Walabütz-Fahnenstock (2612 m) - UNESCO-Projektchen abgeschlossen


Publiziert von PStraub , 14. Juni 2017 um 12:24.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:13 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG 
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m

Mit der heutigen Wanderung wollte ich die Sammlung der speziellen Punkte des UNESCO-Weltnaturerbes "Tektonikarena Sardona" komplettieren. Dafür fehlte mir noch das geografische Zentrum. Dieses liegt bei Matthütten, einem Stafel der Alp Walabütz (mehr dazu unten). Es lag nahe, das mit einer Begehung in dieser mir weitgehend unbekannten Gegend zu verbinden.

Ausnahmsweise fuhr ich mit dem Auto via Weisstannen nach Walabütz-Untersäss. Der Grund ist einfach: Von der ÖV-Endstation Weisstannen nach Walabütz sind es noch über sieben Kilometer, und der Bus nach Vorsiez fährt nur am Sonntag.
Prompt habe ich den Tag der Alpauffahrt erwischt, in Vorsiez standen die "Truppentransporter" kreuz und quer. Und einer davon ausgerechnet vor dem Wegweiser Richtung Untersäss, so dass ich, dem Wanderweg-Wegweiser folgend, dort die falsche Strasse nahm. Es sollte nicht der letzte Verhauer des Tages sein ..

Ab Untersäss ging es auf dem nicht markierten, aber gut ausgebauten Weg nach Matthütten. Sobald man aus dem Wald kommt, bewegt man sich in einer eindrücklichen Gegend mit - zumindest derzeit noch - vielen Bächen und Wasserfällen.

Der weitere Weg nach Prägel ist spektakulär, das war das schönste Wegstück des ganzen Tages. Man geht oft auf breiten Bändern in der Flanke unter dem Foostock, teilweise recht nahe bei der Abrisskante.
Bei Alp Foo bin ich nicht zu den Hütten abgestiegen, sondern habe die dortige Mauer, möglichst die Höhe haltend, gequert. Dass ich so den markierten Weg Richtung Muetertal/Muotatal verpasst habe, wurde mir erst klar, als ich, einer vermeintlichen Wegspur ins Tros unter dem Gspaltengrat folgend, mich dort in innigstem Kontakt mit der Botanik wiederfand. Und nach dem Sieg über die Mächte der Natur stand ich am (oberen!) Rand eines Felsabbruchs.

Der weitere Weg zum Muetertalerfürggli/Muotatalsattel* war vor allem weit. Und voller Munggen.

Ich hatte zumindest ins Auge gefasst, den Fahnenstock über den Nordgrat zu besteigen. Wenn man hier aber hochschaut, möchte man das WS meines Uralt-Führers eher infrage stellen. Ich bin darum nach einiger Zeit auf dem Grat in die Ostflanke ausgewichen und bin dort hoch. Das Gelände ich recht gut gegliedert und nicht allzu steil. Allerdings: Es ist Flysch, alles ist voller Schutt. Und längst nicht alles, was nach Griff aussieht, verdient diesen Namen.
Am Schluss ging es ein feuchtes Couloir hoch, den Grat erreichte ich bei der letzten "Kerbe" vor dem Gipfel. Das war eher zufällig, in der Flanke stehend, kann man nicht erkennen, wo genau man sich relativ zum Gipfel befindet. Auch die Route ist nicht gegeben, man kann sich in diesen Flanken fast überall im gehobenen T5-Bereich bewegen.

Der Fahnenstock ist ein recht bekannter und beliebter Aussichtsberg, vom Heubützlipass aus ist er ja einfach (knapp T4) und in kurzer Zeit zu erreichen.

Ich hätte es sehr persönlich genommen, wenn mir hier oben nicht ein Sardonaalp-Bartgeier präsentiert worden wäre. Aber siehe da, kaum angekommen, schraubte sich ein Jungtier gekonnt an mir vorbei in die Höhe.

Abgestiegen bin ich auf der Normalroute zum Heubützlipass und von dort zurück zum Muotatalsattel. Dazwischen lag noch einiges an Schnee, das erforderte etwas Vorsicht.
Das Muetertal ist vermutlich ein Stufenkar. Oben sehr steil, dann immer sanfter und am Schluss, vor dem Abbruch, praktisch eben.

Während es bis zur Foo-Hütte noch einigermassen flott ging - einzig die mitterweile beträchtlich angeschwollenen Bäche verlangten etwas Akrobatik - war das Stück bis nach Vorsiez eine echte Plackerei. Die Stösse bei einem derart ruppigen Abstieg riefen mir ständig in Erinnerung, dass das Loch in meinem Bauch baldmöglichst repariert gehört.

Nach einem Bier in Vorsiez fuhr ich zurück. In diesem Teil der Welt ist Autofahren eine ganz eigene Erfahrung. Da sind quer über die Strasse Schnüre gespannt, da steht schon einmal ein Bagger quer über die Strasse. Und der Gegenverkehr ist zu schnell, stur in der Strassenmitte und konsequent ohne Licht unterwegs.

* Muetertal/Muotatal: Auch hier haben die Namensänderer gewütet. Doch auf das schon anderweitig vergebene "Muotatal" zu kommen, ist ein besonders krasses Stück Unfug.

Von den besonderen Punkten einer Region ist dessen geografisches Zentrum am schwierigsten zu ermitteln. Da mir die mathematische Methode zu aufwendig war, habe ich den Gleichgewichtspunkt anhand eines "Scherenschnittes" (siehe Foto) gesucht.

Tourengänger: PStraub


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