Rund um den Grand Muveran 1971


Publiziert von FJung , 27. April 2017 um 18:20.

Region: Welt » Schweiz » Waadt » Waadtländer Alpen
Tour Datum: 3 Juli 1971
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   CH-VD 
Zeitbedarf: 2 Tage
Strecke:Pont de Nant - Col des Essets - Cheville - Derborence - Col de la Forclaz - Cab. Rambert - Chamosentse - Ovronnaz
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Monthey - Bex - Pont de Nant
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Riddes - Ovronnaz

Das Grand-Muveran-Gebiet ist sehr vielgestaltig und wenn ich auch schon auf dem höchsten Punkt dieses Massifs war, kannte ich lange noch nicht alle Ecken dieser Gegend. Als meine Freunde vom CAS  mir sagten, daß sie erst am Nachmittag nach Ovronnaz fahren und dann zur Cab. Rambert aufsteigen wollten, entschloß ich mich, nach Pont de Nant zu fahren und alleine zur Hütte zu steigen, wo ich meine Kameraden am Abend treffen wollte. 
Weil ich kein Auto mehr hatte (Übersteuerung in einer Kurve, nur kleine Platzwunde am Kopf), versuchte ich es mit Autostop, und schon um 8.30 Uhr war ich am Ende der Straße, von wo ich  rechts den kleinen Glac. des Martinets und die beiden Felstürme der Dents de Morcles erblicken konnte. 
Von Pont de Nant führt ein Weg Richtung Süden durch die Felsen zur Frete de Saille (2584 m) und dann zur Hütte. Weil ich schon so schnell mein erstes Ziel erreicht hatte, holte ich die Karte zu Rate und entschloß mich zu einer anderen Route, Ziel: Derborence, über dem Pas de Cheville.
Der kleine Campingplatz war schnell hinter mir gelassen. Der Weg führte über einen Bach hinauf zur Alp "Le Richard". Beim Aufstieg sah ich zwei Rehe zwischen den Bäumen und Felsen hindurchjagen, die Mücken umschwärmten mich, und auch der Geruch der Kühe kam mir unangenehm in die Nase.
Die Sonne drückte auf meine Schultern, aber die Bilder wechselten immer wieder. Schon bald sah ich die Felsen der L'Argentine links neben mir, es ist ein beliebtes Kletterziel. Rechts glitzerte der Schnee des Plan Nevé, darüber stand der Grand Muveran mit seinen Schneebändern in den Felsen.
Als ich um eine kleine Erhöhung herumging, sah ich vor mir die Alp "La Vare" in 1756 m Höhe. Vor mir lag ein langes, gerades Tal, in dem Kühe grasten und das Gras in der Sonne leuchtete.
Von links kamen drei Bergsteiger von der Argentine herunter. Als ich ihnen sagte, wo ich hinwolle, meinten sie, daß das einfach unmöglich sei, an einem Tage zu schaffen. Aber es war erst 10.20 Uhr. Der Weg schlängelte sich durch Felsen und gewann so an Höhe, bis ich nach einer Stunde am Col des Essets in 2029 m Höhe ankam. Hier öffnete ich erstmal den Rucksack und stärkte mich.
Die drei Kletterer kamen auch an und erklärten mir, daß der Diablerets vom Pas de Cheville aus sehr gut zu besteigen sei. Es sei nicht schwierig, noch keine Kletterei. 
Unter uns sah ich die Cab. Barraud, die etwas oberhalb von Anzeinde gelegen ist. Dort war das ganze Gebiet mit Gras bewachsen. Die Sonntagsspaziergänger füllten hier ihre Lungen mit frischer Bergluft.
Um 12.3 Uhr brach ich wieder auf, nun wieder vollauf bei frischen Kräften. Ich stieg quer durch die Felsen, die vom Tete à Grosjean einmal herabgestürzt waren, zu den Felsen "Les Filasses", denn von dort führte eine  Geröllhalde hinab zu Cheville, so daß ich von dem Col des Essets nicht den Umweg über den Pas de Cheville machen mußte. Im oberen Teil der Combe lag noch genügend Schnee, und schnell fuhr ich auf ihm hinab, denn der Schnee war nch sehr hart. Aber schon viel zu früh begann die ermüdende Arbeit, quer durch Geröll hinabzusteigen, aber bei der Alp Cheville (1744 m) traf ich auf den Weg, der vom Paß hinabführte, und dann stieg ich durch Wald weiter hinab, bis ich unter mir das dunkelblau-grüne Wasser des kleinen und pittoresken Sees sah. An den Ufern standen Bäume, zwischen denen Kinder spielten, denn bis zum See kann man mit dem Auto von Sion fahren, so daß jeder mit seinem Kofferradio die Gegend unsicher machen kann. 
Ich setzte mich ins Restaurant am Ufer des Sees, es war erst 13.45 Uhr. Der Rucksack wurde wieder um einiges erleichtert. Ich schaute hinauf in das lange Tal, von dem man mir sagte, daß man im Abstieg 5 Stunden bräuchte. Deswegen brach ich um 14.30 Uhr wieder auf, trotz der Wolken, die sich um die Haut de Cry ballten, aber ich wurde immer noch der Sonne verwöhnt und folgte dem Bach, der von den Schneefeldern in 2600 m Höhe gespeist wird.
Auf dem ganzen Aufstieg kamen mir nur drei Personen entgegen. Ich genoß die Einsamkeit. Rechts von mir war der Felsen von Rillen und Löchern durchzogen, ein Zeichen der Kraft des Wassers, und als ich später eine Felsschlucht umging, in der sich das Wasser hinabgoß, da bedauerte ich wieder, keinen Fotoapparat bei mir zu haben, steckte meinen Kopf ins Wasser und sah auch danach nicht einen Paß, ein Abschluß des Tales. Felsbuckel zogen sich von der Haut de Cry, die sich liks von mir erhob, bis zum Tita Naire und dem Pacheu, dazwischen mußte ich irgendwo hindurch. Ich hielt mich immer links im Tal, manchmal war der Weg nicht mehr zu finden, und langsam kam ich zu den ersten Schneefeldern. Vor mir erhob sich dunkel der Dent de Chamosentse, links davon war der gleichnamige Paß, wo ich aber nicht hinwollte. Rechts stieg ich ein Schneefeld hinauf, aber der Beg verdeckte den Paß. Über dem Grand Muveran waren Wolken, mir wurde kalt. Ich wechselte meine Kleidung, denn bis jetzt war ich nur in Shorts und Schuhen gelaufen. Aber als ich dann durch den tiefen Schnee hindurchmußte, wude mir doch wieder warm. Der kurze Weg vom Pas de Chamosentse (bzw. unterhalb davon) bis zum Col de la Forclas, 2561 m, war für mich sehr anstrengend, oft machte ich eine Pause im Schnee. Aber dann war ich doch am Paß angelangt. Ich suchte die Hütte. Wo wr sie? Ein Tal zog sich von Chamoson im Rhonetal bis hier herauf. Im Talgrund sah ich ein langgezogenes Schneefeld und Spuren darauf. Mußte ich wirklich bis dorthin hinabsteigen? Der Felsen rechts von mir war glatt, steil und abweisend, und so stieg ich über lose Steine hinab, ging noch auf einem Grasband, auf dem kein Schnee lag, und kam so etwas höher. Aber die Hütte war immer noch nicht zu sehen. Als ich den Kopf hob, sah ich über mir das Toilettenhäuschen der Hütte am Rande des Felsens stehen. Noch hoch über mir, aber nun konnte sie  nicht mehr verfehlt werden. Schritt für Schritt kam ich dem Ziel näher. Um 19.45 Uhr warf ich den Rucksack vor der Türe ab. Meine Kameraden waren noch nicht da. Darüber war ich froh, weil sie sich sonst vielleicht Gedanken über mein Fortbleiben machten. Müde war ich nun. Nach einer halben Stunde kamen meine Kollegen.
Nach dem Essen schauten wir noch hinaus auf den Montblanc und den Grand Combin, die einzigen Gipfel, die immer noch vom Rot der Sonne erstrahlt wurden und über den Wolken wie eine Fata Morgana standen. Ein herrliches Bild zum Abschluß dieses anstrengenden Tages, und auch die Nacht wäre schön gewesen, wenn in unserem Zimmer nicht eine Person unbeschreiblich geschnarcht hätte und auch nach Zurufen nur für wenigen Sekunden aussetzte.

Sonntag
Sonne, Sonne, Sonne! Wir wollten auf den  Grand Muveran, aber auch auf dieser Seite waren noch viele Schneebänder, hartgefroren, und wir wollten warten, bis die Sonne in die Wand scheinen würde.
Etwa 10 Personen entschlossen sich zum Aufstieg. Nach einer Stunde hatten sie noch nicht ein Viertel des Weges zurückgelegt, solche Schwierigkeiten bereitete ihnen der Schnee. Wir beratschlagten und verzichteten auf den Aufstieg. Ob die erste Gruppe bis zum Gipfel kam, wissen wir nicht, denn wir stiegen in meinen gestrigen Spuren im Schnee hinab und im Geröll wieder hinauf zum Col de la Forclaz. Meine Spuren im Schnee waren immer noch alleine. Über den Col de Chamosentse stiegen wir zur Alp Chamosentse und Loutse ab, wo wir ein ausgiebiges Mittagessen aus den Rucksäcken nahmen und den Pastis verdünnten.
Quer durch Tannenwald, ohne Schild und Weg, kämpften wir uns zum Auto in Ovronnaz (1368 m) hinab.
Ein herrliches Wochenende ging langsam zu Ende.

Tourengänger: FJung


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