Abenteurertour: Überschreitung der Walderkampspitze, der Hohen Fürleg und der Fallbachkartürme


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 26. September 2017 um 18:16.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:25 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1920 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug von Garmisch nach Innsbruck, Bus nach St. Martin/Gnadenwald
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus von Absam-Eichat nach Hall, S-Bahn nach Innsbruck, Zug nach Garmisch
Kartennummer:AV 5/2

Am 25.09.17 nahm ich den Zug um 06.32 Uhr von Garmisch nach Innsbruck. Dort hatte ich mehr als 30min. Wartezeit zur Abfahrt des Busses nach St. Martin/Gnadenwald. Nachdem ich es zuhause nicht geschafft hatte, mir einen Kaffee zu machen, genehmigte ich mir eben einen am Bahnhof!

Um 09.12 Uhr begann ich mit dem Anstieg zur Hinterhornalm. Für die 630 hm brauchte ich 1h05min. Nach kurzer Pause folgte ich dem Steig Richtung Hundskopf. Unter dem Gipfelgrat bog ich nach rechts auf den Steig ab, der ihn über seine Nordseite umgeht (vor Jahren war ich einmal am späten Nachmittag eines Spätherbsttages auf dem Gipfel gestanden, nichtsahnend, dass man von dort eine herrliche u. sogar markierte Grattour zur Hohen Fürleg machen kann). Ich erreichte die Mannl-und-Weibelescharte, von der es auf dem Bergkamm zu einer Felswand Richtung Walderkampspitze weitergeht. Der Steig umgeht die Wand links durch die steile felsige Flanke. Dahinter führt er durch die weniger steile u grasige Flanke wieder zurück auf den Grat. Auf dem Grat musste ich weiter oben meist im Schnee gehen.

Der Schlussanstieg zum Kreuz des Ostgipfels/Vorgipfels der Walderkampspitze (Tratenspitzl) ist sehr steil u. erfordert Kletterei bis II. Dahinter geht es einfacher weiter zum Hauptgipfel der Walderkampspitze. Nach einem kurzen Abstieg (Stelle II) geht es auf dem Grat unschwierig zur Hohen Fürleg. Da mir kalt war u. ich an diesem Nachmittag noch die Fallbachkartürme erreichen wollte, hielt ich mich auf den Gipfeln nur kurz auf.

Ich begann den Abstieg über die rot markierte Route ins Fallbachkar. Bald bog ich nach rechts ab, um unterhalb der Felswand des Walderkampturms zum Grat der Fallbachkartürme zu queren. Dabei hatte ich eine schwierige Abstiegspassage (durch Schnee u. Nässe bedingt bis II+) über eine Felsflanke mit kurzen Schneepassagen zu bewältigen. Ich brauchte dafür viel Zeit, immer in der Angst, abzurutschen. Darunter in einer Geländevertiefung angekommen, begann die relativ leichte Querung. der  Geröll- u. Felsflanke. Zum Grat unter dem Südlichen Fallbachkarturm musste ich noch etwas klettern (I-II). Laut AV-Führer kann man die Überschreitung an der Fallbachscharte, die unter dem Walderkampturm liegt, beginnen. Meine Route hatte ich jedenfalls nach Augenschein gefunden.

Nach dem Erklimmen des Südlichen Fallbachkarturms ging ich auf dem Grat weiter in nordwestl. Richtung. Ich erreichte einen ungangbaren Felsabbruch über der kleinen Scharte vor dem Mittleren Turm. Deshalb ging ich ein kleines Stück zurück u. stieg über Felsstufen u. Geröllbänder soweit ab, bis ich leicht zur Scharte queren konnte. Dahinter kletterte ich (I-II) hinauf auf den Turm. Richtung höchstem Fallbachkarturm musste ich in eine kleine, sehr schmale Scharte absteigen, diesmal über eine  Gratpassage  (II). Eine Felswand (III) schien mir das Hinaufkommen auf diesen letzten Turm unmöglich zu machen. Rechts am Rand seiner in östliche Richtung abfallenden Wand entdeckte ich einen Steinmann. Hinter ihm musste ich auf einem schmalen Band in der Wand sehr ausgesetzt queren, bis ich links eine einfache Aufstiegsmöglichkeit (I) zum Gipfelgrat fand. Kurz darauf stand ich auf dem höchsten Punkt. Am Grat der Fallbachkarstürme führen steile Rinnen ins Fallbachkar. Ich konnte an keiner bis zu ihrem unteren Ende am oberen Rand des Kares hinunterschauen. Jedenfalls gibt es in der Wand ungangbare Abbrüche, die man allerdings umgehen kann. Daher wäre hier eine Wegsuche erforderlich.

