Giglistock


Publiziert von markus1968 , 14. August 2017 um 12:47.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:13 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:PP Umpol - Stelimigletscher - Steilimi 2'714 - Spalt ca. 2'800m - Steilimi - Steilimigletscher - PP Umpol
Kartennummer:www.map.geo.admin.ch

Der Gipfel des Gigistock blieb mir schon zweimal verwehrt. Einmal als Frühlingsskitour, wo es mir bei der Anfahrt übel wurde… und ein zweites Mal Anfang Sommer mit Joe, der an diesem Tag nicht in mentaler Topform war.

Also wollte ich mit Silvia (aus unsrer "erweiterten" Hochtourengruppe) nun endlich den Gipfel besuchen. Aber nicht auf der Normalroute, bei welcher man unterhalb des grossen Spalts rechts ein kleine Rampe erklettert (ähnliche Position wie beim Skiaufstieg), sondern wir wollten ab der Steilimi den Südgrat (SSO) beklettern und via der Brunnenstocksüdseite Abstiegsroute  (Couloir) wieder zurück zum PP. Diese Tour wurde in einem Büchlein von mir beschrieben als "leichte" Tour mit max. IIer Kletterei.
 
So stiegen wir guten Mutes zügig den frisch eingeschneiten Steilimigletscher hoch. Die Steilstufe hoch seilten wir uns noch nicht an, zu offensichtlich lagen die Spalten vor Augen. Oben jedoch war der Gletscher noch etwas eingeschneiter und daher wechselten wir auf Seilsicherung um. Es gibt doch recht viel und auch grosse Spalten, die man aber gut erkennen kann und umgehen konnte (T3/WS). Nach der Steilstufe liegen auf der Seite Vorder Tierberg viele, viele Gesteinsbrocken auf dem Gletscher. Wir beobachteten und hörten auch einige Abgänge. Auf der Seite des Brunnenstock war es ruhiger.
Nach ca. 2,5 Stunden Aufstieg (mit Um-/Anzieh- und Trinkpausen), stiegen wir in den doch steilen SSO Grat ein. Der Grat war unten nur teilweise noch mit Schnee bedeckt. Daher verzichteten wir auf Steigeisen. Doch war der Fels und auch die Schroffen in diesem Teil noch ziemlich rutschig. Deswegen wechselten wir etwas höher oben, wo der Schnee weiter zunahm, wieder auf Steigeisen. Dieser untere Gratteil ist recht brüchig und man muss schauen wo man sich festhält. Nicht so toll (T6/II).
Kurz vor dem grossen Grateinschnitt, welcher  vom Gletscher aus gut ersichtlich ist, kommt man zu einem kleineren Einschnitt (nicht gut sichtbar von unten). Man steigt über eine Seite der Felsen und landet auf einem kleinen ausgesetzten Podest zwischen den Gratfelsen und einem kleinen Wändlein. Dieses etwa 3-4m hohe Wändlein zu bezwingen ist sicher keine Kletterei im II Grat mehr. Für mich eher III+ Kletterei. Silvia hatte etwas mühe aufgrund ihrer kleineren Körpergrösse als ich, halt zu finden. Um mit den Steigeisen oder auch ohne, fusszufassen muss man weit nach hinten ausspreizen um höher zu gelangen, danach findet man schöne Griffe und Tritte. Diese Stelle ist aber wirklich nur ganz kurz (III+).
Danach weiter dem Gratverlauf folgend, kommt man zu diesem grossen Grateinschnitt (Spalt). Wir begutachteten den weiteren Verlauf. Der Abstiegsweg (ca. 6-8m) in den Einschnitt war noch gut mit Neuschnee gefüllt. Das Abklettern war ohne Seilsicherung so nicht möglich, weil eben mit Schnee bedeckt und etwa 80° steil. Wir überlegten ob wir das probieren sollten (Schlinge und abseilen, abhangeln). Doch auf der anderen Seite waren nur glatte Wände, ca. 15-20m hoch und viel loses Gestein zu erkennen. Keine Umgehung war auszumachen, dort hoch ohne zusätzliche mobile Sicherungsmittel schien uns zu unsicher, weil sicher keine IIer Kletterei mehr. Aufgrund des Beschriebs im Büchlein, lies ich meine mobilen Sicherungsmittel aber im Auto zurück. Ob die geholfen hätten wäre auch fraglich.
Ein weiterer Eindruck war, das sich diese Stelle vielleicht erst vor kurzen verändert hat. Die Felsen waren ganz hellfarbig. Wie bei einem frischen Abbruch. Auch weil unten an diesem Spalt auf dem Gletscher gar viele grössere Steinbrocken lagen, kam ich zu Schluss, das der Spalt nicht mehr in seinem ursprünglichen Zustand war und sich die Kletterei dadurch verändert hat (schwieriger).
Wir sahen also von einem Versuch ab dort rüber zu gelangen und machten uns an den Abstieg, welcher mit Steigeisen sehr gut machbar war aber doch Konzentration erforderte. Es gibt einige unangenehme Stellen.
 
Wieder heil auf dem Gletscher überlegten wir, ob wir noch in die Rampe des Normalwegs einsteigen sollen um den Gipfel zu erreichen. Steinschläge aus dem Spalteinschnitt, die schon fortgeschrittene Zeit  und die Unsicherheit ob das Wetter nicht doch umschlägt, Wolken standen über umliegenden Gipfel um das  Sustenhorn, liessen uns jedoch über den Gletscher wieder absteigen.
 
Bemerkungen: Am Grat selbst fanden wir keine Begehungsspuren. Vielleicht ein Hinweis das diese Tour nicht mehr machbar ist oder nicht oft gemacht wird!? Das man vom Gletscher früher einmal diesen markanten Spalt selbst aufgestiegen ist, kann ich mir nicht vorstellen angesichts der Gesteinsbrocken welche dort unten rumliegen. Leider wie fast immer vergessen an den wichtigsten Stellen Bilder zu machen.
 
Wir werden sicher noch ein viertes Mal anwackeln, entweder im nächsten Frühjahr mit Ski oder diesen Herbst um diesen Berg dann auf dem Normalweg (Skivariante) über die Rampe kurz vor der Steilimi zu bändigen.
 

Tourengänger: markus1968


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Kommentare (2)


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Stevo47 hat gesagt:
Gesendet am 14. August 2017 um 14:06
Hoi Markus,

schade, dass es nicht geklappt hat. Wieder eine "Pendenz" von dir nicht geschlossen ;o). Aber lieber save zurück und ihr seid frisch und munter für eine nächste gemeinsame Tour ;o). Bis bald und viele Grüsse, Steve

markus1968 hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. August 2017 um 14:10
Sali Steve
ja leider. Aber immerhin, habe gerade in neueren Steingletscherführer-Büchlein nachgesehen. Dort ist diese Tour SSO Grat gar nicht mehr beschrieben. Hat vielleicht seine Gründe.
Bis bald
Markus


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