PLZ 6746 und der Abstand zu Lavorgo! Ein kleines Wortspiel.

... es schneite in Göschenen. Mein Aufbruch aus Basel erfolgte wie gehabt, ein Donnerstag. Um kurz nach Acht. Noch verharrt das Licht halbwegs verborgen. Die Strassen nass und das Gewusel am Bahnhof irritierend. Die Schalterhalle in Basel ist zurzeit kein Ort des gewünschten Aufenthaltes. Man muss durch, aber wenn es sich vermeiden lässt, dann wähle ich den südlichen Eingang, im Gundeli: Tramhaltestelle SBB Bahnhofeingang Gundeldingen. Wie auch hier bekannt, habe ich meinen reichhaltigen Lesestoff im obligaten Plastikbeutel dabei – seit ein paar Wochen auch Exemplare der „Zeit“, die immer noch unhandlich daher kommen, hingegen es spielend schaffen, sich ihr hinzugeben. Auch wenn die NZZ mein Lieblingsblatt ist, die „Zeit“ lohnt immer wieder mal ein Zwischendurch. Sie ist auch die Quelle meines Sprachgefühls, meine Lust am Schreiben hat sie massgeblich mitgeprägt, ein Lob der „Zeit“!
 
... immer noch halten die Züge von und ins Tessin in Luzern 15 Minuten. Daran hat der Fahrplanwechsel nichts geändert. Bei so viel Zeitungslektüre verpasse ich manchmal die Lichtstimmungen. So auch am Zugersee – linkerhand sind die Mythen noch in einer Watteschicht verpackt – es schneit. Schliesslich am Urnersee sortiere ich meine verbliebene Lektüre und schiebe den Rest in den etwas ramponierten Rucksack, deren Reissverschlüsse nun nach einem Jahr Gebrauch auch nicht mehr funktionieren. Bei Jacken lasse ich solches nicht zu!
 
... in Erstfeld steige ich in den RE 4321 (Erstfeld --> Lugano). Man beachte die Destination: der RE fährt nicht automatisch nur nach Lugano, sondern auch nach Bellinzona und einzelne dann aber bis Mailand. Woran sich da die SBB orientiert, entzieht sich noch (...) meiner Kenntnis. Auch habe ich bisher noch keine Erfahrung sammeln können, warum in Spitzenzeiten, am WE, nur eine Einheit unterwegs ist – die Auflistung der Zugskomposition von z. B. Zug 4321 wird hier dargestellt. Zugnummer aus dem Fahrplan extrahieren und schon kommt das Bild. Diese Seite kann ich auch allen Ferrophilen auf hikr. empfehlen.  Während meiner Freistellungszeit 2005/7 bin ich wöchentlich ins Maggiatal gefahren, hatte ich auch damals meine Zeitungslektüren dabei, und las diese unterwegs durch. Die etwas andere Reisegeschwindigkeit des RE erlaubt es, bedeutend mehr wahrzunehmen. Die grösseren Fenster im FLIRT tragen da entscheidend dazu bei, deswegen würde ich aber auch empfehlen... für Smartphonisten (...) sämtliche Fenster im ÖV zuzukleistern, denn wozu braucht es Fenster, wenn nicht mehr nach draussen geschaut wird!
 
... in Göschenen schneite es, als nicht auf Gleis 1, sondern an Gleis 2 Pfaelzer zustieg. Er hatte beinahe die gleiche Reisezeit durchs Goms via Andermatt nach Göschenen hinter sich gebracht wie ich von Basel. Auch Wolfgang  ist ein Ferrophiler.  Seine Fahrscheine bezieht er online, ohne GA, nutzt er die Einzeltickets.

... am Vorabend reservierten Tisch in Lavorgo bei Defanti werden wir händeschüttelnd von der Gastgeberin empfangen und an einen Tisch im hintern Teil des Speisesaals geführt. Ich bezeichne die Besuche bei Defanti als Entdeckungsreise und Lustgewinn in einem. Ein Lokal m. E. der Spitzenklasse. Das Restaurant ist berühmt für seine fantasievolle und kreative Küche, welche Tradition, Regionalität und Innovation verbindet. Das Intérieur ist erfreulicherweise nicht dem Drang nach Bestechlichkeit und der Moderne zum Opfer gefallen, Jugendstilelemente helfen dabei.  Sogar ein Wurlitzer steht noch dort. Auch hier kann an Wochentagen bereits für 13 Franken ein Tagesteller bestellt werden – seit einiger Zeit weiss ich auch, dass ennet des Gotthards solche Preise durchaus  an der Tagesordnung sein können: z. B. bei den Betrieben der Gemeinschaftsverpflegung (Kantinen z. B. auch der SBB).  Wolfgang kam kaum aus dem Staunen heraus....
 
... Wolfgang ist  Akteur, ich bin jetzt im ersten Jahr meiner Erwerbslosigkeit (als Rentner) noch nicht ganz soweit. Aber durch ihn, oder auch Tobi und Andreas sind sie meine Anstupser. Wir spazieren daher bis zur Rückfahrt noch eine ¾ Stunde hinüber nach PLZ 6746, links und rechts der Strassen und Wege bis zu einen Meter hohe Schneewälle, teils durch den Strassendienst entstanden.  Wer nach Chironico fährt, fährt hier durch...
 
... an der Hauptstrasse sind Räumungsfahrzeuge unterwegs.  Die Palmen in einer Seitenstrasse passen so gar nicht ins Bild. Am Bahnhofsplatz zeige ich Wolfgang die Statuen der Osterinsel (...). Wir nehmen auch noch die seltenst genutzte Unterführung und vertreten uns noch ein paar Sohlenlängen beim Kraftwerk.
 
... diese Tour steht ausschliesslich im Fokus Touren und Tafeln! Meine Kamera verblieb im Rucksack, diesmal stehen Wolfgangs Bilder im Zenit. Ganz lieben Dank für den Anstupser und die Begleitung.
 
Gourmessa mit Wolfgang