Elbrus, Nordroute


Publiziert von frmat , 10. September 2017 um 17:10. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Russland » Kabardino-Balkarija
Tour Datum:28 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: RUS 
Zeitbedarf: 13 Tage
Aufstieg: 6000 m
Abstieg: 6000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Organisierter Transport von Pjatigorsk nach Dzhily-Su und retour.
Unterkunftmöglichkeiten:s. Text
Kartennummer:gute Übersicht auf Outdooractive => Tourenplaner

Der Elbrus im Kaukasus steht bereits einige Zeit auf unserer Wunschliste. Mit seinen 5642m ist er ein respektables Ziel und gilt für viele als höchster Berg Europas. Um diesen Titel streitet er sich mit dem *Mont Blanc, da wäre es doch schön, beide innerhalb einer Saison zu besuchen. Diese Idee hatte ich bereits vor fünf Jahren, *damals mussten wir jedoch auf 5180m im Sturm umkehren. Um es vorweg zu nehmen, diesmal hat's geklappt ;) Nun zum Berg.

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Organisation
Wenngleich wir versuchen unsere Bergtouren zumeist selbst zu organisieren (in Südamerika z.B. kein Problem), ist das für uns in Russland nicht machbar. Allein sprachliche und bürokratische Hürden lassen einzig und allein die Organisation über eine Agentur sinnvoll erscheinen. In unserem Fall war dies - wie auch vor fünf Jahren - die Firma Elbrus Reisen aus Potsdam von Alexios Passalidis, insgesamt eine absolut seriöse und sehr zu empfehlende Firma. Hier haben wir die komplette Logistik gebucht: An/Abreise, Hotel in Pjatigorsk vor und nach der Tour, alle Transfers, Visa. Nicht gebucht haben wir Unterkünfte, Bergführer, etc...

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Schwierigkeit und Gefahren
Bei guten Bedingungen ist der Elbrus auch von Norden ein völlig einfacher Berg. Bis zum Gletscherrand findet man durchgehend einen ausgeprägten Pfad vor, der nie schwerer wird als T2. Der Gletscheranstieg in den Sattel ist flach bis mäßig steil, auf der Haupttrasse nahezu spaltenfrei und mit L zu bewerten. Schließlich ist der Gipfelaufstieg auf 100Hm etwas steiler, jedoch wohl fast immer mit Fixseilen und Firnankern gesichert, in die man sich mittels Karabiner einklinken kann. Das WS- ist für die technischen Schwierigkeiten fast schon übertrieben schwer bewertet.
Anders sieht es hinsichtlich potentieller objektiver Gefahren aus. Das wäre natürlich zunächst die Höhe zu nennen. Die Alleinlage des Berges verstärkt diesen Effekt, sodass man durchaus einen "kleinen 6000er" macht. Zudem gilt der Elbrus als kalter Berg, gute und vollständige Wärmeschutzkleidung sind obligatorisch. Schließlich dürfte ein Verirren im Nebel bzw Schneesturm eine Hauptgefahr darstellen, dann wird man ohne GPS bzw. Karten und Höhenmesser schnell in eine ernste Lage geraten.

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Route und Lagerplätze
Da die völlig überlaufene Südroute zu keinem Zeitpunkt in Frage kam, erschien einzig die Nordroute eine akzeptable Wahl. Wobei man auch hier heutzutage Ruhe und Einsamkeit oft vergeblich sucht, zumindest wenn man die herkömmlichen Lagerplätze nutzt. Die Nordroute ist im *Bericht von Xaendi bereits hervorragend beschrieben. Hier unsere Updates für 2017 zu den einzelnen Wegpunkten und Lagermöglichkeiten:

Hirtencamp, 2580m: Unser Basislager, welches sich etwa 600m südlich des offiziellen Basislagers befindet. Wir durften die Wiesen der sehr freundlichen Hirten nutzen, weil unser Organisator ein langjähriger Freund ist. Luxus: Unser Zelt stand unweit einer Mineralwasserquelle. Öffentliches Zelten ist hier untersagt.

