MSL-Klettern um die Wiener Neustädter Hütte / Kaiserkopf und Sonnenspitzl (VI+)


Publiziert von hikemania , 8. September 2017 um 19:04.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:28 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: VI+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Tiroler Zugspitzbahn (kostenfrei)
Kartennummer:Mieminger Kette West DAV, Panico Wetterstein Süd

Bestes Wetter und der Kletterpartner hat Zeit. Nach einem guten Klettersommer in der Fränkischen sollte es mal etwas alpiner zur Sache gehen. Auf den langen Anmarsch zur Reintalangerhütte hatten wir keine Lust, das ferienbedingteTreiben an Rofan und Kaiser zog uns auch nicht an, also ab in den BRUCH: Wetterstein und Mieminger.

Zunächst fuhren wir Sonntag via München nach Ehrwald und kamen gegen 20:30 Uhr am Parkplatz der Tiroler Zugspitzbahn an. Erfreulich ist, dass der Parkplatz kostenfrei ist. Da es im Aufstieg zur Wiener Neustädter Hütte bereits dunkel wurde, gingen wir den Großteil des Zugstiegsweges mit Stirnlampen.

Nach ziemlich genau zwei Stunden Gehzeit kamen wir um 23:00 Uhr auf der Hütte an und erhielten sogleich eine gehörige Standpauke, weshalb wir mitten in der Nacht noch auf die Hütte kommen - wir hatten unterwegs angerufen und unsere Ankunft für 22:00 bis 23:00 Uhr angegeben...

Zur Strafe durften wir nicht mehr ins Lager und mussten für die erste Nacht ein 2er-Zimmer nehmen (16 statt 10 EUR).

Für Montag, den 28.08. war etwas durchwachsenes Wetter angekündigt, sodasss wir zum Aufwärmen zwei Routen am "Alpinklettergarten" Kaiserkopf kletterten. Alle Routen sind ca. 2003 saniert worden, Stände sind also größtenteils mit Klebehaken ausgestattet, Zwischensicherungen mit Borhaken und Laschen.
Hier und dort fanden wir Normalhaken unterschiedlicher Datierung.

Der Zustieg zu den Einstiegen am Kaiserkopf ist denkbar einfach. Von der Hütte bis zum Einstieg des Stopselziehersteiges (10-15 min). Von dort links haltend durch einen Schrofenabsatz zu den mit Ringen versehenen Einstiegen auf einem grünen Band. Dort zeigt sich bereits der Charakter der Touren: sehr scharfer und rauher Hochgebirgskalk, teilweise brüchig.


Wetterstoanerweg (VI, 5 SL - 120 hm)

Interessant bei dieser Tour ist, dass sie als Aufnahmeritual in die Hochgebirgsgruppe "Die Wetterstoaner" des ÖAV Ehrwald zu dienen scheint. Eine Topo findet sich neben dem Kletterführer Wetterstein Süd auch bei CP. Der gesamte Wetterstoanerweg lässt sich in Verschneidungs- Kamin und leichter Wandkletterei erklettern, schon daran lässt sich erkennen, dass dies eine alte Route ist. Hooken, hartes Greifen und dynamische Moves brauchts hier nicht. Besonders gelenkig muss man auch nicht sein. Hier kommts einzig auf gutes Stehen an.

Natürlich ist der Fels dennoch scharf und einige Griffe locker. Alles in allem eine schöne und sinnvoll sanierte Alpintour, deren Fels in der Mitte am besten ist. Da hier kein Griff ausbrach, konnten wir die Tour sauber und frei klettern. Von Rotpunkt kann man aufgrund Wechselführung nicht sprechen.


Plattenzauber (VI+, 4 SL - 145 hm)

Platten gibt es in der fränkischen schon aufgrund der selten geneigten Wände und des glatten Jurakalks kaum. Entsprechend ungewohnt ist das Geschiebe und Getänzel für den fränkischen Kletterer. 

