Reisebericht Huskytour in Äkäskero, Finnland


Publiziert von aspiral , 26. Februar 2009 um 23:00.

Region: Welt » Finland
Zeitbedarf: 7 Tage
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Flughafen Kittilä

 Reisebericht Huskytour in Äkäskero, Finnland

outdoorblog.ch - Huskytour Finnland

Die Nordlichter mit dem Hundeschlitten besuchen… Mit den Bildern aus den alten Jack London-Romanen im Kopf machten wir uns Anfang Februar 2009 auf den Weg in’s Hundeschlittenzentrum Äkäskero in Kittilä, Finnland, um uns diesen lang gehegten Traum zu erfüllen. Bis auf die Nordlichter haben sich alle unsere Erwatungen erfüllt - und wir sind um einige unerwartete Erfahrungen reicher geworden. Ein typischer Tagesablauf mit den Hunden vermittelt recht gut, worauf man sich vorbereiten sollte.

Der Morgen

Nach dem Frühstück in den einfachen Hütten geht es hinaus in den dämmernden Tag, um die Abfahrt mit den Hunden vorzubereiten. Zuerst müssen die nächtlichen Hinterlassenschaften der Hunde mit Hilfe einer Schaufel gesammelt und aus Rücksicht auf nachfolgende Gruppen entsorgt werden. Glücklicherweise sind diese meist gefroren und lassen sich leicht auf die Schippe nehmen. Manchmal hat man jedoch auch Pech und muss sie mühsam aus den Gliedern der Sicherungskette klopfen. outdoorblog.ch - Huskytour Finnland - Chaosbande

Ist diese erste Aufgabe gemeistert, werden den Hunden an der Sicherungskette die Geschirre angelegt. Dies ist nicht weiter schwer - die Hunde sind sehr geduldig und lassen sich die Geschirre widerstandslos anlegen. Danach werden die Hunde an die sogenannte “Gangline”, die eigentliche Zugleine des Hundeschlittens angelegt.

Spielte sich bisher alles in relativer Ruhe ab, ist dies nun der Zeitpunkt, an dem die Hunde wissen,  dass es bald los geht. Und sie geben ihrer Vorfreude lautstark Ausdruck! Je mehr Hunde man an die Gangline legt, desto wilder werden die Tiere. Das Chaos ist perfekt, wenn alle Hunde angeleint sind und alles auf das Zeichen des Guides zum Aufbruch wartet. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten Hunde wirklich irre - sie kläffen, jaulen, beissen die Leinen durch oder dem Nachbarn in’s Ohr. Spätestens jetzt ist man so richtig wach…

Der Start

Sobald es los geht, sind die Hunde schlagartig still.  Und nun wird der Traum für einen Moment Wirklichkeit: die Hunde ziehen den Schlitten durch die wunderschöne Winterlandschaft und man hört nur das Hecheln der Hunde sowie das leichte Knirschen der Kufen auf dem gefrorenen Schnee. Die tiefstehende Sonne blitzt durch die vereisten, tief verschneiten Bäume und das Gespann wirft lange Schatten in den pulverigen Schnee. Es treibt einem die Tränen in die Augen, so schön kann das sein…

Vielleicht ist das aber auch der Geruch der Morgentoilette der Hunde, welche sie bei voller Fahrt erledigen. Dabei werden sie vom Rest der Truppe mitgeschleift, während sie sich angestrengt entleeren. Während man sich selbst irgendwann an diesen Anblick gewöhnt, fährt der Hintermann direkt durch die frische Geruchswolke - ein grosser Spass am frühen Morgen!     

Unterwegs 

Den Hundeschlitten “fährt” man nicht im eigentlichen Sinne - vielmehr ziehen einen die Hunde hinter sich her. Ausser “Halt” und “Okay” gibt es keine weiteren Befehle. Man kann und sollte jedoch  den Schlitten in scharfen Kurven durch Belastung der entsprechenden Kufen lenken. Ansonsten muss man nur mittels der Bremsplatte das Tempo bestimmen. Die Hunde laufen nämlich einfach los und wenn es sein muss auch in die Füsse des Vordermannes hinein. Die Tiere rennen zudem so schnell sie können und ohne Bremsen wären sie nach ein paar Kilometern so erschöpft, dass sie es nicht mehr bis zur nächsten Hütte schaffen würden. Bei -25 Grad eine recht unangenehme Situation…outdoorblog.ch - Huskytour Finnland - Kälte

Gegen die Kälte bekommt man übrigens spezielle Kleidung vom Veranstalter gestellt. Ich empfehle sehr, diese zu benutzen und auf eigene Klamotten zu verzichten! Die Hunde springen gerne an einem hoch und verlieren tonnenweise Haare - macht sich auf dem schicken Softshell nicht so gut. Dieses funktioniert in der Kälte sowieso nicht, da die Feuchtigkeit innerhalb der Jacke gefriert, bevor sie durch die Membran entweichen kann.

Die Ankunft

Nach 4-5 Stunden Fahrt erreicht man meist am frühen Nachmittag die Hütte. Die Sicherungskette wird gespannt und die Hunde daran befestigt. Nachdem man den Hunden die Geschirre abgenommen hat, gibt es Fressen in Form von gepressten Fleisch-Fisch-Siehtkomischaus-Barren. Eine Streicheleinheit für jedes Tier muss sein, schliesslich haben sie einen den ganzen Tag durch die Gegend gezogen! Die Gruppe teilt sich nun die verschiedenen Tätigkeiten auf: Holz hacken, Wasser aus dem Eisloch holen, Sauna anheizen oder dem Guide beim Suppe machen helfen. Nach der Suppe kann man sich bis zum Abendessen in der Sauna auftauen oder vor dem Ofen Hundehaare aus dem Softshell pulen. Die Abendgestaltung bleibt jedem frei, bei -20 Grad draussen und 200km nördlich des Polarkreises sind die Möglichkeiten jedoch recht begrenzt. 

Fazit

Eine Huskytour mit dem Hundeschlitten ist ein tolles und sehr eindrückliches Erlebnis! Auf diese Weise den polaren Winter zu erfahren wird man so schnell sicher nicht vergessen!

Man sollte sich jedoch auch von vornherein der starken und ständigen Präsenz der Hunde bewusst sein. Für zimperliche Gemüter oder Leute mit Fremdenscheu ist eventuell auch eine Tagestour ausreichend. Als Hundefreunde und Skandinavienfans kommt man jedoch sicher voll auf seine Kosten!
 

Weitere Infos: Huskyfarm Äkäskero

 


Tourengänger: aspiral



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