Basislager, 2590m: Das offizielle Basislager steht am Ende der riesigen Emmanuelwiese und wird durch mehrere Agenturen betrieben. Es gibt Wasser, Essen und Getränke zum Kauf, Handynetz und WiFi.

Airfield, 2850m: Das Airfield (Aerodrome) ist eine weite Geländefläche mit zahlreichen Lagermöglichkeiten, Bachlauf am westlichen Rand.

Nebenroute über Pilzfelsen
Wiese unterhalb der Pilzfelsen, 3080m: Zeltmöglichkeiten, bei uns ausgetrockneter Bachlauf.

Pilzfelsen, 3180m: Zeltmöglichkeiten, zahlreiche Tagesausflügler (Gepäck zurücklassen nicht empfehlenswert), bei uns kleines Rinnsal mit Wasser am oberen Ende der Felsen.

Hauptroute (die Route über die Pilzfelsen trifft ca 200m vor unserem Lager 1 wieder auf die Hauptroute)
Camp 1: Wir haben auf 3450m unser erstes Lager bezogen. Es liegt westlich vom oberen Abzweig zu den Pilzfelsen auf der Seitenmoräne des großen Gletschers. Fließwasser ist in Form eines Baches vorhanden.

Hochlager Severnyi prijut, 3750m: Das weit verstreute Lager wird von mehreren Agenturen betrieben. Es gibt Pizza, Getränke und manchmal Handynetz. Vor allem ist es grauselig verdreckt.

Camp 2, 3900m: 20 Minuten oberhalb vom offziellen Lager befindet sich südöstlich eine Moräne mit einigen Zeltplätzen. Wasser kann am nahen Gletscher gewonnen werden. Für uns die deutlich angenehmere Option im Vergleich zum offiziellen Hochlager.

Lenzfelsen, ab 4600m: Mehrere Möglichkeiten für ein Biwak um den langen Gipfeltag zu teilen. Die Zelte würden hier jedoch im Eis stehen und arg dem Wind ausgesetzt sein, für uns daher keine Option aber wir haben Zelte auf ca. 4900m gesehen (auf der Ostgipfelroute).

Elbrussattel, 5400m: Am Fuß des Ostgipfels steht eine orange Biwakschachtel.

Noch eine Anmerkung zum Thema Wasser: Wir haben mit zwei Ausnahmen grundsätzlich abgekocht. Diese waren die Mineralwasserquelle im Hirtencamp sowie solches Wasser, welches wir aus einem ins Eis gehackte Loch bei Lager 2 geschöpft haben, also Fließwasser auf dem Gletscher. Ein Wasserfilter geht bei Frost schnell kaputt, daher erschien uns Abkochen die bessere Wahl. Wir hatten keinerlei Magenprobleme.

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Besteigungsbericht:

Do., 27.07.17
Pünktlich um acht Uhr treffen wir uns mit 80kg Expeditionsgepäck am Frankfurter Flughafen. Großer Gott, 80kg? Ja, in der Tat. Ursprünglich stand nämlich nach dem Elbrus noch eine weitere Bergtour auf dem Programm, die wir aus gesundheitlichen Gründen aber nicht bis zum Ende durchführen konnten. Trotzdem, wer den Elbrus ohne Hüttenbenutzung von Norden besteigen möchte braucht die komplette Expeditionsausrüstung: Zelt, Schlafsack, Matte, komplette Wärmeschutzkleidung, Kochgeraffel, alpintechnische Ausrüstung (das Seil kann daheim bleiben), etceterapepe. Zudem haben wir von den 80kg Gesamtgewicht 25kg Essen (die Hälfte davon für den Elbrus) im Handgepäck durchgeschummelt. Aeroflot hat zwar ein bissl blöd rumgemacht, es am Ende aber akzeptiert. Via Moskau SVO fliegen wir in zwei Etappen nach Mineralnye Vody, wo wir bereits erwaretet und ins Hotel nach Pjatigorsk kutschiert werden. Wer vor dem Elbrus eine Nacht im Hotel verbringen möchte/muss, dem können wir dieses schöne Städtchen sehr ans Herz legen. Auch Kislovodsk ist ansehnlich, Mineralnye Vody dagegen njet.

