Planlos am Pilatus


Publiziert von Tzimisce , 19. September 2017 um 19:00.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum:11 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-NW   CH-OW   CH-LU 
Zeitbedarf: 7:00
Strecke:Fräkmüntegg - Klimsenhorn - Gemsmättli - Tomlishorn - Pilatus - Fräkmüntegg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Talstation Luftseilbahn Kriens
Kartennummer:2510 Luzern - Pilatus - Rigi

Das Wetter war Anfang September nicht besonders, darum gabs länger keine Tour. Das heisst aber auch das ich etwas Zeit hatte um Erlebnisse dieses Jahres Revue passieren zu lassen.... Auch dieser Bericht enthält keine Wegbeschreibung, lediglich Eindrücke wie ich persönlich die Tour erlebt habe.

Die Saison war noch jung und das Wetter gut, drum sollte eine Wanderung her. Ich wusste aber nicht so recht wohin, drum kurz bergstrolk um Tipps ersucht für etwas im T4 Bereich, was auch ohne Pfadfinderabzeichen leicht zu finden ist. Ich hatte erst ein paar Wochen vorher richtig mit Bergwanderungen begonnen und im Bereich Wegfindung noch einige Defizite. Der Vorschlag Bandweg/alter Tomliweg klang gut und nach der Lektüre von ein, zwei hikr Berichten traute ich mir das zu. Drum die Karte geschnappt und am nächsten Morgen sollte es losgehen. Kurzfristig fragte dann noch ein Arbeitskollege (nennen wir ihn "Tarzan") an, ob wir eine Wanderung machen wollen. Er möchte gern "a challenging hike" machen. Link geschickt und er war dabei. Im Sinne von Full Disclosure habe ich aber von Anfang an darauf aufmerksam gemacht das ich den Weg nicht kenne und das ganze evtl. nicht nach Plan verläuft...

Merke: Immer absichern, dann kann die andere Seite nachher nicht meckern...

Start am Morgen mit dem einem der ersten Bähnli zur Fräkmüntegg, zum Glück noch bevor die Tourbusse über die Talstation hergefallen sind. Dann Richtung Bergstation Rodelbahn, da sich dort der (gesperrte) Bandweg befinden soll. Ein Schild bei der Verzweigung kurz vor dem Restaurant macht nochmals darauf aufmerksam. Das Schild ist allerdings so platziert das der Eindruck entsteht, man komme zum Bandweg wenn man dem Strässchen auf welchem sich das Schild befindet folgt. Dem ist aber nicht so. Aber das weiss man ja noch nicht, drum wird mal fröhlich gleich zu Beginn falsch gelaufen.

Merke: Durch fies platzierte Schilder kann man den ahnungslosen Wanderer besser davon abhalten den unerwünschten Weg zu begehen als mit der Warnung selbst. Sollte aber verboten werden sowas :-)

Nach einigen Minuten wird jedoch klar, dass das nicht stimmen kann, es passt nicht zur hikr Beschreibung. Fängt ja gut an. Also einen entgegenkommenden Wanderer nach dem Bandweg gefragt und "der ist aber gesperrt" zur Antwort bekommen. Nicht wirklich hilfreich. Nach ein bisschen verhandeln dann aber doch noch etwas mehr Infos entlockt, umgedreht und den Weg schliesslich gefunden. Das Vertrauen von Tarzan in meine Bergführer-Fähigkeiten bekommt erste Risse, aber nun kann es endlich richtig losgehen. Oder besser leider, weil der Weg geht steil nach oben und man ist der Sonne schutzlos ausgeliefert. Nach anfänglichem ZIckzack im Geröll kommen dann bald auch erste kleine Stufen wo man auch mal die Hände zu Hilfe nehmen darf. Kurz darauf fällt Tarzan zurück und fragt mal so scheu, ob es noch viel schlimmer wird...

Merke: Nächstes Mal vorher abklären ob mit "challenging" Höhenmeter und so Kram gemeint sind, oder die Schwierigkeit...

Ich antworte mal ehrlich das ich keine Ahnung habe. Und wir sind ja erst gestartet, darum will er auch nicht bereits aufgeben. Ich hatte ihn am Vortag sogar noch gewarnt, dass wir uns in steilem Gelände bewegen werden wo ein allfälliger Fehltritt schlimme Konsequenzen haben kann. Er dachte wohl ich mache Witze...
Glücklicherweise wird es nach den paar Stufen nicht schlimmer, und wir kommen heil auf dem Klimsenhorn an. Aufgrund von viel zu vielen Mücken auf dem Gipfel gehen wir zurück zur Kapelle und machen dort Rast. Tarzan hat inzwischen etwas Mut gefasst und ist bereit dein weiteren Weg wie geplant zu versuchen, und nicht auf den direkten Weg Richtung Pilatus Kulm auszuweichen.

Merke: Geht doch :-)

Also das Gelände Richtung Tomlishorn betrachtet und die Karte studiert. Bis zum Geröllfeld vor dem grossen Felsen ist ja alles logisch, aber wie hoch dann genau gequert werden muss ist mir irgendwie unklar. Dieser freistehende Felsblock da mitten im Hang kann doch nicht das langgezogene Ding namens Chastelendossen auf der Karte sein. Ergo muss man da unten durch, der tieferen Spur im Geröllfeld nach, um dann irgendwann zum Chastelendossen zu kommen und dort links hoch Richtung Tomlishorn zu gehen. Die obere Spur im Geröll wäre zwar viel deutlicher, aber das muss ja nix heissen. Ist bestimmt von Kletterern oder so.
Also weiter gehts und der Spur entlang, unter dem Chastelendossen (ja, JETZT weiss ich das auch...) durch und Richtung Tomlishorn... oder eben nicht. Es geht auf guter Wegspur dem Hang entlang, aber irgendwie findet sich nie die Möglichkeit links nach oben zu gehen um auf den Gipfel vom Tomlishorn zu kommen. Wobei es noch hilfreich wäre zu wissen, welcher Punkt der Kette nun eigentlich das Tomlishorn ist. Effektiv sind wir schon lange auf dem Weg Richtung Gemsmättli, welches von hier unten viel steiniger und bergiger aussieht als später von oben und darum von mir für das Tomlishorn gehalten wird.

