Kurzbericht 

Von der Grüntalspitze (2399m) zum Schafkopf (2420m) - Einsame Überschreitung über dem Grüntalsee


Publiziert von Andy84 , 20. Juli 2017 um 14:37.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:18 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Kartennummer: AV 3/3 Lechtaler Alpen - Parseierspitze

Im Gebiet um den Roßkarsee hab ich letztes Jahr schon 2 wunderschöne und sehr interessante Gratüberschreitungen unternommen.
*Große Schafkarspitze (2532m) Nordgrat und über die Gramaiser Spitze (2505m) zum Großstein (2632m) und
*Wilde Überschreitung vom Großstein (2632m) zur Südlichen Torspitze (2622m)
Dabei ist die schöne Grüntalspitze leider  links liegen geblieben. Diese ist von Hikrn mittlerweile schon ein paar Mal bestiegen worden und keine gänzlich Unbekannte mehr.

Beim Blick auf die Karte und auch von den damals gemachten Fotos fallen einem aber noch 2 weitere Gipfel neben der Grüntalspitze auf, von denen nirgends eine Beschreibung oder Info zu finden ist. Von der unscheinbaren Mittagspitze und dem etwas mächtigeren Schafkopf ist die Rede.
Damit ist schnell die passende Runde gefunden.



Grüntalspitze:
Im O über dem Roßkar ragt dieser ganz markante Gipfel auf, der vor allem am wilden, plattigen NW-Grat sehr schönen Fels zeigt. Beim Aufstieg merkt man jedoch , dass es sich auch hier um brüchigen Hauptdolomit handelt.

Von Gramais geht es gemütlich hinein ins mittlerweile bestens bekannte Roßkartal, der Aufstieg ist landschaftlich wunderschön und sehr kurzweilig.
Gute 2 Stunden sollte man bei guter Gangart für den Aufstieg zum Roßkarsee einplanen.
Hier trennen wir uns nun auf, Diana macht es sich am See gemütlich und geniesst die schöne Umgebung, die Herren machen sich auf den Weg zur Grüntalspitze.
Größtenteils weglos in einfachem hügeligen Gelände geht es hinüber zum kleinen Grüntalsee. Dieser wird zu unrecht von den meisten Wanderern völlig vernachlässigt.
Vom See geht es nun kräftezerrend die steile Geröllflanke empor an die Felsflanken heran. Man könnte hier auch wunderbar in schöner Kraxelei über eine der vielen Rinnen zum Gipfel aufsteigen, wir entscheiden uns jedoch heute für den Normalweg. Dieser verläuft durch eine südlich vom Gipfelkörper herunterziehe grasige Rampe, welche man entweder auf schwachen Trittspuren oder in leichter Kraxelei am angrenzenden Fels emporsteigen kann.
Recht zügig ist der Südgrat erreicht. Diesen geht es jedoch nicht direkt empor. Es wird stattdessen einer schwachen Spur in die Ostflanke gefolgt, hier ist auch die gehtechnische Schlüsselstelle zu finden. Danach geht es in leichter Kraxelei durch die steile Schrofenflanke dem Vorgipfel entgegen. Der Übergang zum Kreuz sind nur ein paar Meter und ebenfalls recht einfach zu gehen.
Vom Gipfel der Grüntalspitze hat man einen wunderschönen Ausblick. Dies hat sie ihrer Vorgelagerten Position zu verdanken.
Uns interessiert nun natürlich am meisten der folgende Gratübergang zum Schafkopf. Man kann recht gut die wahrscheinlichen Schlüsselstellen ausmachen und sich eine mögliche Route überlegen. Aber vor Ort schaut es eh immer anders aus.

Mittagspitze:
Wenig hervortretender Gipfel zwischen Schafkopf und Grüntalspitze. Der auf der AV-Karte verzeichnete Name Mittagspitze überzeugt nicht, da dieser Gipfel von N gar nicht zu sehen ist und deshalb nicht als Zeitanzeiger dienen kann.

So geht es nach einer ausgiebigen Rast wieder hinunter zum Südgrat. Von hier nun direkt auf diesem der Mittagspitze entgegen. Zunächst geht es eine kleine Rinne westlich hinunter. Es folgen mehrere kleine Abbrüche welche entweder mal östlich, mal westlich umgangen oder direkt überstiegen werden. Am besten immer direkt auf Grathöhe bleiben. Recht schnell gelangt man an die vom Grüntalsee gut zu erkennenden Grattürme. Eine Überschreitung dieser beiden schaut nicht wirklich machbar aus, also ist umgehen angesagt.
Hierzu einem schwachen Band in die Ostseite folgen und auf diesem die beiden Türme umgehen.
Dies ist die heutige gehtechnische Schlüsselstelle, die steile und sehr bröselige Querung ist nicht gerade ohne. Ein Ausrutscher kann hier nur schwer abgefangen werden.
Nach der Querung folgt ein sehr schöner Aufschwung im guten II-ten Grat mit teilweise erstaunlich festem und schönen Fels. Der restliche Aufstieg zur kleinen Mittagspitze ist logisch und nicht mehr allzu schwer.
Ein Buch ist hier leider nicht zu finden, hätte uns aber auch schwer gewundert.