Fr., 28.07.17
Die Bedienung des Geldautomaten verlangt uns alles ab. Zwar haben wir schon einige russische Buchstaben gelernt, Geld zapfen klappt aber noch nicht sooo gut. Aber Essen klappt, und zwar reichlich. Das Frühstücksbuffet im Hotel Intourist belagern wir eine gute Stunde und lernen dabei zwei Deutsche kennen, die auch heute zum Elbrus starten. Das leckere Essen macht den ansonsten vorhandenen Sowjet"charme" schnell vergessen.
Gegen elf Uhr kommt Andrej, um uns nach Dzhily-Su zu fahren. Außer regelmäßigen Fahrten zum Elbrus bietet er in seinem Toyota Corolla Ausflüge auf die Krim an, 16 Stunden eine Fahrt, heieiei. Gut, dass es hier niemanden stört, dass die Windschutzscheibe quer komplett gerissen ist, da wäre Carglass dann länger dran. Nun denn. Wir kaufen noch schnell ein wenig Obst und Gemüse für die ersten Tage und verlassen die Stadt in Richtung Kislovodsk. Kurz hinter dem Kurort wird die Straße für einige Kilometer schlecht, dann ist wieder eine durchgehende Asphaltdecke vorhanden. Der Trip zum Ausgangspunkt führt über diverse Pässe, durchquert Schluchten und ist garnicht langweilig. Wir treffen nach ca. zweieinhalb Stunden in Dzhily-Su ein, laden die Rucksäcke auf, überlegen wer das alles tragen könnte und machen erstmal eine ausgiebige Trink und Fresspause. Leider kommt auch währenddessen kein Esel vorbei, sodass wir uns selbst in diese Rolle begeben (oder sind wir schon drin?). Wir passieren den roten Fluss, in welchem allerhand Menschen planschen, dann den schönen Wasserfall und überqueren den Fluss über eine erste gewagte Konstruktion. Anschließend wuchten wir die schweren Rucksäcke in einer knappen Stunde hinauf zum Hirtencamp (T1, 200Hm Aufstieg, 1h). Am Hirtencamp werden wir zunächst misstrauisch beäugt, lüften das Geheimnis unserer Herkunft und werden anschließend zu Brüdern erklärt. Wir dürfen unweit der Hütte campieren, bekommen Essen und fürs Zelt quasi eine Privatsecurity. Zudem thront der Elbrus hoch über uns, eine tolle Kulisse und endlich sind wir am Berg angekommen.

Sa., 29.07.17
Alles was wir für die kommende Nacht nicht brauchen wandert in die Rucksäcke, die dadurch wieder mal extraschwer sind. Heute steht der erste Lastentransport ins Lager 1 auf dem Plan. Die erste Hürde befindet sich unmittelbar hinter dem Hirtencamp. Hier will der Fluss, der sich nachmittags als brauner Strom präsentiert, auf einer "Brücke" überquert werden, die jedem TÜV-Menschen das Wasser in die Augen treibt. In den weiteren Tagen wird das unser Kino, wenn die Tagestouristen mit ihren Flaschen zum Befüllen die Mineralwasserquelle aufsuchen. Danach passieren wir das offzielle Basecamp und steigen in der kleinen Schlucht hinauf zum Airfield. Nach Überqueren desselben steilt das Gelände auf, ehe man auf ca. 3000m den unteren Abzweig zu den Pilzfelsen erreicht (Pilzfelsen links bzw. geradeaus, Elbrus rechts). Weiter geht es über einen zunächst noch steileren Moränenkamm, dann flachwelliger bis zum oberen Abzweig zu den Pilzfelsen und in wenigen Minutan nach rechts zum Camp 1. Die 900Hm verlangen uns heute alles ab. Gegen Mittag zieht es zu und pünktlich zur Ankunft in Camp 1 beginnt es zu regnen. Wir deponieren die Sachen sicher verpackt (Müllsäcke und IKEA-Tüten leisten hier hervorragende Dienste!) unter einigen Steinen und machen uns auf den Rückweg (T2, 900Hm Aufstieg, 900Hm Abstieg, 5h).

