Pizzo Costisc 2244 m und Cima del Masnee 2203 m - Wilde Tessiner zwischen Maggia und Verzasca


Publiziert von Ivo66 , 7. Oktober 2017 um 07:34.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum: 6 Oktober 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Poncione Piancascia 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 2140 m
Abstieg: 2140 m
Strecke:Maggia - Valle del Salto - Pioee - Alpe Deva - Böcc - Laghetto Pianca - Lago del Masnee - Pizzo Costisc - Cima del Masnee - Alpe del Masnee - Passo Deva - Alpe Deva - Valle del Salto - Maggia
Kartennummer:1:25'000 Maggia

Die beiden wilden Tessiner Gipfel Pizzo Costisc und Cima del Masnee thronen hoch oben auf der Bergkette, welche das Maggiatal vom Verzascatal trennt. Und wo eine Gratkette verläuft, welche diese beiden herrlichen Tessiner Bergtäler begrenzt, dort muss die Welt wunderschön sein.

Davon überzeugen konnten wir uns vor fünf Jahren, als wir die beiden Gipfel aus dem Verzascatal bestiegen. Der damit verbundene Aufstieg zum Pizzo Costisc über den Nordgrat ist zwar etwas anspruchsvoller als die Zustiege aus dem Maggiatal, doch sind letztere dafür mit einem enormen Konditionsaufwand verbunden, müssen doch alleine zum Pizzo Costisc schon über 1900 Höhenmeter bewältigt werden. Dazu kommt, dass der Anstieg aufgrund des komplizierten Geländeaufbau im Maggiatal mit zahlreichen Seitentälern und Einschnitten sehr weit ist und man auch bei zügigem Tempo oft nur wenig Höhe gewinnt.

Da ich schon einen Tag früher ins Tessin reisen durfte, nahm ich die Gelegenheit war, bei meinem ersten Alleingang im südlichen Kanton diese Tour in Angriff zu nehmen. Noch nie war ich so froh wie heute, als ich nach etwas über 8 Stunden Gehzeit wieder am Ausgangspunkt zurück war. Nicht, dass die Tour gefährlich gewesen wäre, nein: Der endlos lange Abstieg ging gehörig in die Knie; immer wieder bremsten Gegensteigungen den Rhythmus und die Tour zog sich weit mehr in die Länge, als ich dies vom Aufstieg her in Erinnerung hatte. Die an sich gut in Schuss gehaltenen schmalen Bergwege in den riesigen Wälder waren besonders im Abstieg sehr unbequem zu begehen: Viel Laub lag zwischen den Steinen - jeder Schritt erforderte ein gewisses Mass an Konzentration.

Dafür wurde ich fürstlich entschädigt mit allem, was Alpinwandern im Tessin so einzigartig macht - und das alles im goldenen Herbst, wo die Lärchen im glänzenden Gold erstrahlen und weiter unten die Buchen in grellem Orange leuchten. Der angekündigte stürmische Nordföhn hielt sich, was die Stärke anbelangte vornehm zurück, sorgte aber dennoch für einen praktisch wolkenlosen Himmel.

Fast nicht mehr aus dem Staunen heraus kam ich, als ich den Laghetto Pianca erblickte - ein Bilderbuch-Bergsee, der am Fusse des Pizzo Costisc in einer wilden, herbstlich leuchtenden Gegend eingebettet ist. Diesen kurzen Gegenabstieg nahm ich gerne in Kauf. Überrascht war ich, dass es auf dem Pizzo Costisc gar nicht einmal so windig war. In einer felsigen Nische konnte ich genüsslich mein kleines Mittagessen zu mir nehmen.

Lohnend war nebst der Besteigung der Cima del Masnee nach erfolgtem Abstieg auch die Fortsetzung auf dem markierten Bergwanderweg zum Passo Deva. Viele goldene Lärchen boten hier einen tollen Kontrast zu den wilden Bergen des Verzascatals. Der Direktabstieg über den Grat war mir nicht geheuer und da ich bereits über 2100 Höhenmeter in den Beinen hatte, wollte ich kein Experiment mehr einbauen mit dem Risiko, wieder alles zurücksteigen zu müssen.

