Schneidspitze (2009 m) - Im Banne der Tannheimer Felsriesen


Publiziert von Fabse_94 , 6. August 2017 um 22:37.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:30 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m
Strecke:Nesselwängle - Gimpelhaus - Nesselwängler Scharte - Sabachjoch - Schneidspitze - Sabachjoch - Hochjoch - Ditzl - Hochjoch - Schneetalalm - Nesselwängle [12,9 km]
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Pfonten über das Engetal nach Grän und weiter über Haldensee nach Nesselwängle, dem letzten größeren Ort im Tannheimer Tal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Kostenpflichtiger Parkplatz linkerhand vor dem Ortseingang
Unterkunftmöglichkeiten:Gimpelhaus, Tannheimer Hütte aktuell geschlossen
Kartennummer:Zumstein Wanderkarte Pfronten

Noch während der frühmorgendlchen Anfahrt hatte ich mich nicht für ein konkretes Ziel entschieden, es standen eine Rundtour über Rubi- und Geißalphorn oder alternativ irgendwas in den Tannheimer Bergen zur Wahl. Kurz nach Memmingen fiel meine Wahl auf die zentralen Tannheimer Berge rund um Nesselwängler Scharte und Schneidspitze, in denen ich seit langer Zeit nicht mehr war und wo man die Tourenlänge und -schwierigkeit aufgrund der Vielzahl an möglichen Zielen, Auf- und Abstiegen besser variieren konnte.

Will man in das "Herz" der Tannheimer Berge vordringen, parkt man am besten so wie ich am Parkplatz des Gimpelhauses in Nesselwängle-Schmitte (1136m). Nach einem ganz kurzen Anstieg geht es für einige hundert Meter etwas oberhalb der Häuser eben nach Osten, bevor der Steig zum Gimpelhaus links abzweigt. Durch Wald, teils aufgrund des Niederschlags der vorigen Tage etwas schmierig, geht's mäßig steil in zahlreichen Kehren hinauf zum Gimpelhaus (1659m) in exzellenter Aussichtslage 500 m über dem Tannheimer Tal, gut eine Stunde Aufstieg. Kurz nach dem Gimpelhaus bzw. der Tannheimer Hütte, die ich gerne noch besuchen wollte, aber aktuell leider geschlossen ist, trennte sich dann die "Spreu vom Weizen". Während die Mehrzahl der vielen Wanderer und Kletterer, denen ich bis dato begegnet bin, Richtung Rote Flüh und Gimpel strebten, wählte ich den Weg Richtung Nesselwängler Scharte und Köllenspitze, auf dem trotz dem recht neuen Köllenspitz-Klettersteig offensichtlich weit weniger los war (um nicht zu sagen fast gar nichts). Über Wiesen und Matten, zuletzt zwischen Felswänden und -blöcken erreicht man nach einer knappen Dreiviertelstunde ab Hütte die Nesselwängler Scharte (2007m). Diese stellt einen Übergang vom Tannheimer ins Rein- bzw. Vilstal dar, wird aber auch auf dem Normalweg der Köllenspitze durchschritten. Dessen erste Meter schaute ich mir an,bei der ersten Kraxelstelle, die eigentlich direkt nach der Scharte auftaucht, drehte ich aber wieder um, da ich zum einen keinen Helm dabei hatte und nicht sicher war, ob ich dem für meine Verhältnisse nicht ganz  trivialen Aufstieg an diesem Tag mental gewachsen wäre. Also wieder zurück zur Scharte und weiter gen Osten an der Südwand der Kölle entlang Richtung Sabachjoch. Nach etwa der Hälfte passiert man nach einem griesig-rutschigem Schuttabstieg den Einstieg des Klettersteigs, eine senkrechte Felswand ohne erkennbare Griffe und Tritte - nee danke, nichts für mich. Ob der angegebenen Schwierigkeit (bis D) und des Anblicks dreht sich mir schon beim bloßen Anblick der Magen dreimal um die eigene Achse, aber manchen scheint der Nervenkitzel wohl zu gefallen, wie den nicht gerade wenigen Klettersteiggehern in der Wand zu entnehmen war. 
Weit weniger anspruchsvoll geht's inmitten hoch gewachsener Tannheimer Botanik zum Sabachjoch(1860m), das nach einer Traverse und einem kurzen Abstieg erreicht wird. Hier zeigt sich nun der Westgrat der überraschend markanten Schneidspitze, der eine ganz schön gachen Eindruck macht - naja, schau mer's uns halt mal an. Ich hängte mich an die Fersen dreier Einheimischer, die der Schneid ebenfalls auf's Haupt wollten. Der Aufstieg zum ersten Grathöcker ist noch relativ easy, danach geht's anspruchsvoller auf der Südseite des Grates weiter, teilweise müssen die Hände etwas zu Hilfe genommen werden. Im weiteren Verlauf des Grates geht's teilweise direkt auf die Gratschneide, ich musste zum Teil beinahe mit allen Vieren drüber krabbeln, da ich dieser Art der Ausgesetztheit lange nicht mehr ausgesetzt ( ;-) ) war - die Frage der Einheimische, ob ich denn überholen wollte, lehnte ich dankend ab, dieser Schmach wollte ich mir nicht geben. Über mehrere Gupfe geht's inmitten von farbenfrohen Alpenblumen zum finalen Gipfelaufbau, der von (zum Glück zahmen) Bergziegen bewacht wurde. Das nun eigentlich auf meiner Agenda stehende Gipfelvesper musste ich aufgrund tausenden von nervenden fliegenden Ameisen verschieben und nahm gleich wieder den Abstieg in Angriff. Über den Westgrat ging ich (nun sicherer auf den Füßen) zurück zum Sabachjoch und traversierte nach einem kurzen Abstieg hinüber zum Hochjoch (1755m), da ich der berühmten, überaus markanten Ditzl (Vorsicht Ironie!) noch einen Besuch abstatten wollte. Der unbekreuzte Gipfel ist in wenigen Minuten erreicht (eine knappe Stunde ab der Schneid, die Aussicht ist erwartungsgemäß um einiges eingeschränkter als jene der Schneid. Zurück am Hochjoch, wählte ich den Abstieg nach Nesselwängle über die Schneetalalm, bei der ich noch ein kühles Getränk einnehmen wollte, wenn ich denn schon kein Gipfelvesper genießen wollte. Doch schon hundert Meter vor der Alm (1618m) wurde mir klar, dass aus diesem Plan ebenfalls nix wird, denn Heerscharen an Familien und Ausflüglern bevölkerten die Hütte und infolgedessen gab es keine freien Schatten-Plätze mehr. Also ohne Stopp direkt weiter durch Bergwald und neben frisch gesensten Wiesen in einer knappen Stunde hinab nach Nesselwängle. Da man auf der anderen Seite der Ortschaft raus kommt, kann oder muss man entweder durch den Ort zurück zum Parkplatz oder wie ich oberhalb mit nicht erwartetem, aufgrund der schweren Beine und nun herrschenden Hochsommerhitze etwas schlauchendem Gegenanstieg nach Westen, wo man nach einer Weile auf den Aufstiegsweg zum Gimpelhaus und den schon bekannten Weg zum Parkplatz trifft.