So., 30.07.17
Nach dem Ausschlafen packen wir die restliche Ausrüstung zusammen und verlegen nach oben ins Camp 1. Ansonsten wird heute nur noch gekocht, gegessen und das Lager in einen geradezu luxuriösen Zustand versetzt. Mit Wassergraben und allem Tamtam (T2, 900Hm Aufstieg, 3h).

Mo., 31.07.17
Nach dem gestrigen Fastruhetag wird heute wieder gearbeitet. Das bedeutet zunächst wieder Sortieren in "Hierbleiben" und "Raufbringen". Über einen ersten kleinen Aufschwung erreichen wir eine Blockhalde, durchqueren die Mulde und steigen linkerhand (östlich) hinauf zum offiziellen Highcamp, wo wir uns kurz aufhalten und einige Cola kaufen. Anschließend geht es auf den aperen, quasi spaltenfreien Gletscher und weiter zum Platz vom Camp 2. Wiederum deponieren wir die Ausrüstung und steigen anschließend noch zur Akklimatiosation hinauf bis auf 4100m (T2, L, 650Hm Aufstieg, 650Hm Abstieg, 4,5h).

Di., 01.08.17
Wir bringen den Rest hinauf nach Camp 2. Dazu halten wir uns heute rechts, steigen auf der Moräne, auf der sich auch unser Camp 1 befindet, hinauf, und gewinnen über eine steile Geröllhalde wieder das Hochlager Severnyi prijut. Wenngleich auch hier alles locker ist, ist die Route der östlichen Variante vorzuziehen. Danach geht es wie gewohnt ins Camp 2. Nach dem Aufbau des Zeltes machen wir uns an die weitere Aklimatisation. Ziel ist der untere Lenzfelsen (das ist der erste große, nicht das kleine Felsinselchen auf 4450m). Für die gut 700Hm über die mäßig steile Rampe brauchen wir knapp drei Stunden. Nebenbei bemerkt: Auf der Route sind quasi zu jeder Tageszeit Leute unterwegs, viele davon seilfrei. Sofern man sich an die (fast immer gespurte) Trasse hält ist das aus unserer Sicht auch zu verantworten (T2, L, 1150Hm Aufstieg, 700Hm Abstieg, 6,5h).

Mi., 02.08.17
Heute ist Ruhetag, da wir für morgen den Gipfel planen. Das Wetter ist übrigens die gesamte Zeit hervorragend, bis auf den Schauer am zweiten Tag. Die letzten Tage hatte es allerdings starken Wind, aber nun zeichnet sich ein gutes Wetterfenster für eine Besteigung ab. Tja, wie verbringt man einen Ruhetag auf einer Moräne am Elbrus? Vor allem mit Essen. Dabei gilt es ein gutes Mittelmaß zu finden zwischen ausreichend Kalorien aufnehmen und nicht unter dem Gewicht des Rucksacks zusammenzubrechen. Das hat bisher ganz gut funktioniert, wobei wir dennoch kräftig abgenommen haben und die Rucksäcke sauschwer waren. Unsere Tagesration: Wahlweise Müsli oder zwei Scheiben Brot mit einem Salamistick, drei Schokoriegel, Nüsse, eine Vitamintablette, eine Tütensuppe, Kartoffelbrei (unten mit Zwiebel und Salami, oben mit Knoblauch, zuletzt mit Kartoffelbrei), das war's. Das ist wirklich nicht viel, wenn man bedenkt, dass man da jeden Tag Sport treibt. Durch einige Cola konnten wir noch ein paar Kalorien hinzukaufen. Dann haben wir noch Wäsche gewaschen (auch dafür eignet sich eine IKEA-Tüte hervorragend) und geduscht (dafür eignet sich die mitgeschleppte 5-Liter-Wasserkanone). Wohlriechend schlüpfen wir früh in unsere Schlafsäcke, denn die Nacht wird kurz!

