Monte Viso


Publiziert von Matthias Pilz , 29. Juli 2017 um 16:42.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:27 Juli 2017
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m

Der Monte Viso, oder auch Monviso in den Cottischen Alpen zählt nicht zuletzt wegen seiner von allen Seiten weithin sichtbaren Gestalt zu den bekanntesten Bergen Europas. Praktisch jedem Bergsteiger, der irgendwo zwischen Dauphine, Paradiso oder den Walliser Alpen schon einmal unterwegs war, ist dieser Berg aus der Ferne bekannt. Die nicht allzu guten Verhältnisse in den nördlicheren Regionen ließen uns einen Abstecher zu diesem exklusiven Gipfel machen. Auch bei der Anreise durch die unendlichen Maisfelder des Piemont ist der Gipfel stets präsent. Doch mit über 3800 Metern und Schwierigkeitsgrad III- auf seiner Normalroute ist der Gipfel nicht ganz leicht zu haben. Wegen dem häufig beschriebenen großen Andrang auf der Sella-Hütte wählten wir den ruhigeren Aufstieg von Süden her über das Boarelli-Biwak. Im Gepäck, man weiß ja nie, hatten wir Unterlagsmatte und Schlafsack sowie Seil, Gurt, Steigeisen und Pickel. Zudem das entsprechende Schuhwerk. Schwer bepackt ging es nun also vom Stausee Lago di Castello mit dem Mountainbike (schiebend) über den ziemlich steilen Karrenweg ins Vallone di Vallanta. Bis etwa 1950m schoben wir die Räder hinauf und ließen sie dort zurück, bevor es noch ein kurzes Stück weiter taleinwärts ging. Hier zweigten wir nach rechts in das herrliche Seitental Richtung Boarellibiwak ab. Bald beginnen sie also, die unendlichen Blockfelder, die uns heute und morgen stets verfolgen werden und uns immer wieder unsere bockigen Bergschuhe verfluchen lassen. Anfangs noch umrahmt von Blumenwiesen geht es bald durch eine Schlucht ausschließlich über weglose Blöcke stets steil ansteigend hinauf. Bald aber neigt sich das Kar etwas zurück, dennoch geht es weiterhin über die Blöcke mühsam aufwärts. Erst ganz zuletzt wird der Weg angenehmer und wir erreichen das zwischen mehreren Seen in einem wahrlich herrlichen Hochtal liegende Boarellibiwak. Tatsächlich ist dies sicher einer der schönsten Plätze, die man in den Bergen besuchen kann, wenngleich das Erreichen dieses Punktes mit den beschriebenen Mühen verbunden ist. Im Biwak war nicht viel los und so blieben Unterlagsmatte und Schlafsack ungenützt. Das Biwak ist geräumig, sauber und bietet Platz für 12 Personen. Zudem gibt es noch einige Matten und genug Platz für Notfälle. Wegen der umgebenden Seen ist auch immer ausreichend Wasser vorhanden. Im übrigen gilt dies auch für den am nächsten Tag erfolgenden Gipfelanstieg, wo man bis zum Andreottibiwak immer wieder trotz der noch so kargen Landschaft ein Seelein oder eine Quelle finden kann. Nach einer angenehmen Nacht starteten wir im ersten Tageslicht mit unserem Aufstieg. Wegen dem blockigen Gelände ist dieser eigentlich erst bei Tageslicht zu empfehlen, wenngleich der gesamte Anstieg sehr eng gelb markiert ist. Ein kurzer Abstecher nach rechts ermöglichte uns einen herrlichen Sonnenaufgangs-Blick in die Südwand, durch welche der Normalweg verläuft. Nach etwa 1,5 Stunden Aufstieg durch - ja man glaubt es kaum - loses Blockgelände erreicht man das mittlerweile sanierte Andreottibiwak am Fuße der Südwand. Da wir schon von weitem die Route einsehen konnten und abgesehen von einem kleinen Schneefeld am Einstieg keine Spur von Schnee war, ließen wir Steigeisen und Pickel zurück. 
Die Durchsteigung der Südwand gleicht dann einem Genuss, denn hier gibt es nur mehr einige Abschnitte im losen Blockgelände, ein Großteil des Anstiegs verläuft über kompakten, gutgriffigen Fels. Und so gewinnen wir rasch an Höhe, die so oft beschriebene Schlüsselstelle finden wir nicht und ohne große Schwierigkeiten erreichen wir nach gut 3,5 Stunden vom Boarellibiwak den Gipfel. Auch beim Abstieg bleiben Seil und Gurt im Rucksack, der Fels ist trocken und auch im Abstieg gut zu beklettern. Sowieso sind nur Bergführer mit ihren Gästen am Seil unterwegs, alle anderen Bergsteiger klettern seilfrei. Auch haben die wenigsten Steigeisen und Pickel mit, nicht selten trifft man auch auf einen Turnschuh-Kletterer, was uns unsere Böcke noch mehr verwünschen lässt. Der wichtigste Ausrüstungsgegenstand ist jedenfalls der Helm, wenngleich dank der umsichtigen Markierung und allgemein vorsichtiger Bergsteiger heute kein einziger Stein fiel. Die Kletterei ist auch nicht ausgesetzt oder brüchig, daher ist aus unserer Sicht für Kletterer des II. Grades bei guten Verhältnissen (!!!) das Seil sowie Steigeisen und Pickel völlig überflüssig. Ganz anders jedoch bei Vereisung oder Schnee in der Wand!
Vom Gipfel bietet sich wirklich ein uneingeschränktes Panorama in alle Richtungen und auch der sonst so oft aufziehende Mittags-Nebel blieb heute aus. Der Abstieg über die Südwand ist dann ebenfalls problemlos, lediglich den Routenverlauf sollte man sich beim Aufstieg gut einprägen, da viele Markierungen für den Aufstieg platziert sind und zudem die gelbe Farbe im Nebel ungünstig ist. Der weitere Abstieg über Blöcke, Blöcke, große Blöcke, kleine Blöcke, Blöcke, rote Blöcke, usw. ist mühsam aber zum Glück dann doch recht zügig möglich. Das Highlight war dann aber dennoch jener Moment, in welchem wir uns auf unsere Bikes setzten und im Staub des Karrenwegs ins Tal rauschten!
 