Schwierigkeiten und Zeiten:
Nesselwängle - Gimpelhaus: T2 (unproblematischer, aber schmieriger Bergweg); 1:10 h
Gimpelhaus - Nesselwängler Scharte: T2 (teils steiler Bergsteig mit Geröll, teils steinschlaggefährdet); 0:45 h
Nesselwängler Scharte - Sabachjoch: T3 (markierter Bergsteig, teils über grobe Felsblöcke und steilen Schutt, Trittsicherheit notwendig, steinschlaggefährdet); 0:45 h
Sabachjoch - Schneidspitze: T3+ (ausgesetzter Grataufstieg, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit notwendig, aber ohne größere Kletterstellen); 0:25 h
Schneidspitze - Sabachjoch: T3+, 0:20 h
Sabachjoch - Hochjoch - Ditzl: T2 (unproblematische Bergwege); 0:35 h
Ditzl - Hochjoch - Schneetalalm: T2 (schmieriger und feuchter, aber problemloser Bergweg); 0:20 h
Schneetalalm - Parkplatz: T2 (teils etwas rutschiger Bergweg); 1:15 h


Fazit:
Rundtour im Herzen der Tannheimer Berge mit Besteigung der erstaunlich selbstständigen Schneidspitze und der völlig unbedeutenden Ditzl. Bei der Wanderung kann den ansonsten in dem Gebiet vorhandenen Massen an Wanderern und Bergsteigern zumindest zwischen Gimpelhaus und Schneetalalm ganz gut aus dem Weg gegangen werden - welchen anderen Tannheimer Gipfel kann man sonst an einem schönen Sommersonntag beinahe für sich alleine haben? Die Tour lässt sich aufgrund der Anzahl an vorhandenen Wegen beliebig verkürzen bzw. wie schon oft durchgeführt auf andere Gipfelziele wie Gimpel, Köllen- oder Gehrenspitze erweitern, die mir alle heute aber eine Nummer zu groß waren.

Tourengänger: Fabse_94


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