Kletter-Opening in der Sonnenstube..


Publiziert von Janine , 25. März 2009 um 15:32.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:15 März 2009
Klettern Schwierigkeit: 5b (Französische Skala)

Am Freitag morgen steigen Angelo und ich in Bern um 09.35 in den Zug. Unser Ziel: Spiez-Brig-Domodossola-Centovalli-Ponte Brolla. Mit im Gepäck: Kletterstuff, T-shirt, Sonnenbrille, Windstopper, und Parfum-Müsterli. Je ein bepackter Rucksack - das reicht für die nächsten 3 Tage.

Es ist nun schon gut 3 Jahre her, seit ich das letzte Mal im Tessin geklettert bin. Gerne erinnere ich mich an die Tagestour "Alhambra"...oder auch der "Speroni" war ganz schön. Und einfach "ds Tessin"....Pizza, Pasta, Risotto - mmmmh.

Wir quartieren uns im Hotel-Restaurant "La Castagnetta" ein, und dann gönnen wir uns zum Saison-Opening erstmal ein Glas Merlot - Gartenbeiz-Terrasse - aaah - ist das schön. Mit Blick auf die bekannten umliegenden Felswände, geben wir uns den frühlingshaften Temperaturen hin. Spätnachmittags fahren wir noch nach Locarno und gucken, was es so zu gucken gibt - Grande Piazza - und dann muss noch ein aktueller Plaisir-Führer her.

Die nächsten 2 Tage widmen wir uns voll und ganz der Kletterei. Aber schön gemütlich, und nur in den ganz einfachen Routen. Plattenvorstiege zum Auftakt sind nicht unsere Stärke! Wir erleben tatsächlich, dass eine 5a (richtig gelesen FÜNF a !!)  für uns unmöglich ist! Ohne falschen Stolz: wir passen beide an der gleichen Stelle und seilen uns später in die entsprechende Route ab um die heikle Stelle zu "analysieren". 5a - Hallo - wir erleben die Passage auf einem ganz anderen Niveau und sinnieren dem Ganzen bei einer ersten Pause nach.

Dann gehts weiter in einer anderen einfachen Route und wir treffen auf der 1. Plattform an. Eigentlich möchten wir so easy weiterfahren wie gehabt und lassen uns durch italienisch sprechende Kletterer den Tip geben - wo es "facile" weitergeht. Unser Kletterführer haben wir vor lauter Frühlings- -und Schmetterlings-Herrjeh - an der Basis liegen gelassen. Naja - Angelo steigt vor, und ich erinnere mich ja auch noch an das Topo...
Nach ca. 10 Metern, sehe  und höre ich nichts mehr ...das Seil bewegt sich nicht. Ich rufe mal hoch - und dann kommt ein "hmmmmmpf" zurück - dann wieder Stille. Ich ahne es - dass sich durch die Vielfalt von Bohrhaken - Angelo verstiegen hat. Ich weiss auch aus der Topo-Erinnerung - dass links von der gewählten Route hier - eine 6a+ liegt. Ojeojeee. Nach langen Minuten sehe ich dann endlich den Kopf von Angelo...und die unstabile Lage wird ersichtlich. Es klappt - ohne Sturz steigt er durch, und ich bin heilfroh dass alles gut ging. Voller Stolz höre ich "Staaahaaaaand" - und dann ist es meine Partie, welche ich mit Ach und Krach hintendrein "eiere".

Am Sonntag,  während ich Angelo in der 1. SL sichere, höre ich von links her einen Ausruf "Gopfverd.....nonemal...." - und dann einen sehr lauten und dumpfen Aufschlag. Ich weiss sofort: das war KEIN Stein. Erschreckt durch das grässliche Geräusch, schaut auch Angelo zu mir runter und fragt aufgeregt: "was war das?" Ich weise ihn zum weiterklettern an, und realisiere - dass um mich herum die Leute nur in die eine Richtung gaffen, und andere herumrennen. Zum Glück habe ich nichts gesehen. Wie mir später eine Frau berichtet - war es ein ganz typischer Handlings-Fehler zwischen dem Vorsteiger und der sichernden Person, der zum Absturz des Mannes geführt hat. Das Seil sei auch noch zu kurz gewesen...weshalb die sichernde Person ein par Meter auf die Felsbänder gestiegen sei. Wie auch immer - es war jedenfalls passiert, und die Verletzungen sind laut Auskunft nicht harmlos - der Absturz sei von sehr weit oben passiert.
Mental blockiert von dem Vorfall, versuche ich nachzusteigen - was mir überhaupt nicht mehr gelingt. Ich will mit Angelo das Ganze erst später besprechen. Jetzt müssen wir uns doppelt konzentrieren - denn, wir wollen heute nämlich ganz auf den "Gipfel" kommen.
Wir erleben im Anschluss eine einfache und relaxte Klettertour mit 8 Seillängen die wir ohne Zwischenfälle begehen. Oben angekommen, machen wir eine ausgedehnte Siesta mit Pic-Nic. Dann wird abgeseilt - wenn auch sehr langsam. Es sind wie immer schon zu viele Leute am Fels - Ponte Brolla wie man es kennt .
 Es war aber ein sehr schöner Tag, mit viel Gummi-Reibung und richtigem Felskontakt.
 
Ein Warnschuss für alle Anwesenden war der verursachte Vorfall allemal: besprecht und repetiert Seilkommandos und Partnerkommunikation vorher klar ab.
 
In dem Sinne - wünschen wir Allen eine schöne, erlebnisreiche und unfallfreie Klettersaison 2009!

 


Tourengänger: Janine


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