Tegelbergrunde mit 8 Gipfelchen


Publiziert von quacamozza , 6. Juni 2017 um 15:26.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:27 Mai 2017
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:15
Aufstieg: 1700 m
Strecke:Talstation Tegelbergbahn-Gelbe Wand-Tegelberghaus-Branderschrofen-Latschenschrofen-Franziskaner-Roßgern-Schönleitenschrofen-Pechkopf-Drehhütte-Rohrkopf-Hornburg-Talstation Tegelbergbahn (19 km)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 6 1:25 000 Ammergebirge West Hochplatte, Kreuzspitze

Unter Bergbahntouristen, Wanderern und Klettersteiggehern ist der Tegelberg weithin bekannt. Man kann in seinem Umfeld allerdings auch einige schöne Bergtouren unternehmen. Dabei entfernt man sich auch in der Nähe markierter Wanderwege meist recht schnell von den Menschenansammlungen.

Die Tegelbergrunde steht bei uns schon länger als Tourenziel für dieses Jahr fest. Die Runde kann man in verschiedenen Varianten unterschiedlicher Schwierigkeit absolvieren. Für uns ist die Logik der Linienführung wichtiger als die technische Schwierigkeit. Geht man die Tour in umgekehrter Richtung, ist sie etwas leichter, weil dann die Hauptschwierigkeit, der Nordgrat des Branderschrofens, im Aufstieg ansteht. Allerdings hätte man bereits 1500 Höhenmeter in den Beinen.

Erst kürzlich bin ich den steilen Weg von Hohenschwangau über die Marienbrücke gelaufen. Bergsteiger können diesem Aufstieg mit dem Branderschrofen-Westgrat über den Tegelbergkopf *(Tourenbericht hier oder *hier) eine alpine Note verpassen. Als Auftakt wählen wir heute den Gelbe Wand-Klettersteiglehrpfad, der soeben für diese Saison geöffnet wurde und einen einfachen Aufstieg auf den Tegelberg ermöglicht.

Der anspruchsvollste Teil der Wanderung ist der Abstieg vom Branderschrofen über den Nordgrat, eine Tour, die hier erstaunlicherweise noch nicht vorgestellt wurde, obwohl sie im AVF gerade mal mit I bewertet wird.

Franziskaner und Roßgern bieten kurze, einfache Klettereien, während sich der Rest der Wanderung auf gut ausgebauten Wegen abspielt.



Zur Schwierigkeit:

Branderschrofen-Nordgrat: T 6- und II;  NB vom 10.07.2017: bei guten Verhältnissen T 5
Franziskaner: T 4 und I, eine Stelle II
Roßgern: T 3+ und I, Stelle II 
Gelbe Wand-Steig: A
ansonsten leichte Wanderung


Zum Zeitbedarf:

Talstation Tegelbergbahn-Gelbe Wand-Tegelberghaus: 2 Std 30 min
Tegelberghaus-Branderschrofen: 30 min
Branderschrofen-Latschenschrofen: 1 Std 30 min
Latschenschrofen-Franziskaner: 30 min
Franziskaner-Roßgern: 50 min
Roßgern-Schönleitenschrofen: 1 Std
Schönleitenschrofen-Drehhütte: 1 Std 5 min
Drehhütte-Rohrkopf: 20 min
Rohrkopf-Hornburg: 30 min
Hornburg-Talstation Tegelbergbahn: 30 min



Die meisten Abschnitte unserer Wanderung wurden entweder schon oft beschrieben oder sind leicht und bestens markiert, so dass ich mich wie gewohnt so kurz wie möglich fasse.

Ein früher Aufbruch ist an den Wochenenden dringend zu empfehlen. Die Saison steht zwar gerade erst am Anfang, aber wir treffen schon in den Morgenstunden Dutzende von Klettersteigaspiranten, die sich ebenfalls auf den Weg zum Tegelberg machen.

Wer alkoholfreien Russ trinken möchte sollte statt im Tegelberghaus im Panorama-Restaurant an der Bergstation einkehren. Auch die Aussicht ist von dort aus schöner.

Außer dem Touristenweg auf den Branderschrofen kann man im oberen Bereich auch die Grathöhe nutzen. Dann kann man sich schon etwas für den folgenden Abschnitt einlaufen bzw. -klettern (T 4 und I).

Anschließend kommt mit dem Abstieg über den

Branderschrofen-Nordgrat (T6- und II)

der anspruchsvollste Teil der Tour. Dieser bedarf einer näheren Vorstellung, da es im Vergleich zur Beschreibung im AVF doch einige Abweichungen gibt.
Vom Gipfel geht es direkt nach Norden nahe der Grathöhe zu einer ersten Felsstufe, die in Abstiegsrichtung an der linken Seite abgeklettert wird (II). Danach haben wir zwei Möglichkeiten getestet: entweder ausgesetzt weiter über ziemlich schlecht gestuftes Steilgras hinunter (T 6-; später im Jahr bei griffigem Gras T 5) oder nach links in eine breite Steilrinne queren, in dieser hinunter und bald wieder zurück auf den Grat (T 6-, aber heikler wegen noch trockenem, strohigem Gras, in der Vor- und Nachsaison geben Grödeln Sicherheit).
Nach knapp 100 Höhenmetern Abstieg erreichen wir flacheres, teilweise latschiges Gelände. Hier kommen wir auf Wegspuren recht schnell weiter hinab. Zwischendurch sind einige kleinere Felsabschnitte zu klettern, die aber nicht den I.Grad übersteigen. Zu unserer Überraschung treffen wir an fast jeder dieser Felspassagen neue Bohrhaken an.
Kurz über der Scharte vor dem Latschenschrofen müssen wir eine äußerst bröselige Steilrinne abklettern (Stellen II). Oben an einem Latschenast ist ein dünnes Seil eingehängt. Dieses ist zur moralischen Unterstützung, aber nicht zur Sicherung geeignet. Bei der Durchkletterung der Rinne durch mehrere Personen ist sehr auf Steinschlag zu achten. Wir säubern bei unserer Begehung den einen oder anderen Tritt.
Am unteren Ende der Rinne führen Wegspuren rechts hinüber in die Scharte, in der wir auf den Wanderweg treffen.


Nach diesem Abschnitt ist die Besteigung des Franziskaners eine eher einfachere Übung. Der Fels ist deutlich besser als am Branderschrofen, die kurze IIer Stelle im mittleren Teil angenehm zu klettern.

Brüchiger wird's dagegen wieder am Roßgern, ein Gipfel, der in der AV-Karte nicht eingezeichnet ist. Sein Anblick vom Franziskanergipfel aus ist Respekt einflößend. Viele Latschen und steiler Bruchfels - das verschafft uns nicht gerade einen Motivationskick. Es ist dann aber weniger wild als es ausschaut. Auch dieser Anstieg sei hier nochmal kurz angerissen:

Vom breiten Grasplateau auf der Südseite geht es direkt hoch an die Latschenzone. Man scheint zwar den Wohlfühlbereich zu verlassen, muss aber lediglich über zwei, drei Latschenäste steigen, immer direkt aufwärts (T 3+). Dann wird ein ebener Abschnitt erreicht, auf dem sogar Spuren erkennbar sind. Es geht wenige Schritte nach links hinunter in ein flaches Tälchen vor einer 30 Meter hohen, senkrechten Felswand. 
Etwa 100 Wegmeter nach links der Felswand folgen, bis der Anfang des Südwestgrates erreicht ist.
Über eine kleine Steilstufe (II) auf den nun flacheren, aber brüchigen Grat und weiter ohne nennenswerte Schwierigkeiten, etwas ausgesetzt, auf den Gipfel, auf dem ein Steinmann aufgestellt ist.

Wenn genügend Zeit vorhanden ist sollte man den Schönleitenschrofen (GK und GB) unbedingt noch mitnehmen. Er bietet eine umfassende Aussicht.
Der Pechkopf liegt zwar in unmittelbarer Nähe des Weges, ist aber nur für Gipfelsammler interessant.
Rohrkopf und Hornburg sind lohnende Gipfelchen mit netten Anstiegen. Zwischendurch bietet sich eine Stärkung entweder in der Drehhütte oder in der Rohrkopfhütte an.

Die müden Füße können nahe des Parkplatzes im Kneippbecken erfrischt werden.


Tourengänger: Rudi, Katharina, Ulf



 

Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (3)


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Löwensteiner hat gesagt: Tolle Tour
Gesendet am 8. Juni 2017 um 06:56
Hi Ulf,
diese Tour aus der Feder von G. Laudahn haben wir Anfang Juni 2015 gemacht.

Wir sind damals nicht direkt vom Branderschrofen den Nordgrat runter, sonder auf dem Normalweg zurück bis an den Gipfelaufbau. Dort finden sich ein paar schwache Trittspuren und immer wieder ein paar dünne rostige Eisenstäbe in der Flanke.

Am Rossgern sind wir der Felswand entlang gefolgt, bis zu einer Latsche an der Felskante, die wie ein Sonnenschirm aussieht. An dieser Stelle sind wir die Felswand hoch ( I-II). Runter ging es über den Normalweg.

Werde die Tour als Saisonstarter bestimmt nochmal wiederholen


quacamozza hat gesagt: RE:Tolle Tour
Gesendet am 10. Juni 2017 um 12:44
Hallo Daniel,

unterm Branderschrofengipfel scheint es also doch eine etwas einfachere Möglichkeit zu geben.

Ja, die Runde ist es wert, wiederholt zu werden.

Gruß
Ulf


rumtreiber hat gesagt: Roßgern
Gesendet am 3. September 2023 um 00:42
Der Beschreibung in Laudahn's Buch folgend, gelangt man eigentlich unproblematisch an den Westgrat, und diesem entlang dann zum Gipfel.


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