Carrauntoohil (1041 m) - höchster Berg Irlands


Publiziert von ju_wi , 17. März 2009 um 22:18.

Region: Welt » Irland » MacGillycuddy's Reeks
Tour Datum:10 März 2009
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: IRL 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1280 m
Abstieg: 1280 m
Strecke:12,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:per Auto zum Einstieg Feldweg ca. 3 km vom Lough Accouse auf dem Sträßchen Killorglin - Glencar
Unterkunftmöglichkeiten:B&B auf einer Farm - 2 km außerhalb Killorglin
Kartennummer:OS 78

Der Carrauntoohil liegt im Gebirgszug der MacGillycuddy's Reeks in Kerry im SW Irlands und ist mit 1041 m der höchste Berg des Landes. Trotz der vergleichsweise geringen absoluten Höhe ragt der Gebirgszug gut 900 Hm aus der Ebene empor und seine Anstiege, Grate sind durchaus alpin (T3 - T4).
Insbesondere der Faktor Wetter spielt in der schönen weitläufigen Wind- und Gletscher-geformten Landschaft von Kerry eine wichtige Rolle.

Wir haben uns gegen den sogenannten Normalanstieg über Hag's Glenn und die Devil's Ladder entschieden und wollen stattdessen den schönen "Coomloughra Horseshoe" gehen (Mehr Infos dazu hier). Bei schönem Wetter ist dieser Weg wohl T3 (T4 evtl. zwischen Beenkeragh und Carrauntoohil) und erfordert etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit.

1 Woche Urlaub in Irland und wir sind mit Leihwagen mobil. Natürlich sind unsere Besichtigungsziele immer von Bergtouren begleitet. Klar wollen wir als Höhepunkt auch den höchsten Berg des Landes besteigen.

Montags kommen wir schon am frühen Nachmittag in Killarney in Kerry an, stärken uns ein wenig in Murphy's Pub im Ortszentrum und machen einen Abstecher zur Besichtigung des schönen Muckross House südlich von Killarney am gleichnamigen See gelegen. Die Führung durch das Haus (45 Min.) ist äusserst empfehlenswert, da 70% des Mobiliars original ist. Das Wetter ist leider schlecht - es regnet recht anhaltend. Wir suchen uns ein kleines B&B-Zimmer in einer Farm an der schmalen Landstraße von Killorglin nach Glencar, da von hier am nächsten Tag die Horseshoe-Tour starten soll. Abends kehren wir im nahe gelegenen Killorglin diesmal bei einem Asiaten ein - recht mäßig...

Dienstag früh nehmen wir gegen 7 Uhr unser Breakfast und fahren zum Einstieg, der etwas versteckt liegt und nicht ganz leicht zu finden ist. Von Killorglin kommend geht gut 3 km vor dem See Lough Accoose ein kleiner und äusserst steiler Feldweg links ab und zieht nach einer Kurve den Hang hinauf zum Lough Eighter. Der Feldweg ist allerdings dadurch schwer zu finden, dass seine Einfahrt mit einem Metallgitter abgeriegelt ist und wie eine von vielen Farm- oder Stalleinfahrten ausschaut. Ein etwas angerostetes Warnschild "Going climbing?" zeigt uns letztlich an, dass wir hier an der richtigen Stelle sind.

Das Wetter ist ein wenig besser als am verregneten Vortag, aber es ist nach wie vor windig und die Gipfel der Kette hängen in dichten Wolken. Aufgrund der etwas widrigen Verhältnisse - wir erwarten durchaus auch Schneefelder im Gratbereich - beschließen wir den Aufstieg von der Südseite des "Hufeisens", d.h. über den Caher (1001 m), da nach Tourbeschreibung der nördliche Zweig zwischen Beenkeragh und Carrauntoohil etwas ausgesetzt und schwieriger sein soll. Da wir nicht wissen, was uns erwartet, wollen wir über die vermeintlich leichtere Seite zunächst den Gipfel erreichen und nur bei guten Verhältnissen das Gratstück zum Beenkeragh fortsetzen und die Horseshoe-Runde schließen.

Wir parken unseren Leihwagen in einer Nische am gegenüberliegenden Straßenrand, da an der Einfahrt das Parken ausrücklich verboten wird. Leider ist der Start der Wanderung sofort mit einem Überklettern des Eisengatters verbunden, da dieses mit Vorhängeschloss dicht ist. Scheinbar sind Bergwanderer auf diesem Zugangsteil zu einer der TOP-Wanderungen Irlands nicht sonderlich erwünscht, denn das Überklettern wiederholt sich später noch zweimal...

Auf dem Feldweg zum kleinen Gletschersee Lough Eighter (420 m) machen wir schon gut 300 Hm gut. Der Weg ist auf dem ersten Teil teilweise betoniert und extrem steil. Danach macht der Weg einen Knick nach rechts und man wandert angenehmer nun quer zum Hang weiter bergauf mit schönen Blicken auf das Tal und den Lough Acoose.

