Rauhkofel 2126m - Waldgeister


Publiziert von georgb , 30. September 2017 um 15:35.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:29 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Toblach-Schluderbach
Kartennummer:tabacco Sextener Dolomiten

Der unscheinbare Rauhkofel über Schluderbach wäre ein komplett unbekannter und ohne die Arbeit der Soldaten im Ersten Weltkrieg auch ein nahezu unerreichbarer Gipfel. Nur seine strategisch günstige Lage hat ihn für die Österreicher attraktiv gemacht und man hat einen Zugang durch den dichten Latschenurwald geschlagen. Der alte Steig wird heute noch gelegentlich ausgesägt und nur so ist der Rauhkofel auch begehbar.
Der Einstieg ist etwas versteckt und wir verfehlen ihn um wenige 100 Meter. Kein Problem, denken wir uns, eine kleine Querung und früher oder später werden wir wieder auf die Spur stoßen. So staksen wir durch die Wälder, ziehen uns an Ästen weiter und turnen elegant über die Latschen ;-)
Immer das gleiche Spiel, man könnte ja einfach zurücksteigen und den passenden Einstieg wählen, oder sich weiterquälen, in der Hoffnung, dass sich das Dickicht hinter der nächsten Latsche lichtet. Die hinterhältigen Waldgeister geben immer einen Durchschlupf frei und schlagen einem dafür die Äste ins Gesicht. Wir halten dagegen und kriechen weiter, unser Kampfeswille ist erwacht.
Nach einer Stunde treffen wir tatsächlich auf einen alten Unterstand und den dazugehörigen Pfad. Nur unser Kampfeswille ist gebrochen, mit klopfendem Puls und schweißüberströmt lassen wir uns zur Erholungspause nieder. Stefan ist nicht mehr zum Weitergehen zu überreden, er verzichtet auf die weiteren 300 Höhenmeter, die Wege trennen sich.
Ich folge dem jetzt deutlichen Steig und sichte sogar alte Markierungen. Vor lauter Euphorie verpasse ich allerdings den Abzweig in die Westflanke und folge stattdessen den Tierspuren in direkter Linie zum Gipfel. Und wieder gerate ich mit den Waldgeistern in Konflikt, wie ein Tier krabbel ich unter und über die Latschen weiter bis sie mich an den Schützengräben am Gipfel ausspucken.
Jetzt öffnet sich endlich der Blick und am Gipfel steht sogar ein nettes Kreuz. Die Stimmung bleibt allerdings gespenstisch, ich geistere an den Stellungen vorbei und male mir aus, wie es hier vor 100 Jahren zuging, unvorstellbar!?
Stefan hat es sich derweil unten im Tal gemütlich gemacht und auch mich zieht es wieder in freundlichere Regionen. An der Westseite findet sich das Steiglein wieder und die Markierungen führen mich teils ausgesetzt aber sicher zurück. Immer wieder an Resten alter Unterstände vorbei, verrostete Konservendosen liegen herum, beinahe meint man die Geister der Soldaten zu sehen.
Bald treffe ich wieder auf Stefan und der Sonnenschein bringt mich auf andere Gedanken. Es bleibt noch Zeit und wir beschließen einen Abstecher zum Sigmundsbrunnen im gleichnamigen Tal. Nach wenigen Minuten treffen wir auf idyllische Wasserfälle und wandeln ein wenig in dem einsamen Talgrund umher. Erst der Kaffeedurst zieht uns wieder zurück und am Dürrensee gibts den dazu passenden fluffigen Kaiserschmarrn. Der Tag ist gerettet und die Waldgeister schnell vergessen.



Tourengänger: georgb, postschu


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»