Von Wölfen und Bären und dann kam die REGA


Publiziert von Mo6451 , 20. Juni 2017 um 00:00.

Region: Welt » Schweiz » Solothurn
Tour Datum:19 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SO 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 502 m
Abstieg: 261 m
Strecke:4,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Basel - Moutier - Gänsbrunnen; Bus 129 Gänsbrunnen - Herbetswil, Wolfsschlucht
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus Balsthal - Waldenburg; Waldenburger - Liestal; cff logo Liestal - Basel
Kartennummer:map.wanderland.ch, komoot

Heiße Temperaturen bis zu 33 Grad waren für Weil am Rhein prognostiziert. Da hilft nur eins, eine Wanderung im schattigen Wald. Auf meiner Liste stand noch das Bärenloch und die Wolfsschlucht.

Nicht allzu früh machte ich mich auf den Weg nach Gänsbrunnen. Leider muss ich in Gänsbrunnen sehr lange auf den Bus warten. Bei den heutigen Temperaturen kein Problem. An der Haltestelle Herbetswil verlasse ich als Einzige den Bus. Fünf Meter weiter ist der Eingang zur Schlucht schon markiert.

Ganz allein wandere ich durch die Schlucht, das Zwitschern der Vögel begleitet mich. Leider auch der Krach der Straße. Manchmal geht es steil aufwärts, dann wird der Weg wieder flacher. Die Blicke rechts und links zu den hohen Felswänden sind bei diesem Licht unglaublich schön. Leider lässt sich das mit der Kamera nicht immer so einfangen, denn unser Auge betrügt uns, weil es störende Reflexe einfach ausblendet. Trotzdem nehme ich mir genügend Zeit für die Fotoaufnahmen.

Die Wanderung durch die Schlucht endet bei P 903. Dort verlasse ich den Wald und strebe dem Lochboden zu. Dieser Teil des Weges verläuft in der Sonne und die meint es heute verdammt gut mit mir. Die erste Bank im Schatten, an der ich vorbei komme ist von einem Mountainbiker belegt. Die zweite Bank, auch im Schatten nutze ich für meine Mittagspause.

Danach geht es weiter auf der breiten Forststrase, bis ich das Schild Bärelochweg entdecke. Noch bleibt der Weg breit, erst zu Beginn der Felsen wird er zu einem schmalen Pfad, dem ich jetzt abwärts folge. Später geht es wieder aufwärts. An den steilsten Stellen sind Geländesicherungen angebracht.

Bald stehe ich in dem wunderschönen Bäreloch. Ich nehme Platz auf einer Bank und packe für den weiteren Weg einen Wanderstock aus. Ein Stück des Weges geht es wieder zurück, vorbei an einer kleinen Granitbank. Kurz dahinter biegt der Pfad links ab, zum Chli Bäreloch.

Als ich dieses erreiche, mache ich noch einmal eine kleine Pause. Danach begehe ich einen kapitalen Fehler. Anstatt beim Ausgang rechts und abwärts auf den schmalen Pfad zu biegen, folge ich einer blauen Markierung durch das Chli Bäreloch.

Nach dem Felsaufstieg und dem Ausstieg lande ich in vollkommen unwegsamen Gelände. Das steile Terrain und die vielen Blätter lassen kaum einen sicheren Gang, bzw. Stand zu. Mir wird klar, dass ich auf dem falschen Weg bin, also kehre ich wieder zurück und versuche die anderen Spuren. Sie führen führen irgendwie ins Nirwana oder sind durch herabfallende Bäume versperrt. Das Laub lässt auch keinen Orientierungsblick zu.

Irgendwann habe ich mich so verfranst., dass ich nur noch Abgründe sehe. Nachdem ich noch einmal einen Felsgrat aufsteigen wollte um mir einen Überblick zu verschaffen und dabei zwei große Felsstücke abbrachen und ins Tal donnerten, war mir klar, hier komme ich ohne Hilfe nicht unbeschadet raus.

An einem sicheren Standplatz für meine beiden Füße, auf der einen Seite ein Baum, auf der anderen den Felsen entschließe ich mich bei der Rega Hilfe zu holen. Gut, dass ich dafür mein Schweizer Handy im Rucksack habe, auf der die REGA App installiert ist. Noch besser, dass es hier auch Empfang gibt.

