Zufrittspitze (3439 m) in Begleitung eines Zickleins


Publiziert von DiAmanditi , 4. Januar 2018 um 18:33.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:17 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 

3439 Meter - Das ist schon eine ziemliche Höhe, von der nicht selbstverständlich ist, dass sie im Rahmen einer vergleichsweise einfachen Tagestour gut erreicht werden kann. Die Rede ist von der Zufrittspitze, einer formschönen Felspyramide, die sich zwischen Ultental und Martelltal im Zufrittkamm erhebt. Es führen zwei Wege zum Gipfel, und zwar Weg Nr.17 aus dem Martelltal und Weg Nr.140 aus dem Ultental. Die beiden Steige treffen sich auf einem teils firnbedeckten Joch etwas südlich des Gipfels, von dem über den Südgrat in leichter Kletterei der höchste Punkt der Zufrittspitze erreicht wird. Wir jedenfalls hatten für den heutigen Bergtag die Route aus dem Ultental ausgewählt - und wurden dabei nicht nur von menschlichen Bergsteigern begleitet...

Weil die Zufrittspitze sich im hintersten Ultental befindet, ist als Ausgangspunkt der Weißbrunnsee im Talschluss am besten geeignet. An der Unteren Weißbrunnalm endet die Straße und der Wanderweg zur Höchsterhütte und Zufrittspitze beginnt. Dieser ist gut ausgeschildert und führt uns in den schönen, lichten Lärchenwald, wo es nun mit langsam zunehmender Steigung bergwärts geht. Bald überschreiten wir die Waldgrenze und die Aussicht auf den landschaftlich sehr eindrucksvollen Ultener Talschluss wird immer besser, der Blick schweift stets nach oben zu den Wänden der Vorderen Eggenspitze und der von Matten bedeckten Steilstufe vor dem Grünsee, hinter der der eigentliche Aufstieg beginnt.

Jene Steilstufe wird jedenfalls vom Weg ziemlich gut an der Seite umgangen und wir stehen an der Staumauer, hinter der in einem Meer aus Schutt eingebettet der Grünsee mit der schönen Höchster Hütte liegt. Hier verlässt man die Vegetation, ab jetzt kommt nur noch Schutt mit vereinzelten Gräsern. Die ersten Meter des weiteren Aufstiegs beginnen mit der fast ebenen Querung des Hanges oberhalb des Sees. Nach kurzer Zeit trifft man auf eine Kreuzung, an der es links zur 3443 Meter hohen Hinteren Eggenspitze und rechts zur Zufrittspitze geht. Wir wandten uns hier unserem Ziel nach rechts zu und wanderten über die nun immer größer werdenden Felsblöcke in einen Talkessel hinein. Wenn man sorgfältig auf die Markierung achtet, kommt man gut voran und gewinnt immer mehr an Höhe. Irgendwann leiten die Farbtupfer nach rechts in eine von ziemlich großen Felsbrocken bedeckte Rinne, in der man nun in mäßiger Steigung weiterkraxelt.

An dieser Stelle hatten wir eine besondere Begegnung: Wir trafen auf einige Wanderer, denen erstaunlicherweise eine kleine Ziege folgte. Auf unsere Frage nach dieser wurde uns gesagt, dass sie ihnen vom Weißbrunnsee aus gefolgt sei und bisher nicht von der Seite gewichen war. Die Ziege selbst schien sich ziemlich anzustrengen, denn sie hechelte sehr stark, doch kletterte sie mit ihren flinken Hufen munter weiter. 'Die wird bestimmt trotzdem bald umdrehen und wieder zu ihrer Herde zurückkehren', dachten wir uns da - falsch gedacht, wie wir später merkten. Nachdem wir die Wanderer samt Ziege überholt hatten, gelangten wir nun zum Schlussaufstieg zum Joch unterhalb des Gipfels. Er verläuft in feinerem Schutt als vorher und ist im Vergleich zum bisherigen Teil sehr steil. Nach den anstrengenden Metern wird man jedoch auf der Passhöhe mit einer tollen Aussicht auf die Marteller Berge und den Zufrittferner belohnt.

Zufrittferner? Ja, wir treffen auf unserer Wanderung auch auf einen Gletscher, auch wenn von diesem nicht mehr viel übrig ist. Der Weg führt sogar kurz über den Ferner, es besteht allerdings aufgrund der sehr niedrigen Neigung kaum Ausrutschgefahr und man kann sich bei normalen Verhältnissen problemlos fortbewegen. Um von hier die letzten 150 Höhenmeter zum Gipfel aufzusteigen, steuert man rechts auf eine steile, bröslige Schuttrinne zu, die nun anstrengend hinaufgestiegen wird. Oben angekommen geht es nun über den felsigen Südgrat hinauf. Das Gelände ist zwar sehr steil und man muss die Hände einsetzen, um voranzukommen, es ist dort aber nur leicht ausgesetzt. Im oberen Teil helfen auch Ketten über die anspruchsvollsten Stellen (die schwerste wäre ohne Kette wohl eine II), bis sich der Grat zurücklehnt und wir den auf  3439 Meter gelegenen Gipfel der Zufrittspitze erreichen.

