Traumtag auf dem Monte Legnone am Lago di Como


Publiziert von Kauk0r , 11. Juni 2017 um 22:52.

Region: Welt » Italien » Lombardei
Tour Datum: 7 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PKW von Dervio über Tremenico zum Roccoli dei Lorla mit einigen Parkplätzen. Straße oft schmal, auf Gegenverkehr ist zu achten.
Unterkunftmöglichkeiten:Rif. Roccoli Lorla (Öffnungszeiten auf Anfrage, wohl Juni - September täglich, sonst Wochenende und Dezember bis März geschlossen.)

Comer See...Lago di Como...klar, kennt man! Aber hier einen Urlaub verbringen...bisher kein Gedanke! Gute Freunde waren Anfang des Jahres auf der Durchreise hier und haben mit ihren Bildern Lust auf Mehr gemacht...und so sollte unser Urlaub uns an den Lario führen. Und weil meine Frau meine unglaubliche Bergsehnsucht kennt, darf ich einen Tag hemmungslos dieser Sehnsucht fröhnen: Monte Legnone. Als wir am Montag angereist sind, hatte der Himmel seine Schleusen vollständig geöffnet und es ergossen sich große Regenmengen über den Comer See und seine Umgebung. Der Dienstag war dann von gewittrigen, unwetterartigen Regengüssen einer Kaltfront geprägt, der zu Überschwemmungen in Lecco führte, die den Verkehr lahmlegten. Am Mittwoch aber kam dann endlich die Wetterwende: stabiles Wetter, wärmere Temperaturen...für mich waren damit perfekte Bedingungen prognostiziert: angenehmes Wanderwetter und kein Dunst über dem See.

Eigentlich ist der Monte Legnone hier schon oft beschrieben, aber die Einträge in deutscher Sprache sind dann doch sehr rar, so dass ich hier meinen Erfahrungsbericht hinzufügen möchte. Definitv ein Touristenberg, auf dem sich wohl auch (zu) viele Leute herumtreiben, die auf einem Berg in hochalpinem Gelände nicht viel zu suchen haben...wer sich das ersparen möchte, dem sei die Hauptsaison widerraten.

Auf nur gut 200 Meter Höhe gelegen ist der Comer See von hohen Bergen quasi umzingelt, die Hänge ziehen an seinen Ufern mehr oder weniger sofort steil in die Höhe. Als den höchsten Berg am Comer See bezeichnet man den Monte Legnone (2609 m), der zwar nicht unmittelbar am Seeufer empor ragt, aber über den  Monte Legnoncino direkt mit dem See verbunden ist. Dadurch ist er aber auf der Ansicht vom See etwas nach hinten gerückt. Je näher man ihm kommt, desto imposanter wird dieser Berg! Je höher man steigt, desto besser erfasst man seine Ausmaße! Auf dem Gipfel sieht man dann, dass dieser Berg aus 4 perfekten Graten aufgebaut ist...vermutlich ist es unglaublich lohnend, jeden dieser Grat zu begehen! Und sofern man nicht den Normalweg wählt, dürfte jeder Grat für sich eine ruhige Bergtour sein.

Ich aber bin mit meiner Frau im Urlaub, deshalb möchte ich nicht unbedingt von morgens bis abends am Berg sein...so kommt nur der relativ zügige Normalweg vom Roccoli Lorla (1463 m) in Frage. Ein hoher Ausgangspunkt, der die zurückzulegenden Höhenmeter auf einem akzeptablen Niveau hält. Gefühlt ist der Abenteuer-Faktor auf der Anfahrt auf den schmalen Straßen ebenfalls höher als der der Tour an sich...wer jedoch die Schweizer Straßen zu so manchem hochgelegenen Punkt kennt, der muss sich nicht fürchten. Am Parkplatz befinden sich heute trotz perfektem Wetter nur wenige Autos und das obwohl ich auch erst gegen halb Zehn eintreffe...im Hotel gab es erst um 8 Uhr Frühstück und die Anfahrt...

Die Tour ist gut ausgeschildert und mit rot-weißen Markierungen versehen, verlaufen dürfte nicht möglich sein. Zunächst steigt man zum Rifugio Roccoli Lorla hinauf (bei meiner Tour geschlossen), das man rechts liegen lässt, um ein paar Meter in einen Sattel abzusteigen. Hier trifft man auf einen Trimm-Dich-Pfad!!! (Unfassbar, sowas habe ich in dieser Höhe ja noch nie gesehen!) und eine Tafel, die über die militärischen Baulichkeiten hauptsächlich am Legnoncino informiert (Stichwort: Lienea Cordona). Nun auf einem Alpweg in lichtem Bergwald empor, an einer ersten Gabelung hält man sich links, der untere Weg führt zu einer Ziegen-Alpe (Merésc de Scim, 1506 m), die man auf dem Wanderweg oberhalb passiert. Im weiteren Verlauf gibt es immer wieder freie Ausblicke und eine Stromtrasse zu queren, bevor man mit etwas Höhenverlust die Alpe Agrono (1644 m) erreicht. Der Weg hierher zieht sich ein wenig, so dass man relativ überrascht sein wird, dass bislang erst so wenige Höhenmeter zurückgelegt wurden. Hinter der Alpe eine freie Flanke hinauf und nochmals in den lichten Wald des Westrückens. Bei einer weiteren Alphütte verlässt man den bewaldeten Teil der Route und steigt über eine steile Flanke zur Porta dei Merli (2125 m) einem Einschnitt im Südwestgrat des Legnone, auf dem jetzt der weitere Anstieg erfolgt. Man quert zunächst mit wenig Höhenverlust unter der Grathöhe zur Biwakschachtel Ca' de' Legn (2180 m) und weiter zu einer riesigen Tafel-Konstruktion (Weiß jemand deren Sinn? Reflektorspiegel für was?). Dahinter steilt sich die konkave Südwestflanke auf, an deren linken Rand, sprich dem Südwestgrat, der Gipfelaufstieg erfolgt. Direkt am Einstieg befindet sich eine erste kurze Felsstufe mit Drahtseilversicherung. Sie ist nicht ausgesetzt und kann deshalb auch problemlos ohne erklettert werden (I.), Danach zieht sich der Weg die steile Flanke hinauf, das Gelände wird dabei immer blockiger. Ein Problem entsteht dadurch aber nicht. Es folgt noch eine gesicherte Querung, bevor man unter den Felskopf gelangt, der Südwest- und Nordgrat vereinigt. Ein Drahtseil führt durch den brüchigen Fels empor (ohne Seil wieder I.), es lässt sich aber auch deutlich weniger gefahrlos nach links auf einem guten Weg hinausqueren und vom Nordgrat her auf den Felskopf gelangen. Nun über den Felsrücken an den Gipfelaufbau heran, der nochmal gut mit Drahtseilen versichert und Eisentritten versehen ist. Auch hier kann man frei hinaufkraxeln (I.), um den Gipfel des Monte Legnone (2609 m) mit großem Kreuz und verschiedenen Bauten zu erreichen. Die Rundumsicht ist phantastisch, tief unten der See und große Gipfel am Horizont. Der Abstieg auf gleicher Route ist dann auch nicht problematisch.

Fazit:Ein schöner Aussichtsgipfel mit einem abwechslungsreichen Aufstiegsweg durch Alpenrosen und tollen Frühsommerwald, den man nicht leichtfertig unterschätzen sollte. Zwar helfen Drahtseile über die schwierigsten Stellen, aber nach der Biwakschachtel befindet man sich in anspruchsvollem Gelände auf gutem Weg (T3+). Zudem zieht sich der Weg etwas, die 3,5 Stunden die am Parkplatz angeschrieben sind, kann man aber realistisch sehen.

Noch ein aktueller Hinweis: Die Alpenrosen oberhalb der Alpe Agrono haben noch nicht geblüht, durch das sonnige Wetter wird das aber bald soweit sein und man wird einen unglaublichen Alpenrosenteppich erleben können!

Tourengänger: Kauk0r


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Kommentare (2)


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Frankman hat gesagt: Monte Legnone
Gesendet am 13. Juni 2017 um 13:19
Hallo KaukOr,
wir haben uns am Legnone nur um weinige Minuten verpasst. Wenn die Uhrzeit deiner Kamera stimmt, meine stimmt definitiv nicht, kamen wir uns zwischen Gipfel und Vorgipfel entgegen. Toller Bericht!
Take Care
Frankman

Kauk0r hat gesagt: RE:Monte Legnone
Gesendet am 16. Juni 2017 um 17:57
Hallo Frankman,

danke, gleichfalls ;).

Wir waren zusammen am Gipfel, ich kam kurz nach dir an und bin etwas weiter nach hinten gegangen...im Abstieg bin ich am Biwak an dir vorbei ;).

Grüße!
Kauk0r


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