Ligurische Alpen 2: Ormea bis Molini di Triora


Publiziert von kopfsalat , 22. Januar 2018 um 00:20. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Italien » Ligurien
Tour Datum:17 Mai 2017
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6 Tage
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus von Ceva oder Imperia
Zufahrt zum Ankunftspunkt:keine
Unterkunftmöglichkeiten:Wenige zu dieser Jahreszeit. Oft nur auf Vorbestellung.

Mi 17.05.2017 Ormea - Quarzina

Nach einem weiteren reichhaltigen Frühstück machen wir uns auf die Socken. Heute folgen wir der Via Alpina, die hier sehr gut markiert ist, sodass wir uns nicht um die Wegfindung kümmern müssen. Schon bald erreichen wir das malerische Dörfen Chionea. An jedem Haus hängt eine glasierte Keramiktafel mit einer Inschrift in okzitanischer Sprache. Durch lichte Kastanienhaine gelangen wir nach Chioraira.

Am Südende des Dorf nehmen wir den breiten Feldweg, der etwas langweilig in zahlreichen Zickzacks zu den Stalle Collatto führt. Ab hier verliert sich die Piste in einen schmalen Pfad, der durch einen Graben und eine Schutthalde zur Kapelle San Giovanni Battista aufsteigt. Wir machen einen Schlenker nach Nordwesten zum Lago Lao, wo wir eine längere Rast einlegen, denn rundherum zwitschert, flattert und blüht es, dass wir aus dem Schauen (und Staunen) nicht herauskommen.

Nachdem alles ausgeschaut ist, wandern wir zum Aussichtspunkt Croce dei Gasti, mit Blick aufs Mittelmeer. Etwas weglos umrunden wir den Poggio Brinacchi zu Pt. 1440, wo wir wieder auf die markierte Via Alpina treffen auf der wir nach Quarzina hinuntersteigen.

Vor dem Abendessen treffen auf der Terrasse des Refugios die 3 verbleibenden Einwohner des Ortes ein, mit denen wir uns mit Händen, Füssen und ein wenig Italienisch unterhalten. Das ausgezeichnete Nachtessen dürfen wir, zusammen mit einer phantastischen Aussicht, am Panoramafenster des Refugios geniessen.

Do 18.05.2017 Quarzina - Viozene

Auf der Karte sieht die heutige Etappe aus wie eine angenehme Höhenwanderung. Die Realität könnte anders nicht sein, denn die Unwetter im November 2016 haben vorallem in den zahlreichen, tiefeingeschnittenen Seitentälern massive Schäden hinterlassen. Anfangs merken wir davon noch nicht viel. Erst beim Rio die Merea müssen wir zu einer Behelfsbrücke absteigen.

Der Ort Fasce ist sogar nur noch zu Fuss erreichbar, da die Strasse bei den Bachübergängen davor und dahinter vollständig weggerissen wurde. Nach dem Weiler Celle wird der Pfad zusehends schmaler, weniger gut unterhalten, dafür umso abwechslungsreicher. Schliesslich erreichen wir das Refugio Mongioie (1550m), wo wir etwas trinken und froh sind, nicht hier reserviert zu haben, denn eine Horde Schulkinder und ihre unmotivierten Lehrer wurden wohl zu einem Ferienlager hier oben verdammt.

Der Abstieg ist leider weder angenehm noch abwechslungsreich, sondern nur steil. So sind wir froh, als wir in Viozene ankommen. Eigentlich wäre das Hotel Miramonti noch geschlossen, da sich aber eine Wandergruppe von 20 Engländern angemeldet hatte, konnten auch wir ein Zimmer reservieren. Nun ja, die Engländer sagten im letzten Moment wieder ab, sodass wir die einzigen Gäste sind.

