Hintere Schwärze 3628m Nordwand - Zustieg Flopp, Wand Top!


Publiziert von alpensucht , 12. Mai 2017 um 17:38.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:15 April 2017
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Eisklettern Schwierigkeit: WI1
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 13:45
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:Martin-Busch-Hütte - Marzellferner - Gipfel - zurück - ca. 15km

Ursprünglich wollten wir uns an den Hochferner wagen. Da die Wetterprognose aber eher durchwachsen war, entschieden wir uns für eine moderatere und kürzere Eiswand. Die der Hinteren Schwärze. Sieben Jahre zuvor war ich auf einer meiner ersten Hochtouren bereits über den Normalweg auf dem Gipfel. So kenne ich jedenfalls weitgehend den Abstieg.

Am Vortag steigen wir gemütlich zur Hütte auf. Lange Passagen sind bereits aper. Und einige sind sogar schon mit MTB bis etwa 2300m aufgefahren!

Zustieg zum Gletscher   T5, I-II (unsere dämliche Moränenvariante!), sehr brüchig,  2h 30min
Am Morgen beginnen wir um 6 Uhr unsere Tour als zweite Seilschaft und versuchen, wie vom Hüttenpersonal erklärt, auf etwa 2500m den Moränenhang zu queren. Dabei geraten wir mal wieder in furchtbares Gelände (es hätte eher auf 2400m sein müssen). Nämlich genau dahin, wo der Zustiegsweg vor Jahren durch gewaltige Bergstürze zerstört wurde. Da verlieren wir beinahe zwei Stunden im Auf und Ab. Zum Glück ist das zu dieser Jahreszeit noch nicht so dramatisch und sollte sich später sogar noch als günstig erweisen.

Die Tschechische Seilschaft nach uns befindet sich längst auf dem Gletscher. Sie sind oberhalb über den Marzellkamm gegangen.

Zustieg über Gletscher zur Wand   WS-   3h 30min (inkl. Pausen)
Gegen  8:30 Uhr steigen wir am Gletscher ein und kommen auch da sehr langsam voran. Meist hält man sich links (orogr. rechts auf dem Gletscher) und geht zu Schluss noch recht weit links bis kurz vor die Wand, um  dann rechts zur Wand zu gelangen. Spuren sind meist vorhanden. So sehen wir die Wand das erste Mal erst gegen 11:30 Uhr, als die beiden Tschechen bereits in den mittigen Teil ins Blankeis einsteigen. Die erste Seilschaft klettert ganz links auf einem Firnstreifen und kommt sehr gut voran.

Eine Stunde später sind auch wir am Einstieg. Für uns ist es klar, dass wir auch im Firn hinauf gehen. Die erste Seilschaft ist oben raus und so brauchen wir uns nicht lange mit Sichern aufhalten.

Die Nordwand ganz links   ZS, WI1, II und sehr brüchig im Direktausstieg  2h 30min
12:20 Uhr. Über den Schrund geht's noch sehr gut drüber. Zunächst sind es nicht mehr als 45° in super Firn. Unsere Vorderleute haben super gespurt, so dass wir nun sehr gut voran kommen. Die Seilschaft im Blankeis überholen wir noch vor der Hälfte. Wir schießen gegenseitig Fotos, die wir nachher beim Eiskletterstammtisch austauschen. Die Geräte greifen meist gut, nur an einigen Stellen ist der Firn etwas weich.
Als wir uns nach einer guten Stunde dem letzten Stück mit Blankeis nähern, beginnt die rechte Seilschaft den Abbruch. Plötzlich poltert es rechts über uns und ein gewaltiger Brocken kommt geflogen und schlittert beinahe genau auf die absteigende Seilschaft zu - doch zum Glück wird sie nicht getroffen! Danach pfeifen noch einige kleine Steinchen näher rechts im Eis oder links im Fels an uns vorbei. Wir sind durch die linke Rippe etwas geschützt.
Das Stück vor dem Blankeis bildet die drittletzte Seillänge, die Horst mich nachsichert, weil knapp unter dem Firn das Eis liegt und es so nun sehr anstrengend wird. Dann sichere ich ihn wieder in der letzten Eislänge (Blankeis, spröde!), die wir über 50m ausgehen. Dabei verkrieche ich mich wieder "unter" dem Fels, weil oben loses Zeug fällt. Den letzten Abschnitt gehn wir seilfrei gerade raus durch sehr üblen Schutt und Bruch (I-II). Jetzt befindet sich niemand mehr in der Wand.
14:45 Uhr. Unter dem Gipfel warte ich einige Zeit auf Horst, weil er noch den Stand abbaut und sich im Bruch Zeit lässt. Am Gipfel angelangt, schmerzen seine Hände ziemlich von der Kälte. Wir treffen noch eine Seilschaft, die die Überschreitung vom Similaun bis hier herüber gemacht hat ("unschwierig, keine Abseilstellen, teilweise Ausweichen ins Eis") und plauschen ein wenig mit den beiden. Mit Hilfe von Daunen wird es auch nicht so schnell kalt.

