Schluderspitze (3230 m) - einer der Außenposten von König Ortler


Publiziert von gero , 22. August 2017 um 22:41.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:21 August 2017
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1570 m
Abstieg: 1570 m
Strecke:P Rosimtal - Rosimalm - Schluderspitze (12,5 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Goldrain im Vinschgau ins obere Martelltal bis zum Beginn der 10 Kehren, die hinauf zum Zufrittsee führen; dort einer der wenigen gebührenfreien Parkplätze im Martelltal (ich nenne diesen P im folgenden "P Rosimtal").
Kartennummer:Tabacco Nr. 045 (Latsch, Martell, Schlanders - 1:25.000); Freytag & Berndt WKS 13 (Ultental - 1:50.000)

Mein heutiges Ziel ist die Schluderspitze, zwischen Martelltal im Osten und Laaser Tal im Westen gelegen und damit aus dem Vinschgau zugänglich. Ausgangspunkt ist einer der wenigen gebührenfreien Parkplätze im Martelltal, der am Beginn von 10 Straßenkehren liegt, die zum Zufrittsee hinaufführen. Ich nenne ihn den "Parkplatz Rosimtal", denn von hier aus gelangt man auf Steig Nr. 9 in dieses Tal hinein (natürlich gibt es auch noch einige andere Ziele).

Vom besagten P Rosimtal (1730 m) wandere ich mit der Morgendämmerung wenige Minuten die Fahrstraße aufwärts bis zur Kehre 4: dort zweigt beschildert der Steig Nr. 9 ins Rosimtal und auch zur Schluderspitze ab. Nach wenigen Minuten auf nahezu horizontalem Wegstück geht es im Wald steil bergauf, und nach einer Stunde passiere ich die private Rosimhütte (2049 m), knapp unterhalb der Waldgrenze liegend; wenige Minuten später betrete ich das weitläufige Wiesengelände der Rosimalm (2100 m). Die gesamte Wiese ist zwar mit Kuhfladen übersät, aber ich entdecke weder Weidevieh noch Almhütten. Seltsam - ist diese Weide aufgelassen?

Anmerkung: die F&B-Karte spricht hier von der "Hirten-Hütte", die Tabacco-Karte von der "Rosimhütte". Beide Karten enthalten nicht den Begriff der Rosim-Alm - diese ist aber zu Beginn auf dem Ww bei Kehre 4 der Fahrstraße ausgewiesen. Die geographische Stelle ist jedoch eindeutig - hier steht man am Beginn des sich ziemlich steil Richtung Nordwesten aufwärts erstreckenden Rosimtales.

Bis auf weiteres ist der Steig Nr. 9 hervorragend markiert: er führt über mehrere Talstufen bergan. Das nächste Etappenziel steht gut 300 m höher auf einer Wiesenterrasse: ein weithin sichtbarer, mächtiger Steinmann (Kote 2488 m auf der Tabacco-Karte), den ich ab Rosimalm nach 50 Minuten erreiche. Von hier aus hat man einen prächtigen Blick nach Südosten auf die Gruppe der Zufrittspitze, jenseits des Martelltales gelegen.

Dann folgen die Geländestufen mit den Höhenkoten 2651 m, 2774 m und 2851 m gemäß Tabacco-Karte. Die Schluderspitze scheint nicht allzu häufig besucht zu werden, denn der Steig ist gelegentlich nicht sonderlich deutlich ausgeprägt. Trotzdem kann man ihn praktisch nicht verlieren, denn die Markierungen folgen dicht auf dicht. Auf der südlichen Talseite erhebt sich die Lyfispitze (3352 m) als relativ ausgeprägte Gipfelgestalt, wohingegen die langgestreckte, zerborstene Lorchenwand (knapp 3100 m) am nördlichen Talrand von außerordentlich weiten Geröllhalden geprägt ist.

Bei Kote 2851 m geht die bisherige Wiesenlandschaft in eine riesengroße Geröllwüste über. Der bisherige Steig ist als solcher nicht mehr auszumachen, aber ich laufe einfach den vielen roten Markierungstupfen und Steinmännern nach, noch kann man nicht fehlgehen. Inzwischen frage ich mich, wo denn eigentlich "meine" Schluderspitze ist - diese Frage ist erstaunlicherweise nicht wirklich zu beantworten, da kein wirklicher Kulminationspunkt auszumachen ist. Dies erschwert im folgenden den Weiterweg.

