Gerberkreuz + Abstieg über die Karwendelköpfe


Publiziert von Westfale , 4. Juni 2017 um 11:30.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Karwendel
Tour Datum: 3 Juni 2017
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m

Die Kombination des Aufstiegs über den Südwestgrat des Gerberkreuzes mit Abstieg über die Karwendelköpfe ermöglicht die Überschreitung eines Großteils der von Mittenwald aus sichtbaren Karwendelkulisse. Einsamkeit ist trotz Nähe zu Zivilisation und Bergbahn weitestgehend garantiert.

Während die Kletterei auf der klassischen Führe zum Gerberkreuz gut erschlossen und abgesichert ist, sind die Karwendelköpfe das ganze Gegenteil. Hier fester Fels mit vielen Haken, dort feinster Karwendelbruch mit maximal ein paar alten Rostgurken. Auch ein schöner Kontrast.

Los geht es in Mittenwald um 5:00 morgens. Wir nehmen den alten Weg Richtung Mittenwalder Hütte und biegen kurz darunter in Richtung Lindlähnkopf ab. Gegenüber des Kopfes führt ein Steig weiter Richtung Wand hoch. Zuerst im Geröll, später auch mit ein paar I-er Stellen über Felsstufen. Vereinzelt findet man bereits hier sogar Schlaghaken. Bei der Suche nach dem Einstieg hilft ein Felsenfenster. (siehe dazu auch Topo auf www.bergsteigen.com). Links davon befindet sich der Einstieg.
Nach einer kurzen Pause geht die Kletterei um ca. 08:00 an. Glücklicherweise haben wir uns dazu entschlossen, die Kletterschuhe anzuziehen. So sind die plattigen Viererstellen bei bester Sicherung ein Hochgenuss.
Hinter uns sehen wir direkt die Seilschaften 2 und 3 am Einstieg. Wir kommen uns jedoch nicht ins Gehege.
Ruckzuck machen wir die 6 Seillängen bis zum Vorgipfel mit der Madonna. Dort verschwindet das Seil im Rucksack, da der Grat sich nun zurücklegt. Meist Gehgelände. Kurz vor dem Gipfel kommt es jedoch an der kurzen Viererstelle nochmal zum Einsatz.

Charakter der Kletterei: Nach oben hin werden die Hakenabstände etwas weiter, jedoch bleibt der Genußfaktor definitiv erhalten, da der Fels gute Qualität hat. Unterwegs kann man auch einige Sanduhren binden, so man will. Friends (glücklicherweise im Tal gelassen) und Keile haben wir keine benötigt.
Die Stände bestehen auf der Route aus gebohrten Ringhaken, die auch als Abseilpiste genutzt werden können. Logische Routenfindung.

Vom Gipfelkreuz aus, das wir um ca. 11:30 erreichen geht es umschwierig zurück zum Höhenweg. Ein Abbruch wird links umgangen. Steinmann. Kurze Stelle mit Handanlegen (I-II). Mit reichlich Gegenverkehr geht es nun die Stahlseile und Leitern entlang in Richtung Bergstation. Schnell durch das Getümmel in Richtung Dammkarscharte, wo die Überschreitung beginnt. Da ich den südlichen Karwendelkopf schon kenne und mein Tourenpartner Aaron keinen gesteigerten Wert darauf legt, dort hochzukraxeln, sparen wir diesen aus. Es geht die Scharte hinunter in Richtung Dammkar. Dort halten wir uns links in Richtung der Lawinensprengbahn, die eine Umlenkstation in der Flanke des mittleren Karwendelkopfes hat. Man erkennt bereits eine Art Klettersteig der bis dorthin das erste Stück hinaufleitet.
Danach umschwierig weiter bis zum Gipfel. Das Kreuz liegt um, was jedoch nicht auf Vandalen zurückzuführen ist, sondern es bekommt ein neues Fundament.
Nun beginnt der Spaß. Vorsichtiger Abstieg die Flanke hinab Richtung Norden. Wir klettern bis zu einem markanten Felskopf, an dem es durch einen Kamin hinuntergeht. Wir seilen ca. 5-10m ab und finden unten einen Haken mit rostigem Karabiner. Dort seilen wir nochmal 35m ab. Geht sich gerade aus mit unserem 70m Seil. Nun komm ein kleinerer Aufschwung mit erneutem Abbruch. Dieser ist allerdings nicht ganz so böse wie der erste, sodass wir uns zum Abklettern entscheiden (II). Bei nicht optimaler Wegwahl kann es wie so oft aber auch ein IIIer werden. Nun kommt ein weiteres Köpflein mit scharfem Abbruch, den man allerdings bequem in der Flanke umgehen kann.
Danach dann Gehgelände. Der Weg von der Bergstation hin zur Mittenwalder Hütte scheint zum Greifen nah zu sein. Es hat den Anschein als könnte man hier hinüber queren. Wir bleiben jedoch am Grat der zum Nördlichen Karwendelkopf führt. Ankunft um 14:30. Dort nehmen wir nicht die vermeintlich einfache Rinne hinab, die sich südwärts zieht, sondern steigen nordwärts die Schrofen bis zu einem Kamin hinab. Dort ein weiterer Abseiler (30m) bis wir auf einen Gamswechsel kommen, der umschwierig den Weg zum Normalweg vermittelt.
Über den Sattel an der Kreuzwand hinab zur Dammkarhütte. Dort dann das wohl verdiente Bier. Es folgt der Abstieg am Bankerl entlang nach Mittenwald, wo wir um ca. 17:45 eintreffen.

Nun fehlt uns in der Mittenwalder Skyline nur noch der Grat von der Tiefkarspitze zum Wörner. Projekt steht! :-)






Tourengänger: Westfale


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Kommentare (1)


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Gesendet am 19. September 2017 um 10:57
Interessante Tour!
Kurios, dass die ersten 2 bei hikr dokumentierten Besteigungen des Mittleren Karwendelkopfes am selben Tag durchgeführt wurden.


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