Ich ging am Grat weiter westwärts Richtung Großem Bettelwurf, überschritt dabei noch eine kleine Graterhebung. Dahinter konnte ich das Gelände bis zum Kar überblicken. Am Rand einer Rippe, die auf der in Abstiegsrichtung linken Seite mit einer fast senkrechten Wand abbricht, stieg ich abwärts (I, mindestens eine II-er-Stelle). Wegen des herumliegenden Gerölls muss man dort vorsichtig absteigen. Im Kar ging es im Schnee leicht weiter abwärts. Weit unten stieß ich auf den rot markierten Steig, der von der Hohen Fürleg ins Kar führt. Er verlässt schließlich das Kar nach rechts in einen grasigen Hang, der ein Stück aufgestiegen werden muss. Im weiteren Verlauf führt er ausgesetzt direkt über einem Felsabsturz entlang. Ich gelangte in eine Scharte, von der in weniger als 2min. die Kleine Wechsel- bzw. Nagelwandspitze erreicht werden kann. Am kleinen Kreuz trug mich das dritte mal an diesem Tag in ein Gipfelbuch ein. Es handelt sich eigentlich um keinen Gipfel, sondern um eine Gratschulter!

Anschließend stieg ich in die Rinne ein (rot markiert, wenige Stellen II), auf deren anderer (westlicher) Seite der Südgrat der Fallbachkarspitze aufsteigt. Diesen hatte ich bei meiner Tour auf die Fallbachkarspitze ein Stück weit begangen u. von dort aus das Kreuz der Nagelwandspitze entdeckt u. fotografiert.

Am unteren Ende der Rinne führt der Steig nach rechts ins Latschengelände. Kurz darauf kam ich an die Stelle, wo der aufgelassene Steig zur Fallbachkarspitze beginnt. Zwischen den Latschen führt der schwierig zu begehende Steig zur drahtseilgesicherten Nagelwand. Wegen der starken Ausgesetzheit war mir ihre Begehung unangenehm. Ein paar m noch, dann hatte ich die Wechselscharte erreicht. Vo hier aus stieg ich das Geröllkar in Richtung Halltal flott ab, während die Dämmerung einsetzte. Ich stieß schließlich auf einen markierten Steig, den ich aber im Geröll abkürzte. Etwas über dem Halltalbach entdeckte ich eine nach links abwärts führende Wegspur, der ich folgte. Die Sorge, den Bach irgendwo überqueren zu müssen u. mir dabei nasse Füße zu holen, war unbegründet, denn bald kam ich an eine Brücke, über die ich an die durch das Tal führende Straße gelangte. Es war bereits 19.30 Uhr. Das größte Stück rannte ich auf der Straße, um möglichst noch einen Bus nach Hall oder Innsbruck zu erwischen. Um 19.46 Uhr schaute ich auf den Plan einer Bushaltestelle u. stellte erleichtert fest, dass um 20.00 Uhr ein Bus nach Hall u. von dort ein Zug um 20.16 Uhr nach Innsbruck abfährt. Damit war mein Erreichen des letzten Zuges nach Garmisch um 20.38 Uhr Uhr gesichert! Im Gegensatz zu meiner vorletzten Tour am östlichen Ende Tirols lief an diesem Abend alles glatt!


Statistik:
2017 meine 68. Hochgebirgstour auf den 164. Gipfel mit mehr als 2000m Höhe, davon 124 zum ersten mal
167 Gipfel mit mehr als 2000m Höhe im Karwendel bestiegen (ich habe genug weitere Tourenmöglichkeiten gefunden, die es mir erlauben, eines Tages den 200. zu besteigen)
1692 ebensolche Gipfel in Tirol (inkl. den auf den Außengrenzen liegenden) bestiegen              

PS: die Kleine Wechselspitze ist kein richtiger Gipfel, obwohl sie vom Inntal her gesehen so erscheinen mag. Ein Gipfel ist eher der mittlere Fallbachkarturm, von dem ich allerdings keine Höhenangabe gefunden habe, weswegen ich ihn nicht als Gipfel aufliste. So bleibt sich die Anzahl der bei der Tour betretenen Gipfel gleich!

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Kommentare (1)


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Landler hat gesagt: Abenteuertour
Gesendet am 26. September 2017 um 22:53
Machst deinem Namen alle Ehre. Ich glaub, das wäre mir etwas zu wax! Aber interessant zu lesen und zu schauen.
Gruß - Robert


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