Einer dieser Tage... Gwächtenhorn NE & Mittler Tierberg


Publiziert von danski , 6. Mai 2017 um 13:16.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum: 5 Mai 2017
Ski Schwierigkeit: SS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-UR 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Hotel Steingletscher - Steingletscher - Gwächtenhorn; Abfahrt NE-Flanke, - Mittler Tierberg; Abfahrt via NE-Flanke und Steingletscher westlicher Arm

Nicht das erste Mal haben wir diese Saison mit der Option Gwächtenhorn NE taktiert, aber bis dato haben uns die teilweise delikaten Lawinenverhältnisse davon abgehalten. Doch nun sollte es endlich soweit und wir ahnten schon Tage voraus, dass sich das Warten gelohnt haben könnte.

Wir lassen den Ausgangspunkt Parkplatz Sustengletscher um 06:10 hinter. Es herrscht schon recht viel Betrieb für einen Freitag, doch bald haben wir die meisten Gruppen überholt. Nach dem Aufschwung des Steingletschers geniessen wir Ruhe und Einsamkeit sowie den ersten Blickkontakt mit der NE-Flanke des Gwächtenhorns, die von der Sonne ins Rampenlicht gerückt wird, während wir uns noch immer im kalten Schatten bewegen. Die weisse Makellosigkeit sieht wahnsinnig anziehend aus! Nur einzelne Lockerschneelawinen haben die perfekte Flanke etwas in Mitleidenschaft gezogen. Motiviert durch diesen Anblick halten wir die pace hoch. Auf das Gwächtenhorn führt noch keine Spur. Nur ein weiteres Zweierteam schlägt zu diesem Zeitpunkt den Weg Richtung Gipfel ein. Konkurrenz? Nach genau 3 Stunden erreichen wir den höchsten Punkt als Erste. Die Aussicht in eine tief verschneite Wintergebirgslandschaft, die wir uns schon etwas früher gewünscht hätten, ist überwältigend. Viel Zeit für Müssiggang bleibt allerdings nicht, denn es ist auf dem Gipfel empfindlich kalt und wir wollen der tageszeitlichen Erwärmung die nötige Beachtung schenken.

Gwächtenhorn NE

Etwas Anspannung vor der kommenden Steilabfahrt liegt in der Luft. Nicht weil sich das Zweierteam ebenfalls zur Abfahrt entschliesst, sondern weil in der Flanke schon ziemlich viel Schnee hängt. Vorsichtig nähern wir uns der Einfahrt linkerhand entlang dem NE-Grat folgend. Mit Abstand stechen meine beiden Begleiter in die über 45° steile Flanke und rauschen Vollgas in den weissen Abgrund. Geschwindigkeit ist hier Sicherheit, denn der nachfolgende Lockerschnee würde einen unweigerlich in die Tiefe reissen. Das ist Big Mountain skiing! Ich hole tief Luft und tue es Ihnen gleich, doch oh Schreck, nach dem zweiten Schwung breitet sich vor mir ein Riss über die Schneeoberfläche aus. Mit Vollgas fahre ich eine lange Traverse gegen rechts bevor ich wieder unterbruchslos in Falllinie steuere und mich in grosszügigen Radien dem Grund nähere. Das ist ganz grosses Skifahren! Der Schnee ist tief und fluffig und von mir aus könnte es ewig so weiter gehen. Auf rund 2800m versammeln wir uns und lassen unserer grossen Freude Luft. Doch das Beste: Es ist noch lange nicht Schluss!

Mittler Tierberg

Ein weiterer Anstieg zum Mittler Tierberg sollte uns die zweite Abfahrt via Vorder Tierberg NE erschliessen. Glücklicherweise liegt hier bereits eine Spur. Vorbei an harmlosen, aber dafür umso schöneren "Crèmeschnitten" geht es kurzweilig und immer noch berauscht von der Abfahrt zügig hoch zum Mittler Tierberg, der neue Ein- und Ausblicke in uns bis anhin unbekannte Gefilde erlaubt. Was sich hier zwischen Meiental und Grimsel noch für Möglichkeiten auftun ist einfach grossartig. Unsere Projektliste erhält jedenfalls hochkarätigen Zuwachs. Der Nordturm des Hinter Tierbergs erhält an diesem Tag auch Besuch. Uns lässt dieser kühne Zapfen ausnahmsweise kalt, denn es wartet eine weitere Abfahrt, die wir noch völlig unverspurt geniessen wollen. Deutlich weniger steil als die NE am Gwächtenhorn cruisen wir durch perfekten Pulver über die NE-Hänge des Mittler Tierberg gegen die Tierberglücke. Unser Ziel: Der Einstieg in die NE des Vorder Tierbergs. Allerdings ist diese durch die leicht östliche Exposition schon nicht mehr ganz so federleicht pulvirg, wie wir das gerne hätten. Aber es gibt Alternativen! Der westliche Abbruch des Steingletschers bietet sich mit seiner NNE-Expostion geradezu an, um unsere hohen Ansprüche zu befriedigen. Am östlichen Rand finden wir einen bequemen Einstieg in die wilde Gletscherwelt. Querend fahren wir anschliessend ab. Es ist mal wieder der Wahnisnn! Es liegt hier tatsächlich vielleicht der beste Schnee unseres ganzen Winters und die eindrückliche Hochgebirgslandschaft steuert ihren Teil dazu bei. Im Talboben bei Umpol schauen wir ungläubig auf unser Tageswerk zurück. Es war einer dieser Tage! Bei Käseschnitte und Panaché im Hotel Steingletscher kommen wir mal wieder nicht darum, bereits über neue Projekte zu sinnieren. Möge der Mai der Winter 2016/17 werden!

Tourengänger: danski


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