Kurzbericht 

Die Berge der Guten Hoffnung (2388m & 2415m)


Publiziert von Andy84 , 7. September 2017 um 11:44.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:31 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m

Der Wetterbericht hat heute einen heißen Bergtag angekündigt weswegen wir uns bei der Tourenauswahl für einen frühen Start und einen Nordseitigen Aufstieg entscheiden. Dabei sind die Berge der Guten Hoffnung recht schnell als das auserwählte Ziel ausgesucht. Diese beiden Felsklötze sind nur sehr wenig bekannt, aber allein schon wegen ihrem außergewöhnlichen Namen müssen sie einfach einmal bestiegen werden.


Vom Fellhorn Parkplatz geht es mit dem Bike hinein ins Stillachtal. Bis nach Einödsbach werden bereits die ersten 200 Höhenmeter absolviert. Zu Fuß geht es nun weiter ins Bacherloch. Der Aufstieg zum Waltenberger Haus führt durch diese wunderschöne Tal welches von den steilen Nordwänden des Allgäuer Hauptkamms umrahmt wird. Kurz bevor man das Schneeloch erreicht führt der Weg zweigt der Weg nach Osten ab und leitet seilversichert durch eine Felsige Steilstufe in die Hänge knapp unterhalb des Waltenberger Hauses empor. Für einen Hüttenzustieg ist diese versicherte Stelle sehr wohl erforderlich, immerhin pfeift es knapp neben dem Weg senkrecht ins Tal hinunter.
Das Waltenberger Haus wurde vor ein paar Wochen nach knapp anderthalbjähriger Bauphase fertiggestellt und neu eröffnet. Meiner Meinung nach ein sehr gelungener Bau, optisch ansprechend und klasse ausgestattet.

 Westlicher Berg der Guten Hoffnung

Von der vom Wetterdienst versprochenen Sonne sehen wir leider überhaupt nichts, von Westen zieht eine dunkle Wolkenfront in unsere Richtung. Nach kurzer Rast geht es auch gleich schon weiter, das eigentliche erste Ziel, die Hochfrottspitze, verschieben wir und wenden uns gleich den Bergen der Guten Hoffnung zu. Dazu folgen wir dem Wanderweg hinauf in Richtung Bockkarscharte, an dem Punkt wo der Weg am nächsten an die Felswände heranreicht zweigen wir dann links ab und steigen über deutliche erkennbare Rampe in Nordwestlicher Richtung auf. Das Band ist nicht besonders breit, lässt sich aber sehr gut gehen. Teilweise müssen auch die Hände an den Fels gelegt werden, übermäßig anspruchsvoll ist das Gelände jedoch nicht (T5). Einzig eine kurze etwas lehmigere Stelle kurz vor erreichen des Sattels zwischen den beiden Bergen der Guten Hoffnung muss etwas mehr auf die Trittsetzung geachtet werden.
Der Übergang vom Sattel zum Gipfel ist dann deutlich einfacher, ein einziges Hindernis, ein großer Steinbock mitten auf dem Weg, macht uns zum Glück freiwillig Platz und gewährt uns Durchlass zum Gipfelkreuz.
Aus dem Buch ist zu vernehmen das der Westliche Berg der Guten Hoffnung des Öfteren Besuch erhält, verwunderlich ist dies nicht wirklich, immerhin liegt das Waltenberger Haus direkt darunter.
Da sich das Wetter zunehmend verschlechtert gönnen wir uns nur eine kurze Rast und machen uns recht bald wieder an den Rückweg.