Schafkopf:

Im Landschaftseck zweigt ein mächtiger Kamm nach NO ab, der das Roßkar im O umschließt. Nach der tiefen Scharte "beim Loch " ragt als viereckiger Kasten der Schafkopf auf, der nach N mit einer Felswand, nach S mit steilen, begrünten Schrofen abfällt.

Die Gipfelrast fällt sehr kurz aus, es folgt nun nämlich die heutige Schlüsselstelle. Einen messerscharfer Grat führt hinunter in die nächste Scharte.
Nach Norden bricht es senkrecht ab, nach Süden fallen sehr steile Platten hinunter ins Landschaftskar.
Die für uns einzig logische und auch vertrettbare Variante ist der Abstieg direkt an der Gratkante.
So geht es nun mit viel Reibung unter den Sohlen und auf kleinen Trittstufen vorsichtig hinunter in die Scharte. Der Fels ist größtenteils fest, jedoch gilt es jeden Schritt und Tritt zu prüfen. Ein Ausrutscher ist hier sicher nicht mehr abzufangen. Von den Schwierigkeiten befindet man sich hier im guten III-ten Grad. Ein kleines Teilstück kann auch etwas einfacher aber brüchiger in der Westseite umgangen werden.
In der Scharte wird nun ein kleines Türmchen westlich umgangen. Danach wird nun an den "Ostgrat" hinausgequert und über diesen zum Gipfel aufgestiegen. Man könnte auch durch die markante Rinne direkt aufsteigen, wir haben jedoch ein paar Gamsen darüber ausgemacht und wollten dem Steinschlag ausweichen. Der Rückblick zur Mittagspitze ist von hier genial, die scharfe Schneide schaut auch von hier knackig aus.
Auf dem Schafkopf befindet sich leider kein Buch, ein Steinmann ist aber vorhanden.
Die Tiefblicke ins Roßkar sind wirklich klasse, aber auch der Blick auf die umliegenden Gipfel ist sehr schön, vorallem auf die nahen Leiterspitzen.


Abstieg:

Auf dem breiten Grasrücken geht es nun dem Landschaftseck entgegen, nach ein paar Metern steigt man die die nächste Einschartung ab und ein paar Meter wieder hinauf zu einem weiteren Gratgupf. Nun befindet man sich direkt über "dem Loch". Ein direkter Abstieg ist für uns nicht ersichtlich, bzw. von oben sehr schwer einzusehen. So geht es zurück in die Scharte und über eine breite Grasrinne nach Süden hinunter ins Landschaftskar.
Wir steigen danach jedoch wieder zum "Loch" auf und treffen hier wieder auf Diana.
Während Kristian sich noch ein bisschen den Gratanstieg zum Landschaftseck ansieht steigen Johannes und ich noch auf den steilen Gratzacken, von Westen lässt dieser sich in schöner 2-er Kletterei erklimmen. Von hier hat man einen schönen Blick auf den steilen Abstieg vom Schafkopf.

Durch das wunderschöne und sehr einsame Landschaftskar geht es nun auf markiertem Wege zunächst gemütlich, später dann recht steil hinunter ins Otterbachtal und zurück nach Gramais.


Fazit:
Eine weitere wunderschöne, leider etwas zu kurze Gratüberschreitung überhalb von Gramais. Die Grüntalspitze allein ist schon einen Besuch wert, wenn man den Schwierigkeiten gewachsen ist dann ist die Überschreitung zum Schafkopf sehr zu empfehlen. Auch kann man diese noch mit dem Nord-Ost-Grat des Landschaftseck erweitern.


Schwierigkeiten:

Gramais - Roßkarsee T3
Roßkarsee - Grüntalspitze T4, I
Grüntalspitze - Mittagspitze T5, II
Mittagspitze - Schafkopf T5, III Abstieg Mittagspitze
T4, I   Aufstieg Schafkopf
Schafkopf - Beim Loch T4, I
Beim Loch - Gramais T3



Mit auf Tour:  Johannes und Kristian

Tourengänger: Andy84, Diana


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