Hochschelpen – Piesenkopf Rundtour


Publiziert von schimi , 27. März 2018 um 14:12.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 6 Januar 2018
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 

Schon die Anreise ist heute Morgen eine Freude!

Bei glasklarem Himmel, einer goldgelb aufgehenden Sonne und feuchtkalten Nebelbänken in den Senken fahren wir von unserer Pension in der Nähe von Oberstaufen zum nahen Riedbergpass. Zuerst zweifeln wir noch ein wenig – heute eine Schneeschuhtour? In den letzten Tagen ist hier im Allgäu fast der gesamte Schnee weggetaut. Man könnte definitiv keinen Wiesenspaziergang machen. Jede Senke ist mit Schmelzwasser gefüllt und die Wiesen sind vollgesogen wie ein Schwamm. Einzig der Hochgrat mit seiner steilen Nordseite zeigt ein weißes Outfit.

Ich denke während der Fahrt, wir werden schon ein wenig Schnee finden um die Schneeschuhe benutzen zu können. Spätestens als wir Hittisau passiert haben, und es zum Riedbergpass kontinuierlich hinauf geht ist aber klar, dass es heute gut werden wird. Mit jeder Minute wird die Schneedecke ein klein wenig mächtiger. Als wir durch Balderschwang hindurchfahren sind wir aber doch überrascht wegen der vielen Skifahrer. Die Pisten sehen "runtergeritten" aus und an vielen Stellen sehen wir braune Stellen. Da werden wir es sicher besser haben.

Wir fahren noch am Schwabenhof vorbei und am Ende der langen Gerade ist rechterhand eine Bushaltestelle (Scheuenalpe) und eine Wendeplatte für Räumfahrzeuge. Dort beginnt unsere Tour auf den Hochschelpen und den Piesenkopf. Die hier parallel verlaufende Loipe bildet einen idealen Einstieg für unsere Tour. Zunächst wandern wir ein paar Schritte an der Loipe entlang in Richtung Riedbergpass. Gleich folgt eine Brücke, auf der in erster Linie Vorsicht wegen der vielen Langläufer geboten ist. Danach zweigt schon eine Schneeschuhspur von der Loipe ab und verläuft dann räumlich getrennt von den Skiläufern. Im rechten Winkel von der Straße weg kreuzen wir nun den Talgrund und wandern auf einer vielbegangenen Spur in Richtung Südwesten.

Bald haben wir die Loipe hinter uns gelassen und finden uns auf einem wenig ansteigenden breiten Fahrweg wieder. Viele Leute sind heute unterwegs. Zu den unzähligen Langläufern kommt ein Bus voller Schneeschuhgeher, die auch unsere Richtung eingeschlagen haben. Wir lassen uns Zeit, damit wir nicht in der Horde gehen müssen. Nach einigen weiteren Minuten verlassen wir die Schneeschuhspur, die wohl auf den Piesenkopf führt. Unser Weg führt mit einer Kehre nach rechts und die dortige Schneeschuhspur ist kaum begangen worden. Offensichtlich ist der leichtere Hochschelpen nicht das Hauptziel der Bergwanderer.

Uns freuts; jetzt sind wir alleine. Die Steigung bleibt gemütlich im weiteren Anstieg, im Sommer ist es wohl ein Wirtschaftsweg. Nach einer weiteren Geraden kommen noch zwei oder drei kleinere Kehren, dann scheint der Fahrweg ein Ende zu haben, denn es geht nun links weg und über freies Gelände direkt nach oben. Viele Spuren finden sich hier plötzlich und verteilt auf einer Breite von etwa 10 Meter, aber nur eine Richtung; direkt zum Gipfel. Gleich können wir zwischen den Bäumen auch schon einen kahlen Buckel in der Sonne sehen. Aber das Ding am höchsten Punkt ist kein Gipfelkreuz sondern nur ein Wegweiser, also wird es von dort noch ein wenig höher gehen.

Nach ein paar Minuten bleibt der Wald zurück und wir erreichen den flachen Rücken, den wir eben sahen. Die Schneedecke ist extrem zerfurcht vom Regen, der also auch bis hier oben herauf auf 1500 Meter gereicht hat. Von besagtem Wegweiser sind es noch ein paar weitere Schritte nun fast ohne Steigung, dann haben wir das Gipfelkreuz erreicht. Ein paar andere Leute sind auch hier, aber der Gipfel ist sehr geräumig, so haben wir alle sehr viel Platz.

Nach einer schönen Pause biegen wir vom Gipfel nach Südwesten ab in Richtung Hörnlein. Hier sind fast keine Spuren mehr zu sehen. Wenige Skifahrer waren bisher auf der Route aber vor ein paar Minuten sind drei Schneeschuhgeher in diese Richtung gestartet, die auch auf dem Gipfel waren. Direkt vor dem Hörnlein sind wir etwas unentschlossen, ob wir nun links- oder rechts herum um die kleine Anhöhe gehen sollen, gerade über den Buckel ist keine Option. Ich sondiere ein paar Schritte nach rechts und entscheide dann, dass es links herum bessergehen muss.

War auf dem Gipfel die Schneedecke noch bretthart, wurde sie auf den letzten Metern auf dem bewaldeten Rücken weicher. Nun steigen wir also links am Hörnlein an einem Einschnitt ziemlich direkt nach unten. Der Schnee ist hier nun reichlich knietief und das Spuren fällt mir schwer.