Etwa bei Kote 3040 m der Tabacco-Karte erreicht man einen letzte Geländestufe und steht nun in einer weitläufigen, etwas unzugänglich wirkenden Landschaft aus Geröll. Und es ist dies die Stelle, wo plötzlich die bisher mustergültigen Markierungen und Steinmänner aufhören. Wo bitteschön geht es weiter, und wo ist der Gipfel?

Ich blicke etwas verunsichert in die Runde, und mit etwas Mühe sehe ich dann doch einen weiteren Markierungstupfen. Er ist schon recht verblaßt - und dann finde ich auch ein Steinmännchen. Im folgenden "taste" ich mich nun suchend von Steinmann zu Steinmann, Markierung zu Markierung weiter - das kostet viel Kraft, Zeit - und Selbstvertrauen. Denn - wie gesagt - es fehlt zudem das Gipfelziel: kein Punkt im weiten Rund ist wirklich dominierend, weit und breit kein Gipfelkreuz.

Dann verliere ich endgültig jeden Hinweis auf den Weiterweg - Steigspuren gibt es hier im Geröll schon lange keine mehr.

Wie sich später herausstellt, bin ich vom richtigen Weg etwas zu weit nach Osten abgewichen. Etwaigen Nachahmern deshalb mein Rat: man halte sich oberhalb von 3000 m im Prinzip immer im Grund des mit Blöcken angefüllten Bodens; dann sieht man doch wieder Steinmänner, die allerdings im Grau der Geröllfelder nicht auffallen. Der Steig führt in Richtung auf ein kleines Schneefeld, und zwar auf dessen linken Rand, zu - dort geht es dann steil, aber erstaunlich gut hinauf zum langgestreckten Kamm zwischen Lorchenwand und Schluderspitze. Man erreicht diesen Kamm etwas westlich eines wenig ausgeprägten Sattels, hier gibt es endlich wieder eine große, rote Markeirung. Nun geht es in 15 Minuten den plattigen Kamm unschwierig zum Gipfel der Schluderspitze (3230 m) hinauf.

Der Rückweg erfolgt auf gleichem Weg.


Hinweise:

- Bis auf etwa 3000 m (letzte Geländestufe) ist der Steig Nr. 9 hervorragend markiert und nicht zu verfehlen.

- Der Gipfel ist nicht unmitelbar erkennbar, es gibt kein Gipfelkreuz. Erst wenn man droben steht, erkennt man, daß dies deutlich der höchste Punkt ist. Von unten sieht er aus wie eine unbedeutende Kuppe im langen Grates zwischen der Lorchenwand und dem Schluderzahn.

- Auch der südwestlich benachbarte, etwas höhere Schluderzahn (3258 m) fällt kaum als solcher auf, erst vom Gipfel der Schluderspitze hat er den Charakter eines Zahnes.

- Die Aussicht von der Schluderspitze ist natürlich sehr gut, wird aber durch die umliegenden, durchwegs (etwas) höheren Berge eingeschränkt. So wird die Cevedalegruppe teilweise durch die Lyfispitze, die Ortlerhauptgruppe durch die Vertainspitze und ihre Vasallen verdeckt.

- Im AV-Führer "Ortleralpen" sind für den Anstieg 4,5 bis 6 Std. genannt - diese weite Spanne trägt sicher der Wegsuche in den mühsam begehbaren Geröllfeldern des letzten Drittels Rechnung. Ich habe gut 5 Std. benötigt.

- Achtung: die Geröllfelder bestehen teilweise aus mächtigen, unter- und übereinander gestapelten Blöcken mit tückischen Felsspalten dazwischen. Vorsichtig begehen - Verletzungsgefahr! Wie das in derartigem Gelände so üblich ist.

- Die Bergtour ist im gesamten Verlauf unschwierig, man braucht aber alpine Erfahrung, speziell hinsichtlich der Begehung und Orientierung größerer Geröllwüsten.

Tourengänger: gero


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Geodaten
 36808.gpx Aus dem Martelltal auf die Schluderspitze

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Kommentare (1)


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ADI hat gesagt:
Gesendet am 25. Oktober 2017 um 12:45
Hallo, Gero!

Scheint eine sehr mühsame Tour zu sein....das war die Lyfi leichter zu haben...

VLG!


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