Hungriger Bergsteiger auf dem Lustige-Bergler-Steig


Publiziert von ZvB , 4. Oktober 2017 um 10:07.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:30 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:15,6km

Die Kalkkögl müssen für Innsbrucker bestimmt so etwas wie kleine Dolomiten für die schnelle After-Work-Tour sein. Für uns waren sie heute ein kleines Abendteuer, für das man keine Brenner-Maut bezahlen muss. Der Lustige-Bergler-Steig ist irgendetwas zwischen alpiner Wanderung und Klettersteig, eine gelungene Mischung alpiner Disziplinen mit gut zu erreichendem Ausgangspunkt.

Das Halsl ist vom Axamer Lizum schnell erreicht. Aber auch hier geht es noch nicht richtig los. Klettergurt und besonders Helm werden auf einer grünen Kuppe auf ca. 2.300 m angelegt. Danach geht es an Kunststoffseilen durch eine sehr bröslige Rinne. Noch haben sich die eigenen Füsse nicht an dieses veränderte Gelände gewöhnt. Ich fühle mich eierig und laufe auch so. Dem Freund bin ich bestimmt kein gutes Vorstiegsmodel.

Dann geht es endlich an die Drahtseile. Die schwierigste Stelle (B) mit einem kurzen, steilen Riss muss überwunden werden. Am günstigsten geht das ganz außen vom Riss. Die Luft unter dem Gesäß hält sich dabei in Grenzen. Schon stehen wir vor dem nächsten Hindernis. Vier Bügel führen uns auf einen Absatz. Einer der Bügel ist jedoch schon ausgebrochen. Ob Metall unter Kunststoff rostet? Hätte man auf die Bügel verzichtet wäre das auch nur eine C-Stelle. So liefert man den Unbedarft jedoch nur eine trügerische Sicherheit.

Der Ampferstein ist nun bald über sanfteres Gehgelände erreicht. Nur selten verlieren sich Hände an den Fels. Wir genießen die Aussicht und erste Sonnenstrahlen, die durch die Wolken zu uns gelangen.

Nur keine Zeit verlieren und auf zur Marchreisenspitze. Ein schmaler Felsspalt in der Mitte zwischen Ampferstein und Marcheisenspitze stellt sich uns als Hindernis entgegen. Am Ende muss man rechts, sehr steil nach oben (B). Der linke Fuss geht mir dreimal aus, bevor ich all mein Gewicht in die so erforderliche Reibung legen kann. Der Rucksack bleibt hängen. Wer ist hier zu dick, der Rucksack oder ich? Egal, geschafft. Jetzt noch ein paar bedeutungsvoll vorgetragene Tipps an den Kameraden gerichtet und schon ist das Selbstvertrauen wieder hergestellt.

Das letzte große Hindernis versteckt sich hinter einem Pfeiler. Eine ca. 30m hohe steile und splitrige Rinne (Helm?!), mehr widrig als schwer. Der weitere Weg führt dann einfacher über ein paar Bänder und eine letzte Klettersteigstelle schon zum Gipfel. Huch, Sonne! Mich plagen Krämpfe im Oberschenkel. Ich will dünner werden und habe keine Brotzeit dabei. Der Magen knurrt. Herbert hat genügend Mitleid, um mir seinen einzigen Apfel zu überlassen. Sein Käsebrot sieht nicht schlecht aus ...

Von der Marchreisenspitze aus kann man über die Malgrubenscharte direkter zum Axamer Lizum absteigen oder aber die Runde über die Hochtennspitze hinaus ausdehnen. Wir sind guten Mutes und entscheiden uns für die erweiterte Runde.

Zwei letzte Drahtseilstellen werden problemlos gemeistert. Die Seile hätte es fast nicht gebraucht. Viel unangenehmer sind die mäßig zahlreichen, sandigen Rinnen ohne Boden, aber dort gibt es nichts, an dem man sich festhalten könnte.

Irgendwann und etwas müde erreichen wir dann doch endlich die Hochtennspitze. Kurzer Fotostopp und weiter gehts. Der Weg zum Hochtennboden ist noch mal unangenehm rutschig und fordert die letzte Konzentration, bevor es über den Widdersbergsattel zurück zum Axamer Lizum geht. Eine allerletzte Schuttreise und das Abendteuer in den Dolomiten light findet sein Ende.

Wie üblich gibt es auch Bilder, die wahrscheinlich mehr zeigen als Worte ausdrücken können ...

Tourengänger: ZvB


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