Der Vier Quellenweg


Publiziert von DanyWalker , 23. Juli 2017 um 14:26.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:12 Juli 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-UR   Gruppo Pizzo Centrale   Gruppo Piz Blas   CH-GR   Gruppo Pizzo Rotondo   Gruppo Grieshorn   CH-VS   Gruppo Pizzo Lucendro   Gruppo Pizzo Gallina 
Zeitbedarf: 5 Tage
Aufstieg: 4900 m
Abstieg: 4730 m
Strecke:85 Km

Der Vier Quellenweg erstreckt sich im Gotthardgebiet über 85 Kilometer länge, vom Oberalppass bis hin zum Rohnegletscher. Dabei durchwandert man sechs Pässe und die vier Quellen der wichtigsten Flüsse der Schweiz. Eine unglaublich tolle Nationale Route (49) auf sehr abwechsungsreichen Wanderwegen. Umso erstaunlicher, dass bis anhin noch kein Hikr Bericht davon existiert.

1. Tag: Oberalppass - Vermigelhütte (SAC Zofingen) (4.45 Std)
Der Vier Quellenweg beginnt auf dem 2044 hohen Oberalppass der die Kantone Uri (Andermatt) und Graubünden (Disentis) verbindet.
Unser erstes Ziel heisst Tomasee und somit die Quelle des Rheins. Die Wanderung beginnt gemächlich, mit leichtem auf und ab, bevor der Weg zum Tomasee doch merklich ansteigt. Nach knapp eineinhalb Stunden treffen wir bei der ersten Quelle unserer Reise an. Hier entspringt also der Rhein, macht sich auf eine lange Reise durch sechs Länder und fliesst nach gut 1200 Kilometer in Rotterdam, einer der grössten Häfen der Welt, in die Nordsee.
Auf einem Stein beim Schild Rheinquelle, mit falscher Kilometeranzahl der Gesamtlänge, machen wir eine kurze Pause. Weshalb die bekannte Falschangabe von 1300 Kilometer nicht geändert wird wissen wohl nur die Götter. Möglicherweise weil sich niemand daran stört, weder der Rhein selbst noch dessen Besucher. Ansonsten gilt beim Schild der Spruch: Da staunt der Laie und der Experte wundert sich.
Unser Weg führt uns dann durch das Val Maighels und dann zum Maighelspass hinauf. Die Landschaft wird karger. Blumen und Wiesen weichen Gestein und Geröll, was ebenfalls seinen Reiz hat. Vom Pass geht es dann steil hinunter zur Vermigelhütte. Obwohl wir diese bereits kurz nach dem Maighelspass erblicken, dauert es noch weiter 45 Minuten bis wir die Hütte erreichen.
Die Hütte ist bis zum Abend rappelvoll. Beim Abendessen machen wir nette Bekanntschaften. In der Nacht hingegen lernen wir einen leidenschaftlichen schnarcher kennen.

2. Tag: Vermigelhütte - Gotthardpass (5.00 Std)
Mit wenig Schlaf dafür umso mehr Motivation starten wir in den zweiten Tag. Nach einem guten Frühstück und fassen des Marschtees, geht es hinauf via Sellapass zum Piz Giübin. Dieser stellt mit 2776 Meter den höchsten Punkt des Vier Quellen Weg dar.
Schon bald verlassen wir die Wege über Wiesen, und befinden uns zusehends in steinigem Gebiet. Beim letzten Aufstieg zum Pass müssen wir zuerst über ein steiles Schneefeld hochsteigen und danach den Weg über Steinblöcke suchen. Der sonst wohl T3 Weg wird hier zum T4, später im Jahr ist diese Passage wohl einfacher zu bewältigen. Aber mir persönlich gefällt dieser Abschnitt genauso wie er sich zur Zeit präsentiert.
Auf dem Pass geht es dann nochmals ein wenig Bergauf zum Piz Giübin. Bei herrlicher Aussicht geniessen wir eine ausgiebige Mittagsrast.
Der zweite Teil dieser Etappe braucht dann ein wenig Ausdauer. Vom Piz Giübin bis zum Gotthardpass gehts zweieinhalb Stunden praktisch nur noch Bergab. Wir kommen am Sellasee vorbei. Ein Stausee kurz vor dem Gotthardpass. Es gibt schöne Stauseen in der Schweiz, der Sellasee gehört weiss Gott nicht dazu. Aber Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Trotzdem machen wir etwas oberhalb des Sees noch eine kleine Pause, bevor wir den letzten Rest bis zum Gotthardpass unter die Füsse nehmen.
Hier nächtigen wir Nobel. Aus Platzgründen konnten wir nicht im Berggasthaus reservieren, und mussten auf das Hospiz ausweichen. Somit greiffen wir heute ein wenig tiefer in die Tasche. Lohn dafür: Eine ruhige, lange und erholsame Nacht.

