Piz Bernina Biancograt


Publiziert von Sherpa , 19. Juli 2017 um 16:36.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Berninagebiet
Tour Datum:17 Juli 2017
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Piz Bernina   Bernina-Gruppe   I 

Piz Bernina Biancograt

Nun stand Sie an. Unsere lange geplante Tour auf den einzigen 4000er der Ostalpen. Lange haben wir uns vorbereitet. Mit der Tour *Piz Morteratsch Spraunzagrat vom Vortag hatten wir uns bereits akklimatisiert und uns auf die bevorstehende Kletterei eingestimmt. Zudem sagten die Wetterprognosen Kaiserwetter und kaum Wind voraus. Beste Verhältnisse.

Fühstück gabs um 3 Uhr morgens. Stilles kauen, ein zwei Scheiben Brot und etwas Müesli. Mehr geht einfach nicht um diese Zeit. Einige Seilschaften machten den Piz Roseg über den Eselsgrat, mit uns etwa 15 Seilschaften den Biancograt.

Wenig Hektik, alles verlief ohne Nervosität, es war richtig schön. Als erstes verliessen zwei Bergführer mit Ihren Kunden die Hütte. Nach und nach folgten die weiteren Seilschaften.

Im Dunkeln stiegen wir bis zur erklärten Markierung hoch und folgten der schmalen Wegspur, die teilweise viel loses Gestein enthielt. Es galt hier immer aufzupassen, wo es lang geht. Es hat einige irreführende Pfade und Steinmänndli. Es gilt, auf die Leuchter zu achten.

Vor dem Firnfeld zur Fuorcla Prievlusa 3426m schlossen wir zu einer Bergführergruppe auf. Es wurde heller, die Stirnlampen konnten wir bereits ausmachen. Am Firnfeld unterhalb der Fuorcla Prievlusa  zogen wir die Steigeisen an. Nach einer kurzen Verschnaufpause stiegen wir hoch in Richtung Fuorcla. Den Bergschrund konnten wir dank guten Tritten und mit Hilfe des Pickels gut meistern.

Anstelle der steilen Firnwand entschieden wir uns für den Aufstieg über den Klettersteig. Der Weg ist bestens markiert und mit Eisenstangen gesichert. Wir genossen diesen kräfteschonenden Aufstieg. Es ging gemütlich aber stetig hinter einer Gruppen hinterher.

Ein junges Frauenteam schloss ebenfalls zu uns auf. So kamen wir auf die Fuorcla Prievlusa 3426m. Wir gönnten uns eine kurze Pause, genossen den Sonnenaufgang und den Weitblick. Wir checkten gegenseitig nochmals unser Klettermaterial, denn nun folgte der Kletterteil.

Wir konnten ohne Probleme diesen Teil erklettern, die vorrausgehenden Seilschaften erleichterten uns die Wegfindung. Die Schlüsselstelle ist mit den richtigen Fusstritten und einem beherzten Zug zu meistern. Wir stiegen dann ostseitig auf einem Band ab und kamen an einen heiklen Blankeisaufschwung.

Nun galt es die Frontzacken einzusetzen und mit dem Pickel zu ankern. Hier ist es nicht falsch die Eisschrauben einzusetzen, denn ein Abflug würde wohl nicht gut enden. Teilweise konnten wir den Felsrand noch etwas zum Halten nutzen.

Auf einem Eisband kann nochmals durchgeschnauft werden. Es folgt ein zweites etwa 10 m langes Blankeisstück. Etwas weniger steil und oben ein guter Fels für eine Sicherung. Bis kurz vor die Haifischflosse hatten wir dann gute Trittspuren. Die Umgehung der Haifischflosse auf der Ostseite ist im Moment noch möglich, aber es hat wirklich nur noch wenig Firnauflage, das Blankeis macht sich stellenweise schon bemerkbar. Nun ist sie also vor uns, die traumhafte Himmelsleiter. Schritt für Schritt stiegen wir am kurzen Seil hoch.

Länger als erwartet und ausgesetzt folgten wir den Trittspuren. Drei sichtbare Spalten überquerten wir in diesem Aufstieg, der Firn ist noch gut, somit konnten wir die Trittspuren nutzen. Der Piz Bianco 3995m ist nach 5 Std. erreicht und lässt den Blick frei für den Gratverlauf zum Piz Bernina 4049m hinüber.

