Matterhorn, 4478m (Überschreitung: Hönligrat - Liongrat)


Publiziert von Robertb , 23. August 2017 um 21:39.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:19 August 2017
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 2500 m
Strecke:Zermatt, Schwarzsee, Hörnlihütte, Hörnligrat, Matterhorn, Liongrat, Rif. Abruzzi, Breuil-Cervinia
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Visp, Zermatt
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Italien, Aostatal, Breuil-Cervinia

Geplant waren einige Hochtourentage im Jungfraugebiet. Doch die bevorstehende Kaltfront mit dem zu erwartenden Niederschlägen in Form von Schnee, liess uns kurzerhand umdisponieren. So wählten wir das Matterhorn im Wallis als Tourenziel aus.

Die Planung war alles sehr kurzfristig, insbesondere da wir uns die Überschreitung Hörnligrat – Liongrat vorgemerkt hatten, da ein Fahrzeug in Breuil-Cervinia ein Fahrzeug abgestellt werden musste.

Am Samstag-Nachmittag brachte mich die Bahn von Zermatt in wenigen Minuten bis zum Schwarzsee P2588. Dort folgte ich dann auf dem gut ausgebauten Wanderweg hinauf zur Hörnlihütte P3260 wo ich am Abend mit Rolf abgemacht hatte. Die Bewirtung in der Hörnlihütte ist ausgezeichnet und gleicht mehr einem Hotel als einer SAC-Unterkunft. Ja, der Preis dafür ist auch mächtig stolz. Eine Übernachtung beläuft sich auf Fr. 140.--. Wir besprachen kurz den Routenverlauf, die Zeitplanung und gingen dann zeitig zu Bett.

Morgenessen war um punkt 04:00 Uhr, Abmarsch 04:20. Zu diesem Zeitpunkt standen alle Gruppen bereit. Als zweite Gruppe ohne grosse Wartezeiten ging es dann los. Ein recht ruppiger und kühler Nordwind liess mich zu Beginn erschaudern, doch dies legte sich dann im Windschatten des Hörnligrates schnell. Im Gegenteil, der Führer hatte ein rechtes Tempo vorgelegt so rann mir der Schweiss aus allen Poren. Die Routenfindung erachte ich im Dunkeln zum Teil als knifflig. Die Dämmerung ist noch in weiter Ferne. In gutem Fels stiegen wir höher und höher auf einer nicht enden wollenden Treppe. Technisch ist die Route (nach meinem Empfinden) als nicht sonderlich schwierig einzustufen. Doch Schwindelfreiheit ist ein absolutes Muss.
Langsam erwacht der Tag, wir befinden uns wenige Meter unterhalb der Solvayhütte P4003. Dort angelangt begrüsst uns auch die aufgehende Sonne. Doch auch hier pfeift uns der starke Wind um die Ohren. Nun ziehen wir die Steigeisen an und klettern weiter. Viele Meter Fixseile erleichtern den Aufstieg und geben den Routenverlauf vor. Immer noch steigen wir für meinen Begriff in hohem Tempo hoch. Ich kriege kaum Sauerstoff, doch an eine Pause ist nicht zu denken. Gibt es zwischen den Bergführern Konkurrenz um den 'Startplatz' verteidigen zu können?

Wir befinden uns bereits auf dem nun flacher werdenden schneebedeckten Gipfelaufbau. Der Trittschnee ist gut zu begehen. Ich denke nur, zum Glück ist es nicht mehr so weit. Und da, der Gipfel ist in Sicht, da steigt mein Adrenalin, von Müdigkeit ist kurzfristig kaum mehr etwas zu spüren. Wenige Minuten später, nach 4:00 Aufstieg, stehen wir also auf dem Matterhorn 4478m, ringsum geht es fast senkrecht hinunter. Ein sonderbares nicht beschreibbares Glücksgefühl, ein imposantes Schauspiel. Alles wirkt klein, weit unten die Hörnlihütte und Zermatt. Jeder gratuliert dem andern als wäre man eine grosse Familie.

Den Abstieg wählten wir über den Liongrat hinunter nach Italien. Da kann ich gut nachvollziehen wie Edward Whymper bei der Erstbesteigung seinen italienschen Konkurrenten zugerufen haben soll.   

Also los, wir steigen also in den Liongrat ein. Dieser stufe ich als einen 'Tick' schwieriger ein. Im Abstieg merkt man davon jedoch kaum etwas, da die steilen Passagen mittels Abseilen gut überwunden werden können. Auch hier sind etliche Meter Fixseile installiert. Zudem erleichtern Drahtseile, gute Zwischensicherungen und Strickleitern den Aufstieg erheblich. Kurz Oberhalb des Rif. Carel, P3829 legen wir eine Pause ein, essen einen kleinen Happen und geniessen kurz die Aussicht und die Sonne. Südseitig ist es angenehm warm. Doch uns stehen immer noch ca. 1000 Hm Abstieg bevor, so geht es bereits wieder weiter. Der Abstieg ist gekennzeichnet durch ein stetiges 'Auf- und Ab'. Der Colle del Leone, P3850 ist erreicht, nun verlassen wir den unmittelbaren Grat, queren auf Wegspuren südlich in den Hang und biegen allmählich in südliche Richtung ein. Die Wegspuren mehren sich, die Routenfindung ist nun einfach.

Etwa 9 Stunden nach Start in der Hörnlihütte treffen wir beim Rif. Orionde (Duca Degli Abruzzi) P2802 ein. Zuerst setze ich mich einfach hin, trinke die restlichen Reserven und ziehe die Schuhe aus. Ein Teller Pasta und ein Nickerchen helfen meinen Lebensgeistern schnell wieder auf die Sprünge.

Am nächsten Tag steige ich nach Breuil-Cervinia ab und übernehme das Auto der nächsten Gäste und führe dieses zurück nach Visp.

Fazit:Eine aussergewöhnliche Tour. Die Bergführer sind stark auf die Einhaltung des Zeitplans bedacht. Beim Klettern herrscht eine eigenartige Stimmung, der Umgangston ist rauer als normal.

Ich möchte die Besteigung keinesfalls missen. Es war für mich ein grandioses Erlebnis, auch wenn ich zwischenzeitlich an mein Limit gestossen bin, dies hat meines Erachtens mit der Geschwindigkeit des Aufstiegs und meiner derzeit etwas mageren Kondition zu tun.

Technisch gesehen, erachte ich diese Tour als nicht sonderlich schwierig. Sie ist jedoch sehr ausgesetzt, darum ist Schwindelfreiheit ein absolutes MUSS.  

 

Tourengänger: Robertb


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