Schlegeisspeicher - Olpererhütte - Friesenberghaus


Publiziert von schimi , 12. November 2017 um 22:13.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Zillertaler Alpen
Tour Datum:23 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Wir im Bergurlaub...  und noch immer ist die Wetterlage in den Zentralalpen sehr gewitterträchtig. Von großen Gipfeltouren haben wir uns deshalb für die nächsten Tage verabschiedet. Wir möchten heute vom Schlegeisspeicher zur Olpererhütte aufsteigen. Von dort möchten wir ein Stück auf dem Berliner Höhenweg nach Norden gehen, um dann vom Friesenberghaus wieder zum See abzusteigen. Unser ursprünglicher Plan vom Friesenberghaus auf den Hohen Riffler aufzusteigen haben wir bereits der Wetterlage geopfert. Ein besserer Sommer wird kommen!

Der Morgen ist blauweiß als wir vom Schlegeisspeicher den schön angelegten Weg zur Olpererhütte betreten. Nachdem die Hütte 2007 neu gebaut wurde, hatte ich schon lange einmal den Wunsch das neue Bauwerk, das 2009 sogar einen Preis erhielt, zu besuchen. Ohne viel Umweg zieht sich der Weg in kleinen Serpentinen links des Riepenbaches in die Höhe. Einmal kommt man dem steilen Bach sehr nahe, sodass man einen schönen ersten Pausenplatz am Wasser haben kann. Wieder eine ganze Weile später wird das Gelände ein klein wenig flacher und wenn dort der Blick nach halbrechts aufwärtsgerichtet ist, kann man die Hütte bereits sehen.

Eine gute Idee wäre, dachten die Wegebauer, gleich oberhalb von diesem ersten Sichtungsplatz ein schönes Ruhebänkchen zu errichten, von der man dann sowohl die Hütte als auch den Schlegeisspeicher in Ruhe betrachten kann. Ab dieser Bank wendet sich der Weg dann auch nach rechts geradewegs auf die Hütte zu. Das Gelände wird spürbar flacher und so hat man im weiteren Verlauf kein Problem, den Riepenbach zu überqueren.

Ein wenig geht es nun noch im fast ebenen Gelände auf die Hütte zu, bevor das Finale dann noch einmal mit einer Steigung aufwartet. Einen netten Eindruck macht die Hütte, wenn man so auf sie zu geht. Es hat so etwas von modernem Selbstversorgerbauernhof. Topmodernes Haus, daneben überdachte Beete mit Salat drum rum Hühner und andere Kleinnutztiere.

Das Hüttenbauwerk erfüllt auf den ersten Blick all seine Aufgaben souverän und effizient. Nun ja, es ist ja auch ein Neubau. Die Hüttenmannschaft ist freundlich und das Essen schmeckt gut. Noch dazu ist die Aussicht auf den See und darüber hinweg sehr reizvoll. Wir bleiben trotzdem nicht zu lange, wollen wir doch dieses Mal nicht wieder in ein Gewitter laufen.

Der Weg zum Friesenberghaus führt uns in nordöstliche Richtung und wartet gleich ein paar Meter hinter der Hütte mit einem Highlight auf. Eine neue Hängebrücke überspannt den reißenden Bach. Kurz hinter der Brücke gehen wir weiter ohne viel Steigung oder Gefälle. Aber das weitere Vorankommen wird durch eine längere Passage durch grobes Blockwerk erschwert. Der Weg ist sehr ordentlich markiert und auch trassiert, so dass es nicht besonders schwierig ist die Strecke zu meistern, es dauert eben etwas länger. Im weiteren Verlauf wandern wir auf durchaus unauffälliger Strecke. Recht bald sieht man dann auch schon das Friesenberghaus ganz klein vor dem mächtigen Hohen Riffler. Es täuscht einen gewaltig, denn man glaubt jetzt schnell am Ziel zu sein. Ein paar Schmankerl kommen aber noch.

Zunächst müssen wir einen Bachlauf überwinden. Nicht der Bach selbst, sondern die Erosionsfurche im Gelände machen es ein klein wenig schwieriger voranzukommen. Der Weg ist in diesen Bereich schmal und etwas abschüssig und von feinsandiger Oberfläche, aber zum Glück kaum rutschig; dazu ist es ein klein wenig ausgesetzt. Wir sind stark an eine Gletscherseitenmoräne erinnert. Auch steigt der Weg jetzt im Gelände kurz vor dem vermeintlichen Ziel noch einmal auf knapp über 2600 Meter an, und man erkennt zunächst nicht, warum das so sein muss.