Do., 03.08.17
Gipfeltag, jaja. Dafür macht man den ganzen Unsinn ja. Eigentlich ist Bergsteigen wirklich oft wirklich nicht schön. Außer am Gipfel und wenn man wieder unten ist. Aber dazwischen ist es kalt, anstrengend, man ist müde und so weiter. Da macht dieser Gipfeltag keine Ausnahme. Und zudem ist er auch noch laaaaaaaang. 1750Hm, heieiei. Wir gehen daher mit gedämpften Erwartungen und nicht allzu euphorisch los. Vorher haben wir noch jeder einen Liter Heißgetränke konsumiert und etwas Essen runtergewürgt.
Wir stolpern die wenigen Meter hinab zum Gletscher und legen die Eisausrüstung an. Nun wieder die Flanke hinauf, die uns in dieser Nacht zweieinhalb Stunden beschäftigt, ehe wir am Lenzfelsen eine kleine Pause einlegen. Es geht uns gut, und wir kommen ordentlich voran. Zwei weitere Aufschwünge bringen uns auf 4900m. Hier teilt sich die Route. Links geht es zwischen zwei Felsenreihen in Richtung Ostgipfel, rechts beginnt die untere Traverse (es geht auch weiter oberhalb auf ca. 5300m) zum Sattel. Mittlerweile ist auch die Sonne aufgegangen und erste Höhenproblemchen machen sich bemerkbar. Die Querung zwischen die beiden Gipfel zieht sich ungemein in die Länge, sodass wir schließlich sichtlich geschafft nach knapp sieben Stunden im Elbrussattel ankommen. Hier wäre es vielleicht sinnvoll gewesen umzukehren, aber wenn man schonmal da ist... Waren bisher übrigens höchstens 20 Leute am Berg (außer uns gingen alle zum Ostgipfel), sind es nun Hunderte (!), die sich Flanke zum Westgipfel hinaufkämpfen. Turnschuhe sind genauso vertreten wie der "Millet-Everest".
Wir reihen uns in die Kette ein und folgen dem durchgehenden Fixseil (was es eigentlich nicht braucht) die Flanke hinauf. Zum Gipfel hin zieht sich die Route nochmal wie Kaugummi und so brauchen wir mehr als zwei Stunden für diese letzten 250Hm. Völlig ausgepowert steigen wir schließlich den kleinen Gipfelkegel hinauf. Neun Stunden inklusive Pausen sind wir nun unterwegs. Gipfelfreude? Nein, nur Erleichterung, dass es nicht mehr höher geht. Dann Schlange stehen für ein Foto mit dem Monilith, der den höchsten Russen krönt. Wir stehen auf dem Elbrus und empfinden doch nur das Bedürfnis schnellstens wieder abzusteigen. Wir merken, dass wir beide an unsere Grenzen gegangen sind, was sich in Form deutlicher Warnsignale (Kopfschmerzen, Übelkeit, leichter Schwindel) äußert.
Folglich machen wir uns gleich an den Rückweg, der uns weitere drei Stunden beschäftigt. Mit jedem Meter Abstieg geht es uns besser und Stolz und Freude über das Erreichte machen sich breit. Dann das Zelt, ich ziehe die Steigeisen erst direkt davor aus. Drinnen ist es unerträglich warm und mein Kopf dröhnt noch nach. Klamotten runter und ablegen, ich schlafe sofort ein und wache erst am frühen Abend durch Donnergrollen wieder auf. Perfektes Timing :) (WS-, 1750Hm Aufstieg, 1750Hm Abstieg, 12h).

Fr., 04.08.17
Wir schlafen den Schlaf der Gerechten. Nachmittags gehen wir hinab ins Hochlager, essen Pizza und kaufen Cola und Bier (L, 150Hm Abstieg, 150Hm Aufstieg, 1h).

