Morgentour auf den Aperen Freiger (3262m) und Übergang zur Dresdner Hütte


Publiziert von Kris , 25. August 2017 um 23:09.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:31 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1500 m

Etwa in der Mitte unserer Tour über den Stubaier Höhenweg wartete eines meiner Highlights - der geplante Aufstieg auf den Aperen Freiger im Morgengrauen und der anschließende Übergang zur Dresdner Hütte. Den Gipfel wollte ich aufgrund der doch vorhandenen Schwierigkeit allein machen und verabredete mich mit Franzi für Mittag - spätestens wollte ich 13 Uhr wieder da sein. 

Dafür packte ich leichtes Gepäck und startete als Erster von der Sulzenauhütte, noch im Dunkeln und mit Stirnlampe (ca. 5.30 Uhr). Der Weg und die Steine am Wegesrand waren noch verziert vom Rauhreif. Doch bald konnte ich die Stirnlampe wegpacken und die Aussichten waren für den kommenden Tag vielversprechend, und vor allen Dingen als Fotomotiv. Die blaue Lacke unter mir glänzte nur so dahin, im Stubaital wanderten die Wolkenschwaden bis hin zum Inntal und Karwendel und alles wurde in das rosa rötliche, wehmütige Licht eines (fast) herbstlichen Morgens getränkt. Reine Poesie für das Auge.

Der folgende Wegabschnitt bis zum Hundesheim (einer sehr alten Unterkunftshütte) ist einfach, und selten wirklich steil oder gar ausgesetzt. Einzig ein Geröllfeld mit Moosauflage machte Probleme, da es einfach wirklich sack-rutschig war mit der Begrünung auf den Steinen und den in den letzten Tagen oft sehr nassen Verhältnissen. Die besagten vielversprechenden Aussichten für den Tag trübten sich dann auch genauso schnell ein, wie sie gekommen waren. Es sah - schon wieder - nach Regen aus. Das gefährdete natürlich meinen Plan, auf den Gipfel zu gelangen. Daher hieß es, das im Vgl. zu den Übergängen leichte Gepäck zu genießen (ich fühlte mich wie eine Feder) und einen Zahn zuzulegen.

Bald schon vor dem Hundesheim kam der Aufstiegsgrat zum Aperen Freiger ins Blickfeld, welcher besonders gfürchtig, noch einfach aussah. Er steigt mehr oder weniger gleichmäßig zum GK nach oben. Bisher war ich mutterseelenallein, was ich aufgrund des aufkommenden Wetters auch nicht ungewöhnlich empfand. Der markierte(!) Weg zieht dann bald zum gerölligen Grat hinüber der aus einer unendlichen Zahl großer Blöcke zu bestehen scheint bei näherem Hinsehen. Wer nun allerdings erwartet, dass der Aufstieg eine einfache Blockkraxelei sei, der sei hiermit vorgewarnt: die Markierungen sind vorhanden, ein Gespür für die Route sollte aber vorhanden sein. Bei Vereisung wird die Tour sehr unangenehm, gerade im oberen Teil geht es doch ganz schön nach unten! Weiterhin muss man durchaus echte Kletterpassagen bewältigen, die allerdings nie I+, wenn nicht auch mal II- überschreiten. Es gibt keine Versicherungen, nur eine (abgerutschte) Stelle mit Eisentritten, die auch als Griffe entfremdet werden können.

Da ich die Zeit im Blick hatte, spurtete ich den Grat regelrecht nach oben, natürlich im "Tunnel" der Konzentration. Für die 400hm Gratkraxelei benötigte ich so denn auch nicht einmal 50min, viel schneller als ich erwartet hatte, und das trotz 1-2 kleinerer Verhauer in denen der Wegverlauf nicht sofort ersichtlich war. Besagte Vereisung trat leider bei mir im obersten Teil auf, allerdings in einem - noch - vertretbaren Maße. Das GK war zur Zeit meiner Besteigung quasi nagelneu, da das alte regelrecht vom Blitz weggefegt wurde. Mit den roten Stellen ergab das zu gegebener Wetterstimmung ein modisch-erhabenes Bild. Nach kurzem Genuss der Aussicht, kleiner Jause und Eintrag im Buch ging es wieder über den gleichen Weg abwärts, den man während des gesamten Abstieges im Blick hat - schwindelfrei sollte man schon sein. 