Ein exklusiver Gipfel mit einer schönen, anregenden Kletterei durch die Südwand. Letztere will aber auf einem sehr mühsamen Weg erst einmal erreicht werden. Gesamt nicht zuletzt wegen der herrlichen Landschaft ein Top-Tipp!
 
AUFSTIEG Boarellibiwak: Vom P. in der Kurve vor dem Lago di Castello folgt man dem Wanderweg (Karrenweg) ins Vallone di Vallanta. Nach einem steilen ersten Abschnitt folgt der Weg recht gemütlich dem Bach. Es geht vorbei an den Almen Grange Souliereres und Grange des Rio zu einer Gabelung, bei der man nach rechts Richtung Biv. Boarelli abzweigt. Anfangs durch schönen Wald, bald aber über die Blöcke hinauf in die Rinne zwischen Rocce Meano und Guglia delle Forciolline. Einige kettengesicherte Stufen hinauf und im oberen Teil der Schlucht wieder leichter aber steiler aufwärts. Erst zuletzt flach linkshaltend zu den ersten Seen und dann in Kürze zum Boarellibiwak.
AUFSTIEG Monviso: Vom Biwak am rechts Seeufer entlang, wobei wiederum einige Abschnitte kettengesichert sind. Am Ende des Sees nun nach links (Felsaufschrift Viso) und nicht dem offensichtlicheren Weg geradeaus folgen. Es geht nun zu einem oberen See, an welchem sich der Weg erneut teilt, hier wiederum links Richtung "Viso diretta". Eine Felswand wird über ein Band erklettert (II) und darüber folgt man stets den gelben Markierungen zur Moräne des ehem. Gletschers. Über den flachen Firn nun in direkter Linie auf die Südwand zu und eine weitere Stufe in sandigem Schotter ersteigen. Über eine Rampe steil und blockig zum Andreottibiwak, an diesem vorbei und zum Einstiegsfirnfeld. Dieses nun entweder überqueren oder im Zweifel rechts umgehen zum Einstieg. Nun stets den gelben Markierungen folgend durch die Südwand. Ein Topo oder eine detaillierte Beschreibung sind nicht erforderlich. Im Groben quert man zu Beginn nach links in die Wand, um eine Rippe zu erreichen. Über diese geht es in stetigem Hin und Her aufwärts bis ins obere Wanddrittel. Je nach Bedingungen gibt es in diesem Abschnitt auch Schnee, dieser kann aber in der Regel umklettert werden. Dann quert man nach rechts unter einer Felsnadel hinaus auf den Ostgrat, wobei diese Querung bei Schnee heikel ist. Bei Trockenheit harmlos, 3 Haken. Über den Grat in Kürze zum Gipfel.
 
ABSTIEG: Wie Aufstieg.
 
SCHWIERIGKEIT: III-, meist II
 
ABSICHERUNG: +/++++, An einigen Stellen der Tour sind Abseilhaken vorhanden, ansonsten kann mehr als üppig an Zacken gearbeitet werden!
 
WETTER: Sonne
 
MIT WAR: Tanja
 
Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering

Tourengänger: Matthias Pilz


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Geodaten
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