Aufgrund der ziemlich großen Höhe gibt es hier eine umfassende Rundsicht über Ortlergruppe, Alpenhauptkamm bis zum Venediger, Dolomiten, Sarntaler Alpen, Brenta, Adamello und Gardaseeberge - wenn die Wolken nicht wären. An den meisten Sommertagen ziehen diese nämlich hartnäckig am Gipfel umher. Wir hatten immerhin einen schönen Blick auf die Ortlergruppe mit ihrem markanten Dreigestirn und dem Cevedale sowie auf die Zillertaler Alpen. Nach ausgiebiger Gipfelrast trafen auch langsam immer mehr Wanderer ein, darunter auch diejeniegen, denen die Ziege gefolgt war. Zuerst dachten wir, dass diese umgedreht sei, doch auf einmal hörten wir ein Glöckchen und siehe da - das Zicklein hatte es tatsächlich bis zum Gipfel geschafft! Die anderen Berggeher waren auch ziemlich erstaunt darüber; allein dem Tier schien das alles wenig auszumachen, es suchte währenddessen nach den wenigen, auch in dieser Höhe noch zu findenden Kräutern als Gipfelmahlzeit und sah den Wolkenspielen um die nahen Gipfel zu..


Einige Zeit später machten wir und einige andere uns schließlich an den Rückweg. Die Ziege schien bei ihrer "Herde" bleiben zu wollen und begann ebenfalls wieder hinabzusteigen. Die schwierigeren Stellen am Grat meisterte sie dabei mit Leichtigkeit und kletterte geschwind die Felsen hinab. Kurz darauf war auch schon wieder der Sattel mit dem Zufrittferner erreicht. Hier erkundeten wir noch ein wenig den Gletscher, während die anderen absteigenden Wanderer ins Martelltal abbogen, sodass wir bald mit der Ziege alleine waren. Und als wir zum weiteren Abstieg ansetzten, lief sie uns bereits munter hinterher.

So ging es nun den ganzen weiteren Weg: Wir wanderten stetig über das Blockwerk talwärts, während uns die Ziege mit fröhlichem Meckern und Glockengebimmel folgte und nur gelegentlich kurz stehen blieb. Mit eleganten Sprüngen bewegte sie sich über die Felsen, Stein um Stein, bis wir uns nach einiger Zeit wieder auf einem befestigten Pfad befanden und kurz darauf endlich die Höchster Hütte erreichten. Dass wir hier etwas essen wollten, schien der Ziege allerdings zu langweilig zu sein und so heftete sie sich plötzlich an die Fersen anderer Wanderer und verschwand mit diesen aus unserem Blickfeld...

...aber nur für ein paar Minuten, denn kurz darauf kam auch schon wieder die vertraute Gestalt "unserer" Ziege auf uns zu. Den anderen Hüttengästen und der Kellnerin war die Ziege inzwischen auch aufgefallen (sie war bereits auf mehrere Tische geklettert) und es ergab sich ein reges Gespräch, denn mittlerweile hatte sich schon herumgesprochen, dass das Tier heute die Zufrittspitze bestiegen hatte. Die Ortskundigen wunderten sich ebenfalls darüber, zumal es anscheinend vorher hier noch keine ähnlichen tierischen Bergsteiger gab.

Nach dem Essen brachen wir schließlich wieder auf und die Ziege folgte uns wie gehabt auf Schritt und Tritt. Je weiter wir nach unten kamen, desto grüner wurde allmählich die Landschaft, was unserer Ziege eindeutig gefiel. Sie hielt häufig an, um die saftigen Kräuter am Wegesrand zu fressen, die mit jedem Meter leckerer zu werden schienen. Wir mussten immer länger auf sie warten, bis sie uns wieder folgte, nur um einige Meter weiter wieder weiterzufressen. Kurz vor Erreichen der Baumgrenze beschlossen wir dann, unseren treuen Begleiter besser alleine sich den Bauch vollschlagen zu lassen und die letzten Meter bis zum Parkplatz ohne ihn zurückzulegen. Ein letzter Blick, dann war die kleine Ziege zwischen den Sträuchern verschwunden und wir wanderten durch den wunderschönen Lärchenwald endgültig ins Tal hinab.

Schwierigkeit:
Bis zur Höchster Hütte einfacher Wanderweg (T1-T2), danach steiniger Steig über Blockwerk (T2+), im Gipfelbereich muss man leicht klettern (T4-, I), die schwierigsten Stellen sind mit einer Kette entschärft.

Fazit:
Eine fantastische Hochgebirgstour, auf der man eine ziemlich große Höhe erreicht, ohne einen Gletscher überqueren zu müssen. Der Weg über die Blockfelder ist manchmal vielleicht etwas langweilig, aber durch die Begleitung unserer Ziege haben zumindest wir davon nichts bemerkt.

Tourengänger: DiAmanditi


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Kommentare (8)


Kommentar hinzufügen

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 4. Januar 2018 um 18:53
Gratuliere! Toller Berg und tolle Tour.

Beste Grüße und noch ein gutes Neues Jahr

Hanspeter

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Januar 2018 um 18:55
Dankeschön!

Von mir auch Beste Grüße und ein Gutes Neues Jahr!

Arne

Menek hat gesagt:
Gesendet am 4. Januar 2018 um 19:00
Molto bello... Tchuss
Menek

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Januar 2018 um 20:42
Quanto è vero!

Viele Grüße
DiAmanditi

Felix hat gesagt:
Gesendet am 5. Januar 2018 um 06:11
super - Tour und Erlebnis!

lg Felix

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Januar 2018 um 11:02
Dankeschön! War auch wirklich super.

LG Arne

mong hat gesagt:
Gesendet am 5. Januar 2018 um 09:35
Super Bericht! Wunderschöne Fotos. Danke!

DiAmanditi hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Januar 2018 um 11:04
Bitte! Und ich muss selber danken!

Viele Grüße
Arne


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