3. Tag: Gotthardpass - Piansecco Hütte (SAC Bellinzona) (6.00 Std)
Neblig und feucht startet unserer dritter Tag. Wir starten und hoffen auf Besserung, aber es kommt schlimmer. Der Wetterbericht meldet zwar keinen Regen, aber Petrus hat den Wetterbericht wohl nicht konsultiert. Somit regnet es zwar nicht stark, aber kontinuirlich bis wir den Lucendropass erreichen. Der Weg dorthin ist trotz der Neblig-feuchten Witterung ein Highlight der dritten Etappe.
Vom Gotthardpass geht es ausschliesslich Bergauf, vorbei am Lucendro Stausee der bei diesem Wetter sehr Mystisch aussieht. (Pessimisten würden sagen: Es hät eifach gseicht)
Darauhin folgt ein sehr schön angelegter Weg über Stein und Fels hinauf zum Lucendropass. Kurz bevor wir diesen erreichen, stehen wir urplötzlich vor der Gotthardreussquelle. Ein Gebirgsbach der nach gut neun Kilometer in die Furkreuss fliesst und somit die Reuss bildet.
Auf dem Pass zeigt sich dann sogar die Sonne. Somit fällt unsere Pause etwas angenehmer aus.
Der Weg geht jetzt hinunter zum bekannten Sentiero alto Val Bedretto. Ich entledige mich auf dem Weg hinunter meiner Regenjacke  - zu früh. Denn kaum als wir auf den Höhenweg einbiegen beginnt es von neuem an zu regnen. Und dies würde auch vorläufig so bleiben. Kalt und nasses Wetter schlägt dann doch ein wenig aufs Gemüt. Nach zwei Stunden Regen zum Pass hinauf, begleitet uns das nasse Wetter weiterhin über eineihalb Stunden. Und somit erweist sich der breite Weg der kaum Gefälle aufweist, ein wenig eintönig.
Die letzen zwei Stunden bis zur Piansecco Hütte, können wir dann aber doch bei gutem Wetter an der Sonne wandern. Auch das ist eben Gotthardgebiet. Dank dem zum Teil labilen Wetter in dieser Region, stehen wir praktisch von einer Sekunde auf die andere vom Regen in der Sonne.
Der letzte Teil fordert dann nochmals alle unsere Energiereserven. Zuerst steigt der Weg nochmals kräftig an, bevor er durch ein Lärchenwald, der uns fast ewig erscheint, zur Piansecco Hütte führt.
Die Hütte ist zwar nicht ausgebucht, aber gut besucht. Nach dem Abendessen gehören wir zu den ersten die den Schlafraum aufsuchen. Wir haben Glück und sind lediglich zu viert in unserem Schlafraum. Eine ruhige Nacht geht einem sonnigen Morgen voraus.

4. Tag: Piansecco Hütte - Ulrichen (6.00 Std)
Der Start zur vierten Etappe verläuft bei mir zäh. Bereits nach einer Viertelstunde hab ich das Gefühl auf dem Zahnfleisch zu gehen. Die letzten Tage machen sich langsam aber sicher bemerkbar.
Glücklicherweise bessert sich meine Verfassung auf dem Weg zur Alpe di Cruina. Bis dorthin begleitet uns ein relativ stürmischer Wind. Dieser legt sich dann als der Aufstieg zum Nufenenpass beginnt. Kurz nach der Alpe di Cruina treffen wir auf die dritte Quelle unserer Reise. Hier entspringt der 248 Kilometer lange Ticino. An dessen Ufer hat sich bereits Hannibal aufgehalten. Hat aber nicht die Gegend genossen, sonder wie sooft streit gesucht.
Wir interessieren uns aber eher für die imposante Landschaft als für die Geschichte aus der Antike. Wir wandern Bergwärts bis hinauf zum Pass. Hier kann man in 15 Minuten noch zum Nufenenstrassenpass abzweigen, und mit Aussicht auf eine warme Suppe tun wir dies auch. Vom Nufenenpass hat man dann auch eine unglaublich tolle Sicht auf den Griesgletscher.
Nach einer sehr guten Gemüsesuppe machen wir uns auf den wirklich langen Weg nach Ulrichen. Mit tausend Höhenmeter hinunter und über drei Stunden Laufzeit kann man diesen Abschnitt mit gutem Gewissen als Tortur bezeichnen. Aber tote Indianer kennen keine Schmerzen, und so marschieren wir stetig hinunter nach Ulrichen, wo ein schönes Hotelzimmer auf uns wartet. Hier wasche ich Pflichtbewusst mal meine gebrauchten Kleider. Nach getaner Arbeit gibts dafür die beste Polenta die ich je gegessen habe.

