GKÜ 4: Luibiskogel, 3112m und Rüsselsheimer Hütte

GKÜ Tag 4: Strecke und Höhe

Mein jüngster Sohn ist 15, er läuft etwa doppelt so schnell wie ich. Da man in seinem Alter viel action möchte und nicht die Muße hat, rentnermäßig halb- oder gar stundenweise mit dem Betrachten herrlicher Aussicht zuzubringen, entstand gestern im Gespräch mit dem Hüttenwart der Hauerseehütte die Idee, zum Sonnenaufgang auf den Luibiskogel zu gehen. Zur Rüsselsheimer Hütte 8 Stunden steht auf dem gelben Schild am Hauersee, für mich ist das ein tagesfüllendes Programm, insbesondere mit dem 200-Höhenmeter-extra-Abstecher auf den Gipfel des Luibiskogels. Er wollte, wenn es gut läuft, vom Grahwinden aus noch die 700 Höhenmeter über den Westgrat auf die Hohe Geige mitnehmen. Da ich die alpinistischen Fähigkeiten sowohl eines Kollegen, der vor zwei oder drei Jahren auf der Geige war, als auch die meines Sohnes gut kenne, bin ich einverstanden. 

03:30 Uhr, der Wecker klingelt. Ein Hauch von Morgendämmerung liegt schon über dem Horizont, der Himmel ist sternenklar. Westalpenfeeling kommt auf beim Anrühren des Milchpulvers fürs Müsli mit lauwarmem Wasser aus der Thermoskanne, das uns der Hüttenwart gestern abend hingestellt hat. Steigeisen ziehen wir zwar keine an, auch das charakteristische Geklimper der Karabiner am Gurt fehlt, aber dafür sind wir um 04:15 startklar. Im Schein der Stirnlampe queren wir am Ufer des Hauersees, bevor sich der Pfad in gleichmäßigen Serpentinen das breite Schuttfeld unterhalb des Hauerferners hinaufwindet. "Die Höhenmeter, die man im Dunkeln läuft, gehen von alleine" - dieser alte Spruch bewahrheitet sich einmal mehr. Vom Hauerferner ist nicht mehr viel übrig, mehr als ein Firnfeld ist nicht zu queren. Mein Sohn ist natürlich pünktlich zum Sonnenaufgang um kurz nach sechs Uhr auf dem Luibiskogel, mich kitzeln die ersten Sonnenstrahlen am Blockgrat ca 100 Höhenmeter unterhalb des Gipfels. Macht nichts, es ist trotzdem wunderschön. 

Mein Sohn sprintet los, ich genieße noch fast eine Stunde lang die herrliche Stille im sanften Morgenlicht, bevor ich zum zweiten Frühstück in die Luibisscharte absteige. Der Abstieg von der Scharte nach Westen ist sehr steil und schuttig. Ketten erleichtern das Gehen, trotzdem komme ich nur mühsam voran, ziehe erstmal Handschuhe an, es ist saukalt im Schatten. Das große Schuttbecken zieht sich, ich bin froh, endlich im Sandjoch zu sein. Es trägt seinen Namen zu Recht, auf der Südseite kann man im weichen Feinschutt fast abfahren hinunter ins Südliche Luibiskarle. Danach geht nochmal steil bergauf in eine kleine Scharte unterhalb des Hundstalkogels, enttäuscht stelle ich fest, dass ich noch nicht im Breitlehnjoch bin, selbiges liegt gute 100 Höhenmeter unter mir. Von dort geht es vergleichsweise flach durch Wiesen und Schutthalden nochmal 140 Höhenmeter bergab, bevor man quasi senkrecht durch den Steilabbruch nördlich des Kapuzinerjöchls aufsteigt. Die Querung unterhalb der Hohen Geige durch das Rotenkar zum Grahwinden ist dann wieder sehr entspannt, zumal man mit phantastischer Aussicht auf die Gletscher rund um die Wildspitze belohnt wird. Am Grahwinden erwarte ich eigentlich, den Rucksack meines Sohnes zu finden, er wird ihn ja wohl kaum mitgeschleppt haben auf die Hohe Geige. Kein Rucksack zu sehen, ist er etwa schon wieder unten? Nach einer langen Pause steige ich ab zur Rüsselsheimer Hütte, er kommt 5 Minuten nach mir dort an, war mit Rucksack auf dem Gipfel. 

• Hauerseehütte - Luibiskogel: 2Std 15 min, T3
• Luibiskogel - Luibisscharte: 30 min, T3
• Luibisscharte - Sandjoch: 1 Std 30 min, T3
• Sandjoch - Breitlehnjoch: 1 Std, T2
• Breitlehnjoch - Bach: 30 min, T2
• Bach - Kapuzinerjöchl: 1 Std, T3
• Kapuzinerjöchl - Grahwinden: 1 Std, T2
• Grahwinden - Rüsselsheimer Hütte, 45 min, T2

Rüsselsheimer Hütte:
Modern ausgestattete, 2015/2016 aufwändig renovierte Hütte mit Zweierschlafplätzen im Lager und ausgezeichneter Küche.
Erwartungsgemäß treffen wir Ingo wieder, dem wir am Sonntag auf der Erfurter Hütte begegnet sind und der eine ähnliche Tour gehen wollte wie wir, allerdings mit anderer Etappeneinteilung. Die einzigen anderen Hüttengäste sind Mitglieder eine Gruppe der Sektion Rüsselsheim, eine Ausbildungsveranstaltung Grundkurs Bergsteigen. Völlig unerwartet laufe ich in einen Arbeitskollegen, der an diesem Ausbildungskurs teilnimmt!

vorherige Etappe: 
Innerberger Felderkogel und Hauerseehütte

nächste Etappe: 

Puitkogel und Rheinland-Pfalz-Biwak