Pico del Sabinar, 2961 m


Publiziert von marmotta , 2. März 2009 um 20:23.

Region: Welt » Spanien » Andalusien » Granada
Tour Datum:17 Februar 2009
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Capileira - La Cebadilla - Loma del Púa - Pico del Sabinar - Loma del Púa - Cortijo del Toril - La Cebadilla - Capileira
Zufahrt zum Ausgangspunkt:von Nerja mit PW auf der N-340 bis Salobrena, dann auf der N-323 in Richtung Granada und über Órgiva nach Capileira
Kartennummer:Mapa-Guía del Parque Nacional de Sierra Nevada -La Alpujarra, Marquesado del Zenete (1:40.000) des Editorial Penibetica (http://www.penibetica.com) oder Mapa Topográfico Nacional (1:25.000) Blatt 1027-III Pico Veleta, 1042-I Lanjarón

Die höchsten Gipfel der Sierra Nevada sind der Mulhacén (3.479 m) und der Pico Veleta (3.394 m), an dessen Nordwesthängen sich Europas südlichstes Wintersportgebiet befindet. Während das "Dach" der Sierra Nevada von Mitte April bis Anfang November dank befestigter Fahrpisten, die bis fast auf die Gipfel führen, sehr leicht zu ersteigen ist, erfordert die Besteigung der höchsten Gipfel von Süden, von den Alpujarras, im Winter oftmals hochalpine Ausrüstung (Pickel, Steigeisen) und aufgrund des langen Zustiegs evtl. ein Biwak im Refugio Poqueira. Aus nächster Nähe betrachten kann man die höchsten Gipfel der Sierra Nevada vom Pico del Sabinar (2.961 m), der von Capileira aus leicht zu besteigen ist.

Ausgangsort für diese Tour ist das in den Alpujarras auf einer Höhe von 1.436 m gelegene Bergdorf Capileira, neben dem benachbarten Trevélez das höchstgelegene Dorf Spaniens. Diesmal begann der Schnee bereits knapp oberhalb des Orts, so dass mich schon der erste Abschnitt auf der schneebedeckten Schotterpiste zum kleinen Wasserkraftwerk "La Cebadilla", wo das Wasser der in die Poqueira-Schlucht herabstürzenden Bäche eingespeist wird und das mit den umliegenden Ruinen verfallener Steinhäuser und einer Kapelle wie eine Geistersiedlung wirkt, mehr Energie kostete, als mir lieb war. Von der Kraftwerks-Station, die ich nach ca. 1 h erreichte, stieg ich zunächst mit 3 spanischen Bergsteigern, die mit hochalpiner Ausrüstung zum Refugio Poqueira unterwegs waren, den steilen Pfad zum Cortijo de Masagrande hinauf, wo sich dann unsere Wege trennten. Ich folgte ein Stück dem hier nach links abzweigenden, markierten Pfad, der zum Cortijo Toril führt, um diesen an der Puente Toril zu verlassen, einer kleine Brücke, welche hier die silberne Röhre mit beachtlichem Durchmesser überquert, in der das Wasser zur Einspeise-Station "La Cebadilla" geleitet wird. Da die Röhre nur stellenweise vom Schnee bedeckt war, hoffte ich, mich im Abstieg an der Wasserleitung orientieren zu können, falls der nun vom Tal hochziehende Nebel später alles verhüllen sollte.

Von der Puente Toril an waren weder Wegspuren noch Markierungen vorzufinden, die Richtung war jedoch klar, sieht man doch den Bergrücken des Loma Púa, der zum Gipfel des Pico del Sabinar hinaufführt, immer vor sich. An einigen markanten Stellen baute ich Steinmännchen, die mir ebenfalls die Orientierung auf dem Abstieg im drohenden Nebel erleichtern sollten. Das Gelände war nicht schwierig, ich stieg teils auf Geröll, teils auf den weichen Büscheln eines mir nicht bekannten Strauchgewächses, meist aber auf Schnee (zum einen, weil es einfacher war, zum anderen, um auch hier Spuren zu hinterlassen) bis auf einen mit Felsen durchzogenen Kamm (P. 2793), auf dem der Bergrücken auf der Ostseite steil abfällt. Da die Schneeoberfläche immer eisiger wurde, zog ich nun -soweit möglich- schneefreies Gelände vor und erreichte nach knapp 3 h den Gipfel des Pico del Sabinar. Kurz vor dem höchsten Punkt war auf dem stark verwächteten Ostgrat noch eine knifflige Passage zu meistern: Da ich auf dem nun blanken Eis der Südflanke mit den Bergschuhen (Steigeisen hatte ich nicht dabei) keinerlei Halt mehr fand, musste ich auf der Wächte gehen, wo ich wenigstens ein bisschen Grip hatte. Hier traf ich auch auf eine Tierspur, die mich noch lange nach meinen Ferien beschäftigen sollte: Nach Form und Gang musste es sich um eine Katzenart handeln, aber auf dieser Höhe, in Schnee und Eis, fernab der Zivilisation? Handelte es sich etwa um ein Exemplar des seltenen und vom Aussterben bedrohten Pardelluchses (lynx pardinus), der nur in Spanien vorkommt und von denen es nur noch ca. 100 Stück gibt, die fast alle im Schutze des Nationalparks "Coto de Donana" leben? Oder doch eher um eine Wildkatze (span. gato montés, was ja soviel wie "Gebirgskatze" heisst)? Nun, ich konnte das Rätsel bis heute nicht endgültig auflösen...

