Tunnelblick


Publiziert von marmotta , 11. April 2009 um 02:28.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Prättigau
Tour Datum:10 April 2009
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Jenins - Alp Untersäss - Kamm - Alp Bad - Fläscher Alp - Messhalden - Alp Ijes (umgekehrt unter den "Krüzplatten" auf ca. 1900 m) - retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Jenins
Kartennummer:LK 1156 Schesaplana

Das westliche Rätikon, namentlich die Gegend zwischen Falknis und Schesaplana, ist im Winter aufgrund der langen Zustiegswege sehr einsam - ganz nach meinem Geschmack also...

Nach meiner Tour zum Fläscher Fürggli Ende Januar (siehe hier) sollte es heute etwas gemütlicher zu und her gehen. Geplant war, die damalige Route bis zur Fläscher Alp zu befolgen, um dann in nordöstlicher Richtung zur Alp Ijes (1943 m) aufzusteigen, um von dort Einblick in die steilen Flanken des Hinter Grauspitz (2574 m) zu erhalten, der zusammen mit dem Vorder Grauspitz (2599 m) seit einiger Zeit auf meiner Wunschliste steht, handelt es sich dabei doch um die höchsten Liechtensteiner.

Die Alp Ijes erreicht man im Sommer auf einer Alpstrasse, welche von Jenins heraufführt und die am Ende interessanterweise durch einen in den Fels gesprengten Tunnel führt, der den gewaltigen Felsriegel der Krüzplatten durchquert. Darauf war ich besonders gespannt! Der Alpstrasse kann auch im Winter weitgehend gefolgt werden, wenn man denn deren Verlauf (er-)kennt. Und genau das war heute mein Problem!

Nach frühem Start in Jenins erreichten wir nach gut 3 h den Kamm (P. 2030), von dem sich ein herrlicher Blick ins gesamte Rätikon bietet. Dank der hohen Temperaturen der letzten Tage war erst ab einer Höhe von ca. 1600 m eine durchgehende Schneedecke vorzufinden, so dass die Schneeschuhe bis dahin auf dem Rucksack blieben. Der Schnee war aufgrund der milden Temperaturen der vergangenen Nacht bereits am frühen Morgen recht schwer und feucht und in südlichen Expositionen nicht immer tragend. Unterhalb des "Kamms" waren in den letzten Tagen mehrere Grundlawinen abgegangen, von denen eine die Fahrstrasse komplett verschüttet hat. Die riesigen Brocken des Lawinenkegels mussten somit mühsam überstiegen werden.

Vom Kamm ging´s dann nordseitig auf leicht aufgesulzter, aber gut tragender Schneedecke hinunter über die Alp Bad zur Fläscher Alp. Hier folgten wir zunächst dem (unter den Schneemassen kaum auszumachenden) Wegtrasee der Fahrstrasse in Richtung Alp Ijes-Alp Stürfis. Um jedoch keine Höhe zu verlieren und schneller auf das Hochplateau in östlicher Verlängerung des Fläscher Tals zu gelangen, verliessen wir die Trasse bald wieder und stiegen steil in nördliche Richtung zu P. 1930 (Messhalden) auf. Dies war der erste Fehler, denn zum Einen war der steile Aufstieg in dem feuchten und schweren Schnee sehr mühsam und zum Anderen völlig unnötig, da auf der anderen Seite wieder steil abgestiegen werden musste. Nachdem meine Begleiterin nun keine Lust mehr verspürte, sich in dem zementartigen Nassschnee abzuplagen, verständigten wir uns darauf, dass ich alleine zur Alp Ijes steige und dann gleich wieder umkehre.

Was nun folgte, war eine schier unglaubliche Odyssee durch die steilen Flanken unterhalb der Krüzplatten auf der Suche nach dem Eingang des Tunnels zur Alp Ijes, der laut Karte irgendwo auf einer Höhe von ca. 1900 m liegen sollte. Vom Wegtrasee der Alpstrasse war hier im tiefen Schnee keine Spur zu sehen, zudem war das Gelände nicht einfach zu begehen: Mehrere Lawinenkegel durchzogen die steilen Flanken, breite Risse bildeten teils metertiefe Schluchten und dort, wo Grundlawinen den Schnee bereits komplett vom Boden gerissen hatten, bot das plattgewalzte Gras im Steilgelände keinerlei Halt. Dennoch pirschte ich mich noch bis unter ein von weitem sichtbares, grösseres Loch in der Felswand oberhalb eines schneegefüllten Couloirs (siehe hier) vor, von dem ich annahm, dass es der Eingang des ominösen Tunnels sei. Da ich mir aber nicht sicher war und ein allfälliger Rückzug von dort zu gefährlich erschien, beschloss ich nun, umzukehren und der Alp Ijes ein anderes Mal, in der schneefreien Zeit, einen Besuch abzustatten. Ohnehin war es höchste Zeit, aus den steilen, südlich ausgerichteten Flanken unterhalb der Krüzplatten zu verschwinden, bevor sich unter der enormen Sonneneinstrahlung weitere Schneemassen lösten!

Der Rückweg mit dem Gegenanstieg von der Fläscher Alp zum Kamm ging dann in dem immer schwerer werdenden Schnee noch ziemlich in die Beine, zudem blies mittlerweile ein kräftiger Föhnwind, der die Temperaturen unten im Tal auf unglaubliche 22 °C hochtrieb!

Leider konnte ich das Rätsel um den richtigen Zugang zur Alp Ijes nicht auflösen, jedoch ist der Anstieg über das steile Gras- und Schrofengelände unterhalb der Krüzplatten derzeit sowieso nicht zu empfehlen! Sobald das Gelände schneefrei ist, müsste es aber eine sehr einfache Wanderung sein.

Tour mit Jutta

  

Tourengänger: marmotta, nevada


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