Fr 19.05.2017 Ruhetag Viozene

Wie schon erwähnt, befinden wir uns in der Vorsaison, weshalb fast die gesamte Tourismus-Industrie noch im Winterschlaf liegt. So auch unsere nächste Unterkunft in Upega, welche bis am 19.05. Betriebsferien hat und von der wir noch keinerlei Bestätigung unserer Reservation erhalten haben. Aus diesem Grund haben wir hier eine zusätzliche Übernachtung eingeplant. Als wir mit der Tochter des Wirtehepaars darüber reden, bietet sie uns an, in Upega anzurufen und uns falls gewünscht gar mit dem Auto dorthin zu fahren. So erhalten wir doch noch die Bestätigung unserer Reservation. Die Fahrgelegenheit lehnen wir aber dankbar ab, denn wir sind ja wegen des Wanderns gekommen, auch wenn morgen eine für uns etwas knifflige "Schlüsseletappe" auf uns wartet.

So verbringen wir den Tag mit einem Ausflug an den Torrente Negrone (wie der Oberlauf des Fiume Tanaro heisst) inklusive Rückweg über einen in der Karte nicht eingezeichneten Stichpfad.

Sa 20.05.2017 Viozene - Upega

Auf einem ehemaligen Saumpfad steigen wir via Montenegro zu Pt 1420 wo der Weg vom Rifugio Mongioie herführt. Ab hier wird er Pfad schmaler und stellenweise gar etwas ausgesetzt. Schon früh sehen wir den Ponte Tibetano. Da für den Nachmittag Gewitter vorhergesagt sind, verzichten wir auf den Abstecher zu der Grotta delle Vene. Stattdessen wollen wir die Hängebrücke so schnell wie möglich hinter uns bringen, denn für uns ist die schwankende Konstruktion über dem tosenden Gebirgsbach kein Vergnügen.

Als Belohnung für die mentalen "Strapazen" erblicken wir in der Felswand über uns ein Rudel Gemsen, das mit ihren Jungtieren über die steilen Flanken klettert. Der Weiterweg ist dann Genuss pur. Just als wir in Carnino Inferiore ankommen, tröpfelt es ein wenig. Das war auch schon alles vom Gewitter für heute. Auf dem Saumweg erreichen wir Carnino Superiore. Nun gehts auf schmalen Pfad durch den steilen Bergwald. Der felsige Übergang des Passo del Lagarè befindet sich etwa 100m weiter südlich, als eingezeichnet. Im steilen, schuttigen Graben nach der Passhöhe ist der Weg komplett abgerutscht und wir sind froh, unsere Microspikes dabeizuhaben. Das war es auch schon mit den Schwierigkeiten. Anfänglich etwas steil wird der Pfad immer breiter und schon bald sind wir in Upega.

Heute findet ein jährlich ausgetragenes Velorennen von der Mündung zur Quelle des Tanaro statt. Unsere Unterkunft die Locanda in Upega ist dabei der obere Wendepunkt, was für einigen Betrieb sorgt. Deshalb machen wir noch einen kleinen Abendspaziergang flussaufwärts. Dabei treffen wir auf zahlreiche Zeugen der vom Unwetter verursachten Verwüstungen.

So 21.05.2017 Upega - San Bernardo de Mendatica

Gemäss Karte sollte es einen ziemlich direkten Weg geben, der über Colla Basse, Pizzo Reulfu und Ponte Tanarello nach San Bernardo führt.

Das erste Hindernis stellte sich uns aber schon nach einem halben Kilometer in den Weg. Die Brücke über den Rio Nivorina war weggerissen worden und es bestand keinerlei Möglichkeit den durch die Schneeschmelze angeschwollenen, reissenden Wildbach zu furten. Die Alternative ist ein als Downhillpiste eingezeichneter Pfad durch das Tal des Rio Malapula. Zuerst gehts auf einer ausgewaschen Spur über den leeren Campingplatz. Nach ein paar Biegungen müssen wir uns aber auf einer fussbreiten Spur durch einen Erdrutsch über dem Bach arbeiten. Ein unpassierbarer Übergang über einen Seitenbach zwingt uns endgültig auf die Autostrasse SP97, der wir nun in öder Plackerei bis zur Colletta delle Salse folgen müssen.