Östlicher Berg der Guten Hoffnung

Vom Sattel geht es das Aufstiegsband wieder nach unten, nach etwas mehr als der Hälfte gelangt man an eine deutliche Rinne linkerhand, welcher wir nun in leichter Kraxelei hinauf folgen. Im oberen Teil geht es über etwas größere Blöcke an ein steiles Geröllfeld heran, welches man am besten über die rechte Seite gewinnt. Bei mehreren Begehern muss hier auf Steinschlag geachtet werden. An geeigneter Stelle quert man danach in die Sattel südlich des Östlichen Berges der Guten Hoffnung. Und ist dann erstmal baff, denn der nun folgende Aufschwung schaut schon echt wild aus.
Den Rucksack deponieren wir und schon geht der Spass los. Im unteren Teil ist noch eingies locker, am besten nicht gleich auf die Gratkante queren sondern besser noch etwas im linken Teil bleiben, hier ist der Fels fester. Eine "kleine Rinne" geht es hinauf auf den Grat, der Fels ist größtenteils fest und bietet schöne Kletterei im II-ten Grad. Im oberen Bereich geht es üner eine schöne Platte an eine kleine Einbuchtung heran, direkt danach wartet die Schlüsselstelle. Eine gut 10 Meter hohe Verschneidung, welche von unten noch recht leicht aussieht, sich aber als fast glatter III-er entpuppt. Hier muss zudem auf das brüchige Gestein geachtet werden, teilweise sind sogar etwas größere Brocken locker.
Hat man die Verschneidung hinter sich folgt eine kurze Querung und ein paar letzte einfachere Meter hinauf zum Gipfel.
Ein kleiner Steinmann erwartet uns, das Büchlein der Festivaltour-Jungs ist noch sehr gut erhalten und enthält einige wenige Eintragungen. Wir tragen uns als 4te Besteiger dieses Jahr ein, für einen Berg in dieser durch den Heilbronner Höhenweg und der Nähe zum Waltenberger Haus nicht gerade einsamen Gegend ist das sicherlich nicht viel. Aber es wird vom Besteiger immerhin auch einiges abverlangt.
Die Ausblicke auf die Nahe Trettachspitze sind klasse, aber auch die Nordwände der Mädelegabel und der Hochfrottspitze gefallen.
Da es mittlerweile leicht zu nieseln beginnt machen wir uns auch gleich wieder an den Abstieg. Gerade beim abklettern merkt man das es sich bei der Verschneidung eindeutig um kein II-er Gelände mehr handelt, mit Bedacht ist diese Stelle aber sehr gut zu meistern. Auch der restliche Abstieg erfordert erhöhte Konzentration, ist aber deutlich einfacher.
Da es mittlerweile etwas stärker tröpfelt entscheiden wir uns nun gegen einen weiteren Aufstieg zur Hochfrottspitze und steigen lieber durch unsere Aufstiegsrinne hinunter zum Waltenberger Haus. Soviel mal wieder zu den aktuellen Wettervorhersagen, irgendwie waren diese vor ein paar Jahren noch deutlich genauer.
Vom Ausstieg der Rinne noch dem Band ein Stück folgen und schon befindet man sich wieder auf dem Wanderweg.
In der Hütte gönnen wir uns dann eine ausgiebige Rast, das Essen ist lecker und die Wirtsleute sehr freundlich.

Wildengundkopf

Das Wetter hat sich mittlerweile deutlich verbessert und so entschließen wir den Abstieg noch etwas hinaus zu zögern und statt dem direkten Weg ins Tal dem Höhenweg hinüber zur Trettachspitze und dem Wildengundkopf zu folgen.
Direkt von der Terrasse der Hütte führt ein schmaler Pfad nach Norden. Der Weg ist nicht markiert und in der Karte auch nur schwarz gestrichelt eingezeichnet. Gehtechnisch befindet sich das Ganze im Bereich T3+/T4-, der Abstieg ins Mädelegabelkar ist versichert, es sind trotzdem mehrere Geröllrunsen zu queren. Eindrucksvoll geht es unter den Nordwänden von Hochfrottspitze und Mädelegabel hindurch, immer der Trettachspitze entgegen. Für mich ist dieser Weg einer der schönsten des gesamten Allgäus.
Am Glatteck vorbei geht es nun hinüber zum Wildengundkopf, die Trettach lassen wir schweren Herzens rechts liegen. Der Wildengundkopf ist von Süden her kaum als Gipfel auszumachen, in alle anderen Himmelsrichtungen erweist er sich jedoch als schöner Steilgrasberg. Wir folgen dem Grat direkt nach Norden, den Spätengundkopf nehmen wir noch direkt mit bevor es nach Westen hinunter zur Hinteren Einödsbergalpe und an dieser vorbei nach Einödsbach geht.

Schwierigkeiten:

Aufstieg zum Waltenberger Haus T3
Westlicher Berg der Guten Hoffnung T5, I
Östlicher Berg der Guten Hoffnung T5, III- / III     
Übergang zum Wildengundkopf T4-
Abstieg nach Einödsbach T3


Fazit:
Eine wunderschöne, bis auf den Zustieg zum Waltenberger Haus sehr einsame Tour auf zwei recht unbekannte Gipfel im Allgäuer Hauptkamm. Ist der Westliche Berg der Guten Hoffnung noch mit guter Trittsicherheit und leichter Kraxelei zu erreichen, so bleibt der Östliche Berg der Guten Hoffnung den versiertern Bergsteigern vorenthalten. Er gehört auch eindeutig mit zu den anspruchvollsten Allgäuer Gipfeln, auf unserer Route, dem Normalweg, wird ein III-er im brüchigen Fels verlangt.
Der Wanderweg vom Waltenberger Haus hinüber zur Trettach ist ebenfalls ein Highlight.

Tourengänger: Andy84


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen