Lärchegg - Ostwand (Dülfer)


Publiziert von riakiwi , 12. Juni 2017 um 22:51.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:11 Juni 2017
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zum Parkplatz an der Fischbachalm im Kaiserbachtal

An einem wunderschönen Sonntagmorgen im Juni ging es vom Parkplatz der Fischbachalm los. Zunächst ging's etwa 15 Minuten lang das Kaiserbachtal wieder hinaus. Im Führer stand etwas davon, dass der Weg nach der vierten Schlucht den Wald bergauf gehen sollte. Da stellt sich dann natürlich die Frage, was man als Schlucht zählt. Aber hier muss man einfach Geduld haben und auf das Hinweisschild "Lärchegg Ostwand" warten. Der Weg geht dann steil immer am östlichen Rand einer Schlucht hinauf. Man sollte sich von Anfang an oben am Rücken halten und nicht unterhalb der Abbruchkante herumkrautern. Der "Weg" ist oft genug nicht als solcher zu erkennen, denn hierher verirren sich nur selten Wanderer und die "Dülfer" ist auch nicht gerade eine Modetour. Viel besser als die kaum zu erkennende Pfadspur ist aber die Markierung, deren rote Punkte an den Bäumen gut zu erkennen sind.

Nach etwa einer Stunde trifft man auf ein kurzes Stück Waldweg. Dem folgt man nach rechts bergauf und dort, wo der Waldweg endet, geht linker Hand die Pfadspur, jetzt deutlich sichtbar, weiter. Dann ist es nicht mehr weit, bis man auf dem lichten Waldrücken, der vom Ostpfeiler nach Osten zieht, angekommen ist. Am besten ist es jetzt, dem Waldrücken nach rechts zu folgen. Wir sind dann aber irgendwann einmal auf gleicher Höhe bleibend nach links rausgequert, weil wir zur Ostschlucht wollten, und kamen nach einer Weile an ein Schotterfeld, das wir dann aufsteigend queren mußten, um an den Anfang der Ostschlucht zu kommen. Das war ziemlich mühsam und reichlich kraftraubend und ich denke, es wäre besser, besagtem Waldrücken ganz nach oben bis zum Wandfuss des Ostpfeilers zu folgen und dann dem Wandfuss nach links zu folgen, bis man zur deutlich sichtbaren Ostschlucht kommt. Bis hierher etwa 2 Stunden von der Fischbachalm.

Die Ostschlucht  ist dann seilfrei zu machen, hat aber zwei, drei Stellen, wo man sich schon konzentrieren will. Dort finden sich dann an den oberen Enden der jeweiligen Steilstufen auch ein paar Abseilhaken, die wahrscheinlich für Leute gedacht sind, die nach einer Kletterei auf den Ostpfeiler den schnellen Abstieg durch die Schlucht antreten müssen. Im Aufstieg bringen die Haken nichts. Eine Schönheit ist die Schlucht nicht: jede Menge Schotter, brüchiges Zeug, lang ist sie außerdem. Zwei, dreimal scheint sie sich zu gabeln. Rechts ist dann immer der Verhauer.

Nach eineinhalb Stunden kommt man dann zur Rampe, die nach rechts ansteigend in die Scharte zwischen Ostpfeiler und Nordgipfel zieht. Man sieht an dieser Stelle über sich schon das Kaisermandl. Nun ganz kurz die Rampe rauf und - wie im Stadler-Führer gut beschrieben - nach der ersten markanten Rippe links nach oben. Man kann das Verschneidungssystem, das von oben herunterkommt, schon ganz gut sehen.

Hier wird's schon ein bisschen unangenehm, denn der erste Stand ist ziemlich weit oben. Die 100m, die im Stadler-Führer genannt werden, kommen ziemlich gut hin. Das Gelände ist II/III und es wird jetzt schon ziemlich exponiert. Und dazu kommt erschwerend, dass immer noch ziemlich viel Schutt herumliegt und nicht alles bombenfest ist. Wir haben diese Passage bis zum ersten Stand mit ein paar Keilen gesichert und ich habe mich dabei besser gefühlt.

Wenn man den ersten Stand einmal hat, ist die Wegführung nicht wirklich schwer. In der zweiten Seillänge hat man die Möglichkeit, durch den engen, etwas überhängenden Riss zu klettern (V) oder - leichter - vor dem Überhang links durch die Verschneidung zu klettern (IV). Bei der vierten Seillänge in den rechten Ast der Verschneidung steigen. Der Stand nach der vierten Seillänge liegt rechts auf einem Absatz. Dann - fünfte SL - aber nicht gerade rauf, sondern von Stand erst einen Meter wieder abklettern und dann links die Verschneidung mit dem markanten Riss nehmen. Hier wartet die schönste Kletterei der ganzen Tour. Am Ende der fünften SL ist der Stand an einem Absatz an der linken Kante. Dann wieder nach rechts rein in die Verschneidung bis zu deren Ende und dann den Riss entlang, bis das Gelände leichter wird und man auf eine Art Terrasse und nach 15m zum Stand kommt. Jetzt aufwärts nach links halten, wo man nach einer kurzen Wandstelle (Haken vom Stand zu erkennen) schon in die Rinne kommt, die dann im Ausstiegskamin endet (noch 3SL).

Die letzte Seillänge mit dem engen Ausstiegskamin gibt einem dann noch den finalen Kick. Sie ist aber nicht so schwierig, wie man auf den ersten Blick vom Stand aus meinen könnte. Erst kann man sich ganz gut mit dem Rücken an der rechten Wand des anfangs noch etwas breiteren Kamins nach oben stemmen. Dort warten dann auch schon ein paar Haken, die ansonsten in der Tour eher spärlich gesetzt sind, die man aber an dieser Schlüsselstelle (IV+) zu schätzen weiß. Dann wird der Kamin sehr schmal und man muss mit einer Schulter in die Engstelle rein. Schubert/Zeiss schreiben, man soll mit der rechten Schulter rein. Wir sind aber mit der linken Schulter durch den Spalt geschlupft und das hat auch geklappt. Viele Wege führen nach oben! Danach noch 35m IIIer-Gelände und man ist an der Scharte zwischen Haupt- und Nordgipfel und findet sich ziemlich unvermittelt auf dem Normalweg zum Lärchegg wieder.  

Wir fanden die Beschreibung im alten Kaiserführer von Schubert/Zeiss (1978) ziemlich nützlich. Die Zeichnung im Stadler-Führer ist zwar sehr gut, kann die präzise Beschreibung der Altmeister aber nicht ganz ersetzen. 

Insgesamt eine tolle alpine Unternehmung, nach der ich ziemlich erledigt war. Die Tour ist nichts für mehrere Seilschaften, die hintereinander klettern, denn Steinschlag durch die Vorauskletternden wäre garantiert. 

Tourengänger: riakiwi


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