Kurioserweise ortet mich das Handy in der Nähe von Grenchen, also müssen wir meine Postion anders bestimmen. Den Weg, den ich gegangen bin war mir present, so dass ich relativ genaue Angaben machen konnte. Es dauerte noch eine dreiviertel Stunde, schließlich mussten die Retter erst mal zu mir hinauf finden. Dann ging alles realtiv schnell.

Seile wurden gespannt, Sicherungen angebracht und dann konnte ich so gesichert  zur Cli Bärenhöhle abseilen, bzw. absteigen. Dabei fiel mir erst einmal auf, wie steil das Gelände in Wirklichkeit ist und die Retter sagten mir, dass 10 m von meiner Stelle entfernt ein kapitaler Felsabbruch ist. Da runter fallen, wäre der letzte gewesen.

Ab dem Chli Bärenloch, nachdem ich mich über meinen Fehler orientiert hatte, ging es zu Fuß, aber immer noch gesichert den Aufstiegsweg hinunter zur Ergeleralp. Dort hatten die Retter ihr Auto stehen und nahmen mich noch mit zum Bahnhof Balstal.

Ich kann meinen Rettern für diese Arbeit nicht genug danken. eine Frau und zwei Männer halfen mir zurück in sicheres Gelände. Seit acht Jahren bin ich Mitglied der REGA, benötigt habe ich sie bis heute nicht, aber seit heute kann ich ihren Einsatz nicht genug loben. Ein ganz herzlichen Dank dafür, dass sie wegen meiner Trotteligkeit ihren Feierabend geopfert habe.

Auf dem Weg zurück zum Bahnhof habe ich dann den Schwierigkeitsgrad meines Weges erfragt. Das Meiste T5, einige Passagen T6.Und im T6 Gelände habe wahrhaft nichts zu suchen, denn das beherrsche ich nicht.

Tour solo.

Tourengänger: Mo6451


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Kommentare (13)


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Kaj hat gesagt: Wandern im ausgesetzten Gelände
Gesendet am 20. Juni 2017 um 00:37
Hoi Mo6451,
schön, daß Hilfe kam & du körperlich unbeschadet aus der Gefahrenzone herausfinden konntest. Es ist ja schon spannend, wenn man sich fragt: Verdammt was will ich hier? Wo ist hier der Notausgang?
Egal, ob absichtlich oder versehentlich herbeigeführt. Meistens geht es ja gut oder wenigstens glimpflich aus - damit man was draus lernen kann
ciao Kaj

mong hat gesagt:
Gesendet am 20. Juni 2017 um 01:27
Ciao Mo

Schön, dass sie dich gerettet haben. Die REGA-Leute haben mich im Tessin auch schon gerettet. Mit Helikopter in der Dunkelheit. Weil ich Mitglied war, musste ich keinen Rappen bezahlen. Es hätte mich ungefähr 6000 Franken gekostet. Da lohnen sich die 30 Franken pro Jahr. Ich habe der Tessiner REGA dann 2 Flaschen "Champagne AOC Brut Impérial Moët & Chandon" per Post geschickt. Da haben sie sich gefreut. Sie haben mir sogar einen Dankesbrief geschrieben.

Saluti
Jerry

Mo6451 hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juni 2017 um 13:33
Hallo Jerry,
ich habe mich auch erkenntlich gezeigt und werde es noch einmal mit einem Brief tun. Schließlich opfern die Retter ihre Zeit, um einen Trottel wie mich aus so einer Lage zu befreien.
Gruß Monika

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 20. Juni 2017 um 13:01
Hoi Monika

Gut, dass du unbeschadet aus der Situation gekommen bist! Es braucht manchmal auch den Mut, sich helfen zu lassen!

Eine schöne Bergsaison noch und pass auf dich auf!

Gruss
Roger

Mo6451 hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juni 2017 um 13:38
Danke Roger,

ich glaube, es war besser mir aus dieser Situation helfen zu lassen, als mich irgendwo bergen zu müssen, wo es viel schwieriger ist, auch für die Retter und wenn ich nicht mehr selbst einen Beitrag leisten kann. Auch, wenn ich aus eigenem Verschulden in diese Sitiation geraten bin.

Gruss Monika

iuturna hat gesagt:
Gesendet am 20. Juni 2017 um 15:04
Hallo Mo
Zum Glück ist alles gut gegangen und du bist um ein "Abenteuer" reicher. Ich finde es gut, dass du dieses Erlebnis hier auf hikr beschreibst, denn auch Missgeschicke gehören dazu!
Ich freue mich auf deine nächsten Berichte!
Viele Grüsse, Nina

Mo6451 hat gesagt: RE:
Gesendet am 20. Juni 2017 um 15:09
Danke Nina,

ich finde auch, dass man zu seinen Fehlern stehen und sie auch veröffentlichen sollte. Das hat, glaube ich nichts mit Peinlichkeit zu tun sondern eher mit Ehrlichkeit. Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert.

