Lesen ist Silber, selber Gucken auch (IIb)


Publiziert von lainari , 13. Dezember 2017 um 21:06.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum: 3 Dezember 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:11 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD bis Hrob (Zug nur am Wochenende, Zugverkehr Richtung Moldava derzeit nur bis Dubí, Busersatz zwischen Osek und Moldava, Dauer vsl. bis Herbst 2018)
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 6 Krušné hory - Teplicko

Historischer Silberbergbau bei Hrob (Klostergrab), westlicher Teil
 
Trocken-kaltes Winterwetter ermöglicht mir die Fortsetzung der Erkundung des Klostergraber Silberbergbaues. Heute widme ich mich dabei dem westlichen Teil mit den Tälern Šantorovo údolí, Křižanovské údolí und Domaslavické údolí. Ich fahre nach Hrob - nádraží (Klostergrab - Bahnhof) und parke dort.
 
Šantorovo údolí:
Ausgehend vom Bahnhof laufe ich auf einer Anliegerstraße zur Mündung des Šantorovo údolí hinüber und erkunde im unteren Bereich des Tales die Flanke der Královská výšina (Königshöhe). Laut Bergschadenskarte liegen hier die Objekte 201 und 202. Die Altbergbauspuren sind durch Landwirtschaft, Gartengrundstücke und Überbauungen recht stark verwischt. Am Ende der Ausdehnung des urbanen Gebietes im Tal befinden sich zwei Brunnenschächte die möglicherweise aus alten Bergbauanlagen gespeist werden. Ich wende mich wieder talwärts und gehe unter der Eisenbahnbrücke hindurch in die Stadt. Am Marktplatz von Hrob (Klostergrab) biege schräg nach rechts ein und gehe später stadtauswärts nach Křižanov (Krinsdorf).
 
Křižanovské údolí:
Nach Überquerung der Hauptstraße 27 passiere ich einen Teich und ein Sägewerk. Gleich nach der Eisenbahnbrücke ist rechts des Weges eine einstige Stollenanlage sichtbar. Unterhalb des Mundloches ist das Gelände von austretendem Wasser stark vernässt. Möglicherweise befindet sich hier das Bergwerk, welches vom Theresia-Erbstollen entwässert werden sollte. Johann Jokély schreibt dazu im Jahrbuch der k.k. geologischen Reichsanstalt“ IX. Band 4. Heft von 1858, dass dieser vom Stollen einer Kohlenzeche bei der Wiesenmühle in Wernsdorf angesetzt worden sei. Im weiteren Text klingt es so, als sei man dabei nur schleppend vorangekommen. Nach meiner Messung wären dies 1,5 km Luftlinie unter dem ganzen Ort hindurch bis zum ersten in Frage kommenden Bau im Krinsdorfer Grund. Er empfahl zudem das Problem schneller und günstiger mit einer Wasserkunst zu lösen. Der Talboden ist dann auch oberhalb von diversen Teichen geprägt, die einst dem Antrieb von Pochwerken gedient haben dürften. Mit leichter Steigung wandere ich auf einem Forstweg den Křižanovské údolí (Krinsdorfer Grund) hinauf. Im mittleren Talbereich weist die Bergschadenskarte die Objekte 204-215 aus. Am orografisch linken Hang sind vier davon auszumachen, am rechten Hang ist ein intensiver bebautes Gebiet zu entdecken. Quer zum Tal wurde hier etagenartig über Stollen und Schächte eine Gangstruktur ausgebeutet. Alle einstigen Mundlöcher sind jedoch verbrochen/verwahrt. Mit Erreichen des Höhenrückens kreuzt eine weitere Gangstruktur, welche etwa neun größere Tagebaue und Schachtpingen aufweist. Ihre Tiefe lässt vermuten, dass diese Linie von einem Stollen unterfahren wurde. Damit ist der Bereich der größte und interessanteste der heutigen Erkundung. Ursprünglich wollte ich nun auf einem Flurweg nach Křižanov zurücklaufen, beschließe aber spontan über den Höhenrücken ins nächste Tal abzukürzen. Ich finde einen passenden Flurweg und laufe mit nur wenig Höhenverlust an der Talflanke in den Domaslavické údolí (Deutzendorfer Grund).
 
Domaslavické údolí:
Auf dem Talweg angekommen, ist nun das Gelände schneebedeckt. Im mittleren Talbereich befinden sich bei einer Wildfütterung drei verbrochene/verwahrte Mundlöcher. Zwei davon sind jenseits des Baches. Die Bergschadenskarte weist hier die Objekte 220-222 aus. Noch ein Stück talaufwärts entdecke ich kurz nach der Schutzgebietsgrenze des Naturschutzgebietes eine weitere Haldenschüttung und ein verbrochenes/verwahrtes Mundloch (Objekt 223). Hier drehe ich um und trudele talwärts hinunter. Im unteren Talbereich fällt mir im Bereich einer Wegbrücke eine nicht verzeichnete Anlage auf. Kurz unterhalb folgt dann erwartungsgemäß das Objekt 218. Direkt am Talausgang vor der Bahnstrecke ist links eine ebenfalls nicht verzeichnete Anlage auszumachen. Nun bin ich wieder in Křižanov angekommen und gehe entlang der vom Hinweg bekannten Route zurück zum Bahnhof Hrob.
 
Ausblick:
Bei der Erstellung der Tourenberichte zum Klostergraber Silberbergbau habe ich dann doch noch zusätzliche Informationen gefunden. Der ursprüngliche Bergbau ging demnach ausgehend vom Stadtzentrum in den Höhenzug hinter dem Bahnhof hinein. Ein wichtiges Areal war dabei die Königshöhe (Královská výšina). Am Marktplatz Tržní náměstí mündeten einst der Stollen der Grube Českoněmecký dům (Deutsch-Böhmisches-Haus) und der Alte Baderei Stollen (Stará lázeňska štola) ins Freie. Bei einem Stadtumbau wurden die Mundlöcher zurückgezogen und die überwölbten Röschen gemeinsam über einen Kanalschacht in die öffentliche Kanalisation eingebunden. So liegt der Zugang zu beiden Anlagen heute unsichtbar unter einem normalen Kanaldeckel der Straße Horní verborgen. Ein weiteres von mir nicht erkundetes Gebiet wird an der linken Talflanke des Mikulovské údolí verortet. Dies zeigt, dass die Erkundung von Altbergbau keinen Abschluss findet, immer wieder wird man neue Erkenntnisse und Informationen über vermeintlich erforschte Regionen erhalten.
 
Die pausenbereinigte Erkundungszeit betrug 4 h 15 min. Die Tour ist als T2 zu bewerten.
Die absolvierte Strecke ist teilweise weglos und bis auf die Strecke Domaslavické údolí - Hrob unmarkiert.
 
Informationsquellen:
Detailkarte: archivnimapy.cuzk.cz
Bergschadenskarte

Tourengänger: lainari


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