Sa., 05.08.17
Gleiches Programm wie gestern außer Bier, dafür mit Geburtstagskuchen. Gegen 17h legen wir uns hin, da wir um 22h wieder aufbrechen wollen um zum Sonnenaufgang wieder oben zu sein. Schließlich hat der Elbrus ja zwei Gipfel und den Ostgipfel könnten wir uns auch noch genehmigen. Genug Zeit haben wir ja, wer rechnet schon damit, dass wir eine Woche nur Traumwetter haben? (L, 150Hm Abstieg, 150Hm Aufstieg, 1h).

So., 06.08.17
Ha, wer rechnet damit, dass es oben den ganzen Abend schneit? Das Gewitter hat seine weiße Pracht bis auf 4100m abgeladen, was uns den Aufstieg nun merklich erschwert. Dabei hatte es so gut angefangen. Zum vierten Mal steigen wir die langweilige Rampe hinauf, hören dabei Musik und kommen in einen einigermaßen vernünftigen Tritt. Damit ist aber heute früh Feierabend, stattdessen müssen wir im tiefer werdenden Schnee spuren. Wir sehen ein, dass wir heute gegen Windmühlen kämpfen und treten am kleinen Felsinselchen den Rückzug an. Viele nach uns gestartete Seilschaften tun es uns gleich. Zurück am Zelt verkriechen wir uns in die Schlafsäcke.
Am nächsten Morgen beschließen wir, es gut sein zu lassen. Wir trocknen die Ausrüstung, essen ausgiebig und packen alles zusammen. Schließlich steigen wir mit dem gesamten Kram ab zu den Pilzfelsen, die wir im fotogenen Abendlicht für uns alleine haben. (T2, L, 600Hm Aufstieg, 600Hm + 700Hm Abstieg, 3+2h).

Mo., 07.08.17
Schlussakkord am Elbrus, der letzte Marschtag steht an. Die abwechslungsreiche Route führt uns diverse Steilstufen hinab zurück zum Airfield und durch die Schlucht ins Basecamp. Dort genehmigen wir uns ein Mittagessen in der Hütte und gammeln etwas im WiFi herum. Anschließend beziehen wir wieder unser "Kino" an der Brücke beim Hirtencamp und melden uns zurück. Wie angekündigt werden wir abends zu einem opulenten Festmahl eingeladen, welches wir durch mitgebrachtes Bier zu bereichern versuchen. Da das hier allgemein aber nicht unter die Kategorie "Alkohol" fällt, muss das Bier für Wodka weichen. Glücklicherweise glaubt man uns irgendwann, dass wir nicht so viel vertragen und schenkt uns nur noch die "Deutschenportion" ein. Aber selbst die hat gereicht, um für einen lustig-schwankenden Rückweg zum Zelt zu sorgen.

Di., 08.08.17
Leider können wir unsere Rückfahrt nicht vorverlegen. Daher ein weiterer Tag Nixtun, Essen, WiFi, Leute-beim-über-die-Brücke-gehen-anglotzen, Einladungen annehmen, noch mehr Essen...

Mi., 09.08.17
Wir verabschieden uns von und bedanken uns bei den netten Hirten. Danach Rückmarsch nach Dzhily-Su, wo wir morgens um neun Uhr eintreffen und die erste und einzige Schaschlikbude entern (was wir heute neben einem McDonaldsbesuch noch zwei weitere Male in der Stadt unternehmen). Ansonsten schauen wir uns noch in Pjatigorsk um und fröhnen dem Feiern unseres Gipfelerfolgs.(T1, 200Hm Abstieg, 1h).

Do., 10.08.17
Rückfahrt zum Flughafen und Weiterreise.

Tourengänger: frmat, Benniben


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Kommentare (2)


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xaendi hat gesagt:
Gesendet am 11. September 2017 um 04:04
Ein tolles Unternehmen - bravo und Gratulation zum Gipfel!

frmat hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. September 2017 um 08:55
Vielen herzliche Dank, auch für deinen perfekten Bericht, dem wir allerhand nützliche Infos entnommen haben!
Sportliche Grüße in die Schweiz!


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