Vor dem "Sündenfall" noch aufs Riedberger Horn


Publiziert von Grimbart , 15. November 2017 um 20:13.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 4 November 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:ca. 11,8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Anreise ÖPNV: Mit der Buslinie 25 (VVV) von Bregenz, Bahnhof, nach Hittisau, Gemeindehaus. Weiter mit der Linie 46 (RVO) nach Grasgehren, Riedbergpass. Anreise mit PKW aus dem Vorarlberger Rheintal: Auf der L 200 nach Alberschwende, bei Müselbach auf die L 205 bis nach Hittisau. Weiter auf der L5 via Balderschwang zum Riedbergpass bzw. nach Grasgehren.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.
Unterkunftmöglichkeiten:Grasgehrenhütte, Berghaus Schwaben (beide privat)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen Nr. BY 1 (Allgäuer Voralpen West); Kompass WK-Nr. 03 (Allgäuer Alpen, Kleinwalsertal)

Mit dem Neid und der Habgier ist es so eine Sache. Wie man anhand der griechischen Sage von König Krösus sehen kann, haben bereits die alten Griechen verstanden, dass die Gier nicht glücklich macht, sondern den Menschen in ein dauerndes Unglück stürzt. Zu zwei kleinen Dörfern im Landkreis Oberallgäu scheint sich diese Erkenntnis aber noch nicht herumgesprochen zu haben. Im Vergleich zu anderen Wintersportorten fühlen sie sich als zu kurz gekommen, weil diese größer und reicher sind, und wollen dem Abhilfe schaffen, indem sie aus reiner Gier ihr größtes Kapital, die Fauna und Flora rund um das Riedbergerhorn, leichtfertig vernichten. Cui Bono ist hier eine berechtigte Frage, denn zu Glauben, dass man mit der geplanten Skischaukel in Konkurrenz zu den benachbarten Skigebieten in Vorarlberg und in Oberstdorf treten kann, erscheint mir ob der bescheidenen Höhenlage in Zeiten der nicht mehr zu leugnenden Erderwärmung ein Trugschluss zu sein.

Das Riedberger Horn und die sanften Grasberge rund um das Bolgental sind im Herbst jedenfalls ideale Wanderziele, die man dank des engmaschigen Wegenetzes mühelos in kürzeren oder längeren Rundtouren erkunden kann. Mit dem Gratweg vom Riedberger Horn zum Großen Ochsenkopf bekommt die ganze Angelegenheit dazu noch unverhofft eine gewisse Würze. Neben den aussichtsreichen Gratwegen sorgen aber auch reizvolle Moore und Feuchtwiesen für die nötige Abwechslung, insbesonders die Hochfläche vor dem Wannenkopf mit seinen Tümpeln zeigt sich im Herbst von seiner schönsten Seite.

 

Als Ausgangs- und Endpunkt kam naheliegenderweise nur die Grasgehrenalpe in Betracht. Da ich am frühen Vormittag noch weniger Rummel am Riedberger Horn vermutete, war dies dann auch mein erstes Gipfelziel. Für den Aufstieg wählte ich den Südgrat, der mehr einem sanften Weiderücken gleicht. Dazu muss man vom Parkplatz kurz hinunter zu einem Bach und hinüber zur Talstation des Hörnleschlepplifts. Kurz dahinter zweigt dann rechts ein Wanderweg ab, der über Wiesen an den Wald heranführt. Durch diesen anschließend steil empor zu feuchten Weideböden und über diese hinweg hinauf zu dem mit Bäumen bestandenen Kamm. Zu Beginn noch auf oder rechts des Kamms wechselt man später auf die andere Seite eines Weidezauns und erreicht über den breiten Südgrat mühelos den weiträumigen Gipfel des Riedberger Horns.

Der Übergang zum Großen Ochsenkopf ist dann aber nicht mehr so trivial wie der Aufstieg. Die vereisten Stellen im Abstieg vom Riedberger Horn, die gleich zu Beginn Vorsicht verlangten, waren ja nur saisonal bedingt. Die stellenweise felsigen Grathöcker und -stufen mit denen der Verbindungsgrat ab dem nördlichen Vorgipfel gespickt ist, sorgen hingegen für eine Würze, die saisonübergreifend vorhält. Von Erlengebüsch umgeben gibt es durchaus schmale Gratabschnitte, doch die Schlüsselstelle stellt eine Felsstufe dar, bei der der Einsatz der Hände gefragt ist. Hat man diese Stufe hinter sich, bleibt es zwar noch weiterhin steinig und ruppig, doch wird der Grat zusehends breiter.

Sich an den Kamm haltend nähert man sich nun dem Großen Ochsenkopf. Vorbei an einer Wegverzweigung geht’s über eine Anhöhe hinweg zum tiefsten Punkt des Übergangs: Ein weiter Sattel südwestlich vom Ochsenkopf. Aus diesem steigt man über einen bewaldeten Rücken hoch zu einem Moor. Trockene Stellen suchend wird das Feuchtgebiet gequert um anschließend ohne weitere Hindernisse durch lichten Wald dem Großen Ochsenkopf auf seinen Schopf zu steigen.