5. Tag Ulrichen - Rhonegletscher (6.15 Std)
Das Beste kommt zum Schluss, oder in diesem Fall das härteste. Heute wartet ein über 1300 Meter Aufstieg auf uns. Von Ulrichen hinauf zum Furkapass und von dort aus bis zum Rhonegletscher, der Quelle des gleichnamigen Fluss, der nach 812 Kilometer ins Mittelmeer mündet.
Mit langem Anlauf von Ulrichen über Obergestlen und Oberwald gehts dann hinauf nach Gletsch. Bis dorthin kann man sagen, dass die Steigung relativ human ausfällt, und der Weg führt oft an der Bahnstrecke vorbei. Wir haben Glück und schon dampft der Zug vor unserer Nase den Berg hinauf. 
Nach Gletsch ist es dann aber vorbei mit der Gemütlichkeit. Jeder einzelne Höhenmeter will erkämpft sein. Der Pass ist noch lange nicht in Sicht, dafür immer wieder saftige Anstiege die alles an Kondition abverlangen. Doch nach gut fünf Stunden haben wir den letzten Pass des vier Quellen Wegs bezwungen.
Vom Furkapass geht es dann viel länger als die angegeben dreissig Minuten bis zum Rohnegletscher. Nach etwa einer Stunde stehen wir mit einem sagenhaften Blick vor dem Gletscher. Etwas weiter unten stehen wir dann vor dem letzten Quellstein. Alle Quellen der vier wichtigsten Flüsse der Schweiz sind erreicht. Jegliche Strapazen sind hier, bei dieser Aussicht vergessen. Einfach unbeschreiblich schön und eindrucksvoll zeigt sich der Rohnegletscher.
Wir statten dann der Eisgrotte auch noch einen Besuch ab, bevor wir noch eine weitere Nacht in den Alpen verbringen, und am nächsten Tag nach kurzem Spaziergang als Ausklang, den Heimweg antreten.

Fazit: Der Vier Quellenweg bietet eine schier unbeschreiblich tolle und sehr abwechslungsreiche Reise durch das Gotthardgebiet. Ein Weg der bestens und bis ins Detail ausgebaut ist. Praktisch jede Bergbachquerung wurde mit grossen Steinen versehen. Zum Teil sind auch gewisse Passagen mit Ketten versehen. Ob nötig oder unnötig soll jeder selbst entscheiden. Aber es zeigt, dass dieser Weg mit sehr viel Liebe und Aufwand in Schuss gehalten wird.
Ein Prominenter Fluss gilt es als Abwesender zu beklagen. Die Aare, ungemein wichtig für das gesamte Mittelland und mit 288 Kilometer der längste Fluss welcher gesamthaft in der Schweiz bleibt, liegt von Gletsch schon fast zum Greifen nahe. Wahrscheinlich hätte aber dieser letztendlich doch etwas weitere Abstecher den Rahmen endgültig gesprengt, und die Gefahr für den vier/ fünf Quellenweg  somit als Ferner liefen zu Enden wohl zu Gross.
Denn schon mit seinen vier Quellen scheint es, als wäre der Weg noch nicht ganz bei den Wandersleuten angekommen zu sein. Wir treffen doch tatsächlich niemanden an, der den ganzen Weg vom Oberalppass bis zum Rohnegletscher in seiner Gänze abwandert. Im Vergleich zum Via Spluga zum Beispiel, wo man am Abend oftmals auf eine Vielzahl bekannte Gesichter stösst. Es dürfte bestimmt mehr Werbung für diese Nationale Route gemacht werden. Auf Youtube gibt es gerademal ein Video der den Weg vorstellt. Gesprochen von Bernhard Russi auf Englisch. Es scheint, dass man hier vorallem Gäste aus dem Ausland ansprechen möchte.
Dies bleibt aber auch die einzige, leise negative Kritik. Ansonsten sind es fünf Tage inmitten der Alpen bei dem jedes Wanderherz höher schlägt.







Tourengänger: DanyWalker


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