Es war ein unvergesslicher Tag in den wilden Tessiner Bergen. Wenn auch nicht vergleichbar, können in Sachen Ursprünglichkeit, Einsamkeit und Schönheit nach meinen bisherigen Erfahrungen nur Teile Graubündens mithalten. Was für ein Kontrast dazu sind die verstopften Strassen im Tal, wo man oft langsamer vorwärts kommt, als auf den Wanderwegen...

Routenbeschreibung:

Maggia - Alpe Deva - Böcc (T2 - T3)
Der grosse Wegweiser in der Nähe der Post weist den Weg zunächst durch das Dorf in Richtung "Passo Deva". Bald erfolgt der Aufstieg über eine unglaubliche Zahl an steinernen Treppenstufen. In der Folge geht es ab und zu mehr oder weniger steil aufwärts mit zwischendurch langen Querungen und auch immer wieder Gegenabstiegen, den markantesten nach P. 777 m bei Cassinella. 

Der Weg ist meist gut ausgebaut, enthält aber immer wieder auch Stellen, wo es unmittelbar daneben senkrecht abbricht. Markierungen und Ausschilderungen sind ausreichend. Etwas Aufmerksamkeit ist erforderlich bei einigen Steinhüttensiedlungen, doch wird man die Fortsetzung immer wieder finden.

Böcc - Laghetto Pianca (T2)
Von den Steinhütten bei Böcc ist die Abzweigung Richtung "Laghetto Pianca" ausgeschildert und der Weg gut ausgebaut und nicht zu verfehlen. Es ist ein Gegenabstieg von etwa 50 Hm zum hübschen Bergsee in Kauf zu nehmen

Laghetto Pianca - Pizzo Costisc (T3)
Nun wartet das klassische weglose Tessiner Berggelände: Geröllblöcke, Alpenrosen- und Wachholderstauden. Ich hielt mich vom Ende des Seeleins links und konnte so immer wieder von vermeintlichen Wegspuren profitieren, die aber wohl eher zufällig entstanden sind. Teilweise steil erreicht man so das obere kleine Seelein.

Hier folgte ich dem am unbequemsten scheinenden Gelände und wich so gut es ging, den vielen Wachholderstauden aus, immer war dies aber nicht möglich. Zuletzt folgte ich dem einfach zu begehenden Südgrat, immer wieder in die Ostflanke ausweichend zum Gipfel.

Weiter über den Grat zur Cima del Masnee (T4)
Man steigt zunächst direkt über den Südostgrat ab, wobei man bald einen senkrechten Abbruch weiträumig rechts umgeht. Auch in der Folge weicht man meist in die Südflanke aus um grössere Schwierigkeiten zu mdien. Der Aufstieg zur Cima del Masnee vom tiefsten Punkt des Grats ist einfach; ich folgte zu Beginn einem alten Weg, der mit verblassenden roten Punkten markiert ist. Im oberen Teil ist ab und zu kurz der Gebrauch der Hände erforderlich.

Cima del Masnee - Passo Deva (mit Abstieg Richtung Alpe Masnee) T4
Zunächst folgte ich der Aufstiegsroute und stieg nach einer längeren Querung Richtung Pizzo Costisc ziemlich direkt zum von oben gut sichtbaren Wanderweg ab. Das Gelände ist zum Teil sehr steil. Die Fortsetzung auf dem Wanderweg ist einfach.

Passo Deva - Maggia (T2-T3)
Einer der Wegweiser - man hält sich zunächst ganz kurz Richtung Madom da Sgiof - weist nach Maggia hinunter. Man erreicht die Steinhütten bei Böcc und dort dann die zuvor beschriebene Aufstiegsroute. Der Abstieg nach Maggia ist sehr, sehr lang...

Tourengänger: Ivo66


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