Dreischusterspitze 3145m - Der vierte Schuster


Publiziert von georgb , 11. August 2017 um 07:41. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 8 August 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 11:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Strecke:Dreischusterhütte-Steinalpenkar-Steinalpenscharte-Umgehung zur Ostflanke-Gipfel
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Innichen-Innerfeldtal-Antoniusstein
Unterkunftmöglichkeiten:Dreischusterhütte
Kartennummer:tabacco Sextener Dolomiten

Das Herz der Sextener Dolomiten schlägt an der Dreischusterspitze oder dem Dreischuster, denn er ist der Höchste von ihnen, und von den 'Großen' befindet nur er sich komplett auf südtiroler Boden. Aber während an den Drei Zinnen im Sommer Hunderte herumturnen und flanieren, wird der Dreischuster meist nur respektvoll aus der Ferne beäugt.
  Als einer der Wenigen hat ihn sich Rudi hier aus der Nähe angeschaut und eindrucksvoll beschrieben. Die Dreischusterspitze hat ihn derart fasziniert, dass er zusammen mit ADI und dessen Bergspezl Georg nocheinmal hinaufsteigen will. Diese Gelegenheit lasse ich mir nicht entgehen und schließe mich spontan den drei Schustergesellen an. Vier "Schuster" - Ein Ziel.
  Eine gewisse Skepsis schwingt natürlich mit, nicht nur weil die Tour sehr fordernd sein wird, sondern weil die sintflutartigen Regenfälle der letzte Tage den Dolomiten stark zugesetzt haben. Wenigstens hat man die Zufahrt zum Antoniusstein befahrbar gemacht, aber vom Haunold gegenüber sind ganze Geröllströme herabgeschossen und haben ihn in ein heikles Unternehmen verwandelt!? 
  Ich treffe die anderen drei Schusteraspiranten morgens um halb sechs an der Hütte beim Frühstücken, sie sind mir bisher nur über Hikr.org bekannt, aber auch das erste persönliche Aufeinandertreffen verläuft äußerst positiv und die Chemie sollte stimmen!?
  So ziehen wir guter Dinge der Steinalpenscharte entgegen, queren über wilde Geröllreisen in die Latschen, steigen steil hinauf in den weitläufigen Schotter und mühen uns durch ihn hindurch bis auf 2678m. Deutlich über 1000 Höhenmeter sind ein weiter Zustieg und es fehlen immer noch einige Minuten durch die steile Ostflanke zum Einstieg.
  Der morgendliche Hochnebel sorgt für zauberhaft-schaurige Atmosphäre und macht die Wegfindung nicht einfach, selbst Rudi muss oft zweimal hinschauen. Die legendäre Gedenktafel zu Beginn der Kletterstrecke wird man allerdings auch ohne Nebel schwer finden und auch der weitere Verlauf ist ein ständiges Schauen und Suchen. Gelegentliche Steinmänner helfen zwar, aber manche der einst roten Hinweismarkierungen sind wieder grau überstrichen, Rudi flucht. bergteufel original:"Eigentlich sind wir richtig, aber... Warum der Hüttenwirt seine "bleichen" Berge wieder renaturiert erschließt sich wem auch immer..."
  Beinahe durchgehend im 2er Gelände gewinnen wir zügig an Höhe, erst der Klemmblock bremst uns aus. Für meinen Namensvetter Georg, den erfahrenen, guten Kletterer kein ernsthaftes Problem: "Will der Berg mit Griffen geizen, musst du stemmen oder spreizen!" Weniger geübte Kletterer gehen hier besser gesichert, der Klotz hängt furchterregend über!
  Wir nähern uns der Gipfelkrone, doch der Nebel will sich nicht auflösen, mit Mühe und Spürsinn sehen wir im Nebel die passende Rinne. Herzhaftes Dreiergelände, ausgesetzt und teils brüchig, der Dreischuster wehrt sich bis zum Schluss. Wir steigen gesichert bis zur Scharte rechts vom Gipfel hoch und dann links ausgesetzt am Grat hinauf, vor dem letzten schmalen Tanz zum Gipfelkreuz. Die dichten, umherziehenden Wolken geben nur wenige Blicke frei, trotzdem herrscht beste Stimmung, wir sind begeistert von diesem wilden, gewaltigen Berg, wen intressieren da noch andere Gipfel ;-). Der "Deifi" packt den Obstler aus... Prost!
  Mit zwei Abseilern fliegen wir über die schwersten Stellen und schleichen uns im Zickzack durch die verwinkelte Dreischusterostwand. An der Einstiegsrinne finden wir zwei verlockende, aber sehr dubiose Abseilnester. Wir entscheiden, trotz der sich langsam bemerkbar machenden Müdigkeit, abzuklettern!? Es wird zum Abschluss nochmal richtig herausfordernd, das Gelände (II-III) kam uns beim Aufstieg im Nebel wesentlich einfacher vor. Als alle wohlbehalten unten angekommen sind, atmen wir durch und mir entfährt ein Juchzer der Begeisterung und Erleichterung.
 Der Rest ist business as usual, ausgesetzt queren, Geröll abfahren, zur Hütte trotten und Weißbier zischen ;-) Der vierte Schuster verabschiedet sich von seinen bravorösen Kollegen, schlendert müde, aber wohlgelaunt zurück zum Parkplatz und wirft einen hochachtungsvollen Blick zurück auf den einzig wahren "(Drei)Schuster".






Tourengänger: ADI, georgb, bergteufel


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

Nic hat gesagt: Top!
Gesendet am 11. August 2017 um 08:17
Gratulation an alle zur schönen Tour! Ein absoluter Traumgipfel! Wenn ich diese Bilder betrachte, bleibe ich aber wohl besser bei "meinem Leisten" und schau mir den Berg aus der Ferne an. ;-)

VG Nico

georgb hat gesagt: RE:Top!
Gesendet am 11. August 2017 um 17:15
Es ist auch viel klüger, sich den Dreischuster aus der Ferne anzuschaun. Spart viel Nerven und Schweiß ;-)
Grüße Georg

Menek hat gesagt:
Gesendet am 11. August 2017 um 10:11
Giù il cappello per questi teutonici...

georgb hat gesagt:
Gesendet am 11. August 2017 um 17:12
Togli le scarpe per questi scarperi! ;-)

Manuel hat gesagt:
Gesendet am 11. August 2017 um 19:19
tolle G'schicht :)

Wir haben die "dubiosen Abseilnester" verwendet und sie haben gehalten ;)

georgb hat gesagt: Berühmte letzte Worte:
Gesendet am 12. August 2017 um 08:12
"Der Haken wird schon halten!" ;-)

zasf hat gesagt:
Gesendet am 11. August 2017 um 22:02
Wunderbar!


Kommentar hinzufügen»