Hatte ich zuerst noch damit geliebäugelt, vom Pico del Sabinar ca. 50 m abzusteigen, um dann in ca. 2 h auf dem sich vom P. 3224 am Tajos de Virgen herabziehenden Südgrat zum Pico Veleta aufzusteigen, musste ich nun einsehen, dass in den auf dieser Höhe völlig vereisten Süd- und Westflanken ohne Steigeisen nichts auszurichten war. So genoss ich eben in aller Ruhe und Einsamkeit (seit der Abzweigung zur Poqueira-Hütte hatte ich keine Menschenseele getroffen und auch keinerlei menschliche Spuren im Schnee gesehen) die prächtige Aussicht auf die höchsten Gipfel der Sierra Nevada direkt vor mir und auf das Nebelmeer. Auf dem gegenüberliegenden Veletamassiv konnte ich gut einen Pfosten der Fahrstrasse erkennen, auf der man im Sommer mit dem Velo praktisch bis (fast) auf den Gipfel des Pico Veleta (3.394 m) fahren kann (Velofahrer aufgepasst: dies ist die höchstgelegene, mit dem Velo befahrbare Strasse Europas und der Pico Veleta somit der höchste mit dem Rennvelo oder Bike erreichbare Punkt Europas!).

Nachdem der Hochnebel glücklicherweise auf einer Höhe von ca. 2.300 m verharrte, war es oben wolkenlos und trotz der beträchtlichen Höhe von fast 3000 m an der Sonne sehr warm. Eigentlich wollte ich gar nicht mehr vom Gipfel runter, denn weiter unten erwartete mich ja der Nebel, unter dem es kalt und dunkel sein würde. Schweren Herzens trat ich dann doch den Abstieg an, im Gipfelbereich zunächst mit der nötigen Vorsicht (ich hatte keine Lust auf eine "Fahrt" hinunter auf dem Eis), dann etwas schneller, bis ich noch deutlich oberhalb der Berg-Station der Wasserleitung in den Nebel eintauchte: Was für ein Kontrast! Die Sicht betrug plötzlich nur noch wenige Meter, so dass ich trotz meiner Vorsicht etwas zu weit nach Westen (rechts im Abstiegssinn) abdriftete und im Blindflug, begleitet von zahlreichen Steinböcken, an dem Häuschen und der Wasserleitung vorbeisegelte. Mist! Das Gelände wurde immer steiler und ich war froh, als ich auf einer Höhe von ca. 1.900 m die Ruinen eines verfallenen Gehöfts, bei dem es sich um das Cortijo Toril handeln musste, ausmachen konnte, führte doch von dort bekanntlich ein Steig hinüber zur Puente Toril. 

Von der Puente Toril ging es auf dem Aufstiegsweg hinunter zum E-Werk "La Cebadilla", wo noch der Fahrweg nach Capileira mit einem Gegenanstieg von 200 Hm wartete. Aufgrund des nun weichen Schnees war das Gehen dort sehr mühsam, so dass ich schlussendlich mit recht müden Beinen im Ort ankam.

Eine unvergessliche Tour in dem nach den Alpen zweithöchsten Gebirge Europas!


Tourengänger: marmotta


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Kommentare (3)


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alpstein hat gesagt: Berge und Meer,
Gesendet am 3. März 2009 um 06:52
das hat schon was und dann noch solches Wetter. Wenn alles passt, werde ich am 10.03.2009 auf dem höchsten Gipfel Spaniens stehen.

Grüße
alpstein

marmotta hat gesagt: RE:Berge und Meer,
Gesendet am 3. März 2009 um 12:57
Ja, das war schon toll! Allerdings hatten wir auch unglaubliches Glück mit dem Wetter: eine Woche früher oder später wären wir an der Küste mit Dauerregen und in der Sierra Nevada mit Schnee und orkanartigen Winden konfrontiert gewesen.

Mit dem höchsten Berg Spaniens meinst Du vermutlich den Pico del Teide auf Teneriffa. Wünsche Dir viel Erfolg und genauso tolles Wetter wie wir es in Andalusien hatten!

Gruss

marmotta

alpstein hat gesagt: Es ist der Teide,
Gesendet am 3. März 2009 um 19:20
den wir nächste Woche besteigen wollen. Die Erlaubnis haben wir innert 3 Std. per Fax erhalten. Jetzt hoffen wir, dass es mit dem Wetter hinhaut. Die nächsten Tage ist für Puerto de la Cruz Regen angesagt. Im Gegensatz zu den Alpen kann es dort aber unten regnen und oben dennoch schön sein, so war es letztes Jahr, als wir am Morgen aufbrachen.
Grüsse
alpstein



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