Wildes Val Verzasca – der alte Alpweg von Pampined, 1000hm oberhalb Sonogno


Publiziert von Seeger , 29. September 2017 um 12:34.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:28 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Madöm Gross 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1060 m
Abstieg: 1060 m
Strecke:6.28km: Frasco 885m – Froda 1180m – Camana 1366m – Pampined 1845m – unterer Weg retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ö.V.: Postverbindung von Tenero nach [sbb.Frasco Paese]. Auto: Von Tenero ins Val Verzasca bis Frasco (vor Sonogno). Parkplätze bei der Kirche.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Hotels in Lavertezzo, Brione, Sonogno
Kartennummer:Zeitreise: 1955/1:50‘000

Auf der Landeskarte 1:50‘000 aus dem Jahre 1955 ist der alte Kuhweg (Strada di vacche) von Frasco zur ehemaligen Alp Pampined eingetragen. Weitere wichtige Infos finden sich bei www.alpi-ticinesi.ch von Frank Seeger (Stichwort: Pampinèd). Ebenfalls wertvoll waren für mich die Angaben von einem ehemaligen Jäger in Frasco, welchen ich beim ersten Augenschein getroffen habe. Seine Begeisterung schwappte auf mich über und beflügelte mich, vor allem bei den letzten elementssteilen 500hm. Neu soll ein von Gallina und Kollegen erstellter Weg von Alpe Costa nach Pampined führen, dessen Spur ich sah.
Morgens Abmarsch in Frasco 885m. Auf dem Hüttenweg der Capanna Alpe Costa steige ich im Wald bis zur Abzweigung nach Links auf etwa 1030m. (Oder der Weg nach Costa zweigt nach rechts ab)
Auf dem bequemen und breiten Weg steige ich bis etwa 1080m, wo sich die beiden Wege trennen. Ich nehme den rechten, ansteigenden Weg und folge den Steinmännern bis hinauf nach Froda 1180m, welches im Schutze von drohenden Felswänden steht und von einer immensen Mauer begleitet ist (Lawinenschutz?). Ich besuche die zerfallenen Häuser. Betroffenheit beim Fund eines alten Sensenblattes.
Weiter verfolge ich den nicht immer gut ersichtlichen Weg bis zum blankgefegten Bachbett und erspähe hier eine Wasserfassung mit einigen schwarzen Schläuchen. Beim Reko meinte ich, der einladende Strick gehöre zum Weg. Weit gefehlt: Doch finde ich ein altes Splüi. Beim zweiten Anlauf am nächsten Tag bin ich mit einer Baumschere zurück. Vorsichtig quere ich die abschüssigen, teils nassen Platten des Bachbettes und zwänge mich durch eine „Gasse“ zum zweiten, kleineren Bachbett. Problemlos geht’s in den Wald hinein auf einem Pfade entlang der 1180m-Kurve. Dort bieten sich sensationelle Passagen unter Felsüberhängen, auf Felsplatten…schnipseln da, schnipseln dort, ein Verhauer in die Höhe…und schliesslich „kommt“ ein Weg von links unten mit gelben Markierungen in einer fabelhaften Qualität daher: Mein Rückweg. Was der folgende, breite Wegabschnitt bietet ist absolut outstanding! Er windet sich zwischen den Felswänden auf Camana 1366m hinauf.
Mit den Jahren vom Wald gut eingepackt stehen die Häuser schön nebeneinander. Der Stall ist noch recht gut erhalten. Unglaublich schön ist dieser Ausblick ins Val Redorta und 500hm nach Sonogno hinunter!
Den Anfang des Weges nach Pampined 1845m finde ich nach anfänglichen Schwierigkeiten. Zwischen den Häusern von Camana steigt man senkrecht zur Felswand hinauf. Dort ist der Weg in gutem Zustand nach links hoch zu finden. Die weitere, genaue Beschreibung des Weges ist rundweg unmöglich. Grosso Modo schlängelt er sich vertikal von ehemaligem Alpplateau zum andern, die Topographie meisterhaft ausnützend: Unter und über Felswänden hindurch, durch lichte Lärchenwälder und im oberen Teil ungemein steil quasi senkrecht über verwachsene Geröllfelder ansteigend.
Wie bin ich glücklich, als sich das Terrain zurücklegt (zaza) und die ehemaligen Weiden ein angenehmes Fortbewegen ermöglichen. Und wie erstaunt bin ich, plötzlich einem kleinen, idyllischen Seelein zu begegnen. Nach den letzten Höhenmetern erreiche ich die Alpe Pampined, oder besser, was übrig geblieben und daraus gemacht wurde. Sämtliche alten Bauten auf 1845m sind zerfallen (1950 standen sie noch). Neues Leben brachte der Bau einer Blechhütte, Unterstand und Logie für Jäger. 60 Höhenmeter weiter oben soll sich noch ein weiteres Haus befinden.
Menü 1 am Granittisch der Jäger. Paradiesische Welt mit einer Aussicht vom Val Vegorness, Val Redorta bis Val Verzasca. Meine „Alten Bekannten“ grüssen von gegenüber: Zucchero und Rasiva, das Val d’Efra mit dem Gagnone und die Welt oberhalb Sonogno, Alpe di Cognoi…
…und hätte ich nicht den Heimweg antreten müssen: ich glaubte, ich wäre noch jetzt dort oben in „meiner“ Welt.
Alt sein hat das Privileg, langsam abzusteigen. Step by Step, konzentriert für jeden Schritt, ziehe ich mir die Höhenmeter hinein. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern und eine Gemsmama mit zwei Jungen zieht an mir vorbei; die beiden Kitz machen Kapriolen und folgen einfach nicht mehr gerne „der Alten“!
Irgendwann – meine Zeiteinheit ist „der Tag“ – erreiche ich Camana, welche sich mittlerweile in traumhaftem Sonnenlicht präsentiert.
Nach der Foto-Session folge ich dem Hinweg. Auf 1180m zweigt der untere Weg nach rechts unten zum Fluss ab. Der Übergang über das Flussbett ist hier mit Drahtseilen gesichert und ganz speziell zu erwähnen: der kreisrunde Pozzo (Waschhafen), den man auf keinen Fall verpassen darf. Dieser untere Weg ist mit gelben Tupfern markiert und leitet auf 1080m in den Hauptweg.
Noch 200 Höhenmeterli hinunter und ich stehe wieder bei der Kirche in Frasco.

Nun schaue ich dankend hinauf in die Welt von Pampined.

Zurückschauen heisst für mich schöne Erinnerungen pflegen.

Tourengänger: Seeger
Communities: Ticino Selvaggio


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