Kanisfluh-Überschreitung für Faule


Publiziert von paul_sch , 23. August 2017 um 18:20.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum:23 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m

Da ich mich vorsichtig in den T6-Bereich vorwage, hab ich mal an die Kanisfluh-Überschreitung versucht. Die erste Solo-Tour dieses Jahr. Die Kanisfluh/Holenke kenne ich natürlich schon gut von diversen Sonnenaufgangs-Touren oder auch Höhlen-Touren.

Aktuell gibts auf Hikr 2 ähnliche Berichte, an denen ich mich auch orientiert habe. Da es aber doch einige Unterschiede gibt, erlaube ich mir wieder mal einen eigenen Bericht.
http://www.hikr.org/tour/post97429.html (Ali)
http://www.hikr.org/tour/post108770.html
(vom berühmt-berüchtigten Nick)

Anstatt von Au via Ahornenvorsäß zu starten, fuhr ich rauf zum Wanderparkplatz nahe des Gasthof Edelweiß. (mit normalem PKW noch gut machbar, teils halt Schotter und holprig) [edit: Inzwischen alles Asphalt] Da habe ich Faulpelz schon eine gute Starthöhe. Da ich der Dramaturgie wegen im Osten starten will, verliere ich einige Höhenmeter beim Marsch zum Feuersteinvorsäß. Diese Routenführung entspricht dem Motto „zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen“ – am Ende der Tour ist man maximal schnell beim Auto.

Beim Feuersteinvorsäß wäre die sichere Variante,  noch mehr Höhenmeter zu vernichten und zum Ahornenvorsäß abzusteigen und ab dort den genannten Berichten zu folgen. Doch es gab einen Weg der die Höhe haltend nach Osten führte. Ein Schild warnt jedoch ausdrücklich dass es eine Sackgasse ist. Der Forstweg wird irgendwann zu einem schmalen Pfad, den man aber noch gut erkennen kann (im Zweifel Höhe halten oder leicht aufwärts). Er endet aprupt bei einem kleinen Jäger-Stand (kein Hochsitz aber), der ein Tobel überblickt. Ab hier ist die Route in der Karte punktiert.

Leider ist hier ziemlich Dschungel und ein Abstieg ins Tobel wirkt steil. Ich gehe etwas zurück und kämpfe mich nach unten Richtung Ahornenvorsäß durch, in der Hoffnung bald den Wald zu verlassen. Es ist mühsam, und irgendwann komme ich in einer Rinne mit (überwuchertem) Schutt an, die wohl zentral in besagtem Tobel liegt. Ich steige direkt hoch, mühsam durch eine üppige Wiese. Endlich mäßigt sich die Wiese. Ich blicke zurück über das Tobel und sehe den kleinen Jäger-Stand. Eventuell wäre es doch möglich gewesen direkt vom Stand in das Tobel abzusteigen. Dann könnte ich meine Abkürzung vielleicht wirklich empfehlen. Ab jetzt wieder durchgehende Linie in der Karte.

Steil aber problemlos rauf zur Jagdhütte auf ca. 1.600m. Für eine detaillierte Beschreibung der Gratwanderung verweise ich auf die gennannten Berichte, hier meine Kurzfassung: Sonnenspitz problemlos direkt. Runder Kopf hätte man links ausweichen können, ich wollte aber das direkte T6 probieren. Gut machbar. Abstieg großteils sehr einfach, ganz am Ende muss man beim Abklettern etwas nach Tritten tasten. Man ist da aber nicht mehr hoch über der Wiese, psychisch also kein Problem. Vor der Holenke wie anderswo beschrieben der Felswand rechts ausweichen. Deutliche Wegspuren. Sobald es links rauf gut machbar aussieht, geht es rauf und dabei leicht zurück. Vom Grat einfach zur Holenke.

Bis jetzt keine Menschenseele, auf der Holenke tummeln sich jedoch sicher 20-30 Leute. Wenigstens sehe ich keine Selfie-Sticks und die Leute knippsen sich gegenseitig. :-)

Runter  am Wanderweg und noch schnell rechts auf die krasse Aussichtskanzel (Hähle) gesprungen. Trotz der Menschenmassen scheint sich bisher kaum jemand (ganz) raus gewagt zu haben.