Der Name lässt allerdings mehr Platten vermuten, als tatsächlich geboten werden. Gerade in der anstrengenden 2. SL steht ausschließlich Rissverschneidung mit scharfem grifflosem Verschneidungsfinale auf dem Programm. Die extrascharfe Wand half dabei, diese SL nicht aufzuwerten. Denn diesen Grip kennen wir aus Franken genauso wenig, wie Platten....

Leider hatten wir in dieser Route massig Steinschlag (durch Seilbewegung) und einen raus gebrochenen Henkel in der letzten Seillänge. Ansonsten eine tolle Linie, bei der nur am ersten Stand weitere Varianten der Nachbartour (Diagonalriss) abzweigen. Ansonsten ist auch hier die Orientierung kein Problem. Ein Topo findet sich hier.

Der Abstieg von den Touren führt (gelbe Punktmarkierung) hinter dem Kaiserkopf querend zu einem Band von dem durch eine splittrige Rinne der Stopselzieher erreicht wird. Gut gesichert und in bestem glattgekraxelten Fels kletterten wir jeweils den Stopselzieher_KS hinab zum Einstieg.

Am folgenden Dienstag nahmen wir uns bei bestem Wetter eine längere Tour am Kleinen Sonnenspitzl vor.

Esperanto (VI-, 9 SL)

Der Einstieg wird über das von der Hütte sichtbare zerfallene Holzhüttchen erreicht (15 min). Die erste SL kann im Schutt erkraxelt werden, dann wird an einem Band der erste Stand sichtbar.

Von dort in oft zweifelhaftem Fels über gut erkennbare Route zum Gipfel. Die Stände sind größtenteils steinschlagsicher, aufpassen muss man trotzdem ständig. Viele plattige Stellen mit ein paar Wändchen garniert boten eine gut erkennbare und angenehm zu kletternde Linie.

Gipfelerlebnis:
Links neben dem Gipfelkreuz war der Fels sehr brüchig, also rasteten wir direkt unter dem GK an einem schmalen Band. Laut Gipfelbuch gab es in 2017 inkl. uns ganze drei Besteigungen - also bei weitem keine Modetour, auch wenn sie gut abgesichert ist und das Kleine Sonnenspitzl schon im Aufstieg zur Wiener Neustädter Hütte gut erkennbar am Hauptmassiv "lehnt".


Abstieg:
Im Kletterführer Wetterstein Süd wird die Verwendung von 50 m Halbseil empfohlen und zwei Varianten für den Abstieg vorgeschlagen:

1. Abseilen in die hinter dem Gipfelkreuz befindliche Scharte, vor dort Abstieg in Richtung des Stopselziehersteigs. Schaut man sich die Wand von der Wiener Neustädter Hütte aus an, erkennt man zwischen der hohen Wand des Zugspitzmassivs und dem vorgelagerten Sonnspitzl eine breite schuttgefüllte Rinne. Dies sollte der Abstiegsweg sein. Laut dem Hüttenwirt wird der aber kaum mehr begangen, seit die Rinne nicht mehr zuverlässig firngefüllt ist. Zudem sollen sehr große lose Brocken (Autogröße) in der Rinne liegen. Im Früjahr scheint dieser Abstiegsweg möglich zu sein, siehe hier.

Die Empfehlung des Hüttenwirts:

2. Abseilen über die Route
Einzelne SL waren bis 45 m lang, wir hatten ein 70m Einfachseil dabei. Um die Stände beim Abseilen sauber zu treffen, chalkten wir die die unteren Stände beim Überklettern an, um sie von oben erkennen zu können. Dies half beim Abeilen deutlich, wobei das Gespür meines Tourenpartners deutlich zum Gelingen der Abseilaktion beitrug.
Am Gipfel selbst ist in Abseilrichtung kein Ring vorhanden. So nutzten wir das Gipfelkreuz und hinterließen eine Schlinge für folgende Seilschaften. Nur in einer SL reichte das Siel nicht bis zum Stand, also sicherten wir über eine Lasche und kletterten zwar leichtes aber recht ausgesetztes Gelände  zur nächste Abseile ab.
Gesamtzeit der Tour: ca. 5 Stunden

Tourengänger: hikemania


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