Am Lough Eighter angekommen wenden wir uns nach rechts auf einen grasigen langgezogenen Hang zu, der vom Caher hinunterzieht. Auf dem Flachstück bis zum Hang queren wir ein sehr sumpfiges Gelände. Hier müssen wir mit den Wanderstiefeln schonmal öfter Wasserflächen überspringen und suchen uns labyrinthartig einen Weg hindurch. Den Hang steigt man auf gut sichtbarer Spur recht direkt steil hinauf. Auch hier ist das Gelände sehr feucht und matschig. Oben auf der Grasschulter wandern wir immer noch in moosig-feuchtem Boden geradlinig und stetig ansteigend auf den Hang des Caher-Vorgipfels zu. Dieses Wegstück ist sehr schön mit guter Aussicht auf die Seen im Kessel des Horseshoe, sowie die südlichen Kerryberge. Langsam wird die Schulter steiler und geht in den zunehmend steinigen Hang des Cahers über. Auch hier ist eine Trittspur gut zu erkennen, die recht gerade durch die Steinwelt auf den Caher-Vorgipfel (975 m) mit Steinhaufen führt. Leider kommen wir auf den letzten 100 Hm in den Nebel.

Vom Vorgipfel muss man wieder ca. 30 Hm absteigen und erreicht nach einer neuerlichen Flanke bald den Caher (1001 m), den dritthöchsten Gipfel Irlands. Bis hier ist die Tour technisch völlig einfach (T2). Der weitere Weg ist dann doch zunehmend alpin (gefühltes oberes T3 bis zum Carrauntoohil). Er verläuft am Grat oder in der Flanke darunter und verlangt Trittsicherheit und etwas Bergerfahrung. Es finden sich aber auch hier breitere, einfachere Passagen. Uns kam der Weg nie anspruchsvoll vor - obwohl durch Nebel und Schneereste, -felder manchmal ein Ausweichen vom Trittpfad erforderlich war. Dennoch würde ich von einer Begehung bei sehr starkem Wind (häufig in Irland) abraten, denn ein Seitwärtsstolpern ist nicht überall erlaubt. Wir hatten an diesem Tag zwar auch ein paar gute Windböen, die aber kein Problem darstellten.

Mit dem Grat steigt man vom Caher - zunächst sehr steil - wieder gut 100 Hm ab. Nach einem horizontaleren Stück folgt dann der 150 Hm lange Schlußaufstieg zum Carrauntoohil, der technisch einfach über einen breiten Rücken führt. Der Gipfel wird von einem Kreuz geschmückt. Zeitbedarf von Caher zum Carrauntoohil ca. 1h.

Oben am Gipfel sind die Verhältnisse schlecht - dichte Wolken, Wind und sogar etwas Nieselregen. Daher beschließen wir den angekündigt schwierigeren Weiterweg nicht zu gehen, sondern drehen um und gehen den gleichen Weg zurück. Nach 30 Minuten - wieder am Grat - lichten sich die Wolken ein wenig und wir bekommen ein paar kurze Tiefblicke zum Talkessel mit den Seen. Aber der Gegenanstieg zum Caher ist wieder in dichten Wolken und so richtig können sich diese heute nicht von den Bergen trennen.

Dennoch wird es beim weiteren Abstieg zum Lough Eighter immer schöner und sonniger und so genießen wir die schönen Blicke in dieser herrlichen, uns fremden Landschaft. Nach Überklettern der Gatter kommen wir nach 5,5 Stunden wieder am geparkten Auto an.

Am Nachmittag des gleichen Tags unternehmen wir noch einen Ausflug mit unserem Wagen nach Kenmare am südlichen Ring of Kerry. Dorthin gelangen wir über kleinste Sträßchen und durch den schönen schluchtartigen Durchbruch des Gap of Dunloe, das als Topsehenswürdigkeit Kerrys im Sommer sehr überlaufen sein muss und von Kutschfahr-Touristen und Wanderern wimmeln soll. Nun Anfang März sind wir bei bestem Sonnenschein praktisch allein unterwegs. Die Landschaft und das schöne gewundene Sträßchen mit vielen alten Steinbrücken ist einfach Irland pur und prägt sich uns ganz tief ein - überwältigend und zum Genießen! Nach Besichtigung Kenmares fahren wir über den Ring of Kerry zum Abendessen in Murphy's Pub und zurück zu unserem B&B, wo wir eine 2. Nacht bleiben.
 


Tourengänger: ju_wi


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Geodaten
 436.gpx Carrauntoohill via Horseshoe

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Kommentare (2)


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ali hat gesagt: Walk in Kerry
Gesendet am 14. September 2009 um 13:59
Hey, gute Beschreibung der Wanderung!!
Ich sage euch jetzt, was Ihr verpasst habt....(leider) Ich war am 11.9.09 auf der Route von links nach rechts durch den schmalen Grat !!!! Bei 100% wolkenlosem Himmel und 22 Grad!! Ein Abenteuer der ersten Güteklasse und in meinem Gehirn für immer eingebrannt...Der Grat von der linken Seite her ist zum Teil wirklich heavy und bei den Witterungen wie auf euren Bildern ersichtlich fast unmöglich gewesen. Wir hatten unglaubliches Glück mit den Verhältnissen und ein Panorama, dass einem warm ums Herz wird.....oder immer noch ist. Wir haben den gesamten Horseshoe gemacht, wie erwähnt von links nach rechts, Zeitbedarf ca. 6 1/2 - 7 Stunden....(mit einigen abenteuerlichen Abkürzungen ) Greetz Ali

ju_wi hat gesagt: RE:Walk in Kerry
Gesendet am 15. September 2009 um 08:50
Hi Ali,
schön, dass Du die Wanderung auch gemacht hast - und den kompletten Horseshoe bei gutem Wetter.

Na da wäre ich ja mal sehr gespannt auf Deinen Bericht und Fotos! Ich hoffe, Du stellst noch was ein !?

Beste grüße, Jürgen


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