Als es flacher wird, dort wo das Wildschutzgebiet beginnt, biegen wir nach Süden ab, um ziemlich genau zwischen Rehköpfl und Hörnlein hindurchzugehen. Dort unten treffen wir auf die drei Schneeschuhgeher, die sich hinter dem Hörnlein wohl verstiegen haben. Ich bin froh, dass wir mit dem GPS immer genau wissen wo wir sind, denn ich habe keine Lust bei dem tiefen Schnee hier Extrameter zu spuren. Die drei lästern ein wenig (mit GPS kann es ja jeder), sehen aber gleich ein, dass sie mit ihrer Landkarte den Kürzeren gezogen haben. Sie folgen uns und unserer Spur und wir gehen ein paar Minuten gemeinsam.

In der Tat waren wir froh über das GPS, denn wir waren verleitet der kleinen Lichtung zu folgen, die uns bergab und in die Irre geleitet hätte. Geradeaus die Höhe haltend und nach ein paar Metern Anstieg dann links schwenkend kommen wir sehr zielsicher direkt auf den Scheuenpass (GPS sei Dank!). Unsere drei Mitläufer bleiben ohne viel Worte zurück, entscheiden sich wohl für den Abstieg vom Scheuenpass um der baldigen Nacht zu entgehen.

Wir sehen schon auch, wie spät es ist, denn das Licht bekommt schon den warmen Ton der untergehenden Sonne. Wir halten kurz inne und taxieren den weiteren Weg. Natürlich möchten wir auf den Piesenkopf, aber der Weg im tiefen Schnee und im teilweise dichten Wald hat einiges an zusätzlicher Zeit benötigt. Wir rechnen noch mit etwa 40 Minuten auf den Gipfel und insgesamt eineinviertel Stunden plus Gipfelrast bis hierher zurück. Wir beschließen einen zügigen Aufstieg.

Der Weg führt fast direkt nach Westen, und so laufen wir mit der Sonne im Rücken und länger werdenden Schatten auf sanft ansteigender Route. Der Schnee bekommt eine wunderbare Tönung, aber die Zeit drängt natürlich etwas, schließlich ist es der 6. Januar – die Tage sind noch kurz. Also nicht Schlendern, sondern etwas Konditionstraining. Wir halten auf der großen Lichtung auf den linken unteren Teil des Gipfelrückens zu, so zeigt es auch die Beschilderung. Am Rücken angekommen biegen wir gleich nach rechts und steigen Richtung Süden den Rücken auf einer guten Spur nach oben.

Das Finale wird dann unvermittelt ganz schön spannend. Zum vermeintlichen Gipfel geht es auf etwa 30 Metern richtig steil in die Höhe. Wir sind froh um unsere MSR-Schneeschuhe. Ich glaube mit billigen Plastiktretern hätten wir uns deutlich schwerer getan. Es ist aber noch nicht der Gipfel, als es wieder flacher wird, sehen wir, dass wir noch etwa 100 Meter bis zum höchsten Punkt haben. Von Norden ansteigend spüren wir bereits das blaue Licht des kommenden Abends.
Als wir am Gipfel sind empfängt uns die untergehende Sonne mit Ihrem warmen Licht und wir sind augenblicklich total entzückt. Am liebsten würde ich nun ein wenig die Zeit anhalten. Wir sind logischerweise alleine am Gipfel, sind es doch höchstens noch 30 Minuten, bis die Sonne sich verabschiedet. Wir bleiben etwa 10 Minuten und genießen die Bergschau und das Licht intensiv. Dann gehen auf der gleichen Route wieder nach unten und sputen uns, soviel Strecke wie möglich im Tageslicht zurückzulegen.

Zum Scheuenpass zurück geht es wirklich schnell, sind es ja auch nur ca. 200 Höhenmeter bergab. Dort biegen wir nach Norden ab, und mit dem vom Pass beginnenden Abstieg wird es schlagartig dunkler. Nach einer ersten Strecke mit flacher Spur kommt im Mittelteil ein Abstieg in steiler Spur und noch etwas steilerem Gelände. Gut das wir hier noch ein wenig Licht hatten, was nun kommt sollte keine Schwierigkeiten mehr bereiten.

Nach wenigen flachen Metern kommen wir wieder auf die Spur, die wir heute Vormittag in einer Rechtskehre zum Hochschlepen verlassen hatten. Jetzt ist uns der Weg bekannt, in etwa einer halben Stunde sollten wir wieder an unserem Startpunkt sein. Auf diesem letzten Wegabschnitt beobachten wir nur noch das dunkel werden.  Mit dem Schnee auf dem Untergrund bleibt aber immer so viel Restlicht, dass wir keine Stirnlampen benötigen.

Lediglich als wir auf die Loipe zurückkommen müssen wir noch einmal aufpassen, denn die Pistenraupen sind unterwegs, um die Infrastruktur für den nächsten Tag wieder herzurichten. Unser Auto steht vollkommen verlassen am Wegesrand wo heute Morgen kaum ein Platz zum Abstellen war. Ein erfüllter Tag geht zu Ende, und auch ohne große technische Schwierigkeiten wir es eine unvergessene Tour bleiben!

Tourengänger: schimi


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»