Große Runde: Zuckerhütl (3505m), Wilder Pfaff (3456m) und Wilder Freiger (3418m)


Publiziert von Kottan , 23. Juni 2017 um 19:16.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum: 8 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   I 
Zeitbedarf: 3 Tage
Aufstieg: 2600 m
Abstieg: 2600 m
Unterkunftmöglichkeiten:Sulzenauhütte, Becherhaus, Müllerhütte, Dresdner Hütte

Diese großartige Tour ist eine lange, anstrengende und nicht zu unterschätzende Alpine Hochtour der ersten Klasse! Mit wenigen Gegenanstiegen lassen sich alle Gipfel innerhlab von zwei Tagen überschreiten, die tollen Hütten in Südtirol sind dafür eine sehr geeignete Unterkunft.

Startet man im Stubaital, so kann man das Auto unweit des späteren Ankunftpunktes an der Grawaalm stehen lassen. Die erste Etappe führt von dort aus hinauf auf die Sulzenauhütte an vielen Wasserfällen vorbei. Der Pfad ist recht schmal und stellenweise steil, dann flacht er in einer Stufe des Trogtals ab, nur um dann nocheinmal die letzte Steilstufe anstrengend hinauf zur Hütte zu führen. Dort angekommen machten wir uns nach dem Abendessen schnell bettfertig um die erste Gipfeletappe an dem leider wechselhaft gemeldeten Tag auch sicher zu schaffen.

Wir wählten den Weg über die Lübecker Scharte auf den Wilden Freiger über die Fernerstube, wohl der am wenigsten begannene Anstieg auf den Gipfel. Die Sicht am Morgen war noch sehr bescheiden, keine 5 Meter sahen wir als wir früh über die Moränen des Sulzenauferners stolperten. Als es auch noch das Regnen anfing, ging unsere Laune in den Keller, die Bedingungen waren alles andere als festlich. Dennoch marschierten wir weiter auf dem schlechter werdenen Pfad zum Gletscher. Einen perfekten Einstieg gibt es nicht und so suchten wir uns irgendwann eine geeignete Stelle und seilten an. Zum Glück war der Firn, der den Gletscher noch teils bedeckte hart und eben nicht weich geworden. So kamen wir gut voran, das Seil war aber patschnass und schwer, die Klamotten ebenfalls. Doch nach einer halben Stunde auf dem Gletscher hörte es auf zu regnen und die Sicht wurde etwas besser, so stiegen wir wieder mit mehr Motivation nach oben. Eine steilere Stufe im Gletscher konnten wir in einem leichten Bogen umgehen, bis wir ins oberste Becken kamen, hier waren die (vorhandenen!) Spalten alle verdeckt und so agierten wir ob der nassen oberfläche etwas defensiver. Nach knapp über einer Stunde am Gletscher kamen wir in der Lübecker Scharte an und packten das Seil wieder ein.
Ab hier ist der Grat schuttig aber nicht schwer und führt direkt zum Gipfel hinauf. Nach ein paar HM trafen wir auf den Weg von der Müllerhütte zum Gipfel, ab hier erleichterten Stahlseile den etwas augesetzten Aufstieg.
An diesem Tag waren wir fast die einzigen am Gipfel, die Sicht war nicht besonders gut durch die Wolken. Den weiteren Weg zum Signalgipfel und hinunter zum Becherhaus konnten wir aber einsehen und entschieden erst am Haus eine Pause zu machen ob der unsicheren Verhältnisse.

Der Abstieg zur Hütte ist sehr einfach, Kletterstellen sucht man vergeblich, es geht immer am Blockgrat oder leicht rechts auf dem Gletscher hinab bis man auf den Hüttenanstieg hinauf zum Becherhaus trifft, der steil ca 50 HM nach oben führt. Dort gönnten wir uns dann auch eine kleine Verschnaufpause, bevor wir weiter zur schon sichtbaren Müllerhütte gehen wollten. Die Gletscherquerung ist manchmal mit Stangen markiert, anseilen ist aber trotzdem eine gute Idee auch wenn man von den Hütten "beobachtet" wird. Zur Müllerhütte verlässt man den Gletscher dann und geht die letzten HM im Schutt hinauf zur aussichtsreichen Terrasse. Die Sonnklarspitze haben wir dann aufgrund der immernoch nicht perfekten Bedinungen ausgelassen und lieber in der sonniger werdenden Landschaft entspannt.

Am nächsten Morgen starteten wir schon vor Sonnenaufgang, mittags wollten wir wieder im Tal sein um rechtzeitig heimfahren zu können, außerdem wollten wir den Sonnenaufgang möglichst vom Gipfel beobachten. So stiegen wir im Stockdunkeln hinab zum Gletscher und in Richtung Pfaff-Ostgrat. Nach nur kurzer zeit erreicht man diesen und kann die Gletscherausrüstung ersteinmal wieder wegpacken. Anfang snoch leicht, steilt der Grat sehr auf und wird schwieriger, die Bewertungen gehen auseinander aber leicht ist dieser nicht, eine Stahlseilversicherung entschärft die sonst ziemlich glatte und steile Platte. Dass wir im Dunkeln aufstiegen, ersparte uns die Tiefblicke. Nach etwa einer Stunde standen wir dann schon am Gipfel des Wilden Pfaffs. In der Ferne glühte der Himmel und die Sonne ging auf, was für ein Spektakel! Der Ausblick war jetzt schon sehr gut, Ötztaler Alpen, Stubaier Alpen und die Dolomiten reihten sich ins Sichtfeld, und auch unser nächstes Ziel: das Zuckerhütl.

Wir stiegen die harmlose Flanke des Berges hinab in den Pfaffensattel, ab hier gibt es einige große Spalten, Vorsicht ist geboten. Den Firnhang zum Zuckerhütl bewältigten wir dann problemlos und erreichten den sonnigen Felsaufbau des Gipfels. Durch die Flanke ging es nun mehr irgendwie hindurch, ein paar Seile helfen, wirklich schwer ist es aber nicht. So erreichten wir auch ohne Probleme den höchsten Stubaier, die Aussicht war nocheinmal weitreichender geworden. Wir genossen die Gipfelrast, machten uns dann aber auch an den langen Abstieg ins Stubaital.

Zuerst die gleiche Flanke hinunter, dann aber im Pfaffensattel den Sulzenauferner queren (Spalten!) bis ins sichtbare Pfaffenjoch. In diesem angekommen, gingen wir auf dem Gletscher am rechten Rand hinab bis ein Steig auf die felsige Flanke des Aperen Pfaffs leitet und in gleicher Höhe um die Ausläufer herum, bis man das Stubaier Gletscherskigebiet sieht. Auf dem Grat immer mal wieder links oder rechts hinab, etwas Kraxelei ist auch dabei. Wir entschieden nach dem Halben Grat nach rechts auf den Gletscher zu queren und einfach geradeaus hinunter ins Tal zu steigen. Anseilen war nur die ersten Meter nötig, danach war der Gletscher aper und harmlos. Der weitere Weg durchs Skigebiet ist weder schön noch sonst etwas, man geht einfach den Trassen und Wanderwegen entlang bis zur Dresdner Hütte. Ab dort dem Hüttenweg folgend zum Auto zurück.

Die Tour ist wirklich grandios, und für etwas erfahrene Hochtourengeher gut gehbar, wenn man den Pfaff als Ziel hat, ist eine Übernachtung auf der Müllerhütte dem Becherhaus vorzuziehen. Teilweise recht spaltige Gletscher erfordern eine stetige Konzentration.

Tourengänger: Kottan


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