The Fog - drüber, drunter, aber meist mittendrin


Publiziert von ZvB , 25. Februar 2018 um 09:04.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Rofangebirge und Brandenberger Alpen
Tour Datum:24 Februar 2018
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1280 m
Abstieg: 1280 m
Strecke:16km (18,6km)
Kartennummer:wanderreitkarte PUNKT de

Der Veitsberg war ein Vorschlag aus Frau Weckers Schneesschuhführer. Wie man daraus eine elegante Runde über Frechjoch und Thalerjoch machen kann, ist ein Vorschlag von Luidger. Der Wetterbericht versprach bis zu sechs Sonnenstunden und hat sich geirrt. Irren ist somit auch die Überschrift über dem Abendteuer, das der Abstieg heute für mich bereitgehalten hat.

Gleich am Beginn schaffe ich heute den ersten Verhauer und laufe schnurstracks am Abzweig vorbei. Schweinerei, dass es keine Hinweisschilder auf die Wegweiser gibt.
Der Aufstieg zur Veitsalm entschädigt dafür mit seiner Gemütlichkeit. Nach einer Stunde ist man dort (WT2) und gleich im Nebel. Deshalb lieber gleich weiter, weil ja oben die Sonne wartet. Zunächst wird der Nebel aber nochmals dicker und es ist schon ein bisschen schwierig der vom Rauhreif bedeckten Aufstiegsspur zu folgen. Je höher ich gelange desto mehr kann sich die Sonne durchsetzen. Nur eine Stunde mehr (WT2) und der Veitsberg ist erreicht. Ein eiskalter Wind befreit den Gipfel vom Nebelkleid. So werden die außerordentlichen Fernblicke freigegeben.

Normalerweise könnte man am Veitsberg auch einfach umkehren, aber mein manischer Rundwegzwang drückt mich in Richtung Frechjoch. In der windstillen Senke zwischen Veitsberg und Frechjoch kann ich meine Finger wieder spüren. Warme und zugleich fototaugliche Handschuhe gehören unbedingt auf meinen Wunschzettel!
Problemlos und bei phantastischer Aussicht ist das Frechjoch schnell und einfach (WT2) erreicht. Das Kreuz steht schief. Wenigstens ist es in dieser unvorteilhaften Haltung mit Drähten fixiert.

Das nächste Ziel, das Thalerjoch, ziert sich etwas hinsichtlich der Sichtbarkeit. Immer wieder umspülen die Wolken seinen Gipfel und so wird der Übergang dorthin auch schon unbequemer. Das Gelände wird steiler (WT3). Ab und an trägt der Harschdeckel auch nicht mehr so gut. Dann bricht mindestens ein Schneeschuh ein und verheddert sich im unterirdischen Latschenurwald. Ansonsten hält das Thalerjoch keine Überraschungen mehr bereit, nicht einmal einen überraschenden Ausblick. Laut Wetterbericht müsste hier und jetzt alles sonnendurchflutet, ja geradezu sonnenüberflutet sein ...

Eine halbe Stunde und vier lauwarme Tassen Tee drücke ich mich noch am Thalerjoch herum und warte auf besseres Wetter. Dann gebe ich auf und mache mich an den Abstieg. So ohne Sicht wird das schwierig. Zudem haben die Alpenvereinskarten an dieser Stelle ein Loch und mein Garmin wird mir nicht viel helfen. Es soll da einen Wegweiser geben, bei dem man sich nach OSO wenden könnte, um die Thaleralm zu erreichen.

Tja, der Wegweiser ist wohl eingeschneit oder gar ein Fake. Die Sicht wird zunehmend schlechter und mein innerer Kompass ist ebenfalls nicht kalibriert. Deshalb wird aus OSO einfach S. Als ich meinen Fehler bemerke, hilft mir google auf die Sprünge. Den Rückweg mit erneutem Anstieg muss ich jedoch alleine bewältigen. Für die Korrektur von Verhauern gibts noch keine App...

So, jetzt nochmal alles richtig gemacht ... statt OSO wirds dieses Mal leider nur SO. Dieser Fehler lässt sich zwar weiter unten korrigieren, aber leicht ist das alles nicht (WT3). Die Sicht beträgt mittlerweile Null. Blackout im Whiteout. Nicht einmal die Gebäude der Thaleralm lassen sich erkennen, ganz zu schweigen die Almstraßen. Das Auge ist getäuscht und liefert eine falsche Erwartungshaltung bezüglich der sensomotorischen Bodenwahrnehmung der Füße an das Gehirn. Das ist alles nur noch ein lahmes Tasten und Stolpern. Eigentlich müsste ich jetzt langsam Angst bekommen...

Einen kühlen Kopf zu bewahren ist ob der eisigen Temperaturen sehr leicht. Die Entscheidung fällt gegen die Erweiterung des Abendteuers mit seiner langwierigen Suche nach der Riedenbergalm im dichten Nebel des Grauens und einem kurzen, schnellen Abstieg zum Parkplatz.
Stattdesssen heißt es weiter nach unten, unter den Nebel und zu den vermeintlich leichteren Forststraßen des Waldgürtels. Der Weg ist zwar deutlich weiter, aber auch deutlich sicherer.
Die Gemsen schauen dem ganzen Schuspiel nur kopfschüttelnd zu. Ihr Fauchen verrät mir, dass ich hier und heute nicht länger hergehöre.

Nach einer gefühlten Ewigkeit sitze ich endlich im Auto. Eigentlich wollte ich hier vor zwei bis drei Stunden schon sein. Der Hunger treibt mich heute in die Arme einer amerikanischen Schnellrestaurantkette. Was ich nun brauche ist fast food, aber ganz flott, sonst werde ich noch fast and furious ...

Resümee: Die Erweiterung von Frau Weckers Schneeschuhtour auf den Veitsberg um Frechjoch und Thalerjoch ist lohnendswert. Und weil dieser Übergang so schön ist, sollten potenzielle Nachahmer in Erwägung ziehen, ob ein Abstieg auf dem Anstiegsweg nicht günstiger wäre, als die mit Schneeschuhen heiklen Hangquerungen zu Thaleralm und Riedenbergalm.

Wie immer gibt es auch Fotos, weil Worte gar nicht beschreiben können, was man bei Nebel so alles sieht oder auch nicht...

Tourengänger: ZvB


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