Die Grubenkarspitze(2661m) - eine geniale Überschreitung im hintersten Karwendel mit einigen Tücken


Publiziert von trainman , 28. Juni 2017 um 21:20. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum:18 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: ZS - Fahrtechnisch anspruchsvoll
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 10:30
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Scharnitz-Rossloch-Südgrat-Grubenkarspitze-Überschreitung nach Norden-Scharnitz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW nach Scharnitz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:unterwegs keine, nur am Start in Scharnitz (Gasthöfe)
Kartennummer:Kompass, Karwendel oder AV-Karte

Die Grubenkarspitze macht von der Eng aus einen gewaltigen Eindruck.
Sie ist von dieser Seite auch für T6-Geher nicht erreichbar, hier ist schärfere Kletterei gefragt.
Von Süden ist das Aufstiegsgelände wesentlich zahmer, aber völlig harmlos wie ich früher dachte nun auch wieder nicht.
Vor einigen Jahren war ich mal alleine mit einem Gewaltmarsch von Scharnitz bis auf den Südgrat mit den Platten vorgedrungen, Böen und eine drohende Wetterverschlechterung, sowie mangelndes Vertrauen ins das Gelände( das auf Reibung begangen werden muss) zwangen mich zur Umkehr.
Nun also ein neuer Versuch mit ADI, auch genannt Mr. Karwendel.

Start mit den MTB  am kostenfreien Parkplatz kurz vor Scharnitz. Die MTB-Strecke ins Hinterautal bis zur Kastenalm ist leicht fahrbar und kann noch als "radfahren auf guter Forststrasse" bezeichnet werden.
Der anschließende Abschnitt ins Roßloch hinter hat dagegen mit "radeln" nichts mehr zu tun, der grobe Schotter ist selbst mit den breiten Reifen des MTB   eine Qual und drei Tage später war mein Hinterteil immer noch lädiert...

Diese Strecke werde ich nie mehr mit einem Rad befahren, ein schneller Schritt ist da viel angenehmer. Bike-Profis sehen das natürlich anders.
Danach Aufstieg durch grünes Gelände und später durch Schnee( deutlich angenehmer als der kriminelle Schutt im Spätsommer, das sage sogar ich als Winterfeind...) zur Scharte vor dem plattigen Südgrat.

Auf Reibung nach oben, die absolut trockenen Platten waren durchaus griffig, aber etwas Unbehagen war trotzdem dabei, da mein Vertrauen in die Reibung begrenzt ist.
Mein Rückzug damals war schon gerechtfertigt, ein Regenguss würde einen Abstieg auf den dann nassen Platten zu einer sehr ernsten Sache machen.
Die Plattenzone ist relativ kurz, danach folgt freundliches Gehgelände zum Gipfel, als letzte Schwierigkeit (für mich) musste ein mehrere Meter hoher steiler Schneewulst noch bezwungen werden.

Der Rundblick vom Gipfelkreuz in alle Richtungen ist einfach Spitzenklasse, das alleine lohnt schon den Aufwand.
Der Blick auf den Weiterweg über den Nordwestgrat versprach aber nichts Gutes.
Schon kurz nach dem Gipfel erschien die "Schlüsselstelle" der ganzen Tour, eine IIer-Stelle zum Abklettern in äußerst brüchiger Umgebung mit schlechtem Halt.
Mr. Karwendel musste mit Griff-und Trittanweisungen Hilfestellung geben....
Gleich danach ging es weiter im unangenehmen Bruchgelände, angenehme Gehpassagen wechselten sich ab mit ausgesetzten Querungen und Turnübungen auf dem Grat über dem Abgrund. Für ADI und Hans war das alles kein Problem, sie spazierten im heiklen Gelände wie in der Fußgängerzone...

Der Grat kam mir ziemlich lang vor. Nach einer letzten sehr ausgesetzten, aber festen Abkletterstelle ging es dann runter auf die weiten Hochflächen, wo große Schneefelder einen bequemen Abstieg über mehrere Hundert Höhenmeter ermöglichten.
Danach auf dem Anstiegsweg zurück zum Fahrraddepot und weiter nach Scharnitz.

Fazit: Eine Bergtour in einer nach wie vor einsamen Umgebung, die zum großen Teil noch im Zustand wie zu Zeiten des Hermann v. Barth ist. Bei gutem Wetter unbedingt empfehlenswert, aber nur für Berggänger mit absoluter Schwindelfreiheit und Trittsicherheit.

Mit auf Tour: Bergspezi Hans.

Tourengänger: ADI, trainman


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Kommentare (7)


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Gelöschter Kommentar

trainman hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2017 um 01:14
Hallo Markus
Danke für das Kompliment, der Schnee hatte ausnahmsweise sehr angenehme Eigenschaften sowohl aufwärts als auch abwärts.
Beste Grüsse
Emil

Nic hat gesagt:
Gesendet am 28. Juni 2017 um 23:03
Klasse Tour! Gratulation zur Grubenkar! Ein Gipfel den ich schon lange auf dem Zettel habe. Aber da stehen ja so viele...und so wenig Zeit. Hoffe ich packe es zumindest dieses Jahr endlich mal auf die Kaltwasserkarspitze.

VG Nico

trainman hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2017 um 01:19
Danke für das Kompliment. Die Grubenkarspitze lohnt sich wirklich, gute Bedingungen vorausgesetzt. Die Kaltwasserkarspitze dürfte da deutlich schwerer sein.
Beste Grüsse
Emil

ZvB hat gesagt: großartig
Gesendet am 29. Juni 2017 um 11:00
Servus Trainman,

eine wirklich großartige Tour hast Du da in einem ebenso grandiosen Bericht verarbeitet. Gratulation und Respekt! Neben dem physischen Anspruch war das sicher auch eine Probe für die Psyche!?

Besten Gruß
Zing

trainman hat gesagt: RE:großartig
Gesendet am 29. Juni 2017 um 13:11
Hallo Zing
Das war in erster Linie eine psychische Herausforderung, da ich in heiklem Gelände nicht so oft unterwegs bin. Die Kondition war kein Problem, so etwas bin ich gewohnt.
Die Tour selbst ist bei guter Wetterlage wirklich ein Ausflug in eine andere Welt.
Beste Grüsse
Emil

Luidger hat gesagt: Schöner Bericht
Gesendet am 17. Juli 2017 um 23:00
Gestern war ich nach langen Jahren auch mal wieder oben. Eine großartige Tour.

Ein Rollmopsglas als Gipfelbuch habe ich vorher auch noch nie gesehen. Habt ihr das dort deponiert?


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