Wir kommen bald an den Abzweig, der immerhin fast 150 Höhenmeter über dem Hüttenniveau liegt. Wir sehen die Hütte und staunen etwas ungläubig über das Wegeschild, dass uns noch 45 Minuten Strecke verspricht. Wir biegen nach rechts zur Hütte ab, und erkennen dann im weiteren Abstieg, dass es gar keine Alternative zum Bau eines direkteren Weges gegeben hätte. Ein steiler Felsriegel ist im Weg und hätte jede andere Trasse für den Wegebau zu einer fast unlösbaren Aufgabe werden lassen. In der Tat nähern wir uns der Hütte nur langsam, aber dafür ist es zumindest für mich das schönste Wegstück überhaupt. In vielem hin und her schlängelt sich der Weg durch steile Wiese und Fels nach unten und wir erreichen die Hütte bei schon bedecktem Himmel und kräftigem Wind.
In der Hütte nehmen wir kurz einen Kaffee und einen Kuchen zu uns, was aber doch etwas länger dauert als uns lieb ist. Die Lagervergabe ist bereits im Gange und so kommen wir nicht so schnell zum Zuge, wie die Wetterlage draußen es erfordern würde. Ganz zackig essen wir den leckeren Kuchen und sind dann gleich wieder abmarschbereit um schnell abzusteigen.

Herrscht eine typische Westwetterlage, so ist dieser Wegabschnitt zwischen den beiden Hütten nicht besonders günstig zum Beobachten des Wetters. Man hat auf dem gesamten Weg immer eine 800 Meter hohe Felsbastion an seiner linken Seite. Zuerst läuft man unter der 3200 Meter hohen Gefrorenen Wand hindurch die dann fast lückenlos vom Hohen Riffler abgelöst wird. Wenn Wolken und schlechtes Wetter von Westen über diese mächtigen Berge schwappen hat man praktisch keine Vorwarnzeit um dem Ungemach auszuweichen.

So erleben wir es auch heute wieder, wie schon vor vier Tagen. zum Tourenbericht
Windig und schon etwas düster ist es vor der Hütte. Wir gehen sehr schnell hinunter in Richtung Schlegeisspeicher.

Nach ein paar Minuten beginnt es mit ein paar großen aber noch vereinzelten Tropfen. Keine drei Minuten später fängt es schlagartig an stark zu regnen, der Übergang von den einzelnen Tropfen zum Starkregen war gerade einen Gedanken lang (Regenjacke anziehen oder reicht meine Softshell über dem T-Shirt?)

Wir reißen die Rücksäcke vom Rücken, kramen die Regenjacke raus und sind während dem Anziehen schon nass. Als ich den Rucksack wieder aufhabe, wird es hinter mir blitzartig wahnsinnig hell und es donnert ohne wahrnehmbare Zeitverzögerung. Der Donner war dermaßen laut, dass wir ohne zu zögern losrennen.

Nach einer Minute ist unser Weg ein Bach, und es ist keine Deckung in Sicht!
In unserer Nähe eine Herde Kühe die panisch in alle Richtungen rennen, als stünden Sie auf einer heißen Herdplatte!
Graupel prasselt auf uns herab; das ist auch durch die Hardshell noch sehr unangenehm, zum Glück noch kein richtiger Hagel!
Das Graß um uns herum wird schon weiß.
Der Graupelschauer ist so lautunter den Kapuzen, dass wir schreien müssen um uns zu verständigen.
Wir rennen mit Bedacht, damit wir uns nicht noch den Fuß verstauchen. Sicher keinen Kilometer weit, ich denke drei bis vier Minuten.
Das Gewitter dauert genau drei Donner lang. Dann hört es auf zu Regnen und zwar so, als hätte einer den Wasserhahn zugedreht. Schlagartig hört es auf.

Wir lassen im Tempo nach. Wir sehen schon die Friesenbergalm vor uns, an der wir vor vier Tagen wegen Gewitter umgekehrt sind. Als wir nach weiteren fünf Minuten an der Alm ankommen, öffnen wir die Regenjacken und atmen durch.

Der weitere Abstieg ist leicht. Über den sumpfigen Wiesen bei der Friesenbergalm haben die Wegebauer einen Holzbalkenweg errichtet. Vorsicht: Etwas rutschig bei Nässe, Dann kommt eine Zickzack-Strecke durch Latschenkiefern. Diese gehen langsam in lichten Wald über (und hier hat es so wenig geregnet, dass unter den Kiefern die Erde noch staubt!)

Wir erreichen den Schlegeisspeicher und sind glücklich, dass wir das überstanden haben – kaum eine Pfütze auf dem Asphalt.

Tourengänger: schimi


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