Letzter Punkt der Tagesordnung: Der Hohe Stoß. Zuerst deutliche Wegspuren, bald steht man vor einer wenig einladenden Wand. Ich deponiere den Rucksack (und leider auch Fotoapparat). In beiden genannten Berichten folgt man der Wand nach links. An die Stelle die Nick beschreibt, gelangt man sehr bald. Ich sehe 2 Bohrhaken (abseiltauglich, keine normalen Laschen). Die Kletterei wirkt aber recht wild. Es fehlt nicht mehr viel auf Senkrecht. Ist Nick wirklich da hoch? (Habe leider kein Foto von der Stelle.) Ist das noch T6 II? Ich halte mich deshalb lieber an Alis Track und folge der Wand noch weiter. Man muss gut aufpassen, es ist steil. Man verliert einiges an Höhe und irgendwann ist die Wand aus und geht es rechts ziemlich leicht hoch. Ich blicke rüber zum Wanderweg und habe den Eindruck dass man einfacher und ungefährlicher an diese Stelle gelangen könnte.

Dann hoch zum Gipfel über Wiesen, mehrere Varianten möglich. Man muss etwas „zurück“ weil man einen Umweg vorbei am Gipfel gemacht hat.

Abstieg wie Aufstieg. Hätte ich den Rucksack nicht oben deponiert, würde ich jetzt direkt zum Wanderweg über die Wiese queren (dann wäre der Hohe Stoß wohl maximal T5). So muss ich mich leider wieder vorsichtig der Wand „entlangtasten“ und zudem ein paar Höhenmeter machen. Beim Abstieg werde ich noch angesprochen weil mich wer am Stoß beobachtet hat. Dem Wanderweg folgen bis zum Parkplatz.

Beim Forstweg nehme ich noch zwei Wanderer im Auto mit. Beim Gedanken an den ewigen Abstieg auf der Forststraße taten sie mir einfach leid, zudem war das Auto eh leer. Sie haben nicht mal gestoppt, ich habe mich quasi aufgedrängt. :-)

Fazit: Eine schöne Tour mit wenig Höhenmetern. Sonnenspitz, Runder Kopf, Holenke sind alle recht leicht, man kann jeden Griff und Tritt so setzen dass er gut passt und sich somit immer sicher fühlen. Beim Hohen Stoß habe ich etwas gemurkst und war auch unsicher was die beste Möglichkeit ist. Wenn ich ihn wieder machen würde, würde ich ihn wie beschrieben vom Wanderweg aus versuchen und nicht unnötig das steile Gelände unter der Wand traversieren.

Anmerkung: Ich hatte einen Pickel dabei, aber nicht verwendet. Vielleicht bin ich nicht der Typ dazu. Mit meiner Hand weiss ich was ich tue. Bei einem Pickel: Hält der Pickel gut? Halte ich den Pickel gut? Sticht mir der Pickel bei einem Unglück das Auge aus? Was wenn er runterfällt? Bin gespannt obs mal eine Tour gibt wo ich ihn verwenden will. Aber dann kehre ich vielleicht lieber ganz um...

Höhenmeter grob geschätzt (850). Zeitaufwand inkl. Pausen und meiner Murkserei durch Dschungel.

Tourengänger: paul_sch


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Kommentare (3)


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Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 1. September 2017 um 10:45
Hi Paul!

Gratuliere zu der schönen Tour. Und danke für den Tipp mit dem hohen Parkplatz! Den kannte ich noch nicht. Aber verrat mir: Warum bin ich berüchtigt? Ich bin beunruhigt!

Gruß,

Nik

paul_sch hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. September 2017 um 17:23
Hey Nick,

"berüchtigt" ist vielleicht das falsche Wort; aber es kam schon mehrmals vor dass ich irgendeinen wilden Hikr-Bericht vor mir hatte, und gleich dachte dass der nur vom Nick sein kann. Und ich lag verdächtig oft richtig damit. So Berichte in der Art von "Alle Klettersteige Europas an einem Nachmittag" oder "Alle 7 Churfirsten in 24 Stunden, und dabei 5 neue Churfirsten entdeckt" ;-)

LG, Paul

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. September 2017 um 22:44
Hahaha! Du bist super - ja solche Tourenberichte gibt's tatsächlich von mir.... ;o}

Lustigen Gruß,

Nik


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