Der Abstieg über den Marzellferner   WS-, I (nur am Gipfelaufbau), WT2,   4h 30min
Das warme Kleidungsstück behalte ich auch beim Abstieg an, den wir etwa um 15:30 Uhr beginnen. Die Schneeauflage beginnt bald schon wieder härter zu werden. Die letzten Skifahrer fahren gerade vom Depot ab, als wir es nach einem neuerlichen kleinen Schrund passieren. Kurz vor 17 Uhr treffen wir wieder unsere Aufstiegsspur und geben nun etwas Gas, damit wir nicht im Dunkeln den unübersichtlichen Hang zurück zur Hütte hinauf müssen. Um 18 Uhr verlassen wir den Gletscher und halten uns direkt unten im Tal. Die Schneeauflage über dem Marzellbach ist bald schon erschreckend dünn. Einige Fußgänger scheinen sogar teilweise eingebrochen zu sein (waren wohl zu früh dran heute :D). Ich nehme nun die Schneeschuhe bis zur Hütte mit kurzen Unterbrechungen. Das letzte Stück in der weglosen Hangquerung (sehr wenig Schnee, einige Spuren) zu den Markierungen hinüber zieht sich ziemlich. Bei den letzten Höhenmetern hinauf geht das ständige Einbbrechen trotz der Schneeschuhe auf die Nerven. Horst hat ohne Schneeschuhnutzung noch weniger Spaß an diesem letzten Abschnitt.
Um 19:50 Uhr erreichen wir dann endlich die Hütte, wo es kaum noch vernünftiges Essen gibt. Trotzdem ist es viel besser als noch selber kochen zu müssen!

Durch unsere starke Verzögerung also hatten wir nun keine Seilschaft mehr über uns und super Spuren. Außerdem war am Gletscher der Schnee zu großen Teilen wieder fest, was dem Abstiegstempo sehr zuträglich wurde. Hinauf waren wir am Gletscher auch viel zu langsam. Nur in der Wand selber stimmte das Tempo erst recht, weil wir nur zwei Längen sichern mussten. Sonnenstunden hatten wir statt vorhergesagten 0 bis 1h ganze 8-10h! Schnee sollte auch deutlich mehr kommen. Es gab nur wenige Flöckchen.

Aufgrund unserer nicht einmal mittelmäßigen Fitness nehmen wir uns als nächstes wohl erst einmal die kleineren Wände vor. Vielleicht klappt's ja noch im Frühjahr/Frühsommer.


  Übrigens: die WI-Bewertung ist nicht so ernst gemeint (wenn auch wohl berechtigt). Sieht einfach witzig aus auf der Startseite - fünf bunte Bewertungen ;)

Tourengänger: alpensucht


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Kommentare (3)


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cheftony hat gesagt: Schi
Gesendet am 22. Mai 2017 um 17:14
Hey lässige Tour! Aber recht viel Schnee hats nicht mehr. Schi mitnehmen zahlt sich nicht aus wie ich das sehe, oder?

alpensucht hat gesagt: RE:Schi
Gesendet am 22. Mai 2017 um 18:05
Danke. Denke aber schon, dass sich Ski noch lohnen müssten. Zu dieser Zeit gab es einfach vorher ne längere milde und trockenen Phase. Seit dem ist aber sehr viel passiert. Am besten, du rufst in der Martin-Busch-Hütte direkt an: +4352548130 (Fam. Scheiber)

cheftony hat gesagt: RE:Schi
Gesendet am 23. Mai 2017 um 19:24
Hey, danke für deine Einschätzung. Wenn dann hätten wir eh erst nächste Woche Zeit. Mal schauen.
Schi wären hald eine tolle Abstiegserleichterung :D


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