Nun sah ich die ersten bewegenden Punkte weit unten am Grat, nur langsam nach oben steigend. Ich war also doch nicht allein. Da sich das Wetter fortwährend eintrübte, waren die Begeher allerdings zeitlich nicht optimal unterwegs, trotzdem es noch Morgen war. Der Abstieg verlief konzentrierterweise ohne Zwischenfälle und machte mit den vielen Kraxelpassagen Spaß. Bald traf ich dann auf den ersten bewegenden Punkt, eine junge Frau die mich direkt ansprach. Quintessenz war, dass sie mich nach dem Rest des Weges fragte (nicht unüblich) und mir dann aber die Offerte machte, sie noch einmal zum Gipfel zu begleiten weil sie sich nicht super sicher fühlte in diesem Gelände. Ich riet ihr, dann lieber umzudrehen da ich wieder zur Hütte muss. Darauf erwiderte sie, dass dies bereits der zehnte Gipfel sei in ihrer "Alpinistenkarriere", und davon hätte sie keinen geschafft - jetzt müsste es endlich so weit sein. Nun, Dinge gibt es. Ich gab ihr abermals den Rat, erstmal leichtere Touren zu versuchen. Sie ließ sich aber nicht abbringen und so ging wir beides unseres Weges.

Weiter unten traf ich dann noch mehrere größere Gruppen, die bis auf ein paar, die zurückblieben am Hundsheim alle noch den Aufstieg wagten. Unter zeitlichen Aspekten müssen diese Gruppen noch in den bald einsetzenden Regen gekommen sein. Weiterhin die Zeit im Blick behaltend stieg ich flott bis zum moosigen Geröllfeld, welches auch auf dem Rückweg unangenehm zu gehen war (sehr große Blöcke!). Nunan gab es zwei weitere Berggänger mit denen ich mir bis zur blauen Lacke fast ein "Rennen" lieferte, was sich dann dort auflöste, da ich noch ein paar Fotos von ebenjener machen wollte. 

Letztendlich kam ich etwa bereits kurz nach 11 an der Sulzenauhütte an und traf auf eine erstaunte Franzi, da sie eher mit einem späteren Eintreffen gerechnet hatte. Nun packten wir unsere sieben Sachen und schritten hinaus in den mal wieder einsetzenden Regen - die Konstante unserer Tour am Stubaier Höhenweg. Der Übergang zum Peiljoch war dann schwieriger als gedacht, erstens da unsere Rucksäcke uns mal wieder eine enorme Last wurden und ich den flotten Aufstieg zum Aperen Freiger in den Knochen hatte. Zweitens gab es vor dem finalen Schlussaufstieg über eine Moräne und Geröllgelände eine ausgesetzte, gesicherte Querung hoch über dem Tal. Aufgrund der Nässe nicht ungefährlich zu gehen (T4-)


Wir waren dann aber v.a. wegen unserer Last froh, den heutigen Aufstiegsweg (für mich immerhin 1.600hm) geschafft zu haben. Nun war es nicht mehr weit bis zur (für Bergsteigerverhältnisse luxoriösen) Dresdner Hütte im Seilbahngebiet des Stubaitals. Das Peiljoch selbst war für uns eine nasse Angelegenheit, allerdings reich verziert mit unzähligen Steinmännern von Höhenweg-Gehern. Der Abstieg ist oben nochmal mehrfach versichert und steiler (T3+). Danach bewegt man sich quasi nur noch im T2 Gelände. Hier rutscht Franzi allerdings wegen der Nässe aus und setzt sich erstmal auf den Hosenboden. Weiter unten trifft unser Weg dann auf den Übergang über den Großen/Kleinen Trögler und für uns dann schnell in die trockene Hütte..

Der Apere Freiger ist einer dieser Gipfel der es eigentlich verdient hätte, bekannter zu sein. Hoch, kraxelig, super Aussicht (von Karwendel bis Zillertal & Ötztal sowie tete-a-tete mit den Stubaier Gletscherriesen.. aber im Endeffekt ist man nicht bös drum, so hatte ich diesen Top-Kraxel-3000er für mich allein, wozu das Wetter nochmal eine mystische Komponente lieferte.. Super ist weiterhin die gemütliche Sulzenauhütte - auch toll gelegen, wohingegen die Dresdner Hütte Bergsteigerpuristen wohl im Seilbahngebiet als hässlichste Etappe des Höhenwegs gelten wird..


KONDITION 4/5
ORIENTIERUNG 3/5
TECHNIK 3/5
EXPONIERTHEIT 3.5/5



Tourengänger: Kris, Franzii


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