Piz Galin (2442 m) - Cima dei Lasteri (2459 m): zwei lohnende Ziele in der Brenta


Publiziert von gero , 2. Oktober 2017 um 14:23.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:29 September 2017
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:P Val Biole - Rif. Montanara - Montisello - Piz Galin - Passo dei Lasteri - Cima dei Lasteri - Passo del Clamer - Rif. Cros dell' Altissimo - Pradel - Val Biole (19,6 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Etschtal bei Mezzolombardo hinauf nach Andalo; dort der Beschilderung ins Val Biole folgen. Nach einigen Kilometern ist die Zufahrtsstraße für den öffentlichen Verkehr gesperrt; dort gebührenfreier, geräumiger Parkplatz.
Kartennummer:Tabacco Blatt 53 (Dolomiti di Brenta 1:25.000); Freytag & Berndt WKS 11 (Brenta - Madonna di Campiglio - Presanella)

Dolomiti di Brenta - welch klingender Name: schon lange stehen Piz Galin und Cima dei Lasteri auf meinem alpinem Wunschzettel. Dabei habe ich schon immer daran gedacht, beide miteinander zu verbinden und bei dieser Gelegenheit zu erkunden, ob ein südseitiger Abstieg vom Piz Galin in die Busa dei Lasteri möglich ist. Und auch den Passo Clamer wollte ich gern kennen lernen - heute werde ich diese großartige Rundtour verwirklichen.


Teil 1: Anstieg zum Piz Galin

Der P Val Biole (1183 m) ist für mich inzwischen ein gern benutzter Startpunkt; so auch heute. Es geht hinauf zum Rif. Montanara (1525 m), die Dunkelheit der Nacht weicht der Morgendämmerung, die allerdings zunächst durch Wolken recht verwaschen ist. Hinter der Hütte zieht der Steig durch den Bergwald aufwärts zum Palon del Tovre (1811 m); dann geht es in gleichbleibender Höhe hinüber zu den Prati del Monte und weiter zur Wiesenkuppe des Montisello (1838 m).

Ich habe diesen Weg schon mehrfach beschrieben, beispielsweise hier und brauche mich deshalb nicht in Details zu verlieren. Erst jetzt, ab dem Montisello, beginnt für mich Neuland. In gleichmäßiger Steigung zieht der Weg unter den Osthängen des Piz Galin dahin (ich verwende hier die ladinische Bezeichnung; Monte Gallino wird auf den Landkarten ebenfalls verwendet), bis bei Tovo Valon (1960 m) die Verzweigung mit einem von Andalo herauf kommenden Steig erreicht wird. Man betritt hier einen kleinen Talkessel, dessen Charakter teils von Wiesen, teils von Latschen, teils von Geröllfeldern und den darüber aufragenden Schrofenflanken des Piz Galin geprägt ist.

Der Passo Dagnola (auch: Bocchetta Dagnola oder Boccetta del Piz Galin, 2129 m - ein ziemliches Durcheinander an Bezeichnungen) ist bereits zu erkennen, und nach einer halben Stunde stehe ich droben. An dieser Stelle befindet sich mal ausnahmsweise kein Wegweiser - aber die Situation ist klar: hier setzt ziemlich steil der Nordgrat hinauf zum Piz Galin an, während es jenseits des Passes hinunter zur Malga Spora geht.

Der Anstieg zum Piz Galin auf seinem Nordgrat ist eine zwar steile, aber unschwierige und erfreulich kurzweilige Angelegenheit. Das Gelände ist nie knifflig, aber es bedarf ein wenig Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, um hinaufschwelgen zu können. Kurz unterhalb des Gipfels wird mir eine kleine Kraxelei abverlangt, die aber durch ein Fixseil entschärft ist. Der erste Grad wird auf wenigen Metern erreicht - aber es ist ein genußvolles, unbeschwertes Kraxeln, mehr nicht. Übrigens heißt dieser Anstieg "Sentiero Alpinistico Carlo Alberto Banal", wie eine kleine Infotafel am Beginn des Nordgrates verrät.

Etwa 4 1/2 Std. nach Abmarsch im Val Biole stehe ich auf dem Piz Galin (2442 m) - die Wolken des Morgens haben sich heute nicht aufgelöst, liegen aber in Form von zähen Nebelbänken in den Tälern. So stehe ich über den Wolken - eine ganz eigenartig zauberhafte Stimmung liegt über der einsamen Landschaft dieses Außenpostens der Brenta.


Teil 2: Übergang zur Cima dei Lasteri

Wie geht es für mich weiter? Den gleichen Weg zurück? Nein, ich möchte ja gerne nach Süden in die Busa dei Lasteri absteigen, um so den Weg zum Passo dei Lasteri abzukürzen. Und tatsächlich: vom Gipfelkreuz zieht nach Westen ein Steig, der sogleich nach Süden in den Gipfelhang des Berges umbiegt. Obwohl das geröllige, steile Gelände von oben wenig zuversichtlich aussieht, erweist es sich dann aber erstaunlich bequem gangbar: im feinen Schutt kann man geradezu bequem in die Tiefe gleiten, und schon wenige Minuten später habe ich den oberen Teil der Busa dei Lasteri erreicht. Und die Überraschung geht weiter: einige Steinmänner weisen den Weg entlang eines fein gezeichneten, kaum zu verfehlenden Steiges. So stehe ich nach abermals etlichen Minuten bereits drunten im schweigenden Kar der Busa dei Lasteri, und auch weiterhin folge ich Steigspruen, die mich hinüber zum Hauptweg und schließlich hinauf zum Passo dei Lasteri (2281 m) leiten.

