Hřídelík a Hrad u Hvězdy (Altes Haus und Burg bei Sterndorf)


Publiziert von lainari , 11. Mai 2017 um 22:13.

Region: Welt » Tschechien » Dokeská pahorkatina
Tour Datum: 9 April 2017
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 3:15
Aufstieg: 200 m
Abstieg: 200 m
Strecke:11,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD bis Blíževedly
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 11 České středohoří východ

Bischöfliches Kulturland
 
An einem herrlichen lauen Frühlingsmorgen begab ich mich motorisiert nach Blíževedly (Bleiswedel) an der Grenze zwischen dem České středohoří (Böhmisches Mittelgebirge) und dem Dokeská pahorkatina (Hirschberger Hügelland), hier speziell der Landschaft Kokořínsko (Daubaer Schweiz). Die Parksituation im Zentrum des Örtchens war etwas prekär, da die vorhandenen Stellplätze zu einem Einkaufsmarkt gehörten und die restlichen freien Flächen von Anwohnern genutzt wurden. Zwar war die eine oder andere Lücke auszumachen, dort würde man jedoch über der durchgezogenen Fahrbahnmarkierung stehen. Die Einheimischen machten das zwar recht kreativ und augenscheinlich ungestört, ich war mir aber nicht sicher, ob man dies im Falle einer Kontrolle einem Ausländer durchgehen lassen würde. So fuhr ich zum Bahnhof und katapultierte den Wagen im Bereich des abgerissenen einstigen Güterschuppens ins Gemüse. Von dort aus lief ich zurück zum Zentrum und bog nach rechts in eine Anliegerstraße ein, die am Ortsrand in einen Pfad überging. Das Ganze war mit einer roten Wanderwegmarkierung gekennzeichnet. Nach dem letzten bebauten Grundstück war bereits der Burgfelsen der einstigen Hrad Hřídelík (Altes Haus) auszumachen. Die Burganlage war eine Gründung der Berkové z Dubé (Berka von Dauba) und wurde erstmals 1292 urkundlich erwähnt. Später kam sie in bischöflichen Besitz und ging während der Hussitenkriege ein. Etwa 1832 ließ der Leitmeritzer Bischof Augustin I. Bartholomäus Hille auf der Ruine der Anlage ein Lustschlösschen errichten. Beim Zusammenhang zwischen katholischer Kirche und Lusthaus bekam ich zwar recht merkwürdige Bilder vor Augen, was aber nicht unbedingt an der Kirche sondern auch an meinem Kopf liegen konnte. Sei es wie es sei, dem Ziegelbau fehlte es offenbar an himmlischem Beistand, denn er war so wacklig, dass er bereits um 1850 wieder abgetragen wurde. Nach einer kurzen Nutzung des Burgplateaus als Freisitz einer Sommergaststätte wurden die Burgkeller und Hohlräume anschließend als Hopfendarre verwendet. Nach der Besichtigung lief ich in den Ort zurück und verließ ihn der roten Markierung folgend. Der Abzweig nach links, in eine schmale Gasse hinein, war dabei leicht zu übersehen.
 
Entlang eines Feldrandes kam ich nach Stranné (Stran). Dieses wurde bereits 1057 erstmals als bischöflicher Besitz erwähnt. Das heutige Gebäude geht dabei auf den Renaissance-Bau eines befestigten Vorwerks aus dem 16. Jh. zurück, das später auch barocke Elemente erhielt. Von hier aus ging ich am Straßenrand vorbei an Hopfenfeldern bis ins Örtchen Litice (Litnitz). Am Ortsrand bog ich sogleich nach rechts und folgte einem Fahrsträßchen bis zur Waldkante. Suchend betrachtete ich nun den rechts neben der Straße verlaufenden, felsigen Höhenzug. Nach einer Weile kam ich zur Überzeugung, dass die erste Erhebung der Standort der nächsten gesuchten Burg sein musste. So nutzte ich einen Pfadansatz zur halben Umrundung und stieg dann weglos bergwärts. Ein angedeuteter Halsgraben, der die Einsattelung zur nächsten Erhebung vertiefte, verdichtete die Vermutung weiter. Eine leichte Kletterstelle (T3/I.) führte hinauf auf ein Plateau. Da die Kletterstelle einen leichten Überhang aufwies und ringsherum niemand unterwegs war, deponierte ich mein störendes Gepäck am Fuße des Aufstieges. Das Plateau wies einen Mittelfelsen mit umlaufenden Spuren von Balkenlagern auf, was das Auffinden der Hrad u Hvězdy (Burg bei Sterndorf) bestätigte. Die Anlage stammte aus der 1. Hälfte des 13. Jh. und wurde nur bis etwa 1320 genutzt. Auf Grund des frühen und kurzen Nutzungszeitraumes ist recht wenig über die Erbauer und die Historie bekannt. An den Fuß zurückgekehrt, legte ich eine kleine Pause ein. Anschließend stieg ich in gerader Linie zur Straße hin ab und lief nach Hvězda (Sterndorf) hinauf.
 
Das mir von einem früheren Besuch bekannte Örtchen begeisterte mich auch heute durch seine sehenswerten, gepflegten Anwesen in Volksarchitektur. Über den grün markierten Wanderpfad mit einem Steilabstieg kam ich wieder hinunter nach Stranné. Zur Abwechslung nutzte ich diesmal den Marsch entlang der Straße zurück nach Blíževedly. Am Ortseingang fand ich einen alten, bemerkenswerten Speicher vor, der auf seiner Hofseite im Obergeschoß einen hölzernen Balkon in Form eines gezimmerten Bogenganges aufwies. Vorbei an der Kostel sv. Václava (Kirche des hl. Wenzel) und der Sloup Nejsvětěší Trojice (Dreifaltigkeitssäule) von 1714 ging ich durch den Ort zum Bahnhof. Dort beobachtete ich noch eine Zugkreuzung und trat dann die Rückfahrt an. Unterwegs setzte ich praktischerweise nochmals zur Suche nach dem Schwertstein von Konojedy an, die zwar erste Ergebnisse aber noch keinen 100%igen Treffer brachte. Hier wird ein weiterer, dann punktgenauer Besuch erforderlich werden.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h 15 min.
Die Strecke ist teilweise unmarkiert und weitgehend mit T1 zu bewerten.
T2-Passagen sind die Hrad Hřídelík und der Steilabstieg zwischen Hvězda und Stranné.
Der weglose Zugang zur Hrad u Hvězdy hat die Schwierigkeit T3/I.

Tourengänger: lainari


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