LG
Monika

Henrik hat gesagt: Willkommen im Kreis
Gesendet am 20. Juni 2017 um 15:38
der mittleren T-Fraktion! Da hattest DU alle Engel auf deiner Seite.

Herzlich

Henrik

Mo6451 hat gesagt: RE:Willkommen im Kreis
Gesendet am 20. Juni 2017 um 16:02
Danke Henrik, du sagst es. Aber Engel sollte man nicht überfordern, sonst versagt ihr Dienst.

LG
Monika

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 20. Juni 2017 um 22:19
Ravanage vom Feinsten. Zum Glück ist es glimpflich ausgegangen.

LG
Dani

Mo6451 hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Juni 2017 um 07:34
und ich bin nicht verloren gegangen.
Danke Dani.

Gruss Monika

bergstrolk hat gesagt:
Gesendet am 23. Juni 2017 um 01:43
Das erinnert mich an leztes Jahr, als ich in Amden beim Giregärtli für Geländeerkundungen in die Südflanken ob des Walensees abstieg. Es war kein schwieriges Gelände, Steilwald halt. Genau aus diesem Grund, weil ja nichts wirklich bedrohlich erschien, tat ich dies völlig gedankenlos.
Irgendwann gewahrte ich mit Schrecken, dass ich den einzig gangbaren Durchschlupf in all den Felseinschnitten der Wände nicht mehr fand. Alles sieht dort gleich aus, keinerlei auffällige Geländepunkte. Ich kraxelte hin und her, Felsen auf und ab, ging unzähligen Wildwechseln nach - null Chance. Es dämmerte schon langsam und ich wusste, dass ich nun Konsequenzen ziehen musste, wenn ich das Ganze nicht durch Dunkelheit noch verschlimmern wollte. Zeit, einfach direkt auf gut Glück an verschiedenen Orten die Wände hochzukraxeln, blieb nicht mehr.
Ich hatte bereits die Rega-App auf dem Display in der Vermutung, dass sie für diesen Fall wohl direktere Kontakte hätten als etwa die Polizei. Sie hätten lediglich eine Viertelstunde Gehzeit vom Dorf her einen Förster schicken müssen, der auf dem von mir beschriebenen Pfad absteigen und vom Felsdurchgang her Rufkontakt hätte herstellen müssen. Noch zögerte ich, dachte, das kann doch einfach nicht wahr sein....und das alles nur 50m entfernt vom offiziellen Weg oberhalb der Felsen!! In diesem letzten Moment der Verzweiflung, aus reinstem, purem Zufall, sah ich plötzlich die rettende Felsstufe vor mir.
Ich bin nach wie vor immer wieder in unübersichtlichem, weglosem Waldgelände unterwegs, dieses Jahr vor allem im Tessin. Doch ich habe mir nun angeeignet, mit Steinen oder Aesten stets zu markieren, woher ich kam, sobald die Topographie nicht mehr eindeutig ist. Der Schock sitzt nachhaltig und ich habe gelernt....
Dieses Erlebnis kam mir beim Lesen Deines Berichtes sofort wieder in den Sinn. Auch Du scheinst ja das Problem gehabt zu haben, den Ausstieg vom Aufstieg nicht mehr lokalisieren zu können. Nun weisst Du zumindest, dass Du mit diesem Verhauer in guter Gesellschaft bist. ;-)

Mo6451 hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Juni 2017 um 06:39
hallo bergstroik,
es feut mich, zu lesen, dass auch Andere schon derartiges erlebt haben.
Ja, es war das Problem mit dem Ausstieg. An dem Platz, an dem ich stand sah ich vor mir eine markante Wurzel. Ich wusste, dass ich diese überstiegen hatte, denn sie war nach dem grundlosen Halt in endlosem Laub vorher der erste feste Platz, auf dem ich stehen konnte.
Nachher beim Abseilen habe ich festgestellt, dass ich auf diesem schrägen Pfad nur hätte weiter "gehen" müssen, um wieder in bekanntes Gelände zu kommen. So ist es manchmal, hinterher ist man immer schlauer.

Gruss Monika


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