Merke: Kartenlesen ungenügend, Wegfindung auch nicht besser...

Irgendwann wird uns klar das wir falsch sein müssen, aber umdrehen geht beiden gegen den Strich. Drum gehen wir weiter auf dem mal breiteren, mal schmaleren Weg der Höhenlinie entlang Richtung Westen. Plötzlich kommt uns eine Gruppe Wanderer entgegen. Die Erleichterung ist riesig, es ist keine Sackgasse und wir können fragen ob wir hier aufs Tomlishorn kommen. Zuerst werden wir nur schräg angeguckt, aber als ich sage "hintenrum" weil ich glaube zu wissen das der Tomliweg hinter dem Gipfel hochkommt grinsen die nur und sagen, "ja klar, hinten rum kommt ihr hier auch da rauf". Wir ignorieren das Grinsen und hören nur da "ja", also neuen Mutes voran.

Merke: Nur weil jemand sagt es geht hier durch, heisst das nicht zwingend das man auch richtig ist...

Plötzlich wird der vormals immer deutliche und klar sichtbare nur noch schwach ausgeprägt. Hier kann etwas nicht stimmen, wir müssen eine Abzweigung verpasst haben. Vielleicht sogar DIE Abzweigung nach links oben, auf welche wir seit gefühlten 3 Stunden warten. Also umgedeht und langsam zurück. Tatsächlich, auf einem Grat finden wir deutliche Trittspuren welche nach oben Richtung Gipfelkette führen. Hurra, wir sind richtig! (naja, fast...)
Fürs Erste sind die Spuren auf dem Grat nicht zu verfehlen, aber schnell verlieren sie sich wieder im Gras. Wir steigen darum bald schon weglos weiter, und kurz darauf verliert Tarzan die Motivation. Ich bin aber noch nicht bereit aufzugeben und überzeuge ihn, weiter durch das Gras bis zu den ersten Felsbändern aufzusteigen, die sehen machbar aus. Wenn wir dort nicht durchkommen ist fertig, aber hier in der Hälfte aufzugeben kommt nicht in Frage. Glücklicherweite sichten wir kurz darauf am Felsband einen gelben Fleck welcher sich als Markierung entpuppt. Hurra, wir sind richtig! (oder zumindest nicht die ersten Menschen hier...)

Merke: Vielen Dank für die Markierung, ich weiss nicht ob ich ohne Tarzan davon hätte überzeugen können hier weiterzugehen...

Durch die Felsbänder geht es über ein, zwei Stufen nach oben, bis wir kurz darauf unter dem Grashang vom Gemsmättli stehen. Und ein paar Minuten später sind wir auf dem Grat und werden endlich mit einem neuen Panorama belohnt, nachdem wir die letzten Stunden das geiche Flachland bestaunen durften. Die Erleichterung endlich wieder Richtung Pilatus drehen zu können ohne umkehren zu müssen ist riesig, und wir gehen entspannt über den schönen Gratweg in Richtung Tomlishorn. Oder ich zumindest, die Kettenpassagen gefallen Tarzan nicht besonders. Kurz vor dem Anstieg zu dessen Gipfel sehe ich links auch den Ausstieg aus dem Tomlisweg, und ich erahne welchen Umweg wir hier gemacht haben.

Merke: Nächstes Mal Grinse-Antworten mit Vorsicht betrachten und eventuell nachhaken...

Nach einer späten Mittagsrast auf dem Tomlishorn bewegen wir uns auf der Touristenautobahn in Richtung Pilatus Kulm, um dort im Restaurant vom Personal komplett ignoriert zu werden. Willkommen in der Zivilisation. Darum gehen wir halt ohne Boxenstopp via offiziellem Zick-Zack-Weg zurück zur Klimsenkapelle, und von dort via Nauen und Gsäss zurück auf die Fräkmüntegg, wo man sein verdientes Bier deutlich schneller bekommt, weil Selbstbedienung. Danach geht es mit der Gondel wieder nach Kriens, und insbesondere Tarzan ist froh den Tag mehr oder weniger heil überstanden zu haben.

Fazit: Durchaus eine schöne Route, wenn auch nicht die ursprünglich geplante Variante. Weniger exponiert als der eigentliche Tomliweg (welchen ich bei einem späteren Besuch dann doch noch machen durfte) aber dafür deutlich länger. Wegzeit ist geschätzt inkl Pausen, genau weiss ich es aber nicht mehr.
Besagter Kollege kam übrigens seither nie wieder auf eine Wanderung mit und er hat im Büro jedem der es hören wollte erzählt, dass sie bloss nicht mit mir mitgehen sollten, ich sei verrückt. Wenn er wenigstens meine Wegfindungs-Fähigkeiten kritisiert hätte würd ich ihm ja recht geben, aber in Sachen Schwierigkeit war diese Route nun wirklich nicht schlimm :-)


Tourengänger: Tzimisce


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