Wir begaben uns konzentriert in diese Felsen. Oft kann an Felszacken gesichert werden. Der Grat ist lang und sehr ausgesetzt. Das Abklettern bereitete uns ehrlich gesagt keinen Spass. Die grosse Challenge war für meine Partnerin der Spreizschritt. Es braucht da etwas Mut, aber mit der richtigen Technik und Schrittfolge ist es zu meistern. Bravo. Wir kamen zur Schlussrippe, die ziemlich steil war.

Der Gratverlauf oben zum Piz Bernina war dann Genuss pur. Noch nie war ein Gipfelkuss so schön wie hier, den hatten wir uns echt verdient. Teamwork=Dreamwork! Pausieren und bei diesem Prachtstag den Ausblick geniessen. Rundumblick und nur Berge und Weite. Die Bergführer erklärten ihren Gästen die umliegenden Berge, was wir interessiert mitverfolgten. Sie rieten uns auf dem Spallagrat zu bleiben und nicht die direkte, verlockende Schneespur in der Firnflanke zu nehmen, da hier immer wieder schreckliche Unfälle passieren.

Vor Ort sieht die Spur auch wirklich steiler aus als vom Gipfel aus und es haben keine zwei Füsse nebeneinander Platz. Wir folgten also dem Grat entlang und nutzten die Abseilstellen, die gut eingerichtet sind. Wir waren zeitlich früh dran, so dass keine Eile war. Unser Ziel war die Marco e Rosa Hütte 3609m, welche wir nach dem steilen Firnabstieg um 13.15 Uhr erreichten.

Die Stimmung vor der Hütte war ausgelassen, denn alle waren erleichtert und glücklich über den Gipfelerfolg und die Anspannung konnte abgelegt werden. Wir genossen mit viel Gelächter die Sonnenstrahlen auf den Holzbänken bei einem kühlen Bier und einer feinen Pasta. 

Fazit
Eine wundervolle Tour an diesem schönen Tag bei besten Verhältnissen. Es gilt die Konzentration immer hoch zu halten. Der Aufstieg am Biancograt war teilweise steiler als wir uns das vorgestellt hatten.

Material:
Wir hatten ein 50 Meter Einfachseil dabei
3-4 Express

Bericht von S.E 

Tourengänger: Sherpa


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Kommentare (7)


Kommentar hinzufügen

berglerFL hat gesagt:
Gesendet am 19. Juli 2017 um 16:45
Gratuliere zu der tollen Tour!
Ist der Zustieg zur Fuorcla Prievlusa jetzt doch nicht anders als wie gewohnt? Da war doch ein Felssturz.

Sherpa hat gesagt: Zustieg
Gesendet am 20. Juli 2017 um 10:32
Leider kenne ich den alten Zustieg nicht. Darum kann ich deine Frage nicht vollständig beantworten. Es ist mir aber nicht vorgekommen, dass der Wegverlauf anders ist.


Besten Dank für Eure Glückwünsche. War wirklich eine ganz tolle Tour. Wir genossen die Augenblicke.
Wir wünschen Euch allen auch noch viele schöne Touren.
LG Sherpa

berglerFL hat gesagt: RE:Zustieg
Gesendet am 20. Juli 2017 um 15:41
Hier der Eintrag auf Hikr:
http://www.hikr.org/post113002.html

auf dem zweiten bild auf Gipfelbuch.ch sieht man rechts die "neue" Route, die gewöhnliche ist am linken Hang entlang. Kann aber auch sein das sich die Situation entspannt hat. Ist ja doch schon fast ein Jahr her.

ᴅinu hat gesagt: Wau!
Gesendet am 19. Juli 2017 um 18:03
Ihr habt den Richtigen Moment erwischt! :-)
Eine Traumtour, danke für diesen tollen Bericht!
Beste Grüsse
Dinu

amphibol hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 20. Juli 2017 um 07:47
Wetter- und Bergglück sei euch gegönnt! Wunderbare Bilder und Tour!
LG Raphael

Sherpa hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 20. Juli 2017 um 10:35
Hoi Raphael
Besten Dank. War eine sehr schöne, aber lange Tour.
LG Sherpa

Sherpa hat gesagt: Hallo Zusammen
Gesendet am 20. Juli 2017 um 10:31
Besten Dank für Eure Glückwünsche. War wirklich eine ganz tolle Tour. Wir genossen die Augenblicke.
Wir wünschen Euch allen auch noch viele schöne Touren.
LG Sherpa


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