Nun ist es nicht mehr weit zum nächsten Gipfel des heutigen Tages: steil, aber gut gangbar zieht die Spur westseitig hinauf auf die Cima dei Lasteri (2459 m). Vom Piz Galin habe ich etwa 2 Std. für den Übergang benötigt. Übrigens: ein direkter Übergang vom Galin zur Lasteri ist für mich als Normalbergsteiger nicht möglich; der türmereiche Grat zwischen den beiden Gipfeln weist bestimmt den 4. Schwierigkeitsgrad auf und ist wegen des brüchigen Gesteins wahrscheinlich nicht angenehm zu klettern.

Welcher der beiden Gipfel ist empfehlenswerter? Der Anstieg zum Piz Galin ist länger, aber sicher interessanter, die Landschaft einsamer und urwüchsiger. Die Aussicht ist in beiden Fällen gleich gut - ich würde den Galin insgesamt als etwas empfehlenswerter einstufen, allerdings sind Vergleiche dieser Art ja immer subjektiv geprägt.


Teil 3: Abstieg zum Rif. Crozz dell' Altissimo

Inzwischen sind die Wolken dichter geworden, speziell von Westen kündigt sich mit verdächtig dunklen Wolken ein für die nächsten Tage vorhergesagter Wetterumschwung an. Eigentlich möchte ich zum Passo Clamer und durch die "fürwahr grausig tiefe" Schlucht der Vallazza zum Rif. Croz dell' Altissimo absteigen. Aus den Tiefen quellen immer wieder dicke Wolken herauf und hüllen die Landschaft dort ein. Ist jenes Gelände dort drunten leidlich gangbar? Ob das Wetter noch eine Weile hält? Ich zögere noch, aber als zwei andere Bergkameraden eben diesen Weg auch im Sinn haben, entschließe ich mich doch für diesen mir bislang noch unbekannten Abstieg. Wie zur Bestätigung meines Entschlusses reißen in der Vallazza die eben noch undurchdringlich dichten Wolken auf und geben den Blick frei: also los gehts, hinunter dort!

Als Vallazza bezeichnet die Tabacco-Landkarte das schluchtartige Steilgelände, das vom Passo del Clamer südwärts zwischen der Cima dei Lasteri und der unbedeutenden Cima del Clamer in die Tiefe zieht. Ein wildes Gelände - geprägt von einer zerrissenen Brentalandschaft mit grobem Blockwerk, steilen Latschen, Türmen und Abbrüchen. Man meint im ersten Moment, daß dort kein Weg möglich wäre - und doch ist es ein erstaunlich unschwieriges, an wenigen Stellen mit Klammern und Fixseilen versicherter Steig, der die 700 Höhenmeter hinab zum Rifugio erschließt.

Und auch der Abstieg von der Cima Lasteri zum Passo del Clamer erweist sich als erstaunlich unschwierig: die eigentlich sehr steile Nordwestflanke wird durch Steig Nr. 344B perfekt erschlossen - schon nach einer halben Stunde stehe ich drunten in der tief eingeschnittenen Scharte des Passo del Clamer (2164 m). Hier ist mit Steig Nr. 344 der Abstieg in die Vallazza und zum Rifugio Croz dell' Altissimo ausgeschildert.

Dieser Steig umgeht im folgenden alle schwierigen, allzu steilen oder anderweitig ungangbaren Stellen, er hält sich, bestens markiert und an einigen wenigen Stellen mit Klammern und Fixseilen versehen, immer in erstaunlich zugänglichem Schrofengelände. Es geht allerdings ziemlich steil hinunter - nur so kann der nicht unerhebliche Höhenunterschied zügig überwunden werden. Nur an einigen wenigen Stellen nimmt man zweckmäßigerweise die Hände zu Hilfe, vornehmlich dort, wo einige Felsrippen kurzzeitig etwas Kraxelei erfordern.

Zuletzt geht es durch blockige Gräben hinunter und hinüber zum Rif. Croz dell' Altissimo (1431 m).


Teil 4: Rückweg zum Val Biole

Dieses letzte Wegstück der heutigen Tour habe ich ebenfalls schon beschrieben: hoch über dem Val delle Seghe, immer unter der 900 Meter hohen Felswand des Croz dell' Altissimo, geht es sehr aussichtsreich dahin; zuletzt müssen etwa 50 Hm Gegenanstieg hinauf nach Pradel (1359 m) bewältigt werden. Das Finale ist der Abstieg von Pradel zum Parkplatz Val Biole (1183 m), und damit ist diese lange Bergtour geschafft.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 37412.gpx Unterwegs in der östlichen Brenta

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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 9. Februar 2018 um 07:44
eine lange, tolle, Runde - einladend!

lg Felix

Juliusssss hat gesagt: Parken in Val Biole
Gesendet am 12. Juli 2020 um 18:00
Hallo, super Bericht!! Ich habe jedoch eine Frage, ist es möglich mehrere Tage auf dem Parkplatz Val Biole zu parken und kostet der Parkplatz Geld? Vielen Dank für hilfreiche Antworten.
Julius

gero hat gesagt: RE:Parken in Val Biole
Gesendet am 13. Juli 2020 um 21:50
Servus Julius,

es ist nun schon eine Weile her, daß ich zuletzt in Val Biole geparkt habe. Bisher hatte er nie etwas gekostet - hoffentlich bleibt das auch so!

Beste Grüße vom gero


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