Der Abstieg zum Schwabenhaus erfolgt dann über den breiten und üppig bewachsenen Ostrücken. Zunächst geht’s einmal ohne große Orientierungsschwierigkeiten hinab in einen Sattel. Dort angelangt achte man auf einen nach rechts in den Wald hineinführenden Pfad. Auf diesem nun bergab bis zu den Wiesen oberhalb des Schwabenhauses. Ab hier ist der weitere Wegverlauf zwar nicht mehr so eindeutig wie zuvor im Wald, doch die Hütte kann man nicht mehr verfehlen.

Trotz Betriebs der nahegelegenen Hörnerbahn hatte das Schwabenhaus bereits geschlossen. Aus einer Einkehr zur Halbzeit der Runde wurde also nichts. So konnte man sich gleich dem gemütlichsten Abschnitt, dem Gang über weite Alpböden widmen. Mit Blick zum Riedberger Horn spaziert man auf einem Fahrweg talein bis in den hintersten Winkel des Bolgentals. Das Kar auslaufend zieht der Weg jedoch wieder merklich an. Über rutschige Holzplanken erreicht man zum Schluss schließlich die Weggabelung am Ostgrat des Riedberger Horns.

Hier könnte man nun direkt nach Grasgehren absteigen, doch lohnenswerter ist die „Mitnahme“ des Wannenkopfs. Dazu bleibt man auf dem Grat und überschreitet eine kleine Anhöhe zum tiefsten Sattel. Aus diesem hinauf zu einer Wegverzweigung, wo man die Wahl hat, den Hauptweg nach links zu verlassen und über die recht feuchten Hänge und Wiesen von Hinterbolgen zu der Hochfläche westlich des Wannenkopfs zu queren, oder dem Kammweg treu zu bleiben, um in leichtem Auf und Ab via Bolgen dorthin zu gelangen. Weil viel ruhiger und von der Aussicht her gleichwertig entschied ich mich für den Gang über die Wiesen von Hinterbolgen. Dies kam zwar zeitweise einem Spießrutenlauf über zertretene Feuchtwiesen gleich, doch die Ruhe war es Wert. Unterhalb des Bolgens vorbei leiten die Pfadspuren schließlich durch lichten Wald hinauf zur Kammhöhe mit einem kleinen von schwarzen Tümpeln überzogenen Moor.

Sich links haltend führt ein teils tief ausgetretener und schmutziger Pfad durch diese Moorlandschaft hinüber zum Wannenkopf, dessen schmaler Gipfel über eine kleine Stufe erreicht wird. Viel Platz bietet er nicht, doch laut Gipfelbucheintrag war er ausreichend um sich hier oben vor der Kulisse der Allgäuer Hochalpen das Ja-Wort zu geben.

Damit man am Rückweg diese Kulisse länger genießen kann, empfiehlt es sich bei der Weggabelung unterhalb des Gipfels einem gerade ausführenden Pfad zu folgen. Dieser führt zwischen Heidelbeeren und vereinzelten Wetterfichten aussichtsreich zum bereits bekannten Moor zurück. Ab hier hält man sich wieder an den Hauptweg, der vorbei an ein paar Tümpeln über die bewaldete Kammhöhe hinüber zum Bolgen führt. Von dem baumfreien Bolgen lässt sich die Aussicht in die Allgäuer Bergwelt noch einmal so richtig genießen, bevor es über Wiesenhänge in einem nach Süden ausholenden Bogen zurück nach Grasgehren geht.

 

Gehzeiten:

Grasgehren – Riedberger Horn (ca. 50'') – Großer Ochsenkopf (ca. 1' 00'') – Berghaus Schwaben (ca. 15'') – Bolgental – Hinterbolgen (ca. 1' 00'') – Wannenkopf (ca. 30'') – Bolgen (ca. 20'') – Grasgehren (ca. 25'')


Anmerkungen:

Nähere Infos rund um die geplante Skigebietserweiterung am Riedberger Horn gibt’s unter diesem Link vom Bund Naturschutz in Bayern e.V., Kreisgruppe Kempten-Oberallgäu.

Auch auf Hikr.org wurde zu diesem Thema vor zwei Jahren ein Diskussionsforum aufgemacht.


Tourengänger: Grimbart


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Kommentare (1)


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Winterbaer hat gesagt: Super Text!
Gesendet am 18. November 2017 um 20:12
Tolle Landschaft mit super Aussicht! Das wär was für mich! Ich stell mir vor, wie es da im Frühjahr blüht...geblüht hat?

Respekt für Deinen Text oben! Es ist einfach nur traurig, wie die Natur überall um jeden Preis verkauft wird.

Wenn die Winter jetzt allerdings öfter so werden, wie letztes Jahr.....an Weihnachten so warm, dass nicht mal die Schneekanonen Schnee machen können... das große Geschäft mit den Weihnachtsferien immer schon gegessen ist.... und die weißen, künstlichen Häufchen ohne Gnade dahin schmelzen, dann kann man auch nicht skifahren, seien die Anlagen noch so toll, neu und groß:-) Böse, wer da schadenfroh wäre?????


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