Felsenland-Sagenweg - Tag 1


Publiziert von Nik Brückner , 19. September 2017 um 20:39. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:17 September 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 580 m
Abstieg: 570 m
Strecke:19,5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Über die B427 erreicht man Dahn mit dem PKW. Parken kann man direkt an der Tourist-Information in Dahn (Schulstraße 29), dort gibt es kostenlose Ganztagesparkplätze. Entlang der Strecke stehen zahlreiche Wanderparkplätze zur Verfügung.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bruchweiler-Bärenbach liegt wenige Kilometer südlich von Dahn an der L489
Unterkunftmöglichkeiten:Es gibt zahlreiche Übernachtungsmöglichkeiten in der Gegend. Einige davon bieten einen Transfer von der und zur Unterkunft an. Link im Text.

Übers Jahr bin ich allein oder in wechselnden Besetzungen, meist mit der Waldelfe, einmal auch mit ihren Brüdern, immer wieder auf dem Felsenland Sagenweg gewandert. Das war der erste Premium-Mehrtager im Dahner Felsenland, er wurde darüber hinaus 2013 als schönster Wanderweg Deutschlands ausgezeichnet und, weil's so recht deutsch ist, sei's erwähnt, vom Deutschen Wanderinstitut als "Traumroute" zertifiziert.

Der 86 Kilometer lange Sagenweg verbindet tiefe Wälder, einsame Täler, tolle Aussichten, markante Felsentürme und wilde Felsburgen mit 26 Sagen, die man an 26 Orten entlang dem Weg (nicht: entlang des Weges) nachlesen kann. Es wird empfohlen, die Tour in fünf bis sieben Tagen zu gehen, und dieser Empfehlung würden auch wir uns anschließen. Denn es gibt so viel zu sehen und zu besichtigen, dass man etwas verpassen würde, wenn man die Strecke einfach nur runterliefe. Die Waldelfe und ich kennen die Gegend so gut, dass wir zwegenz Schonmaldagewesenseiung viele Besichtigungen auslassen und die Tour in vier Tagen gehen konnten, wer nicht ständig im Pfälzer Wald ist und alle Burgen schon gesehen hat, der sollte sich mehr Zeit nehmen, zusätzlich zu den Sagen eventuell auch ein Büchlein über die Burgen am Weg mitnehmen, und die eine oder andere Besichtigung mitnehmen.

Die Tour ist vorbildlich mit Infomaterial versehen (dazu unten mehr) und durchgängig gut, sowie fast durchgängig perfekt markiert. Deshalb erspare ich mir eine ausführliche Beschreibung und weise nur auf die Highlights hin. Mehr Infos, Wanderkarten und die Sagen gibt's bei der Tourist-Information Dahner Felsenland.



Start des Felsenland Sagenwegs ist ebendort, in der Schulstraße in Dahn, bei der Tourist-Information. Das Ziel ist Bruchweiler-Bärenbach, wenige Kilometer südlich von Dahn. Hier geht's um die zweite Etappe, aber zunächst einmal die Daten der gesamten Tour:

Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 2737 m
Abstieg: 2821 m
Strecke: 86,6km



Erste Etappe, Dahn - Schindhard: 19,5km, 580 Meter Anstieg, 570 Meter Abstieg, T2, 7 Stunden


Also los! Ab ins Auto, "The Further Side" vom Nova Collective eingelegt, und runter nach Dahn. An der Touri-Info steht eine große Infotafel, der wir schon viel über den Weg entnehmen können. Unter anderem, dass es ein blaues Gespenst ist, dass uns von nun an durch den Pfälzer Wald und seine Sagen führen wird. Wir folgen dem Gespenst Richtung Friedhof - wie passend - und dahinter den Wald hinauf. Auf dem Waldweg geht es hinauf auf den Vogelsberg, und nach Westen zur Aussichtskanzel des Jungfernsprungs. Hier gibt's gleich die erste Sage - und vielleicht auch gleich die bekannteste. In der Version des Heimatschriftstellers August Becker (1857):

Einst ging eine Jungfrau in den Dahner Wald, um Beeren zu pflücken. Weitab von den Häusern trat plötzlich ein Mann aus dem Dickicht. Es war angeblich der Raubritter Hans Trapp von der Burg Berwartstein, der sich anschickte, der Jungfrau die Unschuld zu rauben. Darum raffte sie die Röcke und begab sich auf die Flucht, doch der Unhold kam ihr immer näher. In ihrer Panik achtete die Verfolgte nicht auf den Weg. So stand sie mit einem Mal keuchend auf der vorspringenden Ecke des Felsens und sah tief unten die Häuser des Ortes liegen. Ohne zu überlegen, stürzte sich die Jungfrau in den Abgrund. Und nun geschah das Wunder: Weil ihre Röcke sich aufbauschten und sie langsam nach unten schweben ließen, überstand sie den Sprung völlig unverletzt. An der Stelle, wo ihr Fuß auftraf, sprudelt seither eine Quelle.

Danach steigen wir wieder hinunter in den Ort, passieren die Bahngleise und wandern drüben hinauf zum Sängerfelsen - gleich noch ein Aussichtsfelsen. Von hier aus lässt sich Dahn überschauen, bis hinüber zu den berühmten drei Burgen - die an diesem Tag natürlich auch noch anstehen.

Durch den Wald geht es rechts davon, später direkt auf dem Bergrücken an Hexenpilz und Satansbrocken, zwei eindrucksvollen Sandsteinfelsen, vorbei zur ersten Burg: Neudahn. Dahn hat nämlich noch eine vierte Burg - drunter machen sie's hier nicht.

Die Felsenburg Neudahn steht auf dem Nordende des langgestreckten Bergrückens, auf dem wir angewandert kommen. Diese Lage befähigte sie zu Schutz und Sperre der durchs Wieslautertal führenden Straße. Der Kernbereich der Burg befindet sich auf einem der vielen Sandsteinfelsen, die, wie wir mittlerweile gesehen haben, für die Gegend typisch sind.

Der Name „Neudahn“ ist etwas verwirrend: Die Burg ist zwar jünger als Altdahn, aber älter als Grafendahn in der Dahner Burgengruppe. Wahrscheinlich wurde die Burg kurz vor 1240 im Auftrag des Speyer Bischofs Konrad IV. von Dahn errichtet. Später ging die Burg in den Besitz der verwandten Altdahner Linie über. Die Anlage wurde im Bauernkrieg 1525 stark mitgenommen, danach aber gründlich renoviert. Erst 1689 wurde sie im Pfälzischen Erbfolgekrieg von französischen Truppen endgültig zerstört.


Es geht hinunter in ein malerisches Tälchen, wobei ein kleines Felsentor passiert wird, das lediglich in seinen Ausmaßen nicht mit den amerikanischen Vettern mithalten kann. Am Elwetritschefels angekommen, befinden wir uns dann im Gelände des berühmten Dahner Felsenpfads. Es geht vorbei an der Dahner Pfälzerwald-Verein-Hütte, wieder hinauf auf den Bergrücken, und drüben hinunter zu zwei der bekanntesten Felsgestalten der Gegend: Braut und Bräutigam. (Tipp: Wer mag, kann sich zwischen beiden durch einen engen Spalt hindurchzwängen. Für mich ein Muss, wenn ich hier bin.)

In der Nähe befindet sich der Wachtfelsen, und weil uns die Sage dazu so gut gefallen hat, sei sie hier zitiert (nach dem Sagenbüchlein der Tourist-Information Dahner Felsenland, dazu unten mehr):

Während des Dreißigjährigen Krieges stellten die kaiserlichen Truppen auf einem Felsen hoch überm Lautertal einen Posten, der rechtzeitig das Anrücken von Feinden melden sollte. Als nächtens die Schweden plötzlich zum Sturm ansetzten, mussten die Kaiserlichen fluchtartig abziehen und vergaßen dabei, den Wachposten einzuziehen. Der stand weiterhin draußen auf der Wacht und wartete vergebens auf seine Ablösung.

Irgendwann wurde ihm das unheimlich. Schließlich ging er hinunter ins Dorf und erzählte dem Schultheißen seine Geschichte. Weil es ihm gar nicht Unrecht war, dass ihn die Kameraden im Stich gelassen hatten, hängte er den Soldatenrock an den Nagel und schlüpfte in die Rolle eines Arbeiters im Dienste des Schultheiß. Ein Jahr später heiratete er sogar dessen Tochter.

Ein Dutzend Jahre waren ins Land gegangen, als der Mann eines Tages mit Schrecken vernahm, dass sein altes Regiment wieder im Anmarsch war. Er hatte Angst davor, als Fahnenflüchtiger füsiliert zu werden. In der Hoffnung, dass es ein gutes Ende nehmen werde, tat er das Nächstliegende: Er vertauschte den Bauernkittel mit dem Soldatenrock und bezog wieder seinen Posten auf dem Felsen. Als die Kaiserlichen anrückten, war der Oberst bass erstaunt von der Treue seines Untergebenen. Weil inzwischen Friede eingekehrt war, wurde der Posten in Gnaden entlassen. Der Wachtfelsen erinnert heute noch an ihn.


Wir passieren nochmal kurz Dahn, dann geht es an der Kapelle St. Michael.

Die St. Michaelskapelle wurde wahrscheinlich im 15. Jahrhundert errichtet. Sie wur­de 1794 geschlossen, da sie stark beschädigt war. 1806 wurde die Kapelle wiederer­öffnet und anschließend mehrmals umgebaut. 1853 erhielt sie ihre heutige Form. Direkt an der Kapelle befindet sich der Ehrenfriedhof. Er wurde 1952 errichtet. Auf ihm fanden 2412 Kriegstote des 2. Welt­krieges ihre letzte Ruhe.

Nun wandert man hinauf zum Hochstein. Hier hat man eine tolle Aussicht über das Felsenland. (Tipp: Ostfelsen und Nordostfelsen besuchen. Von beiden aus hat man einen tollen Blick auf die Dahner Burgengruppe.)

Der Hochstein ist das zweitgrößte zusammenhängende Felsmassiv der Pfalz. Es hat eine Länge von etwa 500 Meter. Etwa 100 Meter über der Talsohle befindet sich eine Felsenkammer, die "Soldatenhütte". Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs fanden viele Einwohner von Dahn an den überhängenden Felsen und in der Soldatenhütte Schutz.

Ein wenig weiter im Osten befindet sich die Dahner Burgengruppe. Auf und in fünf Felsklötzen stehen hier die Burgruinen Altdahn, Grafendahn und Tannstein. Wer noch nie hier war, sollte sich die Zeit nehmen, diese Burgen zu besichtigen, es gibt wenig Vergleichbares. In diesem Fall dürfte die erste Etappe dann in Erfweiler enden.

Die drei Burgen wurden direkt nebeneinander, aber nicht gleichzeitig, unter Ausnutzung von fünf frei nebeneinanderstehenden Felsen errichtet. Mehrere Generationen des Dahner Rittergeschlechtes waren mit der Errichtung der Burgen befasst: Tanstein stammt vom Anfang des 12. Jahrhunderts, Altdahn vom Anfang und Grafendahn vom Ende des 13. Jahrhunderts.

Altdahn ist die östlichste der drei Burgen. Sie nimmt die beiden größten Felsen ein, die insgesamt eine Länge von etwa hundert Meter haben. Die Anlage wurde vermutlich Anfang des 13. Jahrhunderts im Auftrag des Bischofs von Speyer, damals Konrad IV. von Dahn, erbaut.

Im Verlauf einer Fehde der Dahner mit den Fleckensteinern wurde Altdahn 1363 zum ersten Mal zerstört. Nach einer notdürftigen Wiederherrichtung wurde sie 1372 erneut niedergelegt. 1406, im Verlauf des Vierherrenkrieges, erfolgte eine weitere Zerstörung. 1426 und 1438 brannte die Burg ab, diesmal ohne dass eine kriegerische Einwirkung nötig gewesen wäre. Im Dreißigjährigen Krieg erlitt die Anlage dann wieder Kriegsschäden. Zu Beginn des Pfälzischen Erbfolgekrieges wurde die Burg 1689 durch die französischen Truppen unter der Führung von General Mélac dann endgültig zerstört. Am 11. Mai 1820 ereignete sich ein Felssturz, der große Teile der verbliebenen Ruine einstürzen ließ. Und die Natur lässt der Burg keine Ruhe: 2007 wurden an einem 1100 Tonnen schweren Sandsteinblock auf der Burg Risse festgestellt. Sollte dieser zerbrechen, könnte ein Drittel der Burg zerstört werden. Geologen beobachten seither den Stein.

Vom Bergfried aus hat man eine tolle Rundumsicht, auf die Gegend rund um Dahn, im Westen wie im Osten, auf Erfweiler mit seinen Felsen, und auf die felsige Gegend rund um Schindhard.


Grafendahn ist die kleinste der drei Burgen, und befindet sich auf dem mittleren der fünf Burgfelsen. Sie wurde 1287 durch Konrad von Mursel erbaut, der Lehnsmann der Bischöfe von Speyer und ein Enkel des Friedrich von Dahn war. Die Burg war von Beginn an als Ganerbenburg konzipiert, bei der sich mehrere Personen bzw. Familiensippen den Grundbesitz teilten: Bereits 1288 gab es neben Konrad Mursel fünf weitere Ganerben, darunter auch die Grafen von Sponheim. 1339 erwarb Graf Johann II. von Sponheim sämtliche Anteile an der Anlage und wurde so zum alleinigen Eigentümer.

Nach einem Ausbau 1425 ging die Burg 1437 durch Erbvertrag in den Besitz der Markgrafen von Baden über. Doch die Befestigungen waren nicht stark genug, um einer Belagerung durch Kurfürst Friedrich den Siegreichen zu widerstehen: 1462 nahm er die Burg ein und zerstörte sie. Ein Neuaufbau erfolgte offenbar nicht.


Tanstein ist die älteste der drei Burgen: Die auf den beiden westlichen Felsen errichtete Anlage wird bereits 1127 in einer Urkunde genannt. 1512 erwarb dann Friedrich von Dahn die Burg. Weil er ein Verbündeter des Ritters Franz von Sickingen war, wurde er in dessen Kämpfe mit südwestdeutschen Reichsfürsten verwickelt. Nach Franz von Sickingens Niederlage und Tod 1523 fiel auch Tanstein in die Hand der Sieger. Eine Besetzung durch Truppen des Erzbischofs von Trier dauerte bis 1544 und führte wohl zu irreparablen Schäden an der Bausubstanz: 1585 wurde die Burg endgültig verlassen. 1689, im Pfälzischen Erbfolgekrieg, zerstörten die Franzosen die Ruine vollends.

Ich kannte die Burgen bereits, ließ sie rechts liegen und wanderte an Löchelfelsen, Zimmerfels und Hebelfels vorbei durch Erfweiler hindurch, hinauf zum Hahnfels, weiter zum eindrucksvollen Kletterziel Hegerturm und weiter Richtung Schindhard (Tipp: Der Schafstein, ein eindrucksvoller Kletterfels, 150 Meter oberhalb vom Sagenweg). Ein uriger Weg führt hinauf zu einem Aussichtspunkt, dann geht es hinunter in den Ort.


...und weiter geht's mit der zweiten Etappe, von Schindhard nach Nothweiler.



Praktische Tipps

1. Öffentliche Verkehrsmittel



2. Infomaterialien von der Tourist-Information Dahner Felsenland

Der Sagenweg ist ohne das Heft mit den Sagen nur halb so schön. Das Heft (sowie weitere Infomaterialien) sind erhältlich bei:

Tourist-Information Dahner Felsenland
Schulstraße 29
66994 Dahn
Tel.: 06391-9196222
Fax - 0222
www.dahner-felsenland.net
tourist.info@dahner-felsenland.de



3. Nützliche Links


Nützliche Infos von der offiziellen Seite:


Tipp

Jedes Jahr findet in Dahn die Felsenland Sagenwoche mit vielen Veranstaltungen und Unternehmungen statt. Es gibt ein abwechslungsreiches Programm mit geführten Sagenwanderungen, Geschichten, exklusiven Burgführungen und vielem mehr.
Ausführliches Programm im Sommer erhältlich bei der Tourist-Information Dahner Felsenland.

Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

ABoehlen hat gesagt:
Gesendet am 20. September 2017 um 14:07
Hallo Nik

Genau ein Jahr nach meinen Ferien im Dahner Felsenland sorgst du mit deinem tollen und reich bebilderten Bericht für schöne Erinnerungen an diese aussergewöhnliche Gegend. Vielen Dank dafür und weiterhin schöne Touren :-)

Liebe Grüsse
Adrian

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. September 2017 um 14:35
Servus Adrian!

Ach das freut mich, dass Dich mein Tourenbericht an einen schönen Urlaub erinnert. Ist wirklich eine besondere Gegend!

Auch Dir weiterhin schöne Touren,

Gruß,

Nik


Kommentar hinzufügen»