Nach etwas über einem Kilometer zweigt gemäss Karte linkerhand ein Pfad zum Poggio Agnelli ab. Leider hats weder Wegweiser noch Markierungen, sodass wir einige Zeit suchen müssen, bis wir die Wegspur gefunden haben. Bei Pt. 1606 biegt zwar der Pfad von Norden her ein aber markiert ist auch hier nichts. Nichtsdestotrotz folgen wir dem Kamm nach Südosten. Die Deutlichkeit der Spuren variiert immer mal wieder. Kurz vor dem Pizzo Reulfu finden sich sogar blaue Pfeile. Nur leider verschwinden die Spuren auf der vergandenden mit dichtem Dornengestrüpp überzogenen Wiese unterhalb des Gipfels komplett. Wir suchen sicher eine Stunde lang nach Anzeichen eines Weiterweges. Schliesslich entschliessen wir uns schweren Herzens zur Umkehr.

Für eine grossräumige Umgehung haben wir aber weder Lust noch Zeit, sodass wir uns für den Forstweg der bei Le Salse abzweigt entscheiden. Als nun "gebrannte Kinder" sind wir zwar sehr skeptisch und rechnen immer damit, dass der Weg nach der nächsten Biegung womöglich komplett unpassierbar ist. Aber wir haben "Glück" und ereichen Barchei Soprani ohne weitere Probleme. Ab hier sind die Spuren der Mountain-Biker unverkennbar. Entweder das Unwetter war hier weniger wild oder aber die uralten steinernen Bogenbrücke(n) bei Ponte Tanarello hielte(n) den Elemente besser stand, als die modernen Nachfahren. Die letzen 200 Höhenmeter haben es nochmals in sich und werden für mich zu einer langezogenen Qual.

Schliesslich schaffe auch ich es. Dieses Mal in sanftes Abendlicht getaucht, erreichen wir San Bernardo di Mendatica.

Beim Nachtessen bleiben wir deses Mal bei den Pasta.

Mo 22.05.2017 San Bernardo - Molini di Triora

Unsere Tour gleicht einer grossen "8" mit San Bernardo als Dreh-, Angel- und Kreuzungspunkt. Um aber keine Strecke zwei Mal zurücklegen zu müssen, nehmen wir heute die alte Militärstrasse auf der Ostseite. Wir sind erstaunt als diese gute Asphaltierte Strasse nach ein paar Hundert Metern mit massiven Betonelementen gesperrt ist. Auch verstehen wir nicht weshalb kleinere Erdrutsche und Steinschläge nicht von der Strasse entfernt wurden. Erst als wir im Kessel unterhalb der Coletta di Garlenda um eine Ecke biegen sehen wir es vor uns. Die Strasse ist hier auf einer Länge von über 100m auf ihrer gesamten Breite komplett weggerissen worden. Selbst zu Fuss sind wir froh um unsere Microspikes, als wir durch das lose, abschüssige Geröll zirkeln müssen. Der Weiterweg bis zum Colle di Garezzo ist dann wieder problemlos.

Auch wenn es sich auf der Karte um eine Fahrstrasse handelt, so ist der Belag doch arg ausgewaschen, ramponiert, stellenweise fehlt auch die Begrenzung und erfordert somit einiges an technischem Können. Umso mehr als wir kurz darauf sehen, wie ein normaler Kleinlaster darauf Weidevieh in zügigem Tempo zu einer Alp hinauffährt.

Beim Passo della Guardia nehmen wir nun die Strasse nach Süden. Immer wieder lassen sich Stücke der knochentrockenen Piste auf angenehmen Fusspfaden umgehen. Auch wenn diese stellenweise arg verwildert sind und wir reichlich skeptisch, ob es überhaupt ein Durchkommen gibt. Schliesslich erreichen wir Triora aber doch noch und finden auf dem Platz bei der Kirche gar ein geöffnetes Restaurant.

Erfrischt und gestärkt machen wir auf den Schlussabstieg nach Molini die Triora.

Teil 1: La Brigue bis Ormea

Teil 3: Molini di Triora bis Dolceaqua

Tourengänger: kopfsalat, lemon


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 22. Januar 2018 um 06:05
das war ja abschnittweise reichlich "spannend" - doch gewiss schön!

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Januar 2018 um 09:44
Ja sehr. Ursprünglich hatten wir gar geplant, wie Ihr damals, etwas höher hinaus zu steigen. Aber oben lag noch alles im Schnee und auch die Refugi waren mehrheitlich geschlossen. Auch war das Wetter, wie wir feststellten, weiter oben meist sehr wolkenverhangen.


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