Wächten nach beiden Seiten. Es muss also Stürme aus Süd und Nord gegeben haben. Das macht die Spuranlage bei losem Schnne selbst auf einem breiten Grat noch anspruchsvoll.

Endlich auf dem vordersten Gipfel, stand ich voll im Nebel. Eine Nebel-Abfahrt bei guten Verhältnissen ist machbar. Und eine Pfluderabfahrt durch einen steilen Hang bei guter Sicht kann man riskieren. Aber eine Kombination: für mich zu heikel. Also alles zurück und bei der Aufstiegsspur abfahren.

Das alles war schon zeitraubend. Doch jetzt wäre noch die Schlaufe zum Dreiländerpunkt gekommen. Bei hartem Schnee durch die Nordflanke abfahren, das wäre perfekt gewesen. Doch bei diesen Verhältnissen: keine gute Idee. Ich musste den Plan fallen lassen.

Der Abfahrt bin ich übrigens zwei Mal gestürzt. Einmal ist ein Ski einfach durchgesackt, einmal hat der Pfluder so hart gebremst, dass ich aus beiden Ski gleichzeitig "ausgestiegen" bin: Soviel zum Fahrspass.

In Reschen drunten habe ich am oberen Ende des Skiliftes den Falmiurbach überquert, der via Inn-Donau ins Schwarze Meer fliesst. Und am unteren Ende des Skiliftes den oder die (?) Etsch. Dafür braucht es hier nicht einmal eine Brücke, ein Schritt reicht.

Da ich reichlich Zeit hatte, bis der Bus fuhr, gab es beim Mohren (politisch krass unkorrekt!) einen Snack und eine Hopfen-Kaltschale.

Bisher war der Piz Lad nur als Sommer-Kurzwanderung ab der Reschneralp in HIKR erfasst. Das wird Berg und Gegend nicht gerecht. Er bietet - bei besseren Verhältnissen - eine lohnende Skitour. Und im Sommer kann er von allen Seiten auf markierten Wegen erreicht werden.

Dass ich meine Planung in den Sand gesetzt habe, wurmt mich - trotz vermutlich vernünftigen Entscheidungen - natürlich mächtig ..