Tre Sorelle 3005m Normalweg


Publiziert von bergteufel , 17. August 2017 um 21:11.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:21 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Rifugio San Marco - Tre Sorelle II und zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:von Cortina d`Ampezzo nach Cadore di San Vito, weiter zur Sesselbahn zum Rifugio Scotter (2017 geschlossen), dort parken und zu Fuß zum Rifugio San Marco
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio San Marco 1823m

Servus Leute,

heute versuch ich`s mal mit dem Normalweg auf die "Drei Schwestern" im Sorapissmassiv bei Cortina d`Ampezzo. Genauer gesagt auf die "Sorelle II" (die Mittlere der 3 Schwestern). Mehr war leider nicht drin, denn...

es hat seit Wochen in den Dolomiten eine Wetterlage, die einem fast täglich Gewitter präsentiert. Wohlwissend, stellt der erfahrene Bergsteiger demnach seinen Wecker für so eine Tour sehr früh. Habe ich auch gemacht, aber wenn man das Handy deaktiviert, dann hört es vielleicht der Kuckuck. Und so bin ich erst um 7 Uhr los, auf einen Berg, von dem die Hüttenwirtin vom Rifugio San Marco sagt: "Da geht doch außer einer "Handvoll" Einheimischer keiner hoch". Doch, ich schon. Zudem war ich auch noch üppig mit einer exzellenten Beschreibung bestückt, dem Mini-12-Zeiler aus Luca Visentinis Buch "Antelao, Sorapiss, Marmarole" von 1987. Soll heißen: Wegsuche ist angesagt. Ich weiß nicht mal den Zustieg. Auch das kostet Zeit.
Aber, ich kenne das Gebiet. Kurz gesagt, für den Mittelgipfel hat es gereicht und die beiden Anderen überlasse ich jetzt dem, der den nächsten Bericht darüber auf Hikr schreibt.
Problem ist für uns, die wir eine weite Anreise haben, einen zu finden, der so eine Tour machen möchte. Alle sind fixiert auf Sorapiss, Croda Marcora, Antelao und verwenden dafür ihre Zeit. Und da bist du schon einer der Guten, die Meisten rennen hier den Klettersteig-Highway oder fügen sich in Wandern. Wenn man nur das Gebiet hier nimmt, dann haben sie mit Cima bel Pra, Corno del Doge, Cime di Valbona, Croda di Marchi, Cima Scotter, Cime Bastioni usw. so tolle Gipfel und keiner will hoch. Schade, deshalb muß man alleine gehen, weil keiner mit will.
Besteigung der Tre Sorelle bedeutet, man befindet sich im Grenzbereich zwischen Bergwandern und Klettern, in urprünglichem Terrain. Ich bin Fan dieses Grenzbereichs, gehöre ich doch zu den Wenigen, die dieses Gefühl perfekt geniessen können und wollen. Diesem Anstieg haftet auch heute noch der Touch des Abenteuers an, du suchst dir mit Erfahrung, Instinkt und körperlicher Fitness einen Weg nach oben. Es gibt keine Anhaltspunkte, Markierungen, es ist nicht gefährlich, die Umgebung schwer beeindruckend und Steinmännchen ringen dir manchmal ein Lächeln ab, geben ein sicheres Gefühl. Schließlich erreichst du den Gratausläufer, der vom Sorapiss rüberzieht, und das weckt ein wenig Stolz in einem. Rundum eine perfekte Tour.
Ich schreibe diesen Bericht, damit es endlich mal auf deutsch eine Beschreibung gibt, wie man da hoch kommt und vielleicht lockt er ja Interessenten an.

Ausgangspunkt: Rifugio San Marco.

Route: Wanderweg Nr. 226 hinauf zur Forcella Grande 2255m. Dann Weg Nr. 246 links zum Bivacco Slataper folgen. Nun mäßig ansteigend weiter bis zur Felsnase, hinter der Serpentinen beginnen. Hier steht ein kleiner Steinmann und man verläßt den Weg nördlich in pfadloses Gelände. Orientieren: man blickt direkt auf die sanduhrförmig verengte Forcella della Caccia Grande, welche gelblich vom Sorapisshauptkamm bis ins Fond de Ruseco herabzieht. Ungefähr mittig der Schartenverengung zieht von links eine kleine Schottertrasse (mit leichter Pfadspur) an begrüntes Schrofengelände. Hier beginnt ein schmales Band (kein Steinmann!?). Diesem folgt man (I) bis zur linken Randkante der Schartenverengung (Steinmänner). Nun ein kurzes Stück über Gras (mit viel Edelweiß!!) gerade hoch zum sich, über der Engstelle, öffnenden Schotterkars. Alternative: Man benützt das deutliche Schotterband ein Stückchen oberhalb und gelangt so direkt, auf gleicher Ebene, zur Schartenquerung über dem Engpaß.
Karquerung nach rechts und über ein weiteres Band auf die breite Schotter-/Schrofenterrasse. Nun östlich querend ansteigen (Steinmännchen), unter den dominierenden senkrechten Wänden durch. Es öffnet sich der Blick auf eine große, gelbliche Felsgrotte. Direkt unter dieser queren und etwas absteigend zu einer, von 2 Rinnen begrenzten, Felszunge. In der Mitte die Zunge ansteigen (I+ am Anfang, Steinmännchen). Das gestufte Felsgelände (immer wieder Stellen I) gerade (soll heißen im Zickzack) nach oben, immer die einfachste Route suchend. Zum Schluß über eine gelbliche Rinne, oder rechts daneben über leichte Felsen, zum Gipfel der Tre Sorelle II. Wenn man die Prima Tre Sorelle I (westlich) besteigen möchte, steigt man deutlich unter dem Gipfel der II-ten bei einem großen Steinmann nach links zur Scharte am Grat quer und dann weiter zum Gipfel. Für die Tre Sorelle III (östlich) kann man evtl. von der IIten am Grat queren (ohne Gewähr), ansonsten etwas unterhalb. Das dort oben ist mit dem SGII alles problemlos machbar, leider hat die gewittrige Stimmung mich zur Umkehr gezwungen und die Forcella della Caccia Grande habe ich bis zum ersten Blitz gerademalso erreicht. Risiko. Wer mich kennt, der weiß, daß ich so eine tolle Tour in unberührtem Gelände liebend gern durchziehe, aber der "Große Mann" von oben gibt Regeln vor, auf die man besser achtet. Für euch ist wichtig, daß ihr jetzt eine Beschreibung habt und euch dann in einem wunderbaren Gratspielplatz austoben könnt. Für einen Besuch einer Sorelle würde ich ab der Mitte jeweils 1 Std. hin und zurück einplanen.

Das Ganze ist eine ernste Bergfahrt. Keine markierte Route, selten begangen. Ein erfahrener Bergsteiger sollte man schon sein und ein Gespür fürs Gelände ist nötig. Seil unnötig. Eine andauernde Kletterroute, nicht annähernd eine Wanderung. Das seilfreie IIer Händchen Größe Südtirol ist Bedingung. Das Gefühl die Einsamkeit geniessen zu können, gibt einem auf dieser Route viel Sicherheit. Vom Rifugio San Marco zum Gipfel der mittleren Sorelle 4 bis 5 Std.

Freuden: Auf einem Gipfel zu stehen, den nicht viele erleben dürfen oder wollen. Bewegen auf einer Route, wo sich die Pracht des Dolomitenkinos zeigt. Beeindruckend. Absolute Ruhe. Eine atemberaubende Tour. Der Tiefblick auf der Nordseite des Massivs zum Rifugio Vandelli ist stark. Kleine Steinmänner auf den Gipfeln, so wie es sein soll. Danke. Kein Gipfelbuch.

Berg Heil, habe die Ehre,
der Bergteufel

Tourengänger: bergteufel


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Kommentare (2)


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georgb hat gesagt:
Gesendet am 17. August 2017 um 22:06
Ein Traum! Wunderschöne Tour und hübsche Schwester! Weiß der Deibl ;-)

bergteufel hat gesagt: zwoa hats noch...
Gesendet am 17. August 2017 um 22:21
Servus Georg,
schnür deine Schuh, 2 Gipferle hats noch über. Für dich ein Spaziergang, hast du doch neulich erst von nebenan über den Sorapisssee draufgeschaut. Absolut geiles Gelände!
Da juckt`s dich doch, vogelwilde